Schampus4free

Vor nem Monat ca. war ich auf einer echt geilen Party in einer Villa mit Schampus4Free etc.

schreibt da ein Mitglied von StudiVZ. Ich war gestern Nacht... egal. Vielleicht irgendwann später, wenn die Erinnerung nicht mehr so frisch ist. Manchmal ist die historische Perspektive besser. Ganz sicher ist sie das.

Was ich sagen will. Irgendwann wird das einem egal, oder schlimmer, es wird zum nervigen Begleitumstand des Lebens. Entweder, man geht da hin, um sich zuzulöten - dann hat man natürlich seinen Spass. Antialkoholiker wie ich haben natürlich auch ihren Spass, denn es sind diese Abende, bei denen geistreichere, zynische Menschen ohne vollgekotztes Hemd naturgemäss das leichte Spiel beim weiblichen Geschlecht haben, das denen, die dem Schampus4Free zu sehr zusprechen, verwehrt bleibt. Und viele von denen saufen nur mit, weil sie sich dann toll fühlen. Kurzfristig.

Ich denke, man findet so etwas toll, wenn man es selten erlebt. Man schreibt so etwas, wenn man es ansonsten nicht kennt. Bei meinen Eltern war immer Alkohol der besseren Kategorie im Haus, trotzdem kam keiner auf die Idee, da irgendwelche Exzesse draus folgen zu lassen. Die Gelegenheiten, in denen es zu solchen Parties kam, hatten meist einen etwas fragwürdigen Hintergrund, sei es jemand, der partout etwas beweisen wollte, oder etwas Kommerzielles, oder beides. Es ist in meinen Augen in der gleichen Liga, in der man Einladungen bekommt, die einem mitteilen, dass man mit der Teilnahme 800 Euro geschenkt bekommt, oder die Information, dass das Catering pro Person 140 Euro kostet. Interessiert man sich dann für die Biographie des Einladenden, findet man seine Vergangenheit als Cartbahn-Geschäftsführer heraus. Oder anderes. Es ist jedenfalls nichts Gutes.

Man kann sich natürlich auch einen Spass draus machen, so etwas zu begleiten. Das ist enorm unhöflich und widerspricht fundamental dem, was man über die Pflichten des Gastes erlerbt hat. Seltsamerweise verlieren in meinem Bewusstsein diese Pflichten ihre Gültigkeit, wenn da jemand denkt, mir als Teil eines eingeladenen Kollektivs etwas beweisen zu müssen. Es gibt ganz wunderbare angeberische Schnösel, die einen umcircen, über die ich nie ein böses Wort verlieren würde. Aber in dem Moment, wo unterschiedslos abgefüllt wird, als sei der Gast ein Stück Mastvieh, stellt sich schnell eine Dreiteilung des Publikums ein: Diejenigen, die nach mehr schreien, die grosse Mehrheit, der es letztlich egal ist, und die, die schon zu viel oder noch zu wenig gesehen haben und deshalb znisch bis bösartig reagieren.

Sein Gutes also hat Schampus4free. Es ist ein Lackmustest, man lernt bei solchen Parties wirklich phantastisch bösartige Leute kennen, mit denen man lange Jahre Spass haben kann. Sogar auf solchen Parties. Vor allem aber - später daheim in der Villa oder dem Stadtpalast, dessen historische Saroughteppiche sich niemals mit Leuten belastet sehen müssen, die auf Schampus4free aus sind.

Samstag, 16. Dezember 2006, 00:17, von donalphons | |comment

 
Chamganger wird eh überbewertet. Und wenn ich dann Schampus höre, fühle ich mich gleich in die Dekadenz gewisser Kreise der 80er Jahre zurückversetzt.

Aber auch nur auf heute und auf Champagner bezogen: Es ist mir unbegreiflich, wie Menschen das toll finden und einen billigen Champagner zb einen namenlosen aber exzellenten Cava oder Rieslingsekt vorziehen können. Es ist die Differenz zwischen Sein und Schein. Und Genießen und Exzess.

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Schampus4free würde ich schon nehmen ;)

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Ich nicht. Habe einmal Champagner getrunken; schmeckte für mich nicht wirklich anders (also nicht wirklich besser) als anderer Sekt, den ich auch nur aus Höflichkeit getrunken habe.
Aber ich mag auch keinen Kaviar. Liegt vielleicht an meiner plebejischen Herkunft...

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War ja klar: SingleMalt4free gibt's natürlich wieder nirgends.

Aber ich hab eine Vorliebe für solche Exzess-Parties, ich werd da immer zum Anthropologen. Das ist einfach sehr amüsant zu beobachten, wie die anderen sich enthemmen. Außerdem kann man sowas immer schön in Texte einbauen.

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Beim Essen und Trinken im Stehen wird aus dem hochgejubelten CEO schnell wieder der schlecht erzogene Bastard einer kaputten Familienstruktur; das zu verfolgen hat tatsächlich seinen Reiz. Auf komplette Speisen und Tische und Stühle wird bei derlei Event ja gern verzichtet, Schampus4free ist da allemal billiger.

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Der Verzicht auf komplette Speisen, Tische und Stühle hat auch seinen Vorteil: die fehlende Erziehung, die man bei Tisch sofort erkennt, wird dadurch verschleiert. Als Beobachter hat man ergo den Genuss des gesamten Vorspiels bis hin zum Höhepunkt. Nicht nur eine schnelle Zusammenfassung.

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Ich muss doch mal die Geschichte des VC-Dinners im Palmengarten von Nymphenburg Anno 2002 niederschreiben. Nicht nett, aber besser ein paar Freunde verlieren, als eine gute Pointe.

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Andrea, wenn du in Berlin bist, ruf an. Dann komme ich mit dem Flachmann vorbei ;)
Don hat meine Nummer.

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Flachmann-Homeservice-Catering? Super. Nehm ich. Aber im Sitzen.

Das mit dem Dinieren am Tisch ist meistens klasse, es verlangt nur wirklich zur Höflichkeit erzogene Menschen. Meistens hat man ja diese Kommunikationsblockierer neben sich sitzen, die sich dermaßen über den Tisch beugen, daß man nur mit ihren Anzugschultern reden kann und sonst mit niemandem. Und dann sitzt man da fünf Gänge lang, guckt sich Schulternähte an und kann nicht weg.

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Ich kann den auch mit nach Frankfurt bringen. Da bin ich ja auch oft.
Don hat ja deine Nummer *har*har*har*

HolgiVZ

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Ich sehe schon zwei gegenseitige Blogbeiträge vor meinem Auge... ;-)

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Stackenblochen, wo bleibt Dein Interview? Wollten doch eigentlich im Oktober schon On Air sein?

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singlemalt4free... jo... darüber könnte man reden. *g*

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Macallan, Highland Park, Laphroig, Lagavullin, Bunnahabhain.....

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A propos, Che: War es eigentlich der Lagavullin, den Du mir beim letzten Gespräch zu diesem Thema so ans Herz gelegt hast? Den habe ich mir bei einer Weihnachtsfeier mal gegönnt. Was für ein Traum! Der redet ja richtig mit einem über seine Lebensgeschichte...

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