Global Warming Express

Das Besondere am Dasein als Historiker ist der Umstand, dass man die Augen nicht verschliessen kann. Man weiss einfach zu viel anhand simpler Anzeichen, als dass man sich grosse Illusionen macht. Das Bild hier ist de facto schon postapokalyptisch.



In meinem Spezialgebiet gab es bei der letzten Klimakatastrophe schon ziemlich gute Aufzeichnungen: Das war zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Das 12. und das 13. Jahrhundert waren die goldene Zeit des Mittelalters, trotz Investiturstreit und Interregnum ging es mit Wirtschaft, Handel und Kultur steil bergauf. Anfang des 14. Jahrhunderts kam es zu einer ganzen Serie von wenig amüsanten Veränderungen, die dann 1348/50 mit der Pest ihren Höhepunkt fanden.

Turbulente Zeiten stehen uns bevor. Und wenn es nur halbwegs stimmt, was ich gelernt habe, bin ich ganz froh, dass meine persönliche Mortalität noch vor dem Jahr 2100 erreicht sein wird. Erfahrungsgemäss wird die Menschheit sich so gegen 2300 wieder gefangen haben. Aber die beiden Jahrhunderte dazwischen werden kein Spass. Egal, ob man dann im Februar offen nach München fahren kann oder nicht. Mein Tipp: Besser nicht das Radio einschalten, Meldungen aus dem Bürgerkrieg im fernen Osten werden die Stimmung definitiv vermiesen.

Das Üble an der Zukunft ist, dass man sie erlebt - und falls man sie nicht erlebt, hat man auch nichts davon.

Freitag, 23. Februar 2007, 00:57, von donalphons | |comment

 
Nur mal so...
Ich komme "ziemlich" häufig auf Deine Seite - und ich bin wirklich beeindruckt über den Stil - und den Inhalt der Texte. Auch hier: Schön, wenn es noch Menschen wie Dich gibt, die über den Tellerrand hinaus schauen. In dem Sinne - ich komme wieder.

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Danke - das ist schön.

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Solang's zur Apokalypse auch einen Radweg gibt, soll's mir recht sein.

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Und Reifen aus Edelstahl für den weichen Asphalt.

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Ich bin ja Optimist. Als solcher halte ich's lieber mit dem schönen Zitat aus "Jurassic Park":

"Das Leben findet immer einen Weg"

Die Frage ist nur, ob man sich zum Leben rechnet oder zu denen, die andere Dinge für wichtiger erachten (egal ob Geld, Rligion, Ideologie, ihre eigene angebliche Wichtigkeit, oder was auch immer) - auch das ist eine Lehre, die man aus der Geschichte ziehen kann. Gerade die von dir angesprochene Epoche ist da auch ein gutes Beispiel. Sie mündet bei aller Scheiße und Turbulenz am Ende wieder in eine neue Epoche, die irgendwann doch wieder durch Lebenslust, kulturelle Phantasie und auch den ein oder anderen interessanten Impuls auf Denken und Philosophie auffiel.

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Ich halte es mit der archäologischen Erfahrung: Das Leben kommt immer irgendwann wieder. Aber denen, die es derbröselt, dürfte es dann ziemlich egal sein. Und derbröseln wird sie nicht die Wärme, sondern die verteilungskämpfe der eigenen Spezies.

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Am meisten nervt, dass man das doch schon seit Ewigkeiten weiss, aber es wollte und will sich ja keiner einschränken. Der Mensch lernt nichts dazu, das ist es, was einen die Geschichte lehrt.

Also dann in 100 Jahren ein Szenario wie in "Waterworld", den ich übrigens nicht so schlecht fand und ich bin auch froh, dass ich das nicht mehr erleben muss.

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Bitte sehr: 1340-1780 kam die Kleine Eiszeit mit schaurig kalten Temperaturen. Davon zeugen Dinge wie bei Shakespeare der Weihnachtsmarkt auf dem Eis der Themse, zu dem Elisabeth I mit dem Pferdeschlitten kam oder Goethes Osterspaziergang "Vom Eise befreit sind ...", das heißt ja, dass damals zu Ostern die Schneeschmelze einsetzte. Der Schwarze Tod wird heute damit in Zusammenhang gebracht, dass die Klimaverschlechterung durch häufige Mißernten und massenhaftes Verfaulen von Saatgut zu Wüstungen und zur massenhaften Zunahme der Rattenpopulation führte. Ein Rückgang der europäischen Bevölkerung um ein Drittel war Folge der Pest, ebenso wie eine Verschlechterung nicht nur des meteorologischen, sondern auch des gesellschaftlichen Klimas mit Fanatismus, Frauenfeindlichkeit, Inquisition und Hexenjagden, religiöser Krise, Glaubens- und Bauernkriegen, letztlich Phänomenen, die mit Verteilungskämpfen anhand schlagartig verknappter Ressourcen zusammenhingen. Vorher, während des Relativen Optimums, war das Klima etwas wärmer als heute. Deswegen heißt Grönland Grönland, weil es nämlich grün war. Das zeigt so etwa die Dimensionen dessen auf, was auf uns zukommt. Und das geht rapide schnell: 1998 kletterte ich in den Dolomiten den Santner-Klettesteig. Da war eine Eisrinne zu queren, bei der man zu seiner Sicherung mit dem Eispickel ein Drahtseil aus dem Eis freihacken musste. 2003 musste ich an dem Drahtseil hangeln, 3m Eis, dies es seit Jahrtausenden gab waren einfach in weniger als 5 Jahren weggeschmolzen. Ich war in der Gegend Anoraks gewohnt, an dem Tag kletterten an den Vajoletttürmen Frauen im Bikini.

