: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 5. November 2005

Adcase ein Fall für die Wertberichtigung

In der nie geschriebenn Phänomenologie der Wirtschaft in Zeiten der virtuellen Globalisierung müsste es ein Kapitel über die hübsche Asiatin im Business Dress (HAIBD) geben. Die HAIBD taucht in riesigen Mengen in den Photopools irgendwelcher Bildhändler auf, lächelt immer und und schaut leicht devot. Irgendwann wird sie an ein Startup verkauft, in dem schwitzende Langnasen in schlecht sitzenden Anzügen ihren endgeilen Businessplan beispielweise zum Thema "Wir machen Google-Adsense fette Konkurrenz" zusammenschrubbeln. Bei denen landet die HAIBD oben auf der Website und symbolisiert...

Was? Globalisierung? Weltweiten Erfolg? Service mentality for Fullpros? Ein international florierendes Unternehmen, das alle möglichen Völker umschliesst, weswegen statt Praktikantin Julia aus Bergisch-Gladbach eben die zarte Lotublüte Li zu sehen ist, man zeigt halt, was man hat? HAIBD sind inflationär, eine weisse Fläche, auf die man alle Hoffnungen projezieren kann, und eigentlich sollte ich demnächst mal was über das gesamte Phänomen schreiben - bezeichnenderweise klatschen koreanische oder malayische Firmen eben keine blonden, langen Niedersächsinnen in pastellfarbenem Escada auf ihre Website; es ist definitiv eine kulturelle Einbahnstrasse.

Wie auch immer, die HAIBD waren bei solchen Klitschen oft genug die schwarzen Todesengel, unter denen grosstuerische Ankündigungen von der Relevanz eines in China umfallenden Sack Reises so gut funktionierten wie der 1,99-Shenzen-Rasierer von der Resterampe. Ein wunderbares Beispiel dafür ist der Werbevermarkter Adcase.

Denn Adcase verschickte enorm devote Briefe an die Webmaster, die sich an ihrem Programm beteiligt hatten. Nummer 1: Wir möchten offen und ehrlich sein! Momentan haben wir aufgrund diverser Probleme ( betrügerische Netzwerkmitglieder, Auszahlungsprobleme unserer Partner etc. ) Schwierigkeiten in einem akzeptablen Zeitraum Gutschriften zur Auszahlung zu bringen. Dazu muss man sich vielleicht noch die Bücklinge am chinesischen Kaiserhof vorstellen, denn das Begehren ist, bitte keine Mahnungen für ausstehende Gelder zu schicken - sonst drohe "Privatinsolvenz".

Und wer jetzt schon sein Gesicht verliert, kann sich auch die Folgemail zu Gemüte führen, ein Musterbeispiel für Engagement und aufopferungsvolle Tätigkeit der deutschen Internet-Entrepreneure, ein Wille wie beim Samurai in Mail Nummer 2: Wir möchten aber nach wie vor eine gütliche Einigung mit Dir finden und haben daher nach einem Käufer gesucht, welcher Adcase.de komplett übernehmen möchte. Diesen Käufer haben wir auch gefunden. Das Positive ist, dass es mit Adcase.de auf jeden Fall weitergehen wird und Du weiterhin Geld verdienen kannst! Der Käufer wird Dir sofort 25% der offenen Auszahlungssumme überweisen,wenn Du dadurch die Forderung als erledigt betrachtet. [...] Wichtig ist, dass alle Mitglieder diesem Vorschlag zustimmen.Falls das nicht der Fall sein sollte, so müssen wir leider den Weg der privaten Insolvenz gehen.

Das klingt doch nun wirklich unglaublich höflich, als hätte Babelfisch einen zarten Liebesbrief eines Chefs an seine Sekretärin übersetzt, die sich in einem kleinen Firmengarten einen grünen Tee einschenkt und sich ihr liebevolles Lächeln nicht davon nehmen lässt, dass in Europa ein paar Webmaster geschockt umfallen.

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Praller Redakteur bei Spargel Online?

Oder bereitet sich da jemand aus der Online-Redaktion schon für den Absprung Richtung Bild-T-Online vor?



Einen Jubelort musikalisch aus der Taufe heben oder wieviele schräge Bilder bekommt man in einen Satz. Und wie ein und derselbe Raum ein "Paar" sein soll, ist vielleicht auch erklärungsbedürftig. Morgen dann: Krasser Wagner mit Walküren Gang Bayreuth Bang. Oder so.

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