Stundenbuch 05

Im späten Mittelalter entwickelten sich die Stundenbücher zu einer der beliebtesten Buchgattungen, bevor der Buchdruck Schluss machte mit all den handgeschriebenen Extravaganzen. Das letzte Aufbäumen gegen den Lauf der Zeit und die Kraft der Technik und der Massenfertigung waren diese reich geschmückten Kleinodien; eigentlich Gebetbücher, aber wohl mehr Luxus, Schmuck, Zeichen von Bildung und Kunstverstand. Wenn ich heute in der Theatinerstrasse in München das Guccitaschenäquivalent sehe, fange ich an, am kulturellen Fortschritt der Menschheit zu zweifeln.



Wie auch immer, die Monatsbilder in den Stundenbücher sind eine herrliche Gattung der Kunst, die vom Leben im Herbst des Mittelalters, Monat für Monat, erzählen. Aus den 663 Bildern, die im letzten Jahr in diesem Blog zu sehen waren, sind hier 12 Monatsbilder ausgewählt. Repräsentativ, teilweise, oder auch nicht.

Montag, 2. Januar 2006, 12:18, von donalphons | |comment

 
Abgesehen davon, dass man sich mit Gucci mitunter in merkwürdiger Gesellschaft befindet http://che2001.blogger.de/stories/365187/, muss schon ganz klar gesagt werden, dass zivilisatorischer Fortschritt oft mit kulturellem Verlust einhergeht. Ich will jetzt kein Fass ausmachen mit irgendwelchen Hoch- versus Massenkultur- oder Kultur versus Zivilisdation-Debatten, aber die Stundenbücher wie auch die Samtmäntel und Federbarette des ausgehenden Mittelalters waren hinsichtlich Geschmack, Materialwert und zeitüberdauernder Ästhetik all ihren heutigen Äquivalenten weit überlegen. Was die finalen Epochen anderer Zeitalter so zu bieten hatten, sehen wir an den Grabbeigaben und Horten der Kupfer- und Bronzezeit, die zu den größten Kulturschätzen der Menschheitsgeschichte gehören. Was ist eine heutige Metropole gegen das Hunderttorige Theben mit seinen goldgedeckten Tempeldächern?

Groß, gewiss, sehr viel riesiger, aber von Schönheit und Materialwert her???

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Wobei, da gehörten noch ganz Andere dazu
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Afghanistan/schetter.html

Gucci-Guerilla meint einfach, nicht in den Bergen gekämpft zu haben, sozusagen die afghanische Variante des Salonrevolutionärs. Gab es in München nicht auch mal die sogenannten Kaffeehausanarchisten?

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Wunderwerke
Die Bourgeoisie hat enthüllt, wie die brutale Kraftäußerung, die die Reaktion so sehr am Mittelalter bewundert, in der trägsten Bärenhäuterei ihre passende Ergänzung fand. Erst sie hat bewiesen, was die Tätigkeit der Menschen zustande bringen kann. Sie hat ganz andere Wunderwerke vollbracht als ägyptische Pyramiden, römische Wasserleitungen und gotische Kathedralen, sie hat ganz andere Züge ausgeführt als Völkerwanderungen und Kreuzzüge.

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Im Guten wie im Schlechten
Danke, ich habe das Kommunistische Manifest auch gelesen. Diese Formulierungen ließen sich fortschreiben, etwa so:

Gegen Sonden zum Neptun und Menschen auf dem Mond wirken die Wikingerzüge niedlich, neben Megalopolen wie Shanghai und Kuala Lumpur sind die prächtigsten Hauptstädte der Antike kleine Nester, manche mittelalterliche Stadt würde auf das Gelände eines heutigen Supermarktes passen, und gegen die Weltkriege kann der Mongolensturm nicht mehr monströs erscheinen, im Vergleich zu Auschwitz scheint der Schrecken der Inquisition zu verblassen.

