Tempo Neu

Manche Legenden sind tot am besten. Wäre von den Autoren viel verlangt, aber ok.

Freitag, 8. Dezember 2006, 14:12, von donalphons | |comment

 
80er Jahre Revival
brauch kein Mensch!

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Ich könnte mir vorstellen, dass die 80er Jahre medial sowas werden wie die "goldenen 50er". Die Stimmung war gut, obwohl es wirtschaftlich ein wenig durchwachsen war. Man hatte nix (kein Computer, Handy und sonstige Gadgets) aber war trotzdem glücklich. Es waren beides Jahrzehne in denen aussergewöhnlich geburtenstarke Jahrgänge das Studien- und Berufsalter erreichten.

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Die 80er waren goldene Guelle, Spiessigkeit und Piefigkeit at its best, neue deutsche Welle und andere Ausgeburten schlechten Geschmacks waren offenbar nur da moeglich. Sie sind ja verdient schnell wieder im Orkus der Geschichte verschwunden.

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Die 850er waren goldene Guelle, Spiessigkeit und Piefigkeit at its best, neue deutsche Welle deutscher heile Welt Schlager und andere Ausgeburten schlechten Geschmacks waren offenbar nur da moeglich. Sie sind ja verdient schnell wieder im Orkus der Geschichte verschwunden.

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Da halte ich es mit
Falco, der da sagte: Wer sich an die 80er Jahre erinnert, hat sie nicht erlebt.

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Als nach 68 gebohrener kenn ich die 50er Jahre nicht, die habe ich genauso ausgeblendet wie manche Altnazis die Zeit zwischen 33-45. Mit Adenauer wurde da der Grundstein der heutigen Misere, dem Rentenanspruch fuer Nichteinzahler, gelegt.

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@andy:
Fuer Kokser ist jedes erlebte Jahrzehnt golden, deswegen wuerde ich der Aussage nicht soviel Bedeutung beimessen.

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80er war auch Kampfzeit in Wackersdorf.

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Tschernobyl
Mad Max, Terminator, Blade Runner

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Ich fand tempo damals ziemlich öde, verglichen mit den englischen Zeitschriften, die in Cafes oder bei meinem Friseur rumlagen.

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Nur hatten "Face", "I-D" und wie sie alle hießen doch kaum Relevanz hierzulande, außer in paar abseitigen Nischen. Mich hat deren selbstverliebtes subkulturelles Gewichse auch sehr schnell angeödet. Alles sehr stylish, aber eben auch nur selten Substanz...

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Klar Subkultur. Wir sind doch nicht umsonst in den Dschungel gegangen und haben seltsame avangardistische Experimentalvideos uns angesehen. Ich war damals in Berlin. Anfang der 80er und dann später abnehmend war Berlin ja immer nah dran an der Entwicklung. Für Leute in der Provinz mag tempo die späte Offenbarung gewesen sein.

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tempo subkulturell? *pffrrrtt* das war allerbeste affirmative kohlsoße für die heutigen "liberalen" und andere heiopeis! subkultur war vielleicht spex. aber auch nur vielleicht.

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Während Herr supatyp immer noch überall in einem Slang postet,
der dem Idioten - Kauderwelsch der ersten Citizenband - Funker
vergleichbar ist, schiebt er alle um 1960 herum Geborenen schon
in die Ramschkiste.
Lustig, daß er sich sogar an die Q-Gruppen des Tastfunks anlehnt.
Doch etwas übrig geblieben? Was Tolles?

Die Menschen die eine Zeit prägten, fanden es nicht spießig oder
piefig. DAS war eben die jeweilige Zeit.

Ich habe die Zeiten mitgemacht, mit den späten 50ern beginnend.
Je älter der Rückwärtsbetrachter in diesen Dekaden war, desto mehr
glorifiziert er sie.
Je jünger der Kritiker dieser Zeit heute ist, desto mehr Schwampf
kommt rüber.

Aber hat Don das überhaupt so gemeint?

Alles im Leben hat / hatte seine Zeit.
Auch die PeHeiRos, Peter Kraus und Juppi Heesters.
Das angstfreie Poppen genau so wie das ständig unter Strom
stehend einen Brezel - Käfer wechseläugig nach Hause dreschen.

Ein Revival muß ja nicht sein.
Aber die Erinnerung daran ist schöööön.
Erzählt Euren Kindern und Enkeln davon.

