Schwerstarbeit
Bei uns in Bayern geht das mit dem Kuchen so: Man stellt ihn auf den Tisch, und nach einer Weile ist er weg - wenn es überhaupt so weit kommt und die Drecksblagen, wie ich eines war, den rohen Teig nicht aus der Kühltruhe geklaut und gefressen haben. Deshalb gibt es auch so oft Zwetschgendatschi und Apfelstrudel - Mürbeteig und Hefeteig lassen sich nicht einfach so essen. Ich weiss wovon ich rede.
Sollte doch mal ein Stück Kuchen übrig bleiben, nötigt man den Gast mit den Worten: "Nehmens noch des oane Stickerl", dessen Belanglosigkeit nach dem bisherigen Fressen mit dem Diminuitiv konstatierend. Darauf folgt fast immer ein "Oh, danke", was im Prinzip nur bedeutet, dass der Gast aus Höflichkeit nicht zugegriffen hat. Die seltenen Ausmahmen wie "Es gehd nimma" werden mit einem fröhlichen "A Platzerl find si no" oder "Ah geh, oans gehd no" oder "Des Breckal..." dem Gast in seinen Grischperlhois zurückgesteckt. Somit wird dem Gast signalisiert, dass man unerbittlich zu sein gedenkt, bis das letzte Stück weg ist. In Bayern lässt man nichts liegen, das wäre eine Sünde, ganz im Gegensatz zu der aus der Sündenvermeidung resultierenden, und damit schuldabsolvierten Völlerei.
Etzad is bei dene Breissn a so, dass sie ja sowieso nix Gscheids zum Essen bekommen - man schaue sich nur mal die Biafrazone Kastanienallee und die dortigen Essenaufpickundschaufelsitten an. Aus Gründen der Entwicklungshilfe war es gestern nach der Lesung klar, dass die Leute zum Schluss auch noch den Kuchen der Bäckerei Stern essen mussten. Das ist auch passiert, mit typisch bayerischem Nachdruck. Wenngleich ich zugeben muss, dass derlei Überzeugungsarbeit wengan dea eanam Gschiies in Bayern nicht zu verrichten ist. Ich habe mir die Kalorien von mindestens 3 Marzipanröllchen vom Leib geredet, bis alles verteilt war. Aber sie haben gegessen, ohne das ich drohen musste, ihnen den Kuchen intravenös zu verabreichen. Und das ohne Spritze. Ich war wohl auch so mit dem Tablett und dem dunklen Zweireiher bedrohlich genug.
Den kargen Rest habe ich mir dann selbst unter den Nagel gerissen und Nachts um Drei in der Küche, ohne Teller mit den Fingern reingestopft. Und die nachher obgschleckt. Das ist der Bavarian Style. Wie übrigens auch diese klare Ansage hier.
Sollte doch mal ein Stück Kuchen übrig bleiben, nötigt man den Gast mit den Worten: "Nehmens noch des oane Stickerl", dessen Belanglosigkeit nach dem bisherigen Fressen mit dem Diminuitiv konstatierend. Darauf folgt fast immer ein "Oh, danke", was im Prinzip nur bedeutet, dass der Gast aus Höflichkeit nicht zugegriffen hat. Die seltenen Ausmahmen wie "Es gehd nimma" werden mit einem fröhlichen "A Platzerl find si no" oder "Ah geh, oans gehd no" oder "Des Breckal..." dem Gast in seinen Grischperlhois zurückgesteckt. Somit wird dem Gast signalisiert, dass man unerbittlich zu sein gedenkt, bis das letzte Stück weg ist. In Bayern lässt man nichts liegen, das wäre eine Sünde, ganz im Gegensatz zu der aus der Sündenvermeidung resultierenden, und damit schuldabsolvierten Völlerei.
Etzad is bei dene Breissn a so, dass sie ja sowieso nix Gscheids zum Essen bekommen - man schaue sich nur mal die Biafrazone Kastanienallee und die dortigen Essenaufpickundschaufelsitten an. Aus Gründen der Entwicklungshilfe war es gestern nach der Lesung klar, dass die Leute zum Schluss auch noch den Kuchen der Bäckerei Stern essen mussten. Das ist auch passiert, mit typisch bayerischem Nachdruck. Wenngleich ich zugeben muss, dass derlei Überzeugungsarbeit wengan dea eanam Gschiies in Bayern nicht zu verrichten ist. Ich habe mir die Kalorien von mindestens 3 Marzipanröllchen vom Leib geredet, bis alles verteilt war. Aber sie haben gegessen, ohne das ich drohen musste, ihnen den Kuchen intravenös zu verabreichen. Und das ohne Spritze. Ich war wohl auch so mit dem Tablett und dem dunklen Zweireiher bedrohlich genug.
Den kargen Rest habe ich mir dann selbst unter den Nagel gerissen und Nachts um Drei in der Küche, ohne Teller mit den Fingern reingestopft. Und die nachher obgschleckt. Das ist der Bavarian Style. Wie übrigens auch diese klare Ansage hier.
donalphons, 23:00h
Sonntag, 2. April 2006, 23:00, von donalphons |
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rationalstuermer,
Sonntag, 2. April 2006, 23:45
So ghead se des, Herr Alphonso. Dass de Preissngrischperl amoi sehng, wias a so is und wia se se ghead. Oiwei gscheid higlanga...
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croco,
Montag, 3. April 2006, 00:00
Jetzt krieg ich auch Hunger
Schon das Lesen über das Teigessen mach mich ganz wild. Im Kühlschrank ist noch ein Stück Frankfurter Kranz. Das ess ich jetzt, so!
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webfraeulein,
Montag, 3. April 2006, 14:39
Wennst mi fragst (wos ned dads aber des is wurscht): wennst als kloana Schraaz ned mindestens oamol an Hefeteig neigschaufelt hast ohne dass 'n 'd Muada in Ofen tan hät, na wärst koa richtiga Bayer.
Man glaubt ja immer nie (sic!) dass das grässlichste Schmerzen gibt. Aber hinterher weiß man die Kraft der Hefe zu schätzen und wird sich weiterer Teigschleckereien erst mal enthalten.
Wenn ich doch jetzt nur Zwetschgen hätte! Hach.
Man glaubt ja immer nie (sic!) dass das grässlichste Schmerzen gibt. Aber hinterher weiß man die Kraft der Hefe zu schätzen und wird sich weiterer Teigschleckereien erst mal enthalten.
Wenn ich doch jetzt nur Zwetschgen hätte! Hach.
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weltherrscher,
Montag, 3. April 2006, 02:19
Jo mei
ich kenn die Bayern aber irgendwie auch anders?
Gibts da kein Vereinbarungen bei solchen Bloglesungen?
Gibts da kein Vereinbarungen bei solchen Bloglesungen?
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first_dr.dean,
Montag, 3. April 2006, 17:46
Könntet Ihr nächstes Mal nicht Care-Pakete gen Norden schicken?
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donalphons,
Dienstag, 4. April 2006, 00:03
Ich bin - für einen Bayern atypisch - Antialkoholiker.
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svenk,
Dienstag, 4. April 2006, 11:40
Ich danke sehr für die Beharrlichkeit, die Mokka-Sahne mit Bohne war exquisit. Werde mich bei Gelegenheit mit ein paar Marzipanröllchen revanchieren!
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