Sehr zu empfehlen - Heidenspass am x. Advent

Bei den Heiden, erzählt man den Kindern in diesen Breitengraden, gibt es keine solchen schönen nadelnden Kränze, mit deren Abfallgrün man so schön zündeln kann - LASS DAS DU DUMMES BALG! Also, bei den armen Heidenkindern gibt es keinen Kranz mit so dicken roten Kerzen, zu denen kommt das Christkind ebensowenig wie zu Dir, wenn Du schnüffelst, die singen keine Lieder an diesen Sonntagen, und warten nicht geduldig, indem sie Woche für Woche eine einzige Kerze anzünden und sind eben arme Heiden, bei denen ist das ganz, ganz anders.



Genau.

Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich endlich Appliken gefunden habe, bei denen es zusammen mit dem Prunkspiegel der enthaltsam gläubigen Bekanntschaft meiner Eltern beim Auffallen des Hostienaufnahmeorgans die Kiefergelenke knarzen liess.

Sonntag, 10. Dezember 2006, 23:30, von donalphons | |comment

 
Der Spiegel ist klasse.

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Ach was. Ich war ja etwas traurig, als ich den gleichen in einem zweitklassigen Zimmer des Ansbacher Schlosses sah. Ich mein, wer will schon was mit den Hohenzollern gemein haben. OK, der ihre war etwas kleiner, aber dennoch.

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Ist der Rahmen echtes Silber? - Falls ja wer hat den den so schön auf Hochglanz poliert und wie oft im Monat mussd as getan werden? Und wie halten die 2000 oz an der Wand...hmm also wenn ich das so recht überlege: wohl eher kein Silber - sieht dennoch super aus...und so schlimm sind die Hohenzollern jetzt auch nicht, oder?

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Nein, das ist alles geschliffenes Glas in einem Holzrahmen. Der silbrige Glanz kommt durch die alte Quecksilbermethode. Die Spiegel heissen "à la facon de Venise" und waren von 1600 bis ca. 1900 die Höhepunkte der Spiegelmacherkunst, allerdings kamen sie nach 1750 weniger aus Venedig als vielmehr Böhmen und vor allem Fürth, man mag es kaum glauben.

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Ganz schön dekadent
Oh, Böhmen glaube ich sofort, aber Fürth ist mir für Glasschleifereien tatsächlich unbekannt.

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Spiegel. Wir reden über Spiegel und über quecksilberverseuchte Altbauten.

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Oh ja! Natürlich dekadent. In der Zeit vor Handy, Urlaub und Auto hatte man noch Geld für sowas. Entsprechend teuer waren die Stücke damals auch - vergleichbar mit einem Kleinwagen im 19. Jahrhundert. Im 17. jahrhundert war das Verhältnis noch extremer: Im Haushalt eines Kardinals wurde der venezianische Spiegel mit einem Wert veranschlagt, der 5 Gemälden vin Rembrandt und Tizian entsprach.

Tatsächlich war Fürth die deutsche Spiegelstadt schlechthin, mit der Folge enormer Probleme mit dem Quecksilber in den Dächern der Häuser. Bis heute. Und die hintere Seite des Spiegels würde ich jetzt auch nicht gerade ablecken.

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Klasse, man lernt nie aus - danke schön...wo findet man solche hübsche Gerätschaft?

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Puh... meine kleine Schwester und ich suchen die Stücke seit nunmehr 3 Jahren, und genau 7 haben wir gefunden. Davon waren 2 aber unbezahlbar, einer war eine späte Nachahmung. Ein echter Venezianer kommt aus einem Kellerladen in Berlin und ist jetzt bei meinen Eltern, die drei wirklich grossen Exemplare kommen aus Fürth. Obwohl der hier schon recht üppig ist, sind die anderen beiden noch weitaus grösser - bis zu 2,7 Meter hoch.

Insofern - Fürth ist ein gutes Pflaster. Meiner war stark restaurierungsbedürftig und deshalb bei einer Auktion nicht so teuer, als er gegen halb drei Uhr Nachts unter den Hammer kam.

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