Das Ende des Internets
Passagen sind, gerade in der kalten Jjahreszeit, etwas sehr Angenehmes, nicht kalt oder matschig, und trocken. Gerade wenn die Bombenhagel des 2. Weltkriegs oder die Architekturgewalt der 50er die historischen Stadtkerne niedergelegt hat, ist das Niederreissen und Wiederaufbauen mit eingelegtem Hohlkörper immer noch der letzte Schrei, von den Fünf Höfen in München bis zu vergewaltigten Städten Ostdeutschlands. Man kann über den gestalterischen Sinn diskutieren, aber, so sagen die modernen Stadtplaner, das muss sein, Passagen ziehen die Leute in die Stadt, und gerade die Jungen, die sonst in die gigantischen Shopping Malls, diese Grosspassagen vor der Stadt ausweichen würden, kann man damit binden.
In der Folge wird auch in kleinen Städten auf Marketingteufel komm raus durchgebrochen, soweit es Bausubstanz und Denkmalschutz zulassen. Und dort sammelt sich in der Regel das an, was irgendwie jung, dynamisch und nicht so kleinstädtisch ist. Wie zum Beispiel das erste WLAN-Internetcafe der Stadt.
Über ein Jahr stand draussen auf der belebten Fussgängerzone, gerade mal 20 Meter von hier, ein Schild, das den Passanten die frohe Kunde nahebrachte. Da drin. WLAN. Ganz toll, ganz modern. Reinkommen, was trinken, schnell die Mails checken, jetzt auch in einer Provinz, in der gute Raumausstatter noch mit solchen Websites in der Tageszeitung für sich werben. Durchaus nicht erfolglos, wie man hört. Da ist so ein WLAN-Cafe mit der blauen WLAN-Neonröhrenschrift was ganz anderes. Die Zukunft.
Ab und zu ging ich vorbei, und nur einmal war da jemand mit Notebook drin. Ansonsten herrschte Winter wie Sommer ziemliche Leere. Vor ein paar Wochen dann war das Cafe "wegen Renovierung" geschlossen. Jetzt ist es wieder offen, und jeder Hinweis auf das WLAN verschwunden. Und es ist gar nicht schlecht gefüllt, weitaus besser jedenfalls als früher. WLAN gibt es immer noch, manchmal klappt auch jemand sein Notebook auf, misstrauisch beäugt, aber letztlich toleriert vom normalen Publikum, das nicht so ganz versteht, was denn bitte die Notebooks in einem Cafe, das genau genommen nur eine Espressobar ist, bedeuten.
Immerhin brummt jetzt der Laden, nicht mehr ganz so modern und fortschrittlich und der Zeit der Stadt um Jahre voraus, aber das Geld kommt rein. So ist das mit dem Internet, Ende 2005.
In der Folge wird auch in kleinen Städten auf Marketingteufel komm raus durchgebrochen, soweit es Bausubstanz und Denkmalschutz zulassen. Und dort sammelt sich in der Regel das an, was irgendwie jung, dynamisch und nicht so kleinstädtisch ist. Wie zum Beispiel das erste WLAN-Internetcafe der Stadt.
Über ein Jahr stand draussen auf der belebten Fussgängerzone, gerade mal 20 Meter von hier, ein Schild, das den Passanten die frohe Kunde nahebrachte. Da drin. WLAN. Ganz toll, ganz modern. Reinkommen, was trinken, schnell die Mails checken, jetzt auch in einer Provinz, in der gute Raumausstatter noch mit solchen Websites in der Tageszeitung für sich werben. Durchaus nicht erfolglos, wie man hört. Da ist so ein WLAN-Cafe mit der blauen WLAN-Neonröhrenschrift was ganz anderes. Die Zukunft.
Ab und zu ging ich vorbei, und nur einmal war da jemand mit Notebook drin. Ansonsten herrschte Winter wie Sommer ziemliche Leere. Vor ein paar Wochen dann war das Cafe "wegen Renovierung" geschlossen. Jetzt ist es wieder offen, und jeder Hinweis auf das WLAN verschwunden. Und es ist gar nicht schlecht gefüllt, weitaus besser jedenfalls als früher. WLAN gibt es immer noch, manchmal klappt auch jemand sein Notebook auf, misstrauisch beäugt, aber letztlich toleriert vom normalen Publikum, das nicht so ganz versteht, was denn bitte die Notebooks in einem Cafe, das genau genommen nur eine Espressobar ist, bedeuten.
