Teil des Systems

Die Familie, so sagt man bei einer Podcastfirma, deren Vortand Schwiegersohn von Edmund Stoiber ist, habe bei der Auftragsvergabe für Filme von das Merkel keine Rolle gespielt. Wahrscheinlich auch nicht bei der immer noch staatsnahen Hypo-Vereinsbank, dem FC Bayern oder dem Verleger Hubert Burda, dem allerbeste Kontakte in die Staatsregierung nachgesagt werden.

Ich glaube denen. Ich glaube denen, dass sie das glauben und auch so empfinden. Weil sie es vermutlich nicht anders kennen, weil das System in bayern und vermutlich auch überall so funktioniert, wo geschlossene Gesellschaftsgruppen definieren, wie die Realität zu sehen ist. Das zuckergestopfte, definitiv nicht entsagende Gebäck da unten heisst bei uns "Gebetbuch", und genauso verlogen ist Bayern, und so sieht es auch aus: Aussen schwarz und innen weiss wie die Seele eines Neugeborenen.



Wer hier in diesen Kreisen zur Welt kommt, kann sich die Unschuld lange bewahren. Es gibt Viertel, in denen man wohnt, es gibt Leute, mit denen man verkehrt, es gibt gewisse Themen und andere gibt es nicht. Im Block wohnen ist kein Thema. Wer keinen Garten hat, kann kein Gartenfest machen und wird auch nicht eingeladen, und so kennt man auch keine anderen Kinder. Man erfährt nichts über den Beruf der Eltern. Ist der Vater etwas, erzählt er wenig über die wirtschaftlichen Aspekte. Kennt er einen Lokalpolitiker, ist es ein Freund der Familie und bleibt es auch, wenn er zum Minister in München oder Berlin aufsteigt. Wenn er jemanden kennen muss, um ein Geschäft zu machen, gibt es sicher einen Nachbarn, der den kennt, und sie vorstellt.

Aber darüber wird nicht geredet. Wichtiger, allein wichtig ist, dass der Nachwuchs das Abitur macht, und wenn man ihn dafür auf die lascheste Schule schicken muss, ist das zwar weniger schön, es muss halt sein. Nachdem viele direkt beruflich ihren Eltern nachfolgen, denn wohin sollten sie auch gehen, nachdem schon die Eltern an der Spitze sind, vererben sich die Netzwerke in kleinen Gruppen, sehr schön zu beobachten bei Klassentreffen, wenn sich gewisse Kreise absondern und ihr Netzwerk einrichten. Es gibt keinen Grund, das System zu hinterfragen. Es funktioniert. Es sichert die Arbeitsplätze, es hält schlechtere Gegner draussen, so hat man es schon am Baggersee beim Kampf um die wenigen Sandflecken gemacht, und so bleibt das auch.

Ich habe, zugegeben, etwas gezögert, dieses Ding zu schreiben. Da sind keine Links drin, ich musste nichts recherchieren, ich bin formal einer von denen, und es ist immer so eine Sache, über Leute zu schreiben, die nicht vom Wesen, aber qua Geburt der gleichen Gruppe angehören. Ich bin der gleichen Auffassung wie diese Leute, dass wir in einer 1/10 Gesellschaft leben, 1/10 sagt was passiert und 9/10 folgen mehr oder weniger meckernd. Denn wie die Gutsherren - oder hier besser Grossbauernmentalität - ist auch die Mentalität der Knechte und Mägde einbetoniert, das sorgt für die Existenz der grossen Parteien, deren Repräsentanten sich beim oberen Zehntel als Mitglieder bewerben, indem sie weiter Privilegien zuschanzen und, wenn sie mal dabei sind, nicht begreifen, dass es nicht ewig so weiter gehen kann. Und tatsächlich steht das Volk den Raubzügen lethargisch gegenüber. Noch. Aber es bröckelt. Das Ende der Volksparteien ist kein Ende des Volkes, sondern das Ende der Geduld des Volkes mit den Parteien und einer Schicht, auf die hinter der Parteienfassade alles wieder zusammenläuft. Der rotrotgrün bekniete Immobilieninvestor in Kreuzberg genauso wie der schwarze Internetfernsehmacher in der Munich Area.

