Die längste Nacht
ich bin hier ja im Zentrum der Verschwörung: Hier meucheln sie heute Nacht den Stoiber. Sie reden jetzt schon offen in den Cafes darüber und im ersten Hotel am Platz, beim Strassenkehren im besseren Viertel, und die Wirtschaftslenker wackeln bedächtig mit dem Kopf, soweit sie nicht nach Niedersachsen gehen, aber allen ist klar, was kommt. Heute Nacht wird der Tyrannenmord vorbereitet, zustechen werden sie dann alle, und wenn es geschehen ist, werden die Firmen, die Kriegervereine, die Landsmannschaften und Schützenzüge nicken, denn es wird auf weitere 10 Jahre die Macht und den Einfluss in den bayerischen Boden zementieren.
Doch heute Nacht ist alles anders, heute Nacht zeigen sie untereinander ihr wahres Gesicht, das nicht das des Bankerlrutschers und des Kriechers am Thron ist, heute sind es die Geister der Mordweihnacht, die in ihnen aufleben, die Partei nämlich liebt nach der langen, hündischen Verehrung den Verrat, endlich kann man es tun und zeigen. Alles hat sich in der letzten Woche geändert, die Schranzen sagen längst nichts mehr von Solidarität, man hat das so lange ausgesprochen, bis die Worte schal und geschmacklos waren. Als jeder Sinn verloren war, sahen sie sich in ihre hässlichen Fressen und erkannten die Lüge, um dann zur Wahrheit überzugehen, die Dolche zu schleifen, und nun machen sie sich auf den Weg in das verhasste Zentrum München, das sie nie verstehen, in ihrer pittoresken Welt des wohlgeordneten Reichtums und der überschaubaren Dimensionen.
Mit dem roten Seehofer haben sie sich abgefunden, heisst es von wohlinformierter Seite, denn wenn der übernimmt, wird er als Gegengewicht viele Schwarze nehmen müssen. Auf die Weise wird man auch gleich Leute wie den Söder los, und die anderen, sagt man, sind längst in Startposition für das Bummerlrennen auf die Seite des Siegers. Fett grinsen die Leute, denn den Ministerpräsidenten zu stellen, bringt die Medien her und die Wirtschaft, und die Lokalzeitung malt sich schon aus, wie das mit dem Monopol auf Berichte aus dieser Stadt sein wird. Den Wochenmarkthändlern wird man die Mikrofone unter die Nase halten, nur dumm, dass es jetzt ist, im Frühjahr wäre das noch viel schöner. Aber wer weiss, vielleicht schafft man es auch, dass der Stoiber in ein paar Wochen geht, dann passt alles.
So freche Reden werden hier geschwungen, sie sind das Volk, nach langem Zögern und Belügen haben sie sich aufgemacht zur ersten heroischen Tat seit - ja, seit wann denn? Der Amigo Bleibl-Streibl wurde vom Stoiber gestürzt, der Strauss ist vom Stangerl gefallen - also, genau genommen ist dies das erste Mal überhaupt, dass so etwas passiert, fast ist es wie die Räterepublik, nur diesmal von rechts unten, und das werden sie ihren Kindern später mal erzählen. Wenn sie erst das 9-stufige Gymnasium wieder haben und weiterhin alle Macht und jeden Einfluss in diesem Land. Damals, im Januar 2007, als sie mutig aufgestanden sind gegen die alte Herrschaft, das einzige Mal in ihrem verkackten braunen Povinzdasein.