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Quatsch
die Spex war was fuer Spiesser.
Subkultur gab es damals in ein paar kellern, aber doch nicht am kiosk.

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War nicht bei SPEX der unsägliche Dietrich Dietrichsen Redakteur in den 80ern? Dietrichsen und Subkultur?

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Nee klar, war alles scheiße damals. Spex keine Ahnung, Diederichsen (mit Doppel-D) scheiße, Subkultur sowieso nur in Berlin (harharhar, das träumen die Berliner noch heute), Sounds - auch scheiße, Face, o Gott, war da nicht Mode drin, affirmativer Scheiß... meine Fresse.

Die Vielfalt an Möglichkeiten von Musik, Galerien, Kunst, Super8 und Copy-Shop, Mode (bis hin zu den verkackten Frisuren) war nie so groß wie Ende 70er/Anfang 80er. Muß man nicht alles toll finden, aber die Vielfalt, der Geruch der Möglichkeit - das war eine geniale Zeit, in der jeder eine Band und zwei Fanzines hatte. Wer mit den 80ern nur "NDW" verbindet, hat hier automatisch verloren.
That's official!

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Tempo war ganz, ganz gross. Zumindest von der Provinz aus gesehen. So gross, wie Neon immer klein sein wird. Aber Tempo Neu ist Leichenschändung.

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experimente in erfahrungsgesellschaftskunde.

angenommen, einer holt sich einen jahrgang so 1970 stern aus dem archiv und liest den übers wochenende.

was wird der davon halten,
- wenn er a) jahrgang 1975, b) jahrgang 1980, c) jahrgang 1985 ist?

varianten dazu: 1970 er jahrgang spiegel /die zeit / pardon

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Dazu kann ich etwas Nettes erzählen. Vielleicht am Wochenende, muss jetzt wieder ins Bett.

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ja, erzähl mal. ich les mit interesse mit. bin universitär dazu verdonnert, das tempo-dings zu lesen und zu besprechen (die quälen uns aber auch).
und die sicht der veteranen interessiert mich da natürlich.

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Gute Nacht und gute Besserung! Auf die Geschichte freue ich mich.

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Tempo war schon damals nicht groß! Es wa DIE Spießerzeitung schlechthin. Ekelhafte Arschlöcher stellten ekelhafte Arschlöcher vor!

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Stell Dir die bayerische braune Provinz Mitte der 80er vor. Strauss. Zimmermann. Schönhuber. Und darin dann die Tempo. Na?

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Ich wage es ja kaum zu sagen, aber ich habe Tempo nie gelesen. Spex übrigens auch nur einmal. Vielleicht war da, wo ich war, zu wenig Provinz, jedenfalls las ich, wenn überhaupt, die englischen Musikzeitschriften.

Hoffentlich habe ich jetzt keine zu großen Erwartungen geweckt, so groß wird das Posting nicht.

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Eben, Don!
Da kann man sich jetzt hundertmal hinstellen und blöken, "die Komsomolskaja Prawda war viel cooler" oder "ich war schon damals im Freiverteiler von Le Monde diplomatique". Ob das nun alles toll, wertig oder relevant war, was in Tempo drinstand, das ist doch gar nicht so sehr die Frage. Fakt ist jedenfalls, dass Tempo (und Wiener) neue Stilformen, andere Herangehensweisen an Themen salonfähig gemacht haben und damit zumindest für einen beschränkten Zeitraum ziemlich weit vorne dabei dabei waren.

Hallo che2001, das wär jetzt der ideale Slot für Deinen Einspruch. ;-)))

Frau Arboretum: Beziehen Sie das mit dem Blöken bitte unter keinen Umständen auf Ihren Kommentar, den habe ich erst gesehen, als meiner abgeschickt war.

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Ich wage zu behaupten, dass das tempo-Herangehen Pate stand für diese meine Bloggerei - mal abgesehen davon, dass der Claim "Anything goes" ein Tempo-Zitat ist.

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kid37:
popper, ndw und mer losse de dom in koelle.
das waren die 80er. klar, kokser nicht zu vergessen, damals hiess das noch distinktionsgewinn.

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Hm, interessante These,
das mit der Bloggerei. Ich war ja nicht in der der allerersten Zeitgeistschreiber-Garde dabei, sondern habe in den 90ern alle Jubeljahre mal was für den "Wiener" geschrieben. Da konnte man tatsächlich andere Erzählformen pflegen, in denen das Wort "ich" nicht tabuisiert war.