Immerhin brummt jetzt der Laden, nicht mehr ganz so modern und fortschrittlich und der Zeit der Stadt um Jahre voraus, aber das Geld kommt rein. So ist das mit dem Internet, Ende 2005.
donalphons, 12:33h
Mittwoch, 23. November 2005, 12:33, von donalphons |
|comment
strappato,
Mittwoch, 23. November 2005, 12:55
Das stimmt mit meinen Erfahrungen auch aus anderen Ländern überein: Beispiel letztens in Florenz. Gutbesuchte Internetcafes an allen Ecken (Touristen- und Universitätsstadt). WLAN nur in einigen, die grossen "Verbünden" angehören (bsp. "internettrain.it"). Mit Notebooks: Praktisch niemand. Als Notebooknutzer musste man sich irgendwo in die hinterste Ecke setzen, musste seine Voucher-Karte abgeben und wieder abholen und jedesmal die IP-Adresse manuell ändern, (mit mehrmaligen Nachfragen). So stelle ich mir das Leben als sozial ausgegrenzter Paria vor.
Ich kann nur wiederholen: Die MobileMedia-Fans sollten mal sich mal in der Realität bewähren.
Ich kann nur wiederholen: Die MobileMedia-Fans sollten mal sich mal in der Realität bewähren.
... link
che2001,
Mittwoch, 23. November 2005, 13:06
Im Exil und doch zuhause
Das bestgehende Internet-Café, das ich kenne, wird von ein paar Pakistani betrieben, und Umgangssprachen sind dort russisch, persisch, suaheli und arabisch, Nutzer Studenten aus entsprechenden Ländern. Der Laden ist zu jeder Tages-und Nachtzeit rappelvoll.
... link
strappato,
Mittwoch, 23. November 2005, 13:34
Heute gibt es ja Internetcafes in jedem Winkel der Welt. Mal kurz ein paar Zeilen und Fotos an die Freunde aus dem Dschungel von Borneo? Kein Problem, das nächste Backpacker-Hostel hat den Internet-Zugang. Wir waren früher als wir durch Asien getrampt sind einfach 6 Wochen weg. Telefone gab es spärlich, die Post brauchte Wochen. Da war die Wiedersehensfreude gross!
Ich sehe das auch bei unserem Au-pair. Jeden Abend mit den Freunden in Polen per gadu-gadu chatten. So richtig "Fern der Heimat" ist das nicht.
Ich sehe das auch bei unserem Au-pair. Jeden Abend mit den Freunden in Polen per gadu-gadu chatten. So richtig "Fern der Heimat" ist das nicht.
... link
che2001,
Mittwoch, 23. November 2005, 13:45
Stimmt, wir waren auch richtig weg. Um wirklich fern der Heimat zu sein, musst Du heute schon nach Feuerland, Spitzbergen oder in die Mongolei, nach Pitcairn oder - Geheimtipp - Tristan da Cunha. Oder viel billiger: Ohne Handy auf einen großen Berg in außeralpinen Hochgebirgen.
In die Zukunft gesehen: Die Planetentouristen, die wg. Zeitverschiebungen nicht mehr in Echtzeit chatten können, werden wirklich weit weg sein.
In die Zukunft gesehen: Die Planetentouristen, die wg. Zeitverschiebungen nicht mehr in Echtzeit chatten können, werden wirklich weit weg sein.
... link
donalphons,
Mittwoch, 23. November 2005, 14:18
Es gibt natürlich noch ein paar andere Gründe. Im Wedding etwa kostet eine Stunde Highspeed mit neuem XP-Rechner, Webcam, Internettelephonie, Chats und umfassender p2p-Technologien ;-) und Brenner 50 bis 80 Cent. Kein eigener Rechner kann so billig sein. Dass dergleichen genutzt wird, ist genauso selbstverständlich wie die Telefonzelle. Nur der eigene Rechner per WLAN geht dort in der Regel nicht.