Indes, einen Fortschritt an Kultiviertheit haben alle kapitalistischen Umwälzungen nur sehr bedingt gebracht, denn trotz gestiegenem Wohlstand und Bildung für die Massen, fußend auf Leichenbergen in den drei Kontinenten, ist die spätkapitalistische Warengesellschaft darauf angewiesen, ihre Produkte immer standardisierter zu produzieren. Die Feinheit eines mittelalterlichen Unikats kann das Industrieprodukt nicht besitzen, und die Baumaterialien werden tendenziell immer schlechter, zumindest schwächer. Den Pyramiden hätten ein paar aufprallende Passagierfliugzeuge nichts ausgemacht, und auch der Kölner Dom hat so einige Fliegerbomben einfach geschluckt. Vor allem aber produziert die industriellen Produktionsbedingungen folgende Massenkultur falsches Bewusstsein, das in diametralem Gegensatz zu den Möglichkeiten des Menschen steht. Die Dialektik der Aufklärung schlägt objektiv in den Wahnsinn um. Dieser ist zugleich einer der politischen Realität. Alles, was heute Kommunikation heißt, ausnahmslos, samt der dringlichen Kritik daran, ist nur der Lärm, der die Stummheit der Gebannten übertönen soll. Jegliche Kultur nach Auschwitz ist Müll. Nur die ihrer selbst mächtige, zur Gewalt werdende Aufklärung
selbst vermöchte die Grenzen der Aufklärung zu durchbrechen

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Und anything goes, natürlich.

Was mir nur auffällt: Florenz hatte zu seinen besten Renaissancezeiten 50.000 Einwohner. Die Stadt, in der ich gerade bin, hat 115.000. Ein Vergleich der Kulturleistungen fällt sowas von bescheiden aus...

Oder anders: Die Stadt, die heute 115.000 Einwohner hat, hatte Ende des Mittelalters 8.000 Einwohner, war also ein besseres Dorf. Man vergleiche jetzt mal die gotischen Bauwerke mit dem, was die heutigen 115.000 geschaffen haben. Oder: Die Anzahl der in dieser Stadt geschriebenen Bücher ist im Moment niedriger als im 17. Jahrhundert. Und so weiter.

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Die Stadt, wo ich lebe, Kassel, hatte gegen Ende des Mittelalters 4500 Einwohner, heute sind es 180 000.
Unter Landgraf Philipp eine Hochburg der Reformation, die Stadt, in der Konfirmationsunterricht und die Landeswohlfahrtsverbände erfunden wurden, später eine der Blüten barocker Landschaftsarchitektur http://www.wilhelmshoehe.de/start.cfm, unter den Nazis vor allem Panzer- und Kampfflugzeugschmiede, heute noch immer eine klassische Schwerindustriestadt (VW und Thyssen-Henschel) und Kunstzentrum. Na ja, schaue ich mir den Tinnef an, der auf der Dokumenta als zeitgenössische Kunst angepriesen wird und vergleiche ihn hiermit http://www.kassel-museum.de/statisch/framesets/altemeister-fs.html,

dann kann ich dem Don nur Recht geben.

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Das ist halt der Fluch der Industrialisierung, die alle Leistungen gleich platthaut und die Kosten so senkt, dass das Individuelle keinen Bestand haben kann. Glücklicherweise ist unsere Kultur heute schon darauf berechnet, nicht allzu viele Spuren zu hinterlassen. Ein Topf der Linearbandleute hält sicher nich mal 7.000 Jahre, das Plastikgeschirr von McDoof dagegn wandert in die Verbrennung, einen Tag nach der Nutzung. Ich will nicht die Welt des Mittalalters allzu loben, aber es kann von Vorteil sein, sich die Veränderungen bewusst zu machen.

Einer der Gründe übrigens, warum in den besseren Kreisen Möbel der Zeit zwischen 1700 und 1850 so beliebt sind, ist deren heute kaum mehr zu erreichende Qualität.

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Was heute von früheren Epochen übrig ist, ist Ergebnis einer Auslese. Krumm gewordene Möbel: verbrannt; schlampig konstruierte Gebäude: eingestürzt; Stundenbücher, von denen die Farbe abgeblättert ist: verschwunden.

Auch heute gibt es genug Leute, die Keramik brennen können, die 7.000 Jahre hält, die Stundenbücher illustrieren können, die wertvolle Möbel bauen können. Die paar Dinge, die von unserer Epoche in 3-400 Jahren übrig geblieben sein werden (wie mein Rat-Bike), werden es hoffentlich wert sein.

