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Mittwoch, 3. Mai 2006
Siesta
Die Sonne brennt das Leben aus den Strassen. Die Spiesser drücken sich schon wieder in den Schatten und blinseln missmutig den Himmel an.
Am Abend ist es dann zu spät, um noch etwas zu tun. Und zu kalt, um lange draussen zu sein. Wieder ein Tag verloren, für manche.
Unten herrscht Stille, irgendwo, hört man en passant, ist wieder ein Trauerfall in der besseren Gesellschaft gewesen, und die Elitessen lernen beharrlich für die nächste Prüfung. Es ist sehr still hier, abgesehen von der Amsel.
Am Abend ist es dann zu spät, um noch etwas zu tun. Und zu kalt, um lange draussen zu sein. Wieder ein Tag verloren, für manche.
Unten herrscht Stille, irgendwo, hört man en passant, ist wieder ein Trauerfall in der besseren Gesellschaft gewesen, und die Elitessen lernen beharrlich für die nächste Prüfung. Es ist sehr still hier, abgesehen von der Amsel.
donalphons, 01:07h
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Begehbar
Ab einem gewissen Alter hört man auf, intensive Alpträume zu haben. Manchmal wüsste ich gern, ob es zumindest bei mir die Folge einer Lebensentwicklung ist, in der ich meine Alpträume begehen und befahren kann. Und wie das bei denen ist, die weitab in den Vorstädten nie wissen, dass es noch diese anderen Welten gibt. Sie allenfalls bei heute oder RTLII sehen. Sehen und erleben sind zweierlei, es ist ein unüberbrückbarer Gegensatz.
Daheim sind sie alle so glatt, da sind keine Narben, keine Grate, keine Brüche, das Leben fliesst in engen Bahnen und alles, was nicht direkt den Lauf kreuzt, existiert nicht wirklich. Der Schmerz, das Unglück entzündet sich am Nichts, banal und leer sind alle Konflikte derer, die nie ahnen werden, wie es ist, hinter der Mülltonne jemanden mit der Spritze zu sehen, und die Testosteronstinker, die darüber hinwegsteigen auf der Suche nach einem weniger auffälligen, mit Sperma füllbaren, vielleicht risikoloseren Zerfallsprodukt unserer Gesellschaft. Daheim kennen sie auch nicht die Schüsse und das Tablettenproblem, das langsame Abgleiten in die Katastrophe, sie kennen nur die paar kleinen Skandale, und wann immer ich zurück komme von den Boulevards der realen Alpträume zu den traumlosen Schläfern, fühle ich mich unendlich alt und durchgeprügelt, ohne dass mich je ein Schlag wirklich getroffen hätte, denn es sind nur meine Alpträume und nicht die Realität derer, die darin vorkommen. Es ist manchmal nur eine Kreuzung im vorderen Orient, ein Wald in Ostbayern, drei Blocks in Frankfurt am Fuss der Türme oder eine noch immer nicht gelöschte Website, die von denen erzählt, deren Tod die Schläfer nie verstanden haben und auch nicht verstehen wollten. Und wahrscheinlich längst vergessen haben. Warum auch nicht. Sie waren nicht dabei, sie kennen es nