Die Schlange legt zu Ehren der Schafe den Wolfspelz an

Heute Abend, Munich Area Auftrieb. Irgendein koksbedröhnter Faltenhaufen hat vergessen, mich aus dem richtigen Verteiler zu streichen. Ich muss sowieso hoch, danach drei Städte in drei Tagen, warum also nicht ein wenig Amüsement wie in den alten Tagen. Das Ministerium zahlt, Iris und die Rolex brauchen mal wieder etwas anderes als immer nur die Kleinstadt, es ist ein billiges Vergnügen, die paar Euro Selbstbeteiligung sind den Spass allemal wert, bevor es danach in die andere Richtung, zu den Tischen der ganz anderen geht. Eine Laudatio noch schreiben, hoffen, dass die Bleibe in der Munich Area später dann vorzeigbar ist, es wäre zwar auch ein Hotelzimmer mit inbegriffen, momentan steht sowieso alles leer und der Laden tritt als Premium Partner auf, aber man muss ja nicht alles mitnehmen, das überlässt man den armen Kollegen von der Hurenpresse, beim schönen, schnellen Leben mit den Stakeholdern des Success und der Future und des Dresscodes.



A hell of fun, you know I love you, Darling, an solchen Abenden, wenn draussen vor der Fensterfront die Sonne untergeht, da könnten wir uns mal chinchen, aber ja doch, noch einen Prosecco my Dear? Man könnte so viel tun an diesen Abenden, wo keiner den anderen kennt und trotzdem jeder networken muss, ran an die Schweine da drüben zum letzten Businessgefecht, schliesslich kommt man genau dafür her, nicht nur wegen der Eitelkeit und dem Zwang, das Dazugehören durch einen Auftritt zu manifestieren. Man muss Kontakte machen, wichtige Kontakte, den richtigen Mix finden aus Jung und Alt, Dynamisch und Besonnen, solider Basis und emerging market, eine Abmahndrecksau sollte dabei sein, ein Fondsjongleur, einer, der einen in der Topebene bei der Bank kennt und auch irgendwas Fickbares in Veilchenblau und dürren Füssen unter dem Rock, wenn´s sein muss auch mit dranhängender PR-Freundin in Medievil und Bestetagesindvorbei. Es ist alles so einfach, immer das gleiche, das einzige Problem ist die Farbe der Krawatte und der Knoten. Windsor, I suppose.

Und das Briefen der Begleiterin. Wir wollen ja nur spielen. Und wenn ich sage, dass ich gerade in der Vermögensverwaltung tätig bin, ist das noch nicht mal gelogen. Ach, werden sie sagen, wie kommt man denn vom Journalismus da hin? Tja, werde ich sie anstrahlen, das ist das Vorrecht der Geburt. Sie werden nicken, die dreisten Säue mit ihren weniger guten Lügen, bei dieser Behauptung, und ich werde hoffen, dass meine Finger wirklich frei von allen Acrylresten sind, die verraten könnten, in welchem abgeschliffenen Stadium sich die Verwaltung des Stadtpalastes gerade befindet. So ist es, das pralle Leben, die prallen Menschen, meine pralle italienische Haut mit ihren zwei Reihen und irgendwann, vielleicht, wird jemand kommen und das alles wegputzen, den stinkenden Morast, langsam wird´s echt Zeit, zu viele Häute, zu viel Gerberei und Pisse für alle die Wolfspelze, massgeschneidert für all die Idioten, die miesen Cretins mit der nuschligen Prollaussprache zwischen Hohenpeissenberg und Wolnzach, diese sogenannte Gesellschaft derer, die als einzige Leistung vorweisen könenn, dass sie auf der richtigen Liste sind.

Donnerstag, 4. Mai 2006, 17:02, von donalphons | |comment

 
"Wir wollen ja nur spielen."
Jo mei, wenn's schee macht!

"...das einzige Problem ist die Farbe der Krawatte und der Knoten. Windsor, I suppose."
Warum nicht Prinz Albert, der ist länglicher, nicht so kompakt?

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das konnt aber jetzt nur ein münchner (schön) beschreiben. dieses ich-drin-die-draußen-ding fand ich an der ansonsten schönen metropole immer recht anstrengend. ich habe auch noch keine andere deutsche stadt erlebt, in der das so ausgeprägt ist.

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