Aber meinen ersten Beitrag, der in Richtung des späteren Bloggens ging, habe ich in einem Medienfachblättchen abgesondert. Den habe ich kürzlich auch nochmal verwurstet auf der dunklen Seite. Ohne die Wiener-Erfahrung hätte ich das vielleicht so in der Art nicht ausprobiert, insofern stand die Zeitgeistpublizistik auch für mich im weitesten Sinne Pate für mein Geblogge.

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Mein Einstieg in den Journalismus kam mit einer Wienerautorin zusammen, Eva Strasser, die Dinge schrieb wie "Jetzt geht´s den Männern ans Sperma". Komischerweise kannte ich während meiner "wilden Zeit" Anfang der 90er einige Tempoleute in München, aber damals interssierte mich Schreiben noch nicht.

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Keine Sorge, Herr Mark. Die Betonung lag bei mir ja auch auf dem wenn überhaupt. Die ganze Sache ist einfach an mir vorbeigegangen. Ich glaube, den Wiener sah ich einmal bei einer Freundin herumliegen, ich erinnere mich, dass ich zu ihr sagte, was denn da für eine hässliche Frau auf dem Cover sei. Es war Kate Moss, wie ich dann erfuhr.

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So Mitte der Siebziger provozierte Feyerabend die etablierten Wissenschaftstheoretiker mit dem Slogan "Anything goes". Er hatte es nur ironisch gemeint, denn natürlich ist es Schwachsinn. Er hat sogar ausdrücklich gesagt, dass er es "ganz ironisch" gemeint hat, aber genützt hat es nichts.

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gebt mir die transatlantik wieder.

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Selbermachen! Wozu gibt es Blogs?

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Alles eitel...
Nida-Rümelin (eitel, und ich kann ihn eh nicht leiden) wird zusammen mit vielen hier auf alle Fälle wünschen, es hätte kein Tempo-Sonderheft gegeben :)

Auszug aus
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,453491,00.html

"Im Titanic-Stil hat die Redaktion des Sonderhefts Tempo eine Deutsche Nationalakademie mit Grundsätzen aus Hitlers "Mein Kampf" erfunden und 100 Prominenten die Ehrendoktorwürde angetragen. Die peinlichste der vierzehn Zusagen kommt vom Philosophieprofessor Julian Nida-Rümelin, erregt sich Nils Minkmar im Aufmacher. "Sein ausdrückliches Ja zur 'Förderung der deutschen Elite', das Erlöschen aller kritischen Fähigkeiten, wo es um eine Ehrung seiner selbst geht und selbst die mangelnde lebenspraktische Gewitztheit, die Unfähigkeit, einen hoax etwa mittels Google zu enttarnen, zeugen vom bedenklichen Zustand der akademischen Elite, deren Exponent sich da geehrt glaubte. Schlagworte wie Werteverfall, Massengesellschaft, Ablehnung des Mittelmaß führen in solchen Kreisen augenblicklich zu gewichtigem Kopfnicken. Nida-Rümelins Reaktion ist ein Symptom der voranschreitenden Entkopplung akademischer Eliten von der bundesrepublikanischen Wirklichkeit."

*Kreischgacker*
Ich hab immer gewusst, dass der doof ist und das Elite-Geseier auch. Man hätte im zitierten Artikel auch gern end-formulieren können: "....ist ein Symptom für die fortschreitende Entkopplung akademischer Eliten vom common sense." Und zu doof zum googeln auch noch.

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Ich muss ja gestehen, dass vom Lebensgefühl her die 80er Jahre für mich nie aufgehört haben, aber was an diesem inhaltsleeren Yuppiewichsblatt Tempo bedeutend sein soll, erschließt sich mir weiterhin nicht.

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mal abgesehen davon, dass der Claim "Anything goes" ein Tempo-Zitat ist.

Hüstel.

Ich verbinde damit ja eher ein Cole-Porter-Musical von (Moment, mal nachsehen...), ja genau, von 1934.

"...Good authors too who once knew better words
Now only use four-letter words, writing prose,
Anything goes."

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@Vroni
Damit steht er in einer Reihe mit Dieter Bohlen, der als Erster auf das Schreiben geantwortet hat. Ob das die Kultur-Elite ist, die der Kultur-Staatsminister a.D. so freudig sich herbeisehnt?

