Real Life 26.07.07 - Waffenruhe

Rechts, über dem Bildrand hinaus, ist das Gymnasium. Das heute das Schulfest veranstaltet. Mit seltsamer Beharrlichkeit zwingen diejenigen, die damals diese Knochenmühle gehasst haben, heute wieder die eigenen Kinder zum Erlernen seitdem nicht lebendiger gewordener Sprachen, auch wenn sie selbst das Wissen um die Antike zwischen Managerjob, Haushalt und Brut längst vergessen haben. Und es war keine gute Idee, mit Iris daran vorbeizugehen. Es war - ein unglücklicher Zufall.



Da trefft ihr nämlich die Mütter. Die es euch dann spüren lassen, dass sie zumindest das aus ihrem Leben gemacht haben. Nicht alle sind so. Aber doch einige. Man muss nicht mal reingehen, die stehen auf der Strasse davor und tauschen sich über die Zukuft der Blagen aus. Kein Wort mehr darüber, dass sie selbst in Studiengängen verfrachtet wurden, die sie genauso wenig mochten wie die aufgeblasenen Lehrkräfte, die sich auf ein Bild der Antike etwas einbildeten, das nicht mal bis zu Beasleys Vasenkunde vorgedrungen war. Aber immerhin, hier, in diesem Kontext ist das immer noch im Rahmen. Und wer rausfällt, nun.

Letztlich ist so ein Balg doch auch nur die Eintrittskarte in die Rundumgesellshaft, giftet Iris und nimmt, ohne zu fragen, das letzte Stück Zwetschgendatschi. Mit einem Balg kann man wieder auf der Empore des Tennisclubs sitzen. Auf Schulfeste gehen. Dauernd Chichi kaufen, und mit anderen Müttern über den richtigen Chichi sprechen. Es ist eine Lebensaufgabe.

Svegliatevi nel core
furie d'un alma offesa
a far d'un traditor
aspra vendetta!


schmettert Marianne Rørholm als Sesto in den Abendhimmel und übertönt mühelos den Krach aus dem Schulhof. Du schaust die feinen Rippen der Wolken an und überlegst, woran sie dich erinnern. Vielleicht an den nackten Rücken von A., die schon damals dünn war und seitdem nochmal abgenommen hat. Oder an die Falten um die Augen der H., die jeden Glanz verloren haben. Und blauer als die J. vorhin kann der Himmel auch nicht sein. Vermutlich wirst du dann am Sonntag nach dem Konzert erfahren, an wen sie sich rangeschmissen hat. Sie hat schon damals nichts vertragen. Das Silbergrau der Wolken wächst, breitet sich aus und legt sich wie ein Bleideckel über das Firmament.

Du möchtest jetzt auch irgendetwas Gehässiges sagen, aber irgendwie bist du gerade sehr glücklich, dass du nicht da unten bist, und eine Frau wie Iris auf der Dachterasse sitzt und meint, dass ein klein wenig Zucker zu viel drauf war.

Freitag, 27. Juli 2007, 02:38, von donalphons | |comment

 
... man kann jetzt aber nicht sagen das Du im unbeblagten Zustand Dich nicht auch im Kreise drehst ...

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Das wäre vielleicht so,
wenn ich hier alles niederschreiben würde, was geschieht. Ihr müsst Euch aber begnügen, hier nur einen kleinen Ausschnitt vorgeführt zu bekommen.

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Als
meine Freundin zu mir kam und sagte, laß uns eine Eintrittskarte in die Rundumgesellschaft machen war ich erst skeptisch. Es gibt so viele Gründe dagegen, Kinder zu machen/haben.

Nur das Glücksgefühl wenn sie da sind kann eigentlich keiner so richtig beschreiben.

Ich habe den Eindruck, Du hast nur Angst, die Kinder lassen Dir noch weniger Zwetschgendatschi übrig.

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Da fällt mir noch sehr viel mehr ein als nur die entgehende Torte. Ich erdreiste mich nicht zu behaupten, ich wüsste, wie das ist, das sage ich auch von Drogen nicht, die ich ja auch nicht mag.