Die Beide, nebenbei erwähnt, beim Tanz im P1 den Umstand negieren, dass es tatsächlich Leute in Deutschland gibt, die an Mangelernährung leiden, und denen sie empfehlen, dann eben nicht mehr zu rauchen.

Freitag, 11. August 2006, 13:42, von donalphons | |comment

 
Warum ist sich diese Gesellschaftsgruppe der oberen 10% aus Wirtschaft, Medien, Politik, Gesellschaft so sicher und so wenig reflektiert? Man könnte es auch ignorant gegenüber der sozialen Realität in Deutschland nennen?

Sie werden nicht in Frage gestellt. Ganz im Gegenteil. Früher lief das abgeschottet ab. Man traf sich, machte Geschäfte, heiratete untereinander, vergnügte sich mit seinesgleichen standesgemäss. Die Öffentlichkeit nahm davon wenig Notiz, das war auch nicht gewünscht. Das gibt es zwar immer noch. Aber Teile das Gesellschaftstreibens spielen sich mitterweile in und begleitet von den Medien ab. Deren Lebensstil ist Vorlage für die Ziele von grossen Teilen des Mittelstandes. Die Werbeindustrie und die Markenkonzernesind ein symbiotisches Verhältnis zu diesen gesellschaftlichen Gruppen der "global people" eingegangen. Bestätigung allerorten.

Keine Lethargie sondern positives Feedback. Ob sich da wirklich was ändert?

Ich habe gestern mal wieder mit meinem ehemaligen Arbeitgeber (MdB) telefoniert. Läuft gut in Berlin. Einzig die vielen Empfänge und Termine ab Mitte September sind ein Problem.

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Na dann viel Spass beim Jagd nach dem goldenen Kalb - blöderweise zerreisst es dabei die Mittelschicht in Aufsteiger und Verlierer, und nichts ist garstiger als ein sich betrogten fühlender Spiesser. Dass die FDP einen Teil ihres Erfolges den Verlierern des von ihr propagierten Wirtschaftstils verdankt, ist so eine Ironie am Rande. Allerdings ist das Boot der Verteiler schon voll, viele werden da nicht über die Bordwand klettern.

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Hartz IV, Überschuldung, Privatinsolvenz. Das sind Phänomene, die breite Bevölkerungsschichten treffen. Nur solange die Politik noch Menschen in Deutschland findet, denen man die Schuld geben kann - wie dem Arbeitsscheuen Gesindel und den Sozialschmarotzern - wird sich nicht viel ändern.

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Hartz IV, Überschuldung, Privatinsolvenz. Das sind Phänomene, die breite Bevölkerungsschichten treffen

noch nicht. kommt aber, es wird bereits dran gearbeitet.

das neue ist, dass jetzt auch die angestellten, so bis abteilungsleiter und noch drüber merken, dass die einschläge näher kommen. dass der gute postenauf den man jahre und jahrzehnte hingearbeitet, hinintigiert, hingemobbt hat, nicht mehr sicher ist, sind da nicht eben wieder die berater zugange in der firma? und das häuschen mitsamt dem auto ist nicht mehr sicher, weil da noch ganz schön kredit drauf ist, und wenn häuschen und auto nicht sicher sind, ist die gattin auch nicht mehr sicher. und die rente schon gar nicht.

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Es wird davon ausgegangen, dass allein zwischen 1999 und 2002 sich die Gesamtzahl der überschuldeten Privathaushalte um 13 Prozent auf rund 3,1 Millionen erhöhte. Damit waren rund 8 Prozent der 38,7 Millionen privaten Haushalte in Deutschland überschuldet.
Quelle: Armuts- und Reichtumsbericht 2002 und 2004/2005

Wenn in Betracht zieht, dass Familien mit Kindern überproportional betroffen sind, sind dies sicher 10-15% der Bürger, die in überschuldeten Verhältnissen leben.

Das finde ich, ist schon eine breite Schicht.