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Ja genau und alle werden sagen:

»Also der Costner Kevin geh, der hat's ja scho damals gwusst!«

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Was dem Menschen historisch immer schwer gefallen ist, ist die Vorstellung, dass es auch mal wieder bergab gehen könnte. Das, Loreley, ist die eigentliche Triebfeder des Ignorierens. Wir ertragen keinesfalls, dass es das schon gewesen sein soll. War´s aber.

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...
Das werden wir noch sehen.

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Waterworld wird nicht realistisch, sondern, wenn auch die antarktischen Gletscher schmelzen, ein Anstieg des Meeresspiegels um ziemlich genau 70 Meter. Dann werden Dortmund, Hannover, Braunschweig, Halle und Warschau Hafenstädte an der Atlantikküste, auf den Brocken kommt ein Leuchtturm, und der Spargel auf dem Alex wird eine Art Wendeboje.

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Eben, alles hat auch eine gute Seite

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Sofern uns nicht die UV-Strahlen die Augäpfel in den Höhlen kochen.

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Wie schon andere Hochkulturen vor uns werden auch wir auf der Strecke bleiben.
Wir werden träge, bequem, überheblich und ignorant, womit wir den hungrigen, in jedem Sinne, die Wege ebnen uns den Garaus zu machen.

Danach wird es, wie immer, eine wilde Zeit des Verteilungskampfes geben, in denen sich die Stärkeren durchsetzen und nach und nach werden sich die Schlaueren um sie versammeln.

Die nächste Hochkultur kann entstehen :-)

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Und spätestens dann, wenn Dokumente gefunden werden, die belegen, dass es schon "damals" Web2.0 gegeben hat, ist das Ende nahe *gg*

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Jepp - ich gehe davon aus, dass "die Kultur des Westens" schon rum ist, ohne dass wir es bemerken. So wie ein Römer um 500 laut lachen würde, würde ihm wer erzählt haben, dass es das klassische römische Reich schon über 100 Jahre nicht mehr gäbe. Letztendlich liegt alles im Auge des Betrachters. Egal ob es der gegenwärtige oder zukünftige ist...

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Leute, macht Euch nichts vor
spätestens wenn der Wolf-Rayet-Stern Eta Carinae zur Hypernova wird, was im Prinzip schon passiert sein kann, wird dieses Sonnensystem von Planeten freigeblasen. Wir haben maximal 10 000 Jahre. Es gibt keine Alternative zur Space Migration.

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@che Die Frage ist doch - ist in 10T Jahren jemand da, den die Explosion des Planeten interessiert?

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Uns gibt´s jetzt als sapiens sapiens einige 10 000, als homo einige Millionen Jahre, die Erde beherrschen wir seit 10 000 Jahren, während etwa die Dominanz der Dinosaurier 170 Millionen Jahre dauerte. Also bitte ein bißchen Stolz und was zur eigenen Arterhaltung beisteuern. Wir wollen uns doch nicht von Zwischenwesen aus Reptilien und Vögeln bloßstellen lassen?

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he he he, che...
...für einen Moment lang dachte ich da würde »Es gibt keine Alternative zu MySpace« stehen!

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das ende ist nah
don apokalypso also auch ?

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Metaebenengedöns
Was ich dabei noch nicht begriffen habe: Warum verhalten sich die Menschen so unterschiedlich? Warum gibt es welche, denen es wichtig ist, dass es allen Menschen/der Welt/der Natur gut geht? Warum handeln dann manche von denen so, dass es "den" Menschen besser geht und andere analysieren/beschreiben/kritisieren nur? Warum geht anderen jeglicher Altruismus und jeder Gedanke an Nachhaltigkeit am Arsch vorbei?
Warum ziehen die Menschen so unterschiedliche Konsequenzen aus dem Wissen um Klimakatastrophe oder verhungernde Negerkinder?

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