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Manchmal ist es doch sehr angenehm, wenn man sich ein paar hundert Kilometer von diesen Stätten entfernt hat.

Und es gibt keinen einzigen Grund, dort je wieder hinzufahren. Gut so.

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naja, da würden mir schon ein paar Gründe einfallen. Und dann ist es auch meine verfickte Stadt. Ich werde sie nicht denen kampflos überlassen.

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Gerade in der Provinz wird man als halber Mensch wahrgenommen, wenn man seine Gene nicht weitergegeben hat. Und als Frau fragt man sich eben schon manchmal, welcher Weg der richtige ist, wenn alles um einen herum Kinder in die Welt setzt.

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Bleiben lassen! Unbedingt bleiben lassen! Die andere Seite ist dann die Scheidungsrate, und wenn das mit Kind passiert und nicht genug Geld da ist... und blöd anschauen tun einen doch sowieso nur die, die eh schon blöd daherreden. Diejenigen, die dringend mal einen Abend ausgehenderweise jenseits von Kinderplärren brauchen, werden sich hüten, ihre nihtwerfenden Bekannten dergestalt abzukanzeln.

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Es kommt auf die Umstände an. Muss halt passen. In der Grossstadt könnte ich mir auch nicht vorstellen, Kinder grosszuziehen. Der Kinderboom im Prenzlauer Berg ist für mich der reinste Horror - für die Kinder wahrscheinlich auch.

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Vorsicht, der Storch kreist grad ungemein über Klein-Bloggershausen;-)

@ Strappato: Selbes habe ich mir gestern abend auch gedacht - seit langem mal wieder in den grünen Randstadtteilen von München gewesen. Da wo die Kinder am Abend noch gemeinsam draussen sind - ohne Eltern! Und dachte mir, eigentlich MUSST du mit Kindern raus gehen.

Disclaimer: Nein, ich bin nicht schwanger.

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Ich habe das einmal bei einer Bekannten erlebt. Jeder Spielplatzbesuch wird zur logistischen Aufgabe. Vollkommen verrückt.

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Weißt Du eigentlich, wie unglaublich wohltuend es ist, diesen Standpunkt mal nicht verteidigen zu müssen, sondern ihm zustimmen zu können? Um mich herum werfen* auch grad alle, und dann wird noch erwartet, dass man ständig brav in "Oh wie SÜSS!"-Gequietsche ausbricht. Aber nicht mit mir, meine Herrschaften. Oder Damenschaften, as the case may be. Nicht mit mir.


*Mal ganz abgesehen von der Entrüstung, sollte man wagen, die Worte 'werfen' oder 'Balg' in den Mund zu nehmen. Ach ja.

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Der Storch? Wo hab ich nur die gute, alte AchtAcht hingetan?

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strappato hat wie meistens Unrecht - eine Zumutung fuer die Kinder ist nicht die Stadt sondern das Land, in der Stadt gibt es alles: Spielplaetze, Freunde, Sportvereine, Schulen, Musikunterricht, Eishalle, Konzert, Kino, Eisbuden etc. pp. auf dem Land gibts nur den Schuetzenverein - so ist das!

die ganze Kinderdiskussion ist doof, entweder man hat Kinder oder eben nicht, dazwischen gibts nix.

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Nur Schützenverein. Geht doch nichts über ein anständiges Vorurteil.

Es gibt auch noch die Jugendfeuerwehr.

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immer dieses absolute Entweder, oder

Dann sucht man sich eben eine Stadt oder einen Ort in der Nähe einer Stadt aus wo genug ländlicher Anteil, aber auch eben Stadt-Anteil vorhanden ist.

Und zu Kindern: Kinder machen Arbeit, Kinder (zumindest mein Sohn) macht mir aber auch Spaß und Freude (wäre schlimm wenn nicht). Man kann nicht sagen dass es "ohne" oder "mit" besser ist. Es ist eben einfach anders.

Ob andere Leute Kinder haben ist mir aber auch sowas von Wurst (solange deren Plagen nur weit genug weg sind.
Bzw. die Dauer-Singles nicht jedes Wocheende vor lauter Langeweile und Einsamkeit uns/mir auf den Sack gehen...)

