Jetzt aber her mit den Kronleuchtern!

Die werden nun nicht mehr am Nollendorfplatz gebraucht: Die Party-AG Goya erlebt nach allen Schrecken des Krieges jetzt ihre finale Entdärmung und wird definitiv geschlossen - kein Weiterbetrieb, keine 2. Chance, und das Insolvenzgeld vom Arbeitsamt ist damit auch durchgebracht, die Mitarbeiter wurden gekündigt. Vielleicht macht jetzt wieder ein Pornokino in den Räumen auf. Bayern sollten allerdings nicht hochmütig auf Berlin herabblicken: Kaum weniger schnell platzen auch in der immer noch einzigartigen Munich Area ähnlich grosse Träume von den vergnügungssüchtigen Kunden.

Dienstag, 2. Mai 2006, 13:33, von donalphons | |comment

 
sagenhaft. und der geldschrank mit den angeblich ach so großzügigen wochenendeinnahmen bleibt immer noch verschwunden...tja.

was kommt nun als nächstes? eine windige betreibergesellschaft, die das ganze objekt bis zur endgültigen liquidierung der ag billig pachtet? wäre ja eigentlich das standardprozedere...

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Das Standardprozedere
heißt in Berlin wohl Zwischennutzung:
  • www.zwischennutzungsagentur.de
  • www.liegenschaftsfonds.de/zwischennutzung
  • www.zwischennutzung.net
Der Goya-Manager (Klein?) sprach gerade im Radio davon, daß die Musikauswahl falsch gewesen sei. Von wegen zu anspruchsvoll, und so...

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Vor allem war man zu anspruchsvoll, jawohl. Und der Boden war viel zu hart, und die Wildschweine haben irgendwelche Schweinereien zu fressen bekommen. Es wäre wohltuend, würde irgendein Manager mal ganz ehrlich sein und sagen: "Wir haben gezockt und verloren. Die Zeit, wo man mit jedem beliebigen Unternehmen an die Börse gehen konnte ist vorbei. Wir haben an das bewährte Konzept geglaubt: Found it, bring it up, sell it and run away. Leider interessierte sich keine Sau für unsere Firma. Dummerweise hat der Plan, bei unprofitablem Tagesgeschäft vom Verkauf der Aktien selber zu leben, keine Käufer gefunden."

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Mal sehen, wer jetzt an den Dolchstosslegenden strickt und die Schuld verteilt.

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Vielleicht sind ja eigentlich die Kronleuchter schuld?

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Auch. Die waren sicher teuer. Deshalb will ich sie ja.

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Ist denn überhaupt noch Platz für so einen übergroßen Goya-Kronleuchter?

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Ich harre auf den Tag, an dem ich erstmals "Goya-Aktionär" als Schmähung und Disqualifizierung anbringen kann.

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«Goya-Aktionär» hat in etwa gleichen Beschimpfungscharakter wie «Rütli-Schüler» ;-)

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Nein, schlimmer, eher wie "Brokat-Pressesprecher" oder "Nemax-Analyst". Nicht die im Limbus sind zu verwerfen, sondern die, die es wissen müssen und dennoch das Ticket zu den Höllenkreisen für sich und andere lösen.

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Auch wahr. «EMTV-CEO» paßt auch :-)

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Hier ist der Emissionsprospekt, falls es noch andere interessiert:

http://www.small-cap-news.de/pnews/upload/news240.pdf

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Ich hab ja keine Ahnung von der Materie, aber ich seh da keine Vergleichszahlen von anderen Clubs oder andere Marktforschungsdaten. Ist sowas normal?

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Marktforschung? Wer braucht sowas?

Interessant auch:
Die Spannbreite der Besucher wird sich zwischen
folgenden Merkmalen bewegen:
exklusiv – normal – exotisch [...]
jung – mittel – alt [...]
low budget – etabliert – reich [...]
einheimisch – touristisch
Schön, daß niemand vergessen wurde.

Ich kenne Businesspläne für 1-Mann-Unternehmen, die mehr und genauer Marktanalyse betrieben wurde. Aber da gings ja auch um Geld von Banken...

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Wie ich gerade schon bloggte:

Laut SpOn ist die Staatsanwaltschaft an diesem Falle dran. Wie ich bereits vor zwei Monaten mutmaßte, kommt das Thema "verschleppte Insolvenz" hoch. Wer hätte das gedacht. Da wird Herrn Glückstein die eine oder andere Äußerung a la «Die Buchführung war ab dem Zeitpunkt der Eröffnung tatsächlich konfus» vielleicht noch mal leid tun. Es bleibt spannend.

Leonhardt will sich nicht dazu äußern, ob der Initiator und inzwischen entlassene Geschäftsführer Peter Glückstein dafür haften müsse. "Nur so viel: Bei Zahlungsunfähigkeit gilt eine Frist von drei Wochen - das ist die gesetzliche Lage", sagt der Rechtsanwalt. Nach dieser Zeit müsse die Insolvenz offiziell gemeldet werden. Nun untersucht die Staatsanwaltschaft den Fall. Peter Glückstein war für eine Stellungnahme heute nicht zu erreichen.