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wenn das so ist, dann

wundere ich mich, warum es hierzulande noch so ruhig ist.

andererseits lebe ich ein einem landkreis mit so stücker 20% - 25% arbeitslosen, so dass da schon so jeder siebte, achte, der einem begegnet, zur kundschaft der arge gehört, die dort die leistungen nach sgb zwo verwaltet. trotzdem denkt da niemand an rebellion.

allerdings, bei der stichwahl zum chemnitzer ob lag die wahlbeteiligung über 30%, immerhin. bei kommunalwahlen in den kleinen orten bilden sich örtliche listen ausserhalb der parteilisten, auch das ein indiz für unzufriedenheit.

trotzdem, bleibe ich dabei, neu ist, dass das armutsrisiko seit sgb zwo (bzw. der abschaffung des alten alg zwo) eben nicht mehr nur auf die arbeitnehmer und die kleinen angestellten beschränkt ist.

mittlerweile wird im mittleren management gesiebt, und ich gehe davon aus, dass das den gehobeneren angestellten (ich nenne das die abteilungsleiter und darüber) nicht verborgen geblieben ist, und diese leute nun um ihren status (bzw, den verlust der entsprechenden symbole) fürchten.

wir leben in interessanten zeiten.

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Das grösste Einsparpotential liegt im Bereich des Middle Managements. Unten ist das schon so ziemlich durch. Und dann geht die Auslagerung natürlich weiter, da erwischt es alle, wenn die PR und ähnliches rausgeht. Ob das gut ist, ist natürlich eine andere Frage. Aber bis so ein Haus einstürzt, muss schon einiges am Fundament umgewühlt sein.

Übrigens, gestern war der Jahrestag des Sturms auf die Tuilerien.

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Stratifikation reloaded
Gibt es Gewinner und Verlierer? Bestimmt! Aber darf es deswegen zu einer erneuten Verfestigung von Strukturen kommen?

Ich komme ursprünglich aus dem Großbürgertum, was sich aber über Zeiten und Ideologien hin aufgeweicht hat - während irgend eine meiner Großtanten früher versuchte neue Seifenprodukte herzustellen, bin ich inzwischen damit beschäftigt Literatur zu verherrlichen.

Mir schmeckt dieser neue Filz nicht.

Und immer wieder - ja - und dann - der neue Wagen und das Haus und so.

(bitte keine amerikanischen Viren - bin ich allergisch)

So - dies war meine kleine unreflektierte Antwort oder mein Kommentar.

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Das ist kein neuer Filz. Das sind Strukturen, die zum Teil vererbt werden und die sich auf Institutionen stützen, die eine Jahrhunderte alte Tradition haben.

Neu ist, dass es eine grössere Öffentlichkeit bemerkt.

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Wichtiger, allein wichtig ist, dass der Nachwuchs das Abitur macht, und wenn man ihn dafür auf die lascheste Schule schicken muss, ist das zwar weniger schön, es muss halt sein.

Oft merkt man das später, wenn außer Herkunft und Habitus nicht viel da ist.

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nur so am rand
ich hasse auf der seite liegende kuchenstücken.

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Nein, die gehören so. Die stehen genau so in der Vitrine, eine art schmales, hohes sahneschnittchen.

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apfelkuchen

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Lebenslügen der Eliten
Sie stehen auf zu dünnem Fuß - unsere sogenannten Eliten schmoren im eigenen Saft. Der Mangel an reichhaltigen Zutaten, der Mangel an Talenten aus der Breite der Bevölkerung führt bei den "Eliten" zu geistig-kultureller Verarmung und daran koppelt sich unmittelbar und unaufhaltsam Mittelmäßigkeit.

Es ist eine trübe Mittelmäßigkeit, die Realität in unserem Land nicht wahrzunehmen, zum Beispiel die sich beständig ausweitende Armut breiter Bevölkerungskreise, sowie die allgemeine Verunsicherung bis in den Mittelstand hinein.