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Bei einer versprochenen Ehrendoktorwürde schalt sich halt das Hirn ab. [Edit vroni: das Hirn aller, ob Bohlen, Walz oder Kultur-Gscheiterle] Dabei isser doch schon Prof.

Der Mensch besteht aus Knochen, Fleisch, Blut, Speichel, Zellen und Eitelkeit.

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Manche Menschen haben soviel Eitelkeit intus, dass da kaum noch Platz für bewegungsfähige Hirnzellen bleibt. Bohlen bitte ich daher zu entschuldigen.

Die übrige Elite erfreute sich gerade über die Hitler- und NPD-Zitate, inkl. dem unrühmlichen Nida-Rümelin. Mindestens 16 von 100 dieser Leute sind politische Totalversager.

Ja, diese Arier dürften den rechtsextremistischen Kot dieser "Nationalakademie" bzw. das Anschreiben allemal gelesen haben. Das Problem ist:

Sie fanden das gut.

Und ein Bückeburger Schlossherr zeigte, wie man sich in solchen Fällen als Angeschriebener zu benehmen hat. Als - beinahe - Einziger: Alexander Schaumburg-Lippe.

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... ein Bückeburger Fürst, eine DVU-Fraktionschefin und der Wehrbeauftragte - welch eine Koaltion der Vernünftigen, die klar gesagt haben, welch ein unmoralisches Angebot das ist. Ich halte andere, die ihre Absagen so formuliert haben, damit sie niemanden verprellen - Zeitprobleme, kein Interesse, Scherz - für nicht viel besser als die Ehrendoktoren in spe.

Ach ja, und in manchen blog liest man ja, dass diese Aktion unnötig war, RTL-Niveau hatte usw. Sich mit der alltäglichen Fratze der Intoleranz und des totalitären Denkens zu beschäftigen macht halt kein Spass und taugt halt nicht zur avangardistischen Selbstbeweihräuscherung.

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Mitte der 80er. Schreibknecht bei der MÜNCHNER STADTZEITUNG (kennt die noch jemand ?) Dann kam TEMPO - für mich wars zusammen mit WIENER so was wie eine Offenbarung. 20 Jahre später: ich kauf mir die Jubilä
ums-TEMPO am Kiosk und kaum bin ich damit daheim, versagt die Klebebindung und das zeitgeistige Retroding fällt auseinander. Vielleicht ein Zeichen des Himmels ?

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Für mich war das einfach beschissene Yuppiewichse, so was, das man mit dem rechten Flügel des RCDS oder irgendwelchen BWLern mit ihren Zahnarzthelferinnentussen assoziierte. Den Leuten, denen unsereins auf der Straße "Eat, eat, eat it the rich!" ins Gesicht brüllte

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Das wäre dem Himmel zu viel Ehre angetan.
Wenn Klebebindung nix gutt, ist sich immer Fähler von Druckerey.
Manchmal auch von Mensch, der Buch oder Magazin gewohnheitsmäßig das Kreuz bricht.

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TEMPO - diesmal okay
Das ehemals zeitgeistige Retro-Ding ist in der Jubiläumsausgabe jedenfalls kein Yuppie-Gewichse mehr, wenn man mal großzügig darüber hinwegliest, dass dort eine Reihe minderbemittelter Publizisten ablaichen durfte.

The eight worst of the new TEMPO

1. Karstadt-Chef Thomas Middelhoff wünscht der faschistischen Nationalakademie
"bei Ihrem Vorhaben des weiteren Ausbaus der Deutschen Nationalakademie alles erdenklich Gute"
2. Nida-Rümelin schreibt den Faschisten sogar, dass er
"die Ziele und das Programm der Deutschen Nationalakademie ohne jeden Vorbehalt unterstützen kann."
3. Ulf Poschardt beweist seine Liebe zum wortreichen Schwachfug:
"Die Liebe zur Freiheit war in der Bonner Republik regrediert zum Hass auf alles Etablierte. (...) Die Ahnen der der Postmoderne, Pop und Margeret Thatcher bereiteten anderes vor. Punk war eine libertäre Bewegung, deren ästhetischer Feinsinn (...) Die ökonomisch-revolutionäre Vernunft der Premierministerin (...) ergab kombiniert mit der (...) rauen Energie des Punk einen Mix, der England wieder zum Vorbild Europas werden ließ. Deutschland fehlt diese Mixtur. (...) Den Deutschen fehlen zu jenem Alltagsheroismus Mut und Disziplin. (...) Dadurch, dass die [deutsche] Gesellschaft durch das Band der Umverteilung so eng miteinander verschlungen ist, spürt der Fleißige und Leistungswillige jede neue Belastung derjenigen, die das soziale Netz ausnutzen."
Puff Oschardt ist halt ein ziemlich primitiver Politspinner simpel gestrickter Wirtschaftslibertärer, der nicht einmal die aktuellen Staatsquoten und Staatsverbrauche von Deutschland und Großbritannien kennt.

