: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 6. Dezember 2006

Rotfront!

Angesichts der Entwicklungen in den letzten Wochen und der Geschehnisse im StudiVZ ist eine Zusammenarbeit zwischen fzs und StudiVZ jedoch nicht mehr möglich. In einem Gespräch Ende dieser Woche wird den Betreibern von StudiVZ dargelegt werden, wie der fzs die Vorwürfe gegen StudiVZ bewertet und das wir von einer Zusammenarbeit unter den gegebenen Umständen absehen werden.

Das ist schön deutlich, auch wenn ein ß beim letzten "das" fehlt. Ich muss mich nun doch nicht dafür schämen, Streikrat und Fachschaftssprecher gewesen zu sein.

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Isarblick vs. Seeblick

Möglicherweise werde ich demnächst eine gewisse Entscheidung treffen müssen; grob gesagt zwischen diesem Blick auf die Isar



und diesem dramatischen Blick in den Sonnenuntergang über der Ebene, hinter deren Wäldern der tiefblaugrüne See liegt.



München ist, zumindest bei kurzen Besuchen, immer wieder umwerfend schön, es ist gross, es gibt gute Buchhandlungen und wenig Nebel. Gleichzeitig ist es bestürzend teuer und hat eine miserable jüngere Vergangenheit, gegen die die miserable ältere Vergangenheit der Provinz, an die mein Haus erinnert, angenehm weit entfernt ist. Möglicherweise geht beides, vielleicht wird es nur ein ungenügender Kompromiss.

Vielleicht sollte ich einfach ganz wegziehen, so wie der erste Internetmensch, den ich kennengelernt habe, 1995 in Italien. Ein Berater, der das meiste von einem Turm aus hoch über der Küste gegenüber von Elba gemacht hat. Ich fand das super, da sass er in seinem Olivenhain im Winter, es war warm, vor ihm stand ein Tisch mit Notebook, und so arbeitete er. Als ich dann selbst in dieses Geschäft eintrat, dachte ich, irgendwann müsste doch auch sowas mit Turm und Blick auf die alten Etruskerstädte möglich sein. Es hatte damit so viel zu tun wie reale Archäologie mit Indiana Jones, aber hey, die Idee war zumindest super.

Irgendwann.

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Das Ekzem

Bei Kaut Bullinger nehme ich neues Briefpapier meiner üblichen Marke G. Lalo, das heute in der kleinen Stadt nicht mehr zu bekommen ist, dazu noch 25 Umschläge, und reihe mich in die Schlange der Wartenden ein, die Waterman-Füller, Montblanc-Geldbörsen und in einem Fall einen Geschenkgutschein erwerben. Dieser junge Herr ist mir vorhin schon aufgefallen, er schaute nervös und fahrig das angebotene Briefpapier durch, hielt auch G. Lalo in Händen, legte es wieder hin, begutachtete die Erzeugnisse von Rössler, kam zu keinen Entschluss. Dabei ist es so einfach, man kann hier nichts falsch machen, aber dieser Young Urban Professional hatte nicht das, was Felix Krull seinerzeit hatte: Ein mit viel Zeit vor Schaufensterauslagen geschultes Empfindes für den richtigen Kauf. Tradition ist etwas, das man niemanden in einem schnellen Schmalspurstudium beibringen kann. So wird das nichts mit dem charmanten Aufschneider, hier pflegt einer seinen inneren Sachbearbeiter. Ein Geschenkgutschein also.

Ich zahle, trete hinaus in die immer noch frühlingshaft warme Luft, die erfüllt ist mit der Kakophonie des Weihnachtsmarktes auf dem Marienplatz. Der zu entfliehen ist mein Ziel, doch selbst der komplett verbaute Hauptplatz scheint dem Treiben nicht mehr zu genügen. Selbst der Rindermarkt, an dessen Stufen sich die Münchner Angestellte im Sommer zur Mittagsstunde die Beine bräunt, ist gefüllt mit erbärmlichen Kitsch, der Erzgebirge sagt und doch Billiges aus den Sklavenbetrieben Chinas meint - kurz, das Grauen hat eine weitere Heimstatt im Zentrum meines geliebten München erobert.



Staunend, die feuchten Kirschmünder leicht geöffnet, treibt ein Schwarm Japanerinnen an mir vorbei in den Pfuhl der erfundenen Gemütlichkeit. Mit einem Karusell in Erzgebirgsmühlenform ist es hier noch echter, noch überzeigender als etwa in Berlin, wo es Riesenräder gibt und erbrochenen Glühwein, aber auch weitaus kitschiger, mangaheidimässiger, nach Verdorbenem süsslich riechend und begleitet vom Gekreisch infantil gewordener Bewohnern der ansonsten gnadenlos unromantischen Munich Area. Hier kann man es rauslassen, was im Büro und im Amt zwichen Mobbing und Akten nicht geht, hier ist es pudsig und liab und Geh Agnes schau hea, mei dan de Engal scheh, schaug amoi, des war doch wos fia di.

Ich aber wende mich ab, haste hinunter zum schon geschlossenen Viktualienmarkt, wo die gscheadn Goschn ihr unverkauftes Gmias in die hässlichen Holzhütten schieben, abgedeckt vom opaken Plastik, das sie wie unförmige Kreaturen der Nacht erscheinen lässt, und gehe in die Rumfordstrasse, fern des Trubels, in die Erlösung und damit in die Verdamnis, von der nachher zu berichten sein wird.

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