Es prägt sich Mittelmäßigkeit bis in die Top-Ebenen des Managements, welches einseitig und ungeistig-unkreativ auf Personalabbau und Kostenreduktionen setzt, deshalb, weil es keine anderen Mittel mehr wagt und kennt.

Mittelmäßig und von innen her vertrocknet bzw. personell allzu dünn zeigt sich auch die Politszene, die von "think tanks" und Consultern begleitet immer noch der Wahnidee hinterherstolpert, man müsse lediglich die vorhandene Politik, zum Beispiel eine völlig ausgebliebene Gesundheitsreform, dem Volk "besser vermitteln", durch stärkeren Einsatz von PR, Spin und Lügenkunst.

Das wird nicht funktionieren.

Die Lebenslügen unserer "Eliten" werden sich bitter rächen, und das Elend vieler Menschen in unserem Land sollte ein guter Grund sein, sich vorher bereits zu besinnen.

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Nennen wir das Kind beim Namen: Abgefuckte Gen- und Hirnpoole*.

* man sagt sowas weitaus leichter, wenn man semitisch-tschechisch-bayerisch-österreichisch-französische Vorfahren hat

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Die Koffer packen
und die Emigration vorbereiten?
Was wird der Auslöser sein, dann wirklich zu gehen?
Und wohin?

Oder doch den Genpool mit eigenem, ähem, Material befüllen?
No, just kidding ;->

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Nochmal die Frage: Wo ist das Problem?

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stratifikation reloaded

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Wieso reloaded? Es war schon immer so und es wird immer so sein. Und es funktioniert verdammt gut.

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Da bröckelt nix.
Aber überhaupt nix.
Mir ist schleierhaft, wie Du zu so einer Meinung kommst.
Das Gegenteil ist der Fall. Zur Zeit ist Restauration angesagt.
Nach dem Niedergang des Kommunismus muß sich keiner mehr schämen, wenn er Gewinne macht. Mit welchen Mitteln auch immer. Vielleicht werden wir - in wenigen Jahren schon - die Situation der Mägde und Knechte zurücksehnen. Ein-Euro-Jobs sind Realität.
Ich sage: es gibt noch heulen und zähneklappern.

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um ehrlich zu sein...
...ich hoffe auf dieses Heulen und Zähnklappern. Ich hoffe darauf, dass die müden Deutschen irgendwann die Schnauze so voll haben, dass sie beginnen sich und damit das Drumherum zu bewegen.

Ich gestehe, ich warte da schon eine Weile drauf.

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Vom Pfeifen im Walde
oder aber von kurios motivierten Wunschträumen.

Was bitte sieht wer wo "bröckeln" ?

Die Eliten und deren Steigbügelhalter in der Politik, der Presse, der "Kunst" den Gewerkschaften und den diversen NGOs sitzen so bombensicher wie noch nie.

Und das deutsche Volk, allen voran die Harz4ler und der bedrohte teil des Mittelstandes sichern die eher ab - denn man erwartet von ihnen das Zusprechen von Wohltaten und das sich-Einsetzen für Klientelbelange, wie schon immer hier.

The hope of a traitor to his class does not a revolution make.

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die eliten sitzen bombensicher.

da gibt es welche in neufünfland, die eben die erfahrung machen, wie es sich so als abgehalfterte elite lebt. gefällt denen gar nicht, trotz obst und südfrüchten und westautos.

die steigbügelhalter sitzen noch auf dem hohen ross, aber doch eben nicht mehr sicher:

- die presse hat das problem schon bemerkt: die jungen lesen keine zeitung mehr. die abhilfe, über contentklau billigst hergestellte wurstblätter, scheint das übel auch nicht an der wurzel zu packen.
- die "kunst" ist ein teil der freizeitindustrie, noch dazu des teils, der von der öffentlichen hand subventioniert wird, da klemmt es schon seit längerem mit dem geld.
- die gewerkschaften sind für den bereich des öffentlichen dienstes noch von bedeutung. die von der bayrischen igm, gern schweinfurt, haben das erkannt und sich schon pöstchen bei der wasg gesucht. ach so, und wenn die gewerkschaften entbehrlich sind, braucht man die arbeitgeberverbände auch nicht mehr; das sind die nächsten opfer der sog. globalisierung.
- die ngo´s vom schlage transparency international? auf die trifft das unter "kunst" ausgeführte sinngemäss zu.