Beobachtet mal eure (Groß)Eltern, sind die froh dass es EUCH gibt? Und dann stellt euch mal vor, wie es sein wird wenn ihr in deren Alter seid.
Die Ergebnisse werden bei jedem einzelnen differieren.

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Inzwischen ist der Abstand gross genug,
dass ich sagen kann: Ja. Meine Grossmutter und meine Grossmutter waren stolz auf ihren Enkel. Denn ich habe mich darum gekümmert. Bis zum Ende, auch wenn es verdammt hart war. Das ist bei uns ein Pflicht, und es gibt keine Macht auf dieser Welt, die mich davon befreien könnte.

Aber weil ich es jeden Tag gesehen habe, weil mich dort jeder kannte, weil sonst eben keiner kam, weiss ich auch, wie die anderen mit ihren Grosseltern umgehen. In einer allerchristlichsten Stadt kümmert sich keine alte Sau, mit Verlaub, um die alten Leute. Es gibt welche, die am Wochenende mal vorbeischauen. Weihnachten ist so eine Art Standard. Aber sonst stehen die Chancen sehr gut, dass wir alle mal gleich verlassen irgendwo verrotten. Egal ob mit Kindern oder ohne.

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@strappato: noe kein Vorurteil, ich weiss wovon ich rede, und das aus der niedersaechsischen Provinz (sic) - insofern drei Kreuze (und zwar immer wieder) wenn ich (samt Brut) zurueck in meiner (unserer) urbanen Zivilisation bin.

... und die Aufregerei ueber die Prenzlauerberg Zwerge ist ja wohl (um in der hier ueblichen Diktion zu bleiben) hirnausgeschabter Vollstuss ... aber da sieht man mal wieder das die ewigen Schuetzenfeste halt doch ihre Spuren hinterlassen und die Neuronen auf Dauer einfach verkleben ....

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Genau das meine ich - es gibt zwar keine Garantie auf "Vollversorgung durch die eigenen Kinder/Enkel", aber das Verhältnis einer Person zu seinen eigenen, nähsten Vorfahren sagt einiges aus, wie es werden könnte, bzw. was einem entgehen kann, wenn man auf Nachkommenschaft verzichtet. (Oder es zeigt dass man mit Nachkommen auch nix gewinnt wenn man selbst ein schlechtes Beispiel abgibt.)

Von anderen Leuten sollte man nichts erwarten (erst Recht nicht im Alter).

Als Hüter eines Hauses sollte man auch bei Zeiten eine entsprechende Nachfolge aufziehen und mit Bildung versorgen.

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Die Dummen sterben nie aus/vermehren sich von alleine, also sollte man sich darum kümmern, dass der Schnitt im ertragbaren Rahmen bleibt.

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Tatsache ist jedenfalls, dass ziemlich viele Leute Kinder kriegen (offenbar: freiwillig), sobald sich deren wirtschaftliche Verhältnisse bessern - und eine Zukunft mit Kindern planbar wird.

Andere Sichtweise: Kinder sind entweder ein Statussymbol oder ein Unfall.

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Naja, von der Beobachtung "Wohlstand -> Nachwuchs" auf "Statussymbol" zu schließen halte ich für falsch.
Ich würde eher sagen, dass bei diesen Leuten der Unfall eben nicht zu früh eingetreten ist wie bei anderen.
Ganz ehrlich, wenn man 1-n Kinder hat, dann hat man genug Arbeit, da muss man nicht auch noch Einkommenslos sein.
Deshalb ist es wohl allgemein verbreitete Handlungsweise erst Wohlstand, dann Kinder zu haben. (Es sei denn man ist der Meinung der Staat hat gefälligst für einen selbst und die Brut zu sorgen - da läuft dass dann umgekehrt - erst viele Plagen züchten, dann die Kohle einstreichen.)

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firstlive
@Rundumgesellschaft - Singles ohne Zukunft?....ohne Kinder bleibt nur noch secondlive...aber ist das wirklich ein Ersatz? (Es sollte Standard sein, dass man Kinder mag, ohne unbedingt selbst welche haben zu müssen!)

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