: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 29. September 2004

Früher war es im August.

Und in Köln. Und es war richtig voll und wichtig. Prominenz kam auch. Kein Wunder, dass Thomas Middelhoff den Umbau von Bertelsmann zum eKonzern auf der Popkomm verkündete. Papier, Siliconscheiben, Pappe, Videokasetten, das war alles nicht mehr wert, für einen kurzen Moment im August des Jahres 2000. Middelhoff wollte das Netz erobern, und Musik war der Schlüssel dazu; digital, so schnell wie das Licht, nicht materiall, billig, omnipräsent, emotional, der Türöffner.

"Haben Sie den Mut, auch Fehler zu machen und alles komplett in Frage zu stellen. Sehen sie die Chance und nicht so sehr das Risiko", rief er in die Menge der anwesenden Music-Bizzler, und alle hörten es gerne. Denn das Fiasko der New economy war nach damaliger Lesart ein versagen unfähiger junger Leute, und die grossen Konzerne würden sich jetzt daran machen, die Trümmer aufzusammeln und das grosse Geschäft zu machen.

Es war strahlend schön, in diesem August 2000. Man hatte die Medien gut ausgehalten, man war nett, man war gut drauf. Und dann sagte Middelhoff etwas, was sich bewahrheitet hat, etwas, weshalb ich ihn immer noch achte: "Die neue Technik a la Napster ist nicht mehr zu stoppen."



Ansonsten: Middelhoff hat die Risiken wirklich nicht gesehen. Das Internet ist kein Markt, sondern für die Musikinustrie das Tor zur Hölle. Und es ist noch längst nicht vorbei. Was nicht zu stoppen ist, ist nicht die Technik - was nicht zu stoppen sind, sind die Menschen dahinter.

Jetzt ist die Popkomm in Berlin angekommen. Es geht nicht mehr ums Erobern, sondern nur noch unm den möglichst geordneten Rückzug. Man baut digitale Barrikaden und rechtliche Gräben im Netz. Der Kunde ist der Feind. Es ist fast Oktober; es regnet, es ist kalt, und wenn es am Morgen doch klaren Himmel gibt, pfeift ein eisiger Wind durch die Strassen.

Die Popkomm ist da. Bald ist sie wieder weg, und die Sozialhilfeempfänger sparen weiterhin auf die neue 200 GB-Platte, für all den Krempel aus dem Netz.

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Schimpfworte aus dem Marketing-Sumpf

"Restmarktabschöpfer" - klingt eklig, ist es auch, betrifft gedungene News-Contentzusammenklatscher, und wurde bei IT&W gefunden.

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