Sehr zu empfehlen - Kaufhölle Kustermann

Es ist vielleicht ganz gut, dass zwischen Dallmayr und Kustermann in München der stets überlaufene - und demnächst kitschüberladene - Marienplatz wie eine natürliche Barriere liegt, sonst könnte man auf Gedanken kommen wie "Oh, für dieses Gratin brauche ich noch eine grössere Backform, da geh ich doch gleich noch beim Kustermann vorbei". Doch das unergründliche Schicksal, das die Touristenhölle zwischen diese Küchenparadiese legte, hat Kustermann auch noch einen Rektaleingang nach hinten hinaus verpasst - und der führt direkt zum Viktualienmarkt.

Sagt also so ein verkommenes Versacegerippe, dass es nur einen Ballancekäse will, und man lügt es an - man kann solche essgestörten Haifische übrigens prima anlügen, Mangelernährung ist nicht gut für die Wahrnehmung - und sagt, beim Supermarkt im Tal wäre alles schon ausverkauft gewesen, statt dessen musste man bei Lupper als Ersatz deren Frischkäse mit Basilikum und Pinienkernen kaufen, steht man schon direkt vor dem Hintereingang zu Kustermann. Und erinnert sich daran, dass man ja noch einen Tellerhalter für das Imariporzellan braucht.



Solche Tellerhalter etwa gi8bt es in der Provinz mit ihren 120.000 Einwohnern nicht. Dazu muss man explizit nach München, wo man bei Kustermann eben diese praktischen Dinge des - natürlich britischen - Herstellers "White Rabbit" erwerben kann, in 5 Grössen und zu günstigen Preisen. Die allerdings sind im ersten Stock, und so muss man durch zwei Haushaltsabteilungen, wo einem dumme Ideen kommen: Wie wäre es etwa mit einem Ravioliausstecher? Gar nicht natürlich, man hat ja die eigenen Lieferanten in der Provinz, die das viel besser können, aber allein das Gefühl, so einen Raviolistecher zu besitzen! Und dann die Kuchenformen, die Backpinsel, die Teiglöffel aus Gummi, mit denen man auch den letzten Rest aus dem Topf bekommt, und überhaupt -

macht es keinen Sinn mehr, sich hier insolvent zu kaufen, denn draussen ist dann wieder der Viktualienmarkt, dessen Freuden mit den Neuerwerbungen gekocht werden wollen. Es ist ein Teufelskreislauf, das eine bedingt das andere, es kostet Zeit, Geld, Nerven, wenn man den Haifischen erklärt, warum es so lang gedauert hat, und man den bestellten Frass der Fastfoodklitschen im Tal natürlich vergessen hat. Und dabei ist Kustermann doch nur der Laden, der eigentlich alles hat, was man in der Innenstadt im Haushalt braucht.

Oder brauchen könnte. Oder nicht brauchte, bis eben jetzt. Raviolistecher eben. Und so etwas banales wie Nägel - schliesslich muss der Teller an die Küchenwand, und dort kann man sich auch komplett den Gang zum Baumarkt sparen.

Mittwoch, 31. Oktober 2007, 19:07, von donalphons | |comment