Sehr zu empfehlen - Gipsköpfe oder kauft beim Italiener
Wer in Italien oder Griechenland Museen besucht, kennt vermutlich die langen Reihen von Gipsnachbildungen der Exponate, die in den angegliederten Shops verkauft werden. Oder auch die unvermeidlichen Stände davor, an denen das Gleiche in erheblich schlechterer Qualität kaum billiger angeboten wird. Solche Mitbringsel haben eigentlich allerbeste europäische Tradition, denn die jungen Briten, die man im vorletzten Jahrhundert auf die Grand Tour schickte, kauften diese Figuren in grossen Mengen, um sie dann zu Hause als Beweis ihrer Bildung auf den Kamin zu stellen. Und weil die wissenschaftliche Beschäftigung mit antiker Plastik gut 150 Jahre älter ist als die Photographie, und Figuren am besten immer noch in drei Dimensionen wirken, schickten sich auch Sammlungen nördlich der Alpen an, das Wichtigste, was man nicht mehr zusammenrauben konnte, als Gipsabguss zu erhalten.
Was da also von Verona an Richtung Süden angeboten wird und vielen als Kitsch erscheint, ist ein mehr oder weniger gesunkenes Kulturgut. So eine mediceische Venus sieht neben einer Lavalampe auf der Glotze natürlich bei weitem nicht so elitär aus, wie als singuläres Exponat in der Bibliothek. Aber angesichts der von den Römern praktizierten Art, jedes griechische Original von Sklaven nachbohren und an jeder unmögliche Stelle aufstellen zu lassen, kann man auch dafür noch Verständnis haben. Ich allerdings bin dieses Jahr ohne einen Blick auf die Figürchen an den Ständen vorbeigelaufen, denn, so dachte ich, was ich brauche, beschaffe ich mir im Museumsshop in München. Da weiss man, was man bekommt. Nicht angeblich echtes Alabaster, sondern hochwertige, ehrliche Gipsabgüsse.
Ich habe solche Figuren früher auch schon ein paar mal gekauft. Wenn ich nichts anderes gefunden habe, wenn es bei einem Deal dabei war. Und ich dachte mir, es lohnt sich nicht wirklich, denn besonders alt und wertvoll sind die Abgüsse nicht. Was die Freude des Wissenschaftlers angeht, sind sie nicht fein genug, da greift man wirklich besser zu den Produkten aus München. Dachte ich. Und ging vorgestern frohgemut zur Glyptothek. Um dort festzustellen, dass mein Etat für den billigsten Gipskopf gerade mal bis zur Unterlippe reichen würde: 495 Euro sagte das Preisschild an einem Köpfchen minderer Grösse, von dessen Sorte ich ein halbes Dutzend brauche. Zwei poplige Repliken von Tanagrafigürchen hätte ich mir kaufen können. Dabei sind Tanagrafiguren antiker Brutalkitsch, vergleichbar mit Meckiigeln und Heidiluftballons.
Und ich habe in Italien nichts gekauft... und so fuhr ich nach Hause, ging nach oben, wo die von mir gering geachteten alten Gipsabgüsse stehen, entschuldigte mich bei Zeus, Herkules, Venus und dem beim Hebräer Verfolgen ersaufenden Pharao für mein Verhalten, und brachte sie nach unten, wo schon die Konsolen auf sie warteten. Wenn ich daran denke, wie oft ich so etwas liegen gelassen habe, vergeht mir der Hunger. Denn vermutlich werde ich jetzt Woche um Woche vergeblich nach dem suchen, was ich so abschätzig betrachtet habe. Oder ich muss bis zum nächsten Italienurlaub warten.
Ich Rindvieh.
Was da also von Verona an Richtung Süden angeboten wird und vielen als Kitsch erscheint, ist ein mehr oder weniger gesunkenes Kulturgut. So eine mediceische Venus sieht neben einer Lavalampe auf der Glotze natürlich bei weitem nicht so elitär aus, wie als singuläres Exponat in der Bibliothek. Aber angesichts der von den Römern praktizierten Art, jedes griechische Original von Sklaven nachbohren und an jeder unmögliche Stelle aufstellen zu lassen, kann man auch dafür noch Verständnis haben. Ich allerdings bin dieses Jahr ohne einen Blick auf die Figürchen an den Ständen vorbeigelaufen, denn, so dachte ich, was ich brauche, beschaffe ich mir im Museumsshop in München. Da weiss man, was man bekommt. Nicht angeblich echtes Alabaster, sondern hochwertige, ehrliche Gipsabgüsse.
