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Mittwoch, 17. November 2004
Mittwoch After Work
Catherine Deneuve, nur hübscher. Semi Giselle Bündchen in Chanel. Claudia Schiffer sowieso, mindestens, wenn nicht besser, nur mit kreischender Stimme. Und überhaupt alles so clean, schlank, makellos. In Wahrheit kam hier keiner gleich nach der Arbeit her. Alle sind sie nochmal heim, schnell glattrasiert, Parfum, frische Bluse, weisses Hemd, Kragen offen, und ab zur Börse, hinten rein ins Lenbach, klar ist man angemeldet in dem dicken Buch, und dann ab ins Gedränge, Ellenbogen Richtung Bar.
Afterwork im Lenbach, immer Mittwochs, war der einzige nichtgeschäftliche Termin, wo mir jemand seine digitale Visitenkarte per Infrarot mit dem Handy schicken wollte. Sogar 2003 war es im Sommer noch so voll, dass die Party auch draussen, hinter einer Absperrung stattdfinden musste. Pflichttermin für die jungen Bankangestellten der bayerischen Börse, und für die Anwälte, die Werber, die PR-Leute und irgendwie alles, das sich die Drinks leisten konnte und eine halbwegs gute Story auf Lager hatte. Die neue, gute Story war wichtig, um was zu erzählen zu haben; wer keine Story hatte, bekam keine ordentlichen Gesprächspartner, wurde weggereicht, musste rumstehen wie nicht abgeholt. Hier lernte man schnell den 30 Sekunden Pitch der Zwischenmenschlichkeit, und wer nicht lernte, konnte zu Hause bleiben. Ziemlich viele OpenBCler machten hier ihre real life matches. Pflichttermin, wenn man in dem Geschäft bleiben wollte, um das es beim Afterwork eigentlich nicht gehen soll.
Das Problem ist das Fortschreiben der letzten guten Geschichte. Wer zu Beginn gleich zu hoch einsteigt, muss nach einem Jahr eigentlich Marktführer, Head of Irgendwas, oder vielleicht auch Partner sein. Grow or Go galt auch hier, wenn man längerfristig an jemandem interessiert war. Insofern ist es sehr angenehm, dort etwas gelogen als Berufssohn und/oder Schriftsteller aufzutreten, das allein ist ein Erfolg und bedarf keiner weiteren Entwicklung. Man kann etwas lässigere Geschichten erzählen, und die wirklich relevanten Geschichten fielen am Anfang sowieso noch unter die NDAs. Danach, nach dem Ausstieg aus dem Kern der Szene, war es egal, und die Broadway-Adresse auf meiner Visitenkarte zog immer noch. Ist ja nicht so, dass die anderen wirklich mal raus kamen in die neuen Dependancen, die ihre Firmen in Schanghai, SF oder zumindest London hochzogen. Meistens schafften sie es im Sommer noch nicht mal in die Alpen oder an den See. Too much to do.
Dafür war es eben Munich Area, einzigartig, Marsilia Antipolis konnte dagegen nicht anstinken.After Work ist eben so ein Asset, das es nur hier gibt, das hat niemand daheim, da, wo er herkommt, Pfaffenhofen, Rosenheim, Penzberg, Sulzbach, Bayreuth, oder auch mal Bielefeld oder Fulda.
Denken sie wohl immer noch. Aber die Provinz holt auf. Kopiert schamlos die hohe Business Kultur, zieht sie in die Gosse. Eine feine Website gibt es hier ebenso wenig wie ein Interieur eines Stararchitekten, es gibt aber auch diese Täschchen mit den kurzen Henkeln, Schweissbremse genannt, und die Anzüge; nur manchmal mit Schnauzbart drüber, und die Geschichten sind auch gut, wirklich, denn hier gibt es keine kranke, überflüssige Kleinst-Börse, sondern nur kerngesunden Mittelstand. Der will sein Geld ausgeben, und das wird im örtlichen Jugendfunk und an den Busstationen eifrig beworben.
Eine weitere Success Story aus der Provinz. Keine Sorge wegen der Kleidung und den Look; auch hier gibt es das übliche, halbverhungerte Business-Publikum, die Kanzleimädchen, den Nachwuchs und die Werber mit der roten Brille, wie Anfangs der 80er. Und die passenden Läden, auch für den grossstädtischen Geschmack. In denen inzwischen die Mütter der in München aus der Bahn geworfenen JungmanagerInnen Care-Pakete zusammenkaufen. Schliesslich ist bald Nikolaus.
