: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 20. September 2004

Nein danke

Lieber Don Alphonso,

wie Sie wissen, zitieren wir jeden Tag zu einem bestimmten Thema
verschiedene Weblogs. Wir machen das, um die Meinung von Usern im einzelnen
und Weblogs generell einer Nicht-Blog-Leserschaft vorzustellen. Klaus Madzia
sagte das ja bereits vor einigen Tagen in Ihrem Blog.

Darüber hinaus könnten wir uns aber vorstellen, sich dem Thema in einem
separaten Artikel zu nähern. Vielleicht in einem Interview mit Ihnen? Wären
Sie zu einem Gespräch über die Geschichte, Technik, Inhalte etc. von Weblogs
bereit? Wir könnten dabei Ihr Buch vorstellen und Sie würden den
Interview-Text autorisieren. Unsere einzige Bedingung: Sie treten in dem
Interview nicht mit ihren Pseudoym auf, sondern mit Ihrem richtigen Namen.

Mit besten Grüßen aus Frankfurt,
Xxxx Xxxxxxxx

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News Verlagsgesellschaft mbH
Eschersheimer Landstraße 60-62
60322 Frankfurt

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Nicht schön

Es gibt Menschen, die Ruhe und Kontemplation hassen. Die Stillstand nicht ertragen können, Leere und Stille. Die Welt, aus der ich komme, war voll von diesen hyperaktiven Stillstandshassern, denn Stillstand bedeutete in ihren Augen Niedergang, Verlust, Faulheit und Versagen. Never stop, always go, move, starting, way to, speed, das waren die Bestandteile der Claims dieser Welt. Dynamik war per se gut.

Seit dem Ende der New Economy gibt es eine Gegenbewegung des Schlichten, Reduzierten, Leeren. Es ist wieder möglich, wenig in viel Raum zu präsentieren, denn die Räume stehen oft leer. Schlicht ist ein Qualitätsbegriff geworden. Es empfiehlt sich, mit dem Horror Vacui der eigenen Highspeed-Soul umzugehen zu lernen, wenn man Geschäfte wie das "schön" sieht, wo wenige Möbel mit viel Abwesenheit darum drapiert sind.



Nicht alle werden damit fertig, was sie wohl zwingt, einen der vielen losen Pflastersteine von Berlin Mitte zu nehmen und damit dynamisch die Fensterscheibe zu zertrümmern. Geschwindigkeit gegen das Nichts, als Manifestation der Existenz, die etwas braucht, Krach, Splitter, Risse.

Man könnte nun sagen, sie ertragen die Leere nicht, weil sie darin die Leere in ihren Seelen erkennen, aber ich wage das allein wegen der Wortwahl zu bezweifeln. Seele ist ein sehr leerer, blütenrosaner Begriff, und wurde so oft mit dummer, belangloser Bedeutung gefüllt, dass er ausgeleiert ist wie ein mehrfach benutztes Kondom.

Sie werfen nicht gegen die Stille, sie werfen für das Laut, das Schnell und das Klirren. Diese Steineschmeisser sind es dann auch, die, wenn die Geldnot sie gewandelt hat, sich meist als die willigsten Apologeten der herrschenden dynamischen Klasse erweisen. Aber ich schweife ab.

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Gathof Schuster, Greding

Als du um die Ecke kommst, siehst du schon den knackigen Hintern ihres Spiders. Deine kleine Schwester ist also auch bei deinen Eltern. Und sie hat ein Problem: Sie braucht Möbel für ihre neue Wohnung, hoch über der Isar. So hat sie begehrliche Blicke auf deine Empire-Nussbaumkommode geworfen, die seit 2 Jahren unrestauriert bei deinen Eltern auf eine neue Schellackpolitur wartet. Das gefällt dir nicht. Du sagst ihr, dass Nussbaum zu dunkel für ihre Wohnung ist, und denkst laut darüber nach, wieviele ihrer gierigen Grossbürgertochtergräten knickbar sind, sollte sie das Teil in einem unbemerkten Moment klauen.

Ausserdem erzählst du ihr, dass im Schloss Greding, einer der grössten Antiquitätenhandlungen Süddeutschlands, eine neue Lieferung angekommen ist, und sie sagt spontan, dass sie da hin will, jetzt und sofort und auf der Stelle. Du musst natürlich mit, weil der Orientierungssinn deiner kleinen Schwester ebenso lausig ist wie die Bedienbarkeit des Bordcomputers. Und so pilotiert sie dich über die Autobahn nach Greding, einem wunderschönen Ort im Altmühltal, den durchreisenden Ignoranten vor allem bekannt durch seinen Mc Donalds, der hier die Landschaft verschandelt.

Kaum seid ihr von der Autobahn runter, verändert sich das Bild: Durch ein gotisches Tor geht es hinein in diese grandiose Barockstadt. Greding ist im Altmühltal das, was Graz für Österreich ist: An einem warmen Südhang angelegt, fast keine Neubauten, und der Bürgerstolz hat dafür gesorgt, dass alles, vom kleinen Fachwerkhaus bis zum Stadtpalast, liebevoll gepflegt ist.



Es ist Mittag, und so beschliesst ihr, erst mal Essen zu gehen.

mehr bei Restaur.antville.org

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