: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 24. September 2004

Ich sehe mich genötigt klazustellen,

dass es sich bei diesem Text keinesfalls um einen Verriss des "Freund" von Christian Kracht handelt, wie mancherorts behauptet wird. Ich finde das Heft ganz bewundernswert. Es ist endlich wieder ein mutiges Produkt in der deutschen Publizistik, das verdient Achtung. Man mag im Gegenzug bedenken, dass andere Verleger Zeitschriften wie den Freibeuter einstellen. Es waren auch sehr viele angenehme Menschen vor Ort, wirklich. Leider hat in meinen Augen das Springer-Umfeld mit seinem teilweise niederen Verhalten die Party belastet.
Aber ich zerreisse mir darüber nicht das Maul. Ich versuche nur zu schildern, wie ich das als Angehöriger einer gewissen, ja, man kann sagen, Klasse, empfunden habe. Die Leser möchten bedenken, dass ich nicht nur so, man mag es als schnöselig oder arrogant diffamieren, sein kann, wie im Text angedeutet, sondern in derartigen Situationen auch tatsächlich so bin.



Es war sehr viel Erhabenes an diesem Ort, und viel banale Niedertracht. Aber es war weder luxuriös moch dekadent, wie auch einige Pressepinscher den Lesern vormachen wollen. Beachten sie nur den gewellten Teppich auf dem Bild! "Feinste Auslegeware", was für ein geistbitterarmer Ignorant schreibt so etwas? Cognac, Zigarren und Rehrücken sind eigentlich nichts, worüber man ein neidisches Wort verlieren dürfte. Aus dieser unterschiedlichen Wahrnehmung heraus aber eine Aversion meinerseits gegen andere, angenehme Orte und an diesem Abend anwesende Menschen ableiten zu wollen, wäre verfehlt.

... link (13 Kommentare)   ... comment


Demütigung der New Economy in der Munich Area

Es hätte eine Zeit gegeben, da wären meine Freunde lieber gestorben, als auf Veranstaltungen zu gehen, deren Räumlichkeiten diese Bedingungen erzwingen:

Bitte kommen Sie immer pünktlich um 19 Uhr. Das IHK Gebäude wird kurz nach Veranstaltungsbeginn geschlossen!
Wir bitten darum, im Gebäude nicht zu rauchen.


Es ist nicht so, dass das Verrecken meiner Freunde ein Akt unbegrenzter Ästhetik war; im Gegenteil, sie konnten nicht umhin, auch in der letzten Stunde noch so grell und peinlich zu sein, wie sie gelebt haben. Es war zum Ende hin ein makabrer Rave, der Drogenkonsum stieg reziprok zum Abbau der Beschäftigten, und nach der Insolvenzanmeldung verprassten sie die letzten 100-Euro-Scheine aus der Portokasse. Sie kannten keine Reue, aber sie waren tot, und damit hatten sie bezahlt.

Was heute noch lebt, sind die erbärmlichen Kriecher, die pünktlich genug kommen, um den Hauswärtern nicht zur Last zu fallen, die Putzfrauen nicht zu behindern und definitiv nicht rauchen. Schnupfen sowieso nicht, versteht sich von selbst. Der Tod wäre eine Erlösung für sie, aber statt dessen bieten sie grauen Kammerpräsidenten die Einrichtung von Business Blogs an, und reden von emerging markets, die sie der Industrie, former known as old economy, erschliessen wollen.

... link (0 Kommentare)   ... comment