Afterwork im Lenbach, immer Mittwochs, war der einzige nichtgeschäftliche Termin, wo mir jemand seine digitale Visitenkarte per Infrarot mit dem Handy schicken wollte. Sogar 2003 war es im Sommer noch so voll, dass die Party auch draussen, hinter einer Absperrung stattdfinden musste. Pflichttermin für die jungen Bankangestellten der bayerischen Börse, und für die Anwälte, die Werber, die PR-Leute und irgendwie alles, das sich die Drinks leisten konnte und eine halbwegs gute Story auf Lager hatte. Die neue, gute Story war wichtig, um was zu erzählen zu haben; wer keine Story hatte, bekam keine ordentlichen Gesprächspartner, wurde weggereicht, musste rumstehen wie nicht abgeholt. Hier lernte man schnell den 30 Sekunden Pitch der Zwischenmenschlichkeit, und wer nicht lernte, konnte zu Hause bleiben. Ziemlich viele OpenBCler machten hier ihre real life matches. Pflichttermin, wenn man in dem Geschäft bleiben wollte, um das es beim Afterwork eigentlich nicht gehen soll.
Das Problem ist das Fortschreiben der letzten guten Geschichte. Wer zu Beginn gleich zu hoch einsteigt, muss nach einem Jahr eigentlich Marktführer, Head of Irgendwas, oder vielleicht auch Partner sein. Grow or Go galt auch hier, wenn man längerfristig an jemandem interessiert war. Insofern ist es sehr angenehm, dort etwas gelogen als Berufssohn und/oder Schriftsteller aufzutreten, das allein ist ein Erfolg und bedarf keiner weiteren Entwicklung. Man kann etwas lässigere Geschichten erzählen, und die wirklich relevanten Geschichten fielen am Anfang sowieso noch unter die NDAs. Danach, nach dem Ausstieg aus dem Kern der Szene, war es egal, und die Broadway-Adresse auf meiner Visitenkarte zog immer noch. Ist ja nicht so, dass die anderen wirklich mal raus kamen in die neuen Dependancen, die ihre Firmen in Schanghai, SF oder zumindest London hochzogen. Meistens schafften sie es im Sommer noch nicht mal in die Alpen oder an den See. Too much to do.
Dafür war es eben Munich Area, einzigartig, Marsilia Antipolis konnte dagegen nicht anstinken.After Work ist eben so ein Asset, das es nur hier gibt, das hat niemand daheim, da, wo er herkommt, Pfaffenhofen, Rosenheim, Penzberg, Sulzbach, Bayreuth, oder auch mal Bielefeld oder Fulda.
Denken sie wohl immer noch. Aber die Provinz holt auf. Kopiert schamlos die hohe Business Kultur, zieht sie in die Gosse. Eine feine Website gibt es hier ebenso wenig wie ein Interieur eines Stararchitekten, es gibt aber auch diese Täschchen mit den kurzen Henkeln, Schweissbremse genannt, und die Anzüge; nur manchmal mit Schnauzbart drüber, und die Geschichten sind auch gut, wirklich, denn hier gibt es keine kranke, überflüssige Kleinst-Börse, sondern nur kerngesunden Mittelstand. Der will sein Geld ausgeben, und das wird im örtlichen Jugendfunk und an den Busstationen eifrig beworben.
Eine weitere Success Story aus der Provinz. Keine Sorge wegen der Kleidung und den Look; auch hier gibt es das übliche, halbverhungerte Business-Publikum, die Kanzleimädchen, den Nachwuchs und die Werber mit der roten Brille, wie Anfangs der 80er. Und die passenden Läden, auch für den grossstädtischen Geschmack. In denen inzwischen die Mütter der in München aus der Bahn geworfenen JungmanagerInnen Care-Pakete zusammenkaufen. Schliesslich ist bald Nikolaus.
donalphons, 19:23h
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Goldgrübeln
Bei "Ritter der Kokusnuss" gibt es dieses Duell mit dem grossmäuligen schwarzen Ritter, dem erst alle Extremitäten abhackt werden, und als er dann nur noch als Rumpf im Wald steht, sagt er, dass er ein Unentschieden akzeptiert - aber sobald die Ritter weiter ziehen, schreit er ihnen nach, sie sollen zurückkommen, er würde sie mit seiner Spucke besiegen, er würde es ihnen nochmal zeigen. An diese Szene muss ich immer denken, wenn ich manche Blogs gewesener Dotcom-Unternehmer, Berater und Jubelperser lese. Da wird dann besprochen, wie man mit Blogs hoffentlich bald das Geld verdienen kann, das man früher im "Content Bizz" versenkt hat. Die meisten Beiträge sind inkompetent, vulgär und vollkommen unausgegoren, aber so sind die Autoren nun mal, sie hatten eine schwere Jugend, sie haben es keine andere Sprache als den McKinsey-Latrinen-Slang voller Success und Profit gelernt. Und die Summen, die amerikanische VCs in die Firma Sixapart (Movable Type, Typepad) investiert haben, machen auch hierzulande viele Leute heiss, die gerne nochmal eine New Economy Reloaded hätten.
Nun gab es in der letzten Woche zwei Ereignisse, die zeigen, dass sich auch ernsthaftere Leute in Deutschland mit der Frage der Wertschöpfung durch Blogs auseinandersetzen. Mehr an der Blogbar
Nun gab es in der letzten Woche zwei Ereignisse, die zeigen, dass sich auch ernsthaftere Leute in Deutschland mit der Frage der Wertschöpfung durch Blogs auseinandersetzen. Mehr an der Blogbar
donalphons, 18:44h
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