Doch heute Nacht ist alles anders, heute Nacht zeigen sie untereinander ihr wahres Gesicht, das nicht das des Bankerlrutschers und des Kriechers am Thron ist, heute sind es die Geister der Mordweihnacht, die in ihnen aufleben, die Partei nämlich liebt nach der langen, hündischen Verehrung den Verrat, endlich kann man es tun und zeigen. Alles hat sich in der letzten Woche geändert, die Schranzen sagen längst nichts mehr von Solidarität, man hat das so lange ausgesprochen, bis die Worte schal und geschmacklos waren. Als jeder Sinn verloren war, sahen sie sich in ihre hässlichen Fressen und erkannten die Lüge, um dann zur Wahrheit überzugehen, die Dolche zu schleifen, und nun machen sie sich auf den Weg in das verhasste Zentrum München, das sie nie verstehen, in ihrer pittoresken Welt des wohlgeordneten Reichtums und der überschaubaren Dimensionen.
Mit dem roten Seehofer haben sie sich abgefunden, heisst es von wohlinformierter Seite, denn wenn der übernimmt, wird er als Gegengewicht viele Schwarze nehmen müssen. Auf die Weise wird man auch gleich Leute wie den Söder los, und die anderen, sagt man, sind längst in Startposition für das Bummerlrennen auf die Seite des Siegers. Fett grinsen die Leute, denn den Ministerpräsidenten zu stellen, bringt die Medien her und die Wirtschaft, und die Lokalzeitung malt sich schon aus, wie das mit dem Monopol auf Berichte aus dieser Stadt sein wird. Den Wochenmarkthändlern wird man die Mikrofone unter die Nase halten, nur dumm, dass es jetzt ist, im Frühjahr wäre das noch viel schöner. Aber wer weiss, vielleicht schafft man es auch, dass der Stoiber in ein paar Wochen geht, dann passt alles.
So freche Reden werden hier geschwungen, sie sind das Volk, nach langem Zögern und Belügen haben sie sich aufgemacht zur ersten heroischen Tat seit - ja, seit wann denn? Der Amigo Bleibl-Streibl wurde vom Stoiber gestürzt, der Strauss ist vom Stangerl gefallen - also, genau genommen ist dies das erste Mal überhaupt, dass so etwas passiert, fast ist es wie die Räterepublik, nur diesmal von rechts unten, und das werden sie ihren Kindern später mal erzählen. Wenn sie erst das 9-stufige Gymnasium wieder haben und weiterhin alle Macht und jeden Einfluss in diesem Land. Damals, im Januar 2007, als sie mutig aufgestanden sind gegen die alte Herrschaft, das einzige Mal in ihrem verkackten braunen Povinzdasein.
donalphons, 00:53h
Samstag, 13. Januar 2007, 00:53, von donalphons |
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avantgarde,
Samstag, 13. Januar 2007, 02:44
Sie werden die Macht aber erst mal teilen müssen.
Der nächste Showdown findet dann zwischen Beckstein und Seehofer statt.
Aber der Schadbär wird heut nacht erschossen.
Der nächste Showdown findet dann zwischen Beckstein und Seehofer statt.
Aber der Schadbär wird heut nacht erschossen.
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first_dr.dean,
Samstag, 13. Januar 2007, 11:36
Abwarten
Ob sie mit Lobbyisten-Seehofer (gerne aktiv für Monsanto u.a.) wirklich glücklich werden, zumal der ja "rot" sein soll? Ist Beckstein so ein Strahlemann, oder riecht der nicht eigentlich allzu streng nach, nun: reaktionärer Scheisse?
Und überhaupt, als Konservativer muss man doch die Älteren und Altvorderen achten. Man kann sie nicht einfach vom Thron kippen und unter Verweis auf böse Aufsichtsratsmandate bis in alle Ewigkeit ächten.
Das wäre nicht Bayern.
Und überhaupt, als Konservativer muss man doch die Älteren und Altvorderen achten. Man kann sie nicht einfach vom Thron kippen und unter Verweis auf böse Aufsichtsratsmandate bis in alle Ewigkeit ächten.
Das wäre nicht Bayern.
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hockeystick,
Samstag, 13. Januar 2007, 16:51
Legendär Horstis 180-Grad-Schwenk als jahrelanger Hardcore-Tabaklobbyist und plötzlicher Anhänger des Tabakwerbeverbots. Die Bayern mögen sowas nicht: korrupt gerne, aber inkonsequent, nein. Ich kann es nur wiederholen, er wird es nicht. Parteichef ja, MP nein.