nein, die steigbügelhalter merken so langsam, dass sie von denen, denen sie die steigbügel gehalten haben, nichts zu erwarten haben als den einen oder anderen tritt.

richtig ist, dass auch die vom sozialen abstieg (früher hiess es vom finaziellen ruin) bedrohten empfänger von alg, sgb zwo und diejenigen, die ihre umstände als prekär empfinden, auf wohltaten der von ihnen bislang als vertreter ihrer interessen dargestellten volksparteien hoffen. aber da wird es wohl in zukunft bei der hoffnung bleiben und ich denke, das wird, ohne es so zu sagen, auch so empfunden. das ist dann auch das ende der volksparteien.

gut, es kann auch noch eine ganze zeit so weitergehen, dass die verarmung zunimmt, die verarmten zunehmen, aber das vor lauter freude-eierkuchen-fähnchen-schwenken und was weiss ich noch was alles vom rest eben so nicht zur kenntnis genommen wird.

es kann aber auch auf einmal schluss mit lustig sein und die frage ist, was denn dann.

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@ auch-einer

zu

" nein, die steigbügelhalter merken so langsam, dass sie von denen, denen sie die steigbügel gehalten haben, nichts zu erwarten haben als den einen oder anderen tritt."

Jau das merken die. Nur was soll's ? Werden die sich jetzt alle a) gegen die Eliten solidarisieren oder b) sich in Rats-in-a-Cage Kämpfen gegenseitig zerfetzten um zu sehen, wer was vom schrumpfenden Kuchen abkriegt ?

Ja, genau. Wohl weniger a). Insofern stärkt das die Position der Eliten über die Verknappung des Angebotes an handouts. Nur die wirklich mit den Eliten solidarischen Steigbügelhalter werden essen. Die anderen werden Hartz4lern oder Pensionäre. Und das wissen die. Es beginnt derzeit ein Aussonderungsprozess, an dessen Ende der gesinterte, 115%ig loyale Steigbügelhalter steht, der mit seiner Position alles zu verlieren hat.

Der Rest ist Wunschdenken, aber hey, der Gedanke ist - noch - frei, sei er noch so hoffnungsvoll abwegig.

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hier:

Was, wenn die Arbeitslosigkeit bleibt?
Von Peter Glotz (FAZ, 12. Mai 2005)

http:// www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E2C92721517334E3EA35D82990BC64D7C~ATpl~Ecommon~Scontent.html

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Um die Frage von Glotz vorab zu beantworten: Ja, es reicht.

Die Arbeitslosigkeit liegt eher auch bei so ca. 7 Mio, wenn man die in Weiterbildungs- und Umschulungsmassnahmen etc pp dazurechnet.

Und ja, die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen, wie sollte sie es auch nicht ? Oder wird der Engel der Erleuchtung in Berlin einschweben ? Die Zeiten des deutschen ungelernten Arbeiters, der arbeitenden Analphabeten auf dem Bau, des verwaltenden mittleren Managements sind für alle Zeiten vorbei.

Es bleiben die übrig, die von haus aus Geld haben, sie werden darum bitten das man sie - bitteschön - in Ruhe wie gewohnt weitermachen lässt, und die anderen, für die wird die Arbeitswelt sehr, sehr hart und sehr sehr eng werden. Das bei höheren Steuern und Sozialabgaben, um den arbeitslosen aber stimmberechtigten Teil des Wahlpöbel nebst dessen Anhang weiter zu versorgen, auf welchem Niveau auch immer. Und im Alter kriegen beide dann dieselbe Rente, TäTää.

Da im übrigen der sich vorwiegend aus seiner Arbeit nährende Teil des Wahlpöbles schwindet und der vorwiegend aus diversen Transferleistungen sich nährende teil des Wahlpöbels steigt, wissen wir ja auch alle, das die Verhältnisse sich nicht wirklich ändern werden.