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Wir reden immer von Glücksstein. Was ist eigentlich mit Jaques Ihle passiert? Der war doch am Anfang auch mit dabei? Die Taz schreibt übrigens, dass das Gebäude inkl. Umbau dem Vermieter zufällt.

http://www.taz.de/pt/2006/05/03/a0136.1/text

Vielleicht gibt es da die Kronleuchter (wer ist eigentlich der Vermieter?)

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Vermieter ist Henning Conle: Ein netter Zeitgenosse. Eine Berühmtheit. Der kann aber sicher wenig mit dem unpassenden Ambiente anfangen: Stichwort Sicherheit, Schall, Einrichtung, das kann nicht viel werden.

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Kann man Conle schon gratulieren? Ich denke ja. Erst kassiert er eine unangemessene Höllenkohle für ein Pleiteobjekt (nämlich: seine lausige Immobilie), und jetzt kriegt er die teuren Einbauten (über 4.000,-/m²) hinterhergeschenkt. Es hat wohl lange nicht derartige Pfeiffen gegeben wie die Ex-Betreiber des Goya. Spruchweisheit des Tages: Der Aktionär hats schwär. *gacker*

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Nun ja... aber was soll man mit so einem Laden machen? Die Betriebskosten sind auch bei Leerstand dramatisch, und wollte man es neu verwenden, müsste man erst wieder investieren. Laut Prospekt waren die ersten neun Monate sowieso mietfrei, da kam also bestenfalls eine niedrige sechsstellige Summe rüber. Und wenn jetzt der Brandschutz was neu gemacht haben will... also, ich glaube nicht, dass das ein Bombengeschäft ist. Nur weil wo über 10 Millionen verbraten wurden, heisst es nicht, dass da jetzt wieder 10 Millionen rauskommen.

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9 Monate mietfrei. Hmm. Ich bin ja ziemlich ahnungslos, aber mit überschaubaren Aufwand sollte Conle jemand finden, der von ihm den Laden mietet. Man muss ja nicht gleich 90 Leute beschäftigen, aber mit ein wenig Totentanz sollte sich doch noch etwas Geschäft machen lassen, und wenn es nur 20.000,- bis 40.000, -€ Netto-Miete/Monat sind. Nach ein paar Jahren Durchwurschteln findet sich bestimmt ein Käufer fürs Objekt. Conle wird seinen Schnitt schon machen.

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Halte ich für schwierig. Da sind

- Probleme mit der Tonanlage
- Probleme mit der Akustik wegen zu viel Gips
- Probleme mit der Fertigstellung
- Probleme mit dem Brandschutz

die alle gelöst werden müssen, und das bei einem Laden, der einfach 1000+ Leute braucht, um voll zu sein. Ich denke eher, dass man mit so einem Projekt verluste für andere Einnahmen schreiben kann. Es sei denn, der nächste nähme wieder Millionen in die Hand . mit ungewissem Ausgang. Nebenbei, die mit Kerzen bestückten Kronleuchter sind auch noch ein Problem. Und 9 Monate mietfrei ist nicht wirklich ein Zeichen von grossen Alternativen. 6 Monate wären normal, 9 Monate ist schon heftig.

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Hmm, vielleicht wird das die neue WMF-Lokation?

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Reicht es um daraus einen Edel-Puff zu machen?

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Okay, vielleicht kann man da trotzdem noch was machen. Immerhin hat man ein Restaurant und dazu Räume. Vielleicht findet sich ja jemand, der eine Idee hat, wie man die einigermaßen voll bekommt.

Ohmann: Wenn ich diesen Quark im Prospekt lese:
Goya schafft eine neue Ausgehkultur, eine Art von Club, die in Berlin noch nie versucht wurde, die jedoch den Strukturen der Stadt entspricht.
Hinterher sagt es sich leicht, aber nun, warum zur Hölle soll ausgerechnet eine völlig "neue Ausgehkultur" erfolgreich werden, die in Berlin bislang noch nie auf Nachfrage gestoßen ist?

Was ich nicht verstehe ist, wie es zu diesem Gründer-Wahn kommen konnte. Immerhin waren da auch ein paar Leute am Projekt beteiligt, welche die Schwierigkeiten in dieser Branche kennen sollten, z.B. die zahllosen gescheiterten Club-Gründungen in dieser Stadt.

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Bombodrom?
Ich denke da an die Flakscheinwerfer vor dem Goya. Es wäre auch eine Verwendung, die ein Naturschutzgebiet verschont und die dortigen Anwohner entlastet ;-)

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@ gibsmir: Es war schon mal ein Pornokino, das ging auch nicht gut, und in der Gegend gibt es einen billigen Strassenstrich - ich denke, da ist der bedarf also bereits gedeckt, zumal bei derfraglichen Grösse...

@ Dr. Dean: Es ist ja nicht so, dass es in Berlin an Restaurants mangeln würde. Auch nicht in dieser Ecke. Die Probleme gehen ja noch weiter: Keine Parkplätze, statt dessen die Schwulenszene um die Ecke, das grenzt das Klientel schon etwas ein.

