: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Donnerstag, 25. November 2004

You knew it first

Wie bereits hier geschildert, treibt das Business Modell CUPDPV (Contentklau und preisdumpende Printverwertung) möglicherweise seinem Media Final (Madzia weiss ja, was das ist) entgegen. Das vermutet jetzt auch die NZZ, deren Worte bei IT&W wiedergegeben werden: "begrenzt Anklang ... Qualitätsmängel ... sprachlichen Fehler". In den Kommentaren giftet ein angesehenes Mitglied der Eipott-Tscheneraischon dann was von angeblich positiven Reaktionen auf CUPDVP, mutmasslich aus alten Weinfässern. Ungeklärt ist noch, ob das Problem auch noch irgendwo gebusinessblogt wird.

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Manuela´s Frischnudelservice

Tiefkühlpizza, Dosenravioli, Mineralwasser, Coke Light, Red Bull, Zigaretten, Tiefkühlgemüsepfanne, Instant-Suppen. Die Elitesse, die vor dir an der Kasse steht und beim Warten über Handy vom waaahnsinnig arbeitsreichen Semesterbeginn erzählt, hat ausgeprägt schlichte Ernährungsgewohnheiten. Schnell, billig, am besten schon in der Verpackung essbar, um die ganze verhasste Nahrungsaufnahme so effektiv = ressurcensparend wie möglich abzuhandeln. Genossen werden wohl nur die Zigaretten, die die Atemluft effektiv mit den notwendigen Aromastoffen anreichern. Was jetzt noch fehlt, sind die ausgleichenden Vitaminpräparate.

Du stehst dahinter, mit einem einzigen Becher Schmand in der Hand. Schmand ist das einzige, was du zu deiner Seeligkeit noch brauchst, denn alles andere ist schon daheim und wartet auf dich: Die rote Speisezwiebel, der Feldsalat, der zu raspelnde Pecorino, die Pinienkerne, der Salbei und der Rosmarin, und die Steinpilz-Panzerotti von Manuela´s Frischnudelservice.

Einen Moment spielst du mit dem Gedanken, der Elitesse auf die knochige Schulter zu tippen, und ihr zu sagen, dass die Dosenravioli die Inhaltsstoffe der Chemiebetriebe haben, für die sie in den PR-Seminaren Notfallpläne entwickeln. Dass es vielleicht legal ist, das Zeug zu vertreiben, aber legal heisst noch lange nicht gesund. Dass bei dir zu Hause dagegen im Kühlschrank, wenn sie dich besuchen wollte, ganz andere...

mehr zu Elitessen und Panzerotti bei restaur.antville.org

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Bar Centrale

Ende der 80er ereignete sich in der Gastronomie der Provinzstadt ein entscheidender Wandel. Ein italienischer Gastronom hatte verstanden, dass noch eine Pizzeria etwas viel für den in andere kulinarische Ecken abschweifenden Geschmack der Provinzler war, und dass die Jugend, zumal die mit besserverdienenden Eltern, kein auch nur halbwegs akzeptables Cafe hatte. Er mietete einen langen, schlanken Raum, packte eine Theke und einen gut aussehenden, italienischen Barmann hinein, hängte Bilder des Radidols Fausto Coppi an die Wand, und schon kam die Kundschaft von Schulaus bis Ganzspätnachts.

Es war sehr angenehm, so gegen 17 Uhr in der Bar Centrale einzulaufen, während Francesco nochmal die Bar polierte, und dann zu warten, bis sich der Laden füllte; gegen 22 Uhr war dann absolut kein Platz mehr frei, und der Geräuschpegel war erheblich. Die Bar Centrale war ein Aussenposten von München. Es war die Schule der - damals hiess das noch so - Popper und Yuppies, man blieb unter sich, und wer schon studierte und nur am Wochenende kam, um seine Wäsche machen zu lassen, wusste, dass er hier die alten Freunde treffen konnte, und die neuen Geschichten aus Frankfurt, Hamburg und Köln hören würde - nein, Berlin war damals nicht dabei, das galt als unvorstellbar.



Inzwischen ist die Bar umgezogen, und das Publikum ist auch dabei. Jetzt ist es Mitte/Ende 30, und trägt in der Freizeit Jeans und Lederjacken, was Ende der 90er kaum unvorstellbar gewesen wäre, als es in der Provinz sogar noch Jean Paul Gaultiers Sublabel Bogy´s pour Gibo gab. Man könnte fragen, ob es vielleicht schon was mit der Midlife Crisis zu tun hat, aber ich kann mir das bei den Hiergebliebenen schlecht vorstellen, so selbstsicher und unreflektiert die schon immer waren. Es gibt nur eine wirkliche Veränderung: In und vor der Bar Centrale sind sehr oft Kinderwägen mit wenig dezentem Inhalt. Vermutlich redet man dort heute mehr über Windeln denn über Lebensabschnittspartner, und auch die meisten ausserehelichen Fickkombinationen der Provinzstadt dürfte man inzwischen durch haben.

Egal. Man kann sich trotzdem noch draussen hinstellen, mit dem Espresso, wenn im November die Sonne runterknallt und diese windgeschützte Südecke der Provinzstadt aufheizt, die Sonnenbrille ins Haar stecken, bevor es dann wieder in den Job geht, und am Abend dann mit den Blagen vor die Glotze. Vermute ich mal, denn ich selbst vermeide die Bar Centrale aus Unlust, dort die ein oder andere frühere Bekannte mit ihrem Ehedingsda zu sehen.

In Italien sitzen in der Bar Centrale meistens die alten Säcke, schauen im Sommer den Touristinnen hinterher und im Winter auf ihr belangloses Leben zurück. Die Bar Centrale in der Provinzstadt hat treue Kunden mit einem belanglosen Leben, und wenn das noch 30 Jahre so weiter geht, wird es auch hier das echt italienische Flair einer Ansammlung alter, desillusionierter und gelangweilter Greise geben, die auf die Jugend schimpfen, auf die Fussballübertragungen am Wochenende warten und den Elitessen der lokalen Uni hinterher schauen, die sicher glauben, dass ihr Leben mal ganz anders, spannend und aufregend wird.

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