Im übrigen hat der Wahlpöbel eine klare Aussage abgegeben: er will von alledem bitteschön nichts hören. Weiter beglücken, auf welchem Niveau auch es immer geht, das ist die Message. Und wenn das Niveau rutscht, so zumindest bitteschön "gerecht".

Der Wahlpöbel in D. ist in keinster Weise revolutionär veranlagt, im übrigen fehlen zu einer Revolution die Formulare.

Und im übrigen - wen sollen die sonst wählen ? Die alte SED mit neuem Namen ? Grün ? Gelb ? Wat heb wi lacht.

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Lebt es im politischen Kopf vom Lebemann?
@Lebemann
Du schreibst:
Das bei höheren Steuern und Sozialabgaben, um den arbeitslosen aber stimmberechtigten Teil des Wahlpöbel nebst dessen Anhang weiter zu versorgen, auf welchem Niveau auch immer.
Das ist ja wohl ein klassischer Fehlschluss.

Es stimmt, die rd. 7 Mio Arbeitslosen in unserer Gesellschaft "verursachen" insgesamt eine Gesamtkostenlast in Höhe von ca. 40-50 Mrd Euro (u.a. rund 28 Mrd/Jahr für ALGII).

So, aber es gibt auch andere Kosten, die gewuppt werden müssen, zum Beispiel einige Milliarden für den idiotischen Transrapid, einige Milliarden zur Subventionierung der Großindustrie vie "Forschungsförderung", ca. 23,5 Milliarden Rüstungslasten, rund 23 Milliarden (inkl. drei Extramilliarden dank Merkels Einsatz) für bescheuerte EU-Subventionen, die komplett nutzlos versickern, z.B. in Milch- und Butter-Seen, dazu rund 50 Milliarden für völlig überhöhte Beamtenpensionen (mit einem Durchschnittswert (!) von ca. 2400 Euro pro Monat, was verglichen mit Durschnittsrenten der übrigen Rentner in Höhe von rund 750 Euro schon hübsch viel ist), und Super-Spitzenpensionen im öffentlichen Rundfunk/Fernsehen (angeblich durchschnittlich ca. 3200 Euro), dazu aufgeblähte Bürokratien in Bund und Ländern, sowie eine sklerotische Hoch-"Kultur"-Förderung für die besseren Schichten, ebenfalls im Gesamtumfang von einigen erklecklichen Milliarden. Nicht zu vergessen, die Pharmaindustrie und der insgesamt überaus wohlgenährte Ärtztestand, die auf Kosten eines Solidarsystems jeweils fettte und exorbitant anwachsende Einkommen erwirtschaften.

Hach, und da waren und wären z.B. noch superduper Abschreibemöglichkeiten, z.B. im Immobilienbereich, mit dem gesellschaftliche Ressourcen, oft recht sinnlos, dafür aber in beachtlicher Milliardenhöhe vermauert wurden und werden. Oder das Nicht-Bekämpfen des Grauen Kapitalmarkts in Deutschland, was ebenfalls eine gesellschaftliche Ressourcenvernichtung in Zigmilliardenhöhe bedingt. Als Finanzmensch müsste Dir so einiges einfallen...

Usw. usf.

Lebemann: Hast Du all das auch im Auge?

Oder torkelst auch Du dem tumben Zeitgeist hinterher, der meint und verbreitet, dass vor allem die "schmarotzenden" Arbeitslosen schuld an hohen Steuer- und Abgabenlasten wären?

Das wäre sehr peinlich.

Indes, das von Dir so sehr geliebte Wort "Wahlpöbel" ist bereits peinlich.

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Wahlpöbel!
Man könnte sich darauf einigen, den von Dean inkriminierten Begriff durch "Stimmvieh" zu ersetzen; aber "Wahlpöbel" gefällt mir entschieden besser, weil dieser Begriff keine Beleidigung des Viehs ist.
(Nicht ganz schlecht, wenn ich es recht bedenke, ist allerdings auch "Urnengänger", und zwar wegen des morbiden Hintersinns.)