Ich habe solche Figuren früher auch schon ein paar mal gekauft. Wenn ich nichts anderes gefunden habe, wenn es bei einem Deal dabei war. Und ich dachte mir, es lohnt sich nicht wirklich, denn besonders alt und wertvoll sind die Abgüsse nicht. Was die Freude des Wissenschaftlers angeht, sind sie nicht fein genug, da greift man wirklich besser zu den Produkten aus München. Dachte ich. Und ging vorgestern frohgemut zur Glyptothek. Um dort festzustellen, dass mein Etat für den billigsten Gipskopf gerade mal bis zur Unterlippe reichen würde: 495 Euro sagte das Preisschild an einem Köpfchen minderer Grösse, von dessen Sorte ich ein halbes Dutzend brauche. Zwei poplige Repliken von Tanagrafigürchen hätte ich mir kaufen können. Dabei sind Tanagrafiguren antiker Brutalkitsch, vergleichbar mit Meckiigeln und Heidiluftballons.
Und ich habe in Italien nichts gekauft... und so fuhr ich nach Hause, ging nach oben, wo die von mir gering geachteten alten Gipsabgüsse stehen, entschuldigte mich bei Zeus, Herkules, Venus und dem beim Hebräer Verfolgen ersaufenden Pharao für mein Verhalten, und brachte sie nach unten, wo schon die Konsolen auf sie warteten. Wenn ich daran denke, wie oft ich so etwas liegen gelassen habe, vergeht mir der Hunger. Denn vermutlich werde ich jetzt Woche um Woche vergeblich nach dem suchen, was ich so abschätzig betrachtet habe. Oder ich muss bis zum nächsten Italienurlaub warten.
Ich Rindvieh.
donalphons, 00:30h
Sonntag, 31. Dezember 2006, 00:30, von donalphons |
|comment
sethos,
Sonntag, 31. Dezember 2006, 01:51
Oh, ich habe einen Aphrodite-Kopf von der Sorte, der aus dem Besitz eines Urgroßvaters stammt, auf leicht bizarre Weise eingegraut.
Der steht auf meinem Biedermeierschrank und sieht da richtig gut aus.
Der steht auf meinem Biedermeierschrank und sieht da richtig gut aus.
... link
donalphons,
Sonntag, 31. Dezember 2006, 12:08
Wem gegeben wird, der soll behalten. Wobei das Problem früher war, dass ich in meiner kleinen Wohnung wirklich keinen Platz hatte. Selbst jetzt, wo ich mehr als die Hälfte der Figuren, Bronzen, Leuchter und Silberschalen runtergebracht habe, wirkt sie n nicht leer, ganz im Gegenteil. Das Platzproblem existiert jetzt nur noch in meinen Behauptungen auf den Flohmärkten.
... link
... comment
svenm,
Sonntag, 31. Dezember 2006, 08:07
Nach Italien
... link
donalphons,
Sonntag, 31. Dezember 2006, 12:10
Ich fürchte, die sind auch nicht wirklich billiger. Und wenn ich die Wahl zwischen 2 Gipsköpfen mit einem Berlinaufenthalt und 4 Gipsköpfen mit einem längeren Italienurlaub habe - ist die Entscheidung klar. Der Weg ist genauso lang.
... link
first_dr.dean,
Sonntag, 31. Dezember 2006, 12:37
Müssen Gipsköpfe teuer sein?
So wie es aussieht, ist der Gipskopf eine teure Angelegenheit geworden. Aber, da hätte ich noch einen winzigen, eigentlich vernachlässigenswerten Tipp für Don, ähem und dort, und hier auch.
Moral von der Geschicht:
Ebay taugt als Büstenquelle nicht.
Moral von der Geschicht:
Ebay taugt als Büstenquelle nicht.
... link
donalphons,
Sonntag, 31. Dezember 2006, 12:47
Das sind die Teile, für die man eher einen Acryltisch braucht.
... link
che2001,
Sonntag, 31. Dezember 2006, 12:49
In Museen gilt ja "Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten". Was soll ich sagen? Bei mir ist in der Verwandtschaft jemand gestorben und hinterließ u.a. ein echtes Bronzeschwert und diverse Pretiosen "Original Grabräuber" (Ramses-Zeit). Ich habe nichts davon geerbt, war aber der einzige, der Sinn für sowas hatte. Ich könnte kotzen...
... link
... comment