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avantgarde,
Samstag, 13. Januar 2007, 19:14
Ich glaube auch nicht, dass Seehofer MP wird. Da würd ich in Eichstätt den Sekt noch nicht kaltstellen.
Sie haben den Schadbären nur angeschossen. Man unterschätze waidwunde Tiere nicht.
Sie haben den Schadbären nur angeschossen. Man unterschätze waidwunde Tiere nicht.
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croco,
Samstag, 13. Januar 2007, 12:48
Freut es Sie, wenn ich Ihnen sage, dass Sie dieses bayrische Drama wunderbar dargestellt haben? Dabei sein bei einer Revolution, und erkennen, dass es eine ist, das ist doch das Höchste, was man erleben kann....
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funzen,
Samstag, 13. Januar 2007, 16:01
Träumereien...
an bayerischen SPD-Kaminen (nach Tucholsky).
Da wird er Seehofer mal schon rot und und Frau Pauli gnadenlos vereinnahmt.
SpON war dabei :
...In dem Trubel stürzt Paulis Mitarbeiterin. "Frau Pauli, Frau Pauli, hierher!", ruft es von allen Seiten. "Frau Pauli, bitte lächeln!" Und Frau Pauli dreht sich. Und Frau Pauli lächelt. Immer wieder. Nach zehn Minuten sagt sie: "Puhh, alles ein bisschen turbulent." Nach weiteren fünf Minuten taucht der bayerische SPD-Oppositionschef Franz Maget hinter ihr auf: "Frau Pauli, darf ich Ihnen mal die Hand schütteln?" Pauli schüttelt. Und die Fotografen fotografieren. Jetzt kommt noch Bayerns SPD-Vize Florian Pronold: "Frau Pauli...."
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/
0,1518,459514,00.html
Da wird er Seehofer mal schon rot und und Frau Pauli gnadenlos vereinnahmt.
SpON war dabei :
...In dem Trubel stürzt Paulis Mitarbeiterin. "Frau Pauli, Frau Pauli, hierher!", ruft es von allen Seiten. "Frau Pauli, bitte lächeln!" Und Frau Pauli dreht sich. Und Frau Pauli lächelt. Immer wieder. Nach zehn Minuten sagt sie: "Puhh, alles ein bisschen turbulent." Nach weiteren fünf Minuten taucht der bayerische SPD-Oppositionschef Franz Maget hinter ihr auf: "Frau Pauli, darf ich Ihnen mal die Hand schütteln?" Pauli schüttelt. Und die Fotografen fotografieren. Jetzt kommt noch Bayerns SPD-Vize Florian Pronold: "Frau Pauli...."
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/
0,1518,459514,00.html
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donalphons,
Samstag, 13. Januar 2007, 17:06
Das mit Abstand allerbeste für die SPD wäre Stoiber bis 2013.
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ratel,
Sonntag, 14. Januar 2007, 00:15
nope. Und wenn die Schwarzen den, sagen wir, Söder aufstellen würden, das wird hier nix mit den Sozen...
Jetzt rächt sich halt, dass man Stoiber hier bestenfalls respektiert, aber nie gemocht hat (a hund is er hoit koaner...), da kriechen die Ratten aus dem schwarzen Keller...
Jetzt rächt sich halt, dass man Stoiber hier bestenfalls respektiert, aber nie gemocht hat (a hund is er hoit koaner...), da kriechen die Ratten aus dem schwarzen Keller...
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fuxbeck,
Samstag, 13. Januar 2007, 18:58
Im Stil von Feuchtwanger, so wie er in Erfolg geschrieben hat, schreibt vor Freude der Don. Der Stoiber, wackeln tut er gewaltig, da hilft ihm auch der Bayerische Verdienstorden nicht, den er sich zu seiner Rettung umgehängt hat.
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