Was da zur Wahl geht, ist das politische Analphabetentum. Oder wie würdest Du, Dean, die KreuzerlmacherInnen bezeichnen? Als "mündige Bürger"? Wuhahah!

Peinlichkeit sehe ich nur Deans Dauer-Manier, im sog. "Menschen" zwanghaft das Gute sehen zu müssen. Deshalb paßt ihm beim lebemann die ganze Richtung nicht, nämlich dessen nihilistische Komponente, die mir nun wieder gefällt, weil die adäquate Stellung des Gedankens zur Realität ohne das Moment der Annihilation nicht zu haben ist.

Das übrigens hat die Kunst der Moderne – von der nichts zu verstehen Dean mit Stolz erfüllt – begriffen, wofür wiederum der Positivdenker und Banause Dean eine Wolfswitterung hat. Den Grund für seine seinerzeitigen Endlos-Tiraden wider den Komponisten Arnold Schönberg findet man genau da: nicht positiv genug, zuviel Nihil drin, genau wie beim lebemann.

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da ich mich, nachdem ich bei der letzten bundestagswahl mit erst- und zweitstimme gültig gewählt habe, bin ich damit

"Der Wahlpöbel in D. ist in keinster Weise revolutionär veranlagt, im übrigen fehlen zu einer Revolution die Formulare."

wohl auch gemeint. um das beste draus zu machen: vielleicht findet sich jemand, der mit t-shirts, versehen mit entsprechendem aufdruck sein geschäft macht und so den vorwurf auf diese weise zum bekenntnis umdreht.


das mit den noch immer nicht zum download oder in hardcopy zur verfügung stehenden formblättern für den antrag auf umwälzung auf gemeinde- / kreis- / landes- / bundes- / ebene (unzutreffendes bitte durchstreichen) sehe ich nicht unbedingt negativ. auf die idee, dieses begehr persönlich zur niederschrift vorzutragen, ist auch noch niemand gekommen, wohl auch, weil die zuständigkeit unklar ist.

genausowenig wie ich eine abneigung zu derartigem tun beim bundesbürger bedaure. insofern, denke ich, kann ich zwischen der filmischen darstellung (louis malle, viva maria!) und der wirklichkeit unterscheiden.


aber andererseits, das fest ist fast vorbei und denkbar sind für mich, neben weiter so mit gebremstem schaum noch andere varianten zukünftiger entwicklung:

die variante berlin ist weimar. das waren damals strassenschlachten zwischen roten frontkämpfern und sa. zumindest die nachfolger der sa sind schon wieder auf ihren posten und bereit zu neuen taten. die können auch nch mehr werden, heute in sachsen, morgen in mcpomm und so weiter...

die variante volkstribun. ein begabter charismatiker sammelt unter der anhäufung linker wie rechter versatzstücke die unzufriedenen. diese variante halte ich für wirklich gefährlich, glücklicherweise scheint es am volkstribunen zu fehlen. aber lafo *) hat ja schon mal die richtung angedeutet...


*) immerhin, ein danton ist er nicht, auch wenn ihm eine gewisse vorliebe für wein, weib und gesang nachgesagt wird. dafür ist er zu mager, das vollsaftige fehlt ihm völlig. trotz der ihm eigentümlichen verkniffenheit ist er auch kein robespierre, denn der predigte nicht nur öffentlich wasser sondern trank es auch heimlich.
trotz französisierenden namens, der herr ist und bleibt ein deutscher oberstudienrat in all seinen tugenden, lastern, schrecknissen und lächerlichkeiten.

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Ich gebe auf. Wahlpöbel?

Die Antwort - Schönberg?
Der Kuckuck und der Esel, die hatten einen Streit, wer wohl am besten singe, wer wohl am besten singt.

Mir hilft manchmal ein nihilistisches entspannendes Bad, mit anschliessender Aloe Vera Ganzkörpercremung und weiterführend - scheusslichem abartigen Sex. ...

