: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 24. November 2005

Berlinhaters Delight

Ich liebe Winter! Ich liebe dreckige, matschige Böden! Den Schmutz, der hier so selten ist, den Müll, den Abfall! Denn jetzt habe ich eine Bürste gefunden, bei der ich mit jedem Wischer unf Schrubber das Slum erniedrigen kann: Das Brandenburger Tor als Bürste. Fast so geil wie die eingeschnitzten Statler und Waldorfe auf den Absätzen meiner Gummistiefel. Mehr Infos hier.

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Doch noch ein Dämpfer für Aust.

Bei all der Hektik um die Neuausrichtung des Spiegels Richtung Gosse fiel eine Sache unter den Tisch: Die Gesellschafter haben den Kauf der berlinmittigen Kulturzeitschrift Monopol abgelehnt, obwohl sie so gut zum politischen Kurs der Hauptstadtredaktion gepasst hätte. Gründer Florian Illies ist jetzt in keiner allzu schönen Position: Einerseits ist klar, dass er sein Blatt loswerden will, andererseits ist es herb, so einen Korb zu bekommen. Für ein Produkt wie Monopol gibt es nicht allzu viele mögliche Käufer, und mit dem Spiegel dürfte auch der Gesellschafter Gruner + Jahr abwinken. Milchstrasse ist bekanntlich Burda, Bauer und Springer kann man sich da schlecht vorstellen. Vielleicht also doch Burda. Aber auch das wäre nicht wirklich schön. Ach ja.
höhö, xx punkte

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Real Life 24.11.05 - Reifenwechsel

In einem Vorort der Stadt, der früher ein Dorf war und jetzt eine heterogene Ansammlung von Neubauten im Toskanastil, Ärztehäusern und stahlglänzenden Gewerbebauten ist, befindet sich das Autohaus B.. Die paar Felder am Rend zur Stadt, in deren Furchen sich das letzte Weiss festklammert und auf baldigen Nachschub hofft, werden in zehn Jahren auch verschwunden sein, und nichts erinnert dann im Häusersumpf noch an die fruchtbare Ebene, über die deine Familie hier vor 150 Jahren in die Stadt zog. Damals war die B.s noch die Schmiede im Dorf und besorgten die Fuhrwerke und Kutschen deines Clans ein Kaff weiter, dann betreuten sie die ersten Dampfmaschinen, später auch frühe Automobile, und heute sind noch ein paar Metallplaketten und Stahlstiche Zeugen der früheren Epoche. Vom ersten Automobil der Famile Anfang der 20er Jahre abgesehen, kamen fast alle Autos von den B.s, man kennt sich schliesslich und hielt auch in der schlechten Zeit zusammen.

Heute braucht das weisse Geschoss die Winterreifen, und deshalb steht der übliche Besuch an. Nichts hat sich geändert, im Showroom steht immer noch der dunkelblaue Bolide, mit dem der nicht mehr ganz junge Junior ab und zu Rennen fährt, die Topklasse und ein paar Oldtimer, und davor die langen Reihen der heimischen High-End-Produktion. Du betrittst die Annahme mit ihren praktisch, trostlosen beigen Schrankwänden, den Aluminiumsesseln und den vergeblich gegen die Langeweile der frühen 80er Jahre anfärbenden Zeitschriften wie Elle Deco und House & Garden, die die Frauen unterhalten sollen, während sich die Männer über die Anzahl der Zylinder unterhalten, die beim Flug ins Nichts später mal vor ihnen in die hier mannigfaltig am Strassenrand vorhandenen Bäume knallen sollen. Es sind die sichersten Autos und die dümmsten Fahrer der Welt, hier im Westen der Stadt.

Der Meister begrüsst dich, und als der Name erklingt, springt hinter einem gigantischen Flachbildschirm ein kleines, rotes Chanelkostum auf, in dem die alte Frau B. steckt; rote Haare, viel rote Schminke, mehr jedenfalls, als man bei Frauen über 85 erwarten würde. Sie weist den Meister an, die Reifen zu wechseln, und bitte dich, doch so lange auf einen Ratsch zu bleiben. Sie räumt das lokale Anzeigenblatt beiseite, lässt von der Azubine Tee und Kaffee holen, und holt aus dem Schreibtisch eine Packung Toffifee. Das letzte Vergnügen, das ihr bleibt, erzählt sie, die Zigarillos haben Egon, ihren kettenrauchenden Mann, vor zehn Jahren ins Grab gebracht, und sie hat vor fünf Jahren aufgehört, a Pfund Dreck braucht der Mensch im Jahr, wie man hier sagt, aber es reicht auch so heutzutage, und ihre knotigen Finger zerren die braunen Halbkugeln aus dem glänzenden Plastik.

Sie will wissen, wie lange du bleibst, was du im Moment so tust, und ob du immer noch die Freundin hast, und wann eigentlich mal die Hochzeit sein soll. Du sagst sehr schonend, wie es aussieht, dass dein Leben frei und ungebunden bleiben soll, und sie meint, so seien die jungen Menschen nun einmal, die S. von schräg gegenüber etwa, na du wüssest schon, die sei ja mit dir in die Schule gegangen, bei der habe die Ehe auch nicht geklappt. Du lächelst leise als Zeichen deiner Diskretion und als Aufforderung, noch mehr zu erzählen, und so sagt sie dir alles, alle unschönen Details...

über das weitere Leben einer Frau, die du nie bekommen hast, in deren Nähe du nie warst und die auch nie erreichbar war, obwohl du so ziemlich jede Dummheit begangen hast, die man so begeht, wenn man 15 ist und keine Ahnung hat, wie das mit den Mädchen eigentlich so geht. Vielleicht hätte sie noch mehr erzählt, aber dann kommt der Meister und sagt, dass die alten Reifen zu abgefahren sind und ausgetauscht werden müssen, morgen sind die Neuen da.

Frau B. sagt ihm, dass das Draufmachen auf´s Haus geht, nur die Reifen seien zu berechnen, und den Termin kannst du nach Belieben aussuchen. Du verabschiedest dich und betrachtest dabei all die grotesken Ringe der 50er, 60er, 70er und 80er Jahre an ihrer Hand. Draussen warten schon die anderen Boliden anderer Menschen auf neue Reifen, damit sie auch bei schneeglatten Fahrbahnen 190 fahren können. Es ist immer noch bitterkalt, obwohl die Sonne scheint, und als die Unzahl von Pferdestärken vor dir zum Leben erwachen, gibst du dir einen Ruck und fährst an ihrem Haus vorbei, in dem sie inzwischen wohl einen Stock für sich alleine haben dürfte. Still liegt das hohe Haus hinter der perfekt geschnittenen Hecke, kein Licht, kein Zeichen, nichts dringt in die Aussenwelt, und so fährst du weiter durch Häuserzeilen, in denen Generation auf Generation im Wohlstand das Leben gedankenlos zwischen gesellschaftlichen Ansprüchen und persönlichem Scheitern verschwenden wird.

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Ab nach Cairo.

Was macht ihr hier noch, in der Kälte? Nichts wie weg, ab nach Cairo, da sitzt Frau Modeste in einem Teehaus, ganz in weiss mit einem grossen, eleganten Sonnenhut und erzählt endlich wieder eine ihrer wunderbaren Geschichten.

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