Die Niedertracht der Erzeuger

Auf dem Aspahalt glitzern gefährlich die Eiskristalle, Folgen des bitterkalten Regens, der zwar den Schnee zu Matsch verwandelt, nicht aber das festgetretene Eis geschmolzen hat. Wenige Meter vor mir saust ein Elitestudent auf den Boden, niedergetogen von seinen Einkaufstüten, in denen sich Fluppen, TK-Pizza und Dosenravioli ein fröhliches Stelldichein geben dürften. Fluchend rappelt er sich wieder auf, ich gehe weiter, vorsichtig, nicht zu schnell, sperre die Tür auf und bin froh, dass es im Hausgang nicht mehr so kalt ist. Ich gehe hinauf hoch über die Stadt, und schneide eine Zitrone auf, zur Stärkung der Abwehrkräfte. Draussen klatschen die ersten Tropfen des nächsten Eisregens an das Fenster.

Das Telefon klingelt, Frau Mama ist dran, aus dem Süden, ungefähr nördlicher Wendekreis. Sie wolle nur schnell Bescheid sagen, dass der tropische Sturm bei ihnen, von dem heute morgen zu lesen war, längst wieder vorbei ist, kein Grund zur Beunruhigung, war ja auch klar bei den 30 Grad, die sie die letzten Tage hatten, und morgen werden sie schon wieder am Meer sein, und wie ist das Wetter so in Deutschland?

Ich habe kein Recht zu schreien. Sie haben mir ja angeboten, mitzufahren in den Frühling. Aber damals war noch goldener Herbst, und wer konnte damals schon ahnen, wie es Ende November sein würde. Frau Mama erzählt noch vom Hotel, vom Essen, von der Landschaft, fragt, ob ich mal schauen könnte, ob in drei Wochen auf die Schnelle was in Ostasien frei ist, Sumatra zum Beispiel, und wünscht einen schönen Abend. Vielleicht gehe ich jetzt ein Stockwerk tiefer und suche mir einen Vorwand, die Mieter zur Sau zu machen. Irgend sowas.

Dienstag, 29. November 2005, 20:58, von donalphons | |comment

 
Come on, Don! Der Winter ist auch schön! :-)

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Ja, wenn ich auf der Strasse einem Aventiner ein Bein stelle und es ihn mitsamt seinen Bierflaschen derbröselt, dann schon.

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Il Vitelloni
es ist eben nur für die arbeitende Bevölkerung eine Zeit, die was Schönes hat mit den Weihnachtsmärkten, den dunklen Rush-Hours, dem Klumbatsch namens Schneematsch...
Der Müßigänger, den schon beim Frühstück eine unüberwindliche Gemütlichkeit überkommt laboriert an Mängeln: Straßencafes fürs Frühstück mit der Damenwelt oder eine Zeitung, Flanieren im Schatten der Prachtalleen, der jungfräuliche Tau nach einer durchzechten Nacht irgendwo in der grünen Natur hinter dem Springbrunnen rechts, der Sonnenaufgang am See oder Meer, wenn man sich verquatscht hat und: das Blinzeln mit den Augenlidern auf dem Deckchair neben frisch gepresstem O-Saft und ein bißchen Ravel oder Skriabin Klavier...

Ja, auch ich vermisse sie schrecklich die Wärme: Sie ersetzt die Herzenswärme die in diesen Landen oft mit Kumpanei oder gar einfachem Gemüt verwechselt wird...

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Lassen sie sich
die Zitrone schmecken.

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...gestern an der Tiefkühlpizza
zum ungefähr 10.000sten Mal den
Gaumen verbrannt.

- Heisshungeregierung.

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