@ che: Wenn Bombodrom, dann bitte gleich richtig und alles bis zum Alex niederkärchern. Mindestens.

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Ich kenn den Laden noch als Veranstaltungsraum. Ich habe da mal 'Plasmatics' fotografiert. Bühnenkante in Kinnhöhe, Winkeleisen und tausend Drängler hinter mir. Einer der anstrengensten Jobs ever. Aber was tut man nicht alles für ein Titelbild.

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Darkroom?
Vielleicht als Alternative zum überfüllten Darkroom in "Toms Bar"? Goya pride, dazu Techno-Bumsbums und ein Schild am Eingang: "Berlins dunkelster Darkroom".

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Draußen Techno-BumsBums, drinnen nur Organ-BumsBums.

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Das hätte vor Allem den Vorteil, daß die Leuchter nicht mehr gebraucht werden.

Hoffentlich kommen sie nicht auf die Idee, einen SM-Club draus zu machen, die stehen doch auf Wachstropfen auf der Haut. Und die hallige Akustik wäre da vielleicht auch noch ein Plus ("schrei lauter...")...

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Ahja, die Schwulen sind mal wieder das Problem.

Bei der Location stimmt das Ausnahmsweise sogar, denn in Schoeneberg kommt man an der Szene unmoeglich vorbei.
Tatsaechlich liegt aber das Problem darin, dass das Goya ein Produkt der Kulturindustrie im nagativsten Sinne ist. Alle erfolgreichen Clubs der Stadt haben definitive eine autonome Vorgeschichte, sind aus der Clubszene gewachsen. Ja, Autonom!, auch wenn dies der durchschnittliche, mit gruengefaerbten Haaren bestueckte Kreuzberger Spiesser, oder die in ihrem Paralelluniversum vor sich hinvegitierende, reaktionaere Ankerklausenfraktion nicht wahrhaben wollen.

Mit einem 'Top-Down' Konzept so scheint es, laesst sich in Berlin trotz Schwabeninvassion noch immer kein Laden machen.
Obwohl ich das nichtmal wirklich schlecht finde wie der Laden jetzt aussieht ist er IMO als Club oder Veranstaltungsort nutz- und wertlos. Alleine schon die weissen Waende sind pures Gift fuer das lichtscheue Gesindel, dem ich selbst einmal zuzurechnen war. Oder kann mir jemand erklaeren wie man in so einem Ambiente seine Drogen auch nur halbwegs diskret konsumieren soll?

1000 Leute selbst unter der Woche in einen Club zu locken ist in Berlin nun wirklich kein Problem. Zu elegant ist an sich auch kein Problem. Probleme bekommt wer Schoeneberg mit Schwabing verwechselt und sich einbildet Erfolg kaufen zu koennen, oder wenn, wie in diesem Falle, zwei inherennt kriminelle Branchen, naemlichst Immobilien und "Gastronomie", zu einer AG verschmelzen.

Mal ganz abgesehen davon, dass der SM-Club im Metropol das mit Abstand erfolgreichste Konzept in dem Laden seit Jahrzehnten war.
Was war da eigentlich passiert? Sind die eingegangen oder wurden die rausgemobbt? (letzteres haette das Goya zu einer absoluten NO-GO Area fuer die Subkultur gemacht und ohne die geht schonmal gornix)

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Da kommt wieder Jaques Ihle ins Spiel.

http: // home.arcor.de/mo.ment/site/images/portrait/p_ihl.jpg

Der war 20 Jahre lang Betreiber des Metropols so von etwa von 1984 an und hatte wohl in allen Konzepten - von der Grossdisse über Loft bis Kit-Kat-Club und zum Schluss als Provinz-Gay-Disco - seine Finger drin. Er war auch Vorstand der Goya AG:

http://www.welt.de/data/2003/08/07/148989.html

Der Kit-Kat-Club hatte wohl Probleme wegen Drogen und da hat man vor einer "angekündigten" Grossrazzia kurzerhand den Laden dicht gemacht.

Angefangen hat Ihle übrigens Anfang der 80er mit einem Club in Wedding/Moabit, in dem schräge independend Kunstvideos/Kurzfilme gezeigt und Underground-Musik gespielt wurde. War ein lustiger Laden.

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*prust* ... vorallem weil die Bar am Luetzowplatz 'ne drogenfreie Zone ist.

Allerdings muesste die Frage dann lauten, wie es sich jemand 20 Jahre als Betreiber leisten kann, ein Konzept nach dem anderen gegen die Wand zu fahren ohne bankrott zu gehen ...
Luetzowplatz ... da hab' ich jetzt aber eingentlich keine echte Lust mehr weiter zu diskutieren. Groessenwahn ist bei Missbrauch bestimmter Substanzen nicht zu vermeiden.

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Deswegen ist ja auch das gesamte Lebenswerk von Hermann Göring direktes Ergebnis des Konsums gewisser Substanzen.

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Und im Alter hat sich "Mr. Fistfuck" auf Größenwahn verlegt?

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