4. Michael Jürgs übt sich als Islamphobiker und warnt vor einer politischen Partei der "Deutschen Muslime", während Jobst Siedler die Sozialsysteme und die (im OECD-Vergleich durchschnittliche) Staatsverschuldung zum Grundübel aller Politik erklärt.

5. Josef Joffe wiederum füllt den Begriff "xenophob-reaktionäre Dumpfbacke" eifrig mit selbstfabrizierten Inhalten, zum Beispiel:
"Der Kampf der Kulturen wird ganz unblutig enden: EUland - Eurabien 1,4 zu 3,5. (...) Geburtenraten (...) Muslime werden Europa in einigen Jahrzehnten in einen muslimischen Kontinent verwandeln. (...) Zwar müssen wir Arabisch lernen, aber was ist diese Sprache der Poetik und Philosophie denn schon gegen den Sprachimperialismus der Amis?"
6. Ausgerechnet Wolfgang Joop hält sich für eine pädagogische Instanz und irrlichtert:
"Ein paar Fortschritte haben wir ja bereits gemacht. Sehr junge Menschen sind höflich, können abwarten, stellen sich zur Begrüßung vor und: Sie haben sich hygienisch und ästhetisch unter Kontrolle. (...) Diskretion und Disziplin lässt sich am Besten durch eine gesunde Distanz herstellen. Wenn möglich, sollte man die Kinder (...) ins Internat stecken."
7. Frank Schirrmacher erklärt seine eigene, und überdies schon seit längerem bestehende intellektuelle Erstarrung:
Im Frühjahr 1989 erstarrte der Journalismus, weil ein Staat den Autor des Buches "Die satanischen Verse" für vogelfrei erklärte. (...) [Das] war der Anfang vom Ende unserer alten Welt.
Ja, der Schirrmacherfrank ist schon ein echt dämlicher Hysteriker empfindliches Seelchen und sieht jegliche "liberale Lebensformen" bedroht, nein, schon verloren. LOL.

8. Matthias Horx stammelt über "endzeitvergreiste Alt-68er-Journalisten" und wirft seinem Feindbild in wirren Satzkonstruktionen vor, den Menschen die gute Laune geraubt zu haben.

Und nun das Gute

Dr. Dean sagt: Kaufen! Allein schon die Stories über die rechtsextremistische Verführbarkeit unserer Eliten und über europäische Armenviertel sind die 4,50 EUR wert. Auch der Modeteil lohnt sich. Und dass Gabor Steingart erkennbar dazugelernt hat, sogar das ist erfreulich. Aus einem Leitartikler der Marke "Weg mit dem Sozialstaat" ist einer geworden, der sich nunmehr darüber Gedanken macht, wie die ungerechten Härten der Globalisierung bekämpft werden können.

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Der Mix aus Thatcher und Punk ist schon dadurch witzig, dass Thatcher die Punks am liebsten eingesperrt hatte und aus der Punk-Ecke Songs kamen wie "The Lady flew above the cooccoo´s nest" mit dem emphatisch gebrüllten Refrain "Fuck off, Mr. Thatcher!"

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Don, was hälst Du eigentlich von Maxim Billers "100 Zeilen Angst" (Fußball, FAZ, Auswanderung)? A Schmarrn, oda?

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Das selbe kenne ich noch vom Broder. Der ist ausgewandert, kam in Israel aber nicht so doll an, und war schnell wieder da.

Wenn einer sagt, er geht jetzt sagt er eigentlich: Haltet mich hier. Das Problem bei Leuten wir Broder und Biller ist, dass sich nicht allzu viele finden, die das zum würden. Hat nichts mit dem Judentum zu tun, den Poschardt und den Beckmann würde auch kaum jemand ernsthaft vermissen.

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