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Kugelsicherer Kleiderschrank
Im Kleiderschrank meiner Mutter könnte man sich bei einer Schießerei verstecken, der hat nämlich Türen aus 4 cm starkem Eichenholz. Eine alte Freundin hatte Original Louis XV-und Empire-Möbel, die sind auch nach über 200 Jahren nicht kaputt zu kriegen. Als ich mich kürzlich mit einem Bauunternehmer über das Material meines Elternhauses unterhielt - 1m Kalksteinquader im Fundament, 80 cm starke Backsteinmäuern, Dachgebälk aus Eichenbalken 20 x 40 cm -meinte er, so etwas könne man allein deswegen nicht mehr bauen, weil die Materialkosten höher wären als der Verkaufswert von Haus und Grundstück, abgesehen davon, dass heutige Zimmerleute äußerste Schwierigkeiten hätten, Eiche zu bearbeiten. In den USA sind die meisten Privathäuser ja industriell produzierte Fertighäuser in Leichtausführung. Wie wenig das hält, zeigt nicht nur eine der Schlüsselszenen in "Eine verhängnisvolle Affäre", sondern die Tatsache, dass die bei jedem Tornado wegfliegen. Das sollte ein Sturm mal mit den Granithäusern in der Bretagne oder einer Kemenate versuchen. Vielleicht gibt es ja demnächst die individuell gestalteten Möbel aus echt Folie per 3D-Druck, wegzuwerfen bei jedem Umzug. Nachhaltig ist was Anderes.

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Hi Proll-Rocker, schön, Dich wieder zu begrüßen! Dein Rat-Bike wird sicher irgendwann neben dem medischen Sichelwagen im Museum zu bewundern sein. By the way, wenn ich mir das http://che2001.blogger.de/stories/362186 anschaue und daraufhin das http://www.antik-hense.de/zimmer/zimmer01.htm und das
http://www.geschichte.nrw.de/chronik/index2.php/259,

das hier http://www.floetotto.de/valueshop/floet.asp?GrpID=C:168540, dann das http://www.ikea.com/webapp/wcs/stores/servlet/IkeamsNews?storeId=5&catalogId=10103&langId=-3&categoryId=15585&new=1 , so weiß ich nicht, ob Du in jeder Hinsicht Recht hast.

Eher scheint es so, dass die Qualität der Verarbeitung im Lauf der Geschichte einfach durchgängig schlechter geworden ist, im oberen wie im unteren Preissegment, weswegen ja auch die Sperrmülltage in meiner Studienzeit Gelegenheit waren, mich umsonst mit Dingen einzudecken, die man für Geld bei IKEA nicht oder in viel schlechterer Qualität bekommen hätte.
Zumindest waren auch die schmucklosen Möbel der Armen robuster als heute, und sei es der massiv hölzerne Bauerntisch mit hineingeschnitzten Suppengruben, da man keine Teller hatte. Und auch die Mietskaserne der Jahrhundertwende ist schlichtweg solider gebaut als der 70er-Jahre-Wohnblock.

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Und auch die Mietskaserne der Jahrhundertwende ist schlichtweg solider gebaut als der 70er-Jahre-Wohnblock.

Na ja, auch in dieser Zeit gab es genügend "Pfusch am Bau" und "Nach mir die Sintflut"-Einstellungen. "Solider" im Sinne von "mehr Material" - sicher. Solider im Hinblick auf die Verarbeitungsqualität (und teilweise schon die Konzeption) - nicht unbedingt.

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Nachdem ich mich gestern an späteren Nachkriegswänden eines Jahrhundertwendebaus versucht habe und mit einem 6er Bohrer ein Loch gemacht habe, so gross wie der Einschlag einer 30mm-Kanone, weiss ich wieder, was ich an soliden Bauwerken habe. Sicher, es gab auch früher schon Pfusch. Aber andererseits auch mehr - von mir aus - erzwungene Qualität allein schon durch Sozialkontrolle. Man denke nur an den Umgang mit Gammelfleisch einst und jetzt.

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Che, danke für den Link zum Antik-Laden. Sowas suche ich schon länger. Allerdings widerlegst du dich damit auch selbst; dort werden auch Möbel neu nach "alten" Qualitätsmaßstäben gefertigt: es geht doch!

@Mietskaserne: Ich hatte mal eine Werkstatt in einem Fachwerkhaus der Jahrhundertwende (19. zu 20.). Papierdünne Wände, Fachwerk aus Fichtenholz, nur Durchgangszimmer, keine Flure, schon für die damalige Zeit obsoletes Bauverfahren, ein Keller, in dem Pilze wuchsen, da aus Kostengründen auf eine Drainage verzichtet wurde. Kalkstein als Fundament ist übrigens problematisch, wenn der Witterung ausgesetzt: bröselt weg. Der Eigentümer wollte das Haus wg. mangelnder Sanierungsfähigkeit abreissen lassen.