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@noergler
Gut, Dein Nihil ist Dir Essenz, und in Deinem Fall sehe ich sogar eine preisenswerte und beinahe schon in Vollendung geratene Kunstform darin, ja, sogar etwas, das hebt - was ja eigentlich ein Paradox darstellt, möglicht gemacht allein dadurch, dass die Person Noergler dieses Nihil befeuert und, es auf lichte Höhen zu heben in der Lage ist.

Nur, mein lieber Noergler: Schönberg ist nicht modern, sondern er modert, und zwar inkl. seines Kunstwerkes, welches zurecht nur wenig geschätzt wird.

Okay, darüber mag man ggf. noch streiten.

Unbestreitenswert hinterwäldlerisch, aber umso mehr konform mit den oberen 10 Prozent, wäre es, wenn Lebemann, fast "modern", jedoch vollauf zeitgeistig, sich brüllend in den Chor des Schmarotzerdiskurses stellen würde.

Das wäre sehr peinlich, und zwar deutlich peinlicher als z.B. die m.E. rückständige kulturelle Vorstellung, dass Schönberg irgendwie "modern" sei.

P.S.
Menschen sind nicht einfach gut, sondern, und das gilt für Noergler wie die Mehrheit der übrigen Menschen, sie haben ein Übergewicht des Guten über das Böse, was einer der vielen Gründe ist, sie grundsätzlich für liebenswert zu halten. Hey Noergler, wozu sollte man sich in irgendeiner Weise für Gerechtigkeit einsetzen, wenn man Menschen mehrheitlich nur für eine Art Wurmgezücht hielte?

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Eine Fussnote zu Schönberg:

Die Machtverteilung ohne Macht zu verlieren - was ich für ein Grundproblem der Politik in Deutschland halte und was echte Veränderungen verhindert bzw. die Anpassung der Gesellschaft an Entwicklungen erschwert, wird als "Koalitionsschach" bezeichnet.

Dies ist auch der Name einer von Schönberg entworfenen Schachvariante mit 4 Spielern auf einem 10x10-Felder Brett. Nicht unverdient fand diese Variante keine grosse Beachtung und ist in Vergessenheit geraten, da sie wie auch das politische Koalitonsschach eher auf Kooperation als auf Konfrontation setzt.

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@strappato
Schöner Hinweis!


@ Dean
Würde ich "dieses Nihil befeuern" können, so könnte ich auch das Feuer einstellen und die Welt retten. Danke, daß Du so groß von mir denkst, aber das geht selbst mir zu weit.
Ich hab's dem Schönberg ja nicht eingeredet, und dem Egon Schiele und dem Beckett auch nicht.

Das Problem der Zweiten Wiener Schule ist nicht, daß sie zu wenig, sondern, daß sie zu viel geschätzt wird. Längst gehört die ehedem Skandale auslösende Musik zum Kanon des Approbierten. Sie hat, leider, im Kulturbetrieb ihren Stammplatz gefunden, wie vieles andere auch. Sie ist schon fast so massenkompatibel, wie Musik nach Deiner Auffassung sein muß, um Geltung zu haben.

@ "rückständige kulturelle Vorstellung, dass Schönberg irgendwie 'modern' sei."
Ich darf da, ähm, auf etwas hinweisen: Ich sprach von "Moderne", und Deine kenntlich werdende Auffassung, dieser Begriff sei bloß ein anderer Ausdruck für "modern sein" ist etwa so, als würde man meinen, die Präraffaeliten seien Maler vor Raffael gewesen.

@ ".. sie grundsätzlich für liebenswert zu halten":
Die Menschheit lieb ich wohl, nur die Leute gehen mir auf die Nerven.


@ sunny5
Schönberg ist die Antwort auf das innermusikalische Problem, daß die Musik immer in die Kadenz läuft. Darauf, und auf sonst gar nichts, ist die serielle Komposition eine Antwort.


@ auch-einer
Das Thema, wie lebemann es angesprochen hat, ist ein gesellschaftlicher Gesamtzustand, keine Abrechnung mit Einzelpersonen. Kommunal wähle ich fast immer, Landtag manchmal, Bundestag selten.

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