Die WLAN-Cafes, auch im tiefsten creativverseuchten Kreuzberg sind schon gut gefüllt - aber vor allem mit Appleposern. Und selbst dort sind diese Cafes noch eine Ausnahme. Vielleicht erinnert sich einer ja an den gescheiterten Versuch, bei der letzten Lesung in Berlin per WLAN mitzubloggen.
Die WLAN-Cafes, auch im tiefsten creativverseuchten Kreuzberg sind schon gut gefüllt - aber vor allem mit Appleposern. Und selbst dort sind diese Cafes noch eine Ausnahme. Vielleicht erinnert sich einer ja an den gescheiterten Versuch, bei der letzten Lesung in Berlin per WLAN mitzubloggen.
... link
... comment
mymspro,
Mittwoch, 23. November 2005, 13:22
Kannst du aber das nächste Mal bitte warnen, wenn du so ein Link setzt? Ich muss jetzt wohl in die Dunkeltherapie...
... link
donalphons,
Mittwoch, 23. November 2005, 14:21
Die ganzen web20spacken regen sich auf, wenn ich was Negatives über IT und E-Commerce bringe - und wenn ich dann den heimischen Internetmarktführer in seinem Sektor positiv erwähne, ist es auch wieder nicht gut... Wo ist denn das Problem? Die Website ist aktuell und hat alle wichtigen Informationen so aufbereitet, dass der normale Bewohner der Stadt damit gut umgehen kann. Passt doch.
Allenfalls so ein paar hungrige Designspinner ohne Aufträge in Berlin und Köln könnten da was zu meckern haben, aber sonst ist das doch einwandfrei.
Allenfalls so ein paar hungrige Designspinner ohne Aufträge in Berlin und Köln könnten da was zu meckern haben, aber sonst ist das doch einwandfrei.
... link
che2001,
Mittwoch, 23. November 2005, 14:51
Schon ein mittelständischer Auftraggeber in Peine oder Burgwedel würde mich für eine solche Webseite prügeln. Aber sie funktioniert und befriedigt ihr Publikum, insofern nehme ich das mal als reizvollen KOntrast zu dem, was man sonst kennt. Und wenn franz.brandtwein mal wieder was für blinde Schlümpfe sucht, ist die Seite vielleicht auch geeignet :-)
... link
dlhska,
Mittwoch, 23. November 2005, 15:43
Du musst Burgwedel (die Stadt mit den sieben Ortschaften) jetzt ja nicht überbewerten.
Burgwedels Firmenwebseiten sind ähnlich schlecht gestaltet (inhaltlich? kA) OBWOHL tendentiell weniger augenkrebsverursachende Schandtaten vorhanden sind, wie ich sagen muss...
Burgwedels Firmenwebseiten sind ähnlich schlecht gestaltet (inhaltlich? kA) OBWOHL tendentiell weniger augenkrebsverursachende Schandtaten vorhanden sind, wie ich sagen muss...
... link
... comment
lem,
Mittwoch, 23. November 2005, 13:31
In dieser Stadt, so habe ich den Eindruck, wird man generell ungläubig beäugt, wenn man an einem Café das Notebook ausklappt – und sei es eine noch so mickrige Maxdata-Ausgabe.
(Ausgetestet im Café Zentral)
(Ausgetestet im Café Zentral)
... link
che2001,
Mittwoch, 23. November 2005, 14:23
Manchmal mag ich die Nerds
Denn auch unter den kommerziellen bzw. spaßfreien Blogs gibt es solche, an denen sich die Buzzword-Dandys die Zähne ausbeißen werden, z.B. http://www.developerblog.de/, das must für die, denen golem zu oberflächlich ist.
... link
donalphons,
Mittwoch, 23. November 2005, 14:24
Diese Stadt ist, vorsichtig gesagt, der Durchschnitt und die Mehrheit und die Realität, kurz das, was manche als Real Life bezeichnen. Und das, was die meisten ITler und Neticens und evangelists immer leicht übersehen, wenn sie mal wieder auf die Fresse fallen.
... link
... comment