Gerade die 70er brachten dann viele neue Verfahren und Materialien, die nach dem Prinzip "trial & error" eingesetzt wurden (Asbest!). Das war aber schon immer der Weg, neue Dinge zu probieren, oder warum wurde beim Wiederaufbau der Frauenkirche ein Stahlreif an der Kuppelbasis eingezogen, den es früher nicht gab? Kleine Konstruktionsschwäche, elegant behoben.

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@proll_rocker:
Das nennt sich bestimmt Ringanker. Sowas heute bei Altbauten zu benuetzen, heisst richtig Geld ausgeben.
Dafuer wirds einigermassen stabil.

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Kleine Ergänzung dazu:

Einen Stahlbeton-Ringanker bekam schon die "alte" Frauenkirche Ende der 30er/Anfang der 40er Jahre; damit wollte man den sich immer wieder zeigenden Rissen entgegenwirken.

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Stahlbeton-Ringanker...da fährt mein Rat-Bike auch drauf. Darum wird es in 300 Jahren auch neben Che´s Kleiderschrank im Museum stehen...

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Dass es grundsättzlich auch schlechte alte Bausubstanz gab, bestreite ich ja gar nicht. Natürlich sind die Hütten der Bauarbeiter nicht mit der Cheopspyramide vergleichbar.Aber es gab Zeiten, da war die Architektur grundsätzlich solider als heute, und sei es nur wegen schlechter Statikkenntnisse. Dichter Kalkstein (Kalzit) bröselt übrigens nicht so schnell, und es macht auch die Masse. Schau Dir mal diese Mauern an, an denen haben sichdie Bomber der Wehrmacht monatelang die Zähne ausgebissen

http://de.send.greetings.yahoo.com/greet/send?.id=370035721&.catu=/cards/Flyyy_com/

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Aufgrund mangelnder Kenntnisse existieren sicherlich allerlei überdimensionierte Bauwerke. Diese mögen dadurch auch ganz solide erscheinen, würden aber heute jede Ökobilanz !!Achtung, damit ist nicht die Wirtschaftlichkeit der Erbsenzähler gemeint!! ad absurdum führen. Besser also wenn wir heutzutage nicht mehr so bauen.

Aus mangelnden Kenntnissen finden sich aber auch zahlreiche uralte Bauschäden, die selbst in mehreren hundert Jahren noch nicht zum Kollaps der Struktur geführt haben (aber allerdings deren Sicherheiten komplett ausgeschöpft haben). Touristisches Beispiel dafür ist der schiefe Turm von Pisa. Da weiß selbst mein Neffe dass die damals besser mal ein Bodengutachten hätten machen sollen.

In den 30er Jahren wurden Produktionsstätten die zur Kriegsführung relevant waren so ausgeführt dass die Briten jede zweite Stütze wegbomben konnten ohne dass die Decke der Nachschubproduktion auf die Rübe gefallen wäre. Natürlich in Stahlbeton. Übrigens auch eine Erfindung des 20.Jahrunderts.

Zumindest nachdem das Wissen über den Zement nach der Antike erst mal komplett im dunklen Mittelalter runter gespült wurde.

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Äh, steht dein Elternhaus auf Malta? Ich dachte, du bist aus Braunschweig? Aber im Ernst, es gab schon immer "gute" und "schlechte" Architektur. Nur dass die billich hochgerotzten Spekulationsobjekte in der Regel eben dem Zahn der Zeit eher weniger widerstanden haben und der geneigte Blick heute daher eher auf die besser konstruierten und gebauten Hütten fällt. Das ist eine Auslese, die den Blick verfälscht.

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Wobei strenggenommen die Festungsnalagen von Malta natürlich das frühneuzeitliche Äquivalent der Bunker des II. Weltkriegs waren. Natürlich hast Du im Grundsatz Recht, Proll_Rocker, nur ist die Häufigkeit von Geschmacksverrirrungen gerade zur Zeit relativ hoch. Es ist ja so, dass Leute, die es sich wirklich leisten könnten, einen guten Geschmack zu haben, auf "es lebe billig" oder abgeleitete Stilkopien abfahren, vgl. hier:
http://gig.antville.org/stories/1287125/

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@ che2001 und alle anderen

dass früher die sachen besser (die waren von besserer beschaffenheit) waren, hat schon sombart in "der moderne kapitalismus" festgestellt. er führt das ebenfalls auf die massenproduktion einerseit zurück (sinngemäss: kapitalismus ist nicht, einzelne seidenstrümpfe teuer an fürstinnen, sondern massenweise billige nylonstrümpfe an fabrikarbeiterinnen zu verkaufen), andererseits auf die verfeinerung der lebensverhältnisse (sinngemäss: der aufenthalt in ungeheizten oder schlecht zu heizenden gebäuden, die ungepflasterten straßen in den städten erforderten sehr viel dickere, gröbere, widerstandsfähigere kleidung als das leben in den heutigen zentralgeheizten räumen und asphaltierten städten. sombart geht noch weiter und meint, die nahrung sei ebenfalls sehr viel leichter geworden, mehr eiweiss, mehr gewürze, weniger fett und kohlehydrate in anpassung an die geänderten lebensverhältnisse. weiter meint er sogar, die ganzen lebensumstände gingen weg von der sesshaftigkeit zur örtlichen ungebundenheit, mietappartement statt stadtpalais, was ebenfalls leichtere, weil billigere und damit eher austauschbare möbel mit sich bringe).

ja, ich weiss. sombart ist bäbä. ich kann mir aber nicht helfen, manches was heute als neu verkauft wird, ist es nur deshalb, weil sombarts "kapitalismus" vergessen ist. ist für die heutigen auch deshalb gut, weil sombart gut und flüssig geschrieben hat, und auch nicht ohne humor, will sagen, im vergleich dazu fallen viele heutige ab.

ssonderbar eigentlich, dass karl marx noch immer geläufig ist, friedrich engels aber noch immer unbekannt ist. dabei wäre er eigentlich derjenige, der in unsere zeit passen würde: trikotagen aus deutschland nach england zu importieren war damals das, was heute vergleichsweise indische firmen für die it-branche machen. dabei hat sich frederick nicht totgearbeitet, und sich trotzdem schon frühzeitig zur ruhe gesetzt, weil er sich das aufgrund seiner erfolgreichen tätigkeit (der von ihm so geschmähte "hündische kommerz") leisten konnte. und ist bei alledem nicht den weg des liberalen bürgertums gegangen, sich mit bismarck zu arrangieren (lies heute: neoconnard zu werden).

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Sombart ist nur da bäh bäh, wo er nationalkonservative Positionen bezieht, also im Alter. Seine Theorie zum Luxus dürfte in den Grundzügen durchaus richtig sein. Ansonsten volle Zustimmung.

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Man kann auch schlecht den angebissenen Voltaire wegschmeissen, weil er ein paar haltlose Sachen über das Judentukm geschrieben hat. Und nicht jede Konservative ist bar jeder Logik, meist stimmt es nur nicht bei den Voraussetzungen und dem vorengenommenen Zieldenken.

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Vor etwas mehr als 20 Jahren haben wir einen exemplarischen Kampf um den ersten Platz im schulischen Kunstwettbewerb gegen eine heutige vollverbeamtete Gymnasialkunstlehrerin verloren. Nicht etwa weil die Gute einen schöneren Strich hin legen konnte als die anderen, sondern weil sie ihr Gemälde vor der Jury kurzerhand in Flammen steckte.

Nicht dass es nicht Sinn gemacht hätte ihr Gekritzel abzufackeln, aber die von der Jury als Happening gefeierte Entsorgung verschaffte ihr damals ein Wochenende in London und die Motivation ihre unbändige Kreativität beim Vernichten von Zeichnungen zum Beruf zu machen.

Uns, die wir im Sinne von Dürer unser Augenmerk auf Plastizität durch Schraffur gelegt hatten wurde mitgeteilt wir sollten uns ein Beispiel nehmen, uns dem Kulturdarwinismus anpassen oder noch besser: etwas Nicht-Künstlerisches studieren.

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Meine Schwester machte in dieser Zeit ihre praktische Examensarbeit in Form eines großartigen Films über Alpinsegelfliegen, und sie wurde verspottet, weil das "schön" war. Den ersten Platz machte eine Film, bei der der Zelluloidstreifen mit einer Nadel gescratcht wurde. Hätte sie auf ihren wunderschönen Film im Wortsinn geschissen, wäre sie wohl Nr.1 gewesen.

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Ja, ja, die Zeit der Zelluloidkratzer!
Kenne ich nur zu gut. In der Filmklasse gabs nix anderes. Ein guter Freund von mir studierte dort und drehte einen Abschlussfilm, in dem ein Kumpel einen deutschen Schlagersänger gab. Titel: "Blumen der Liebe". Brüllend komisch und heute sicherlich der Download-König von jedem Video-Blog. Damals: Brüllende Stille nach der Vorführung und ein Freund, der nie wieder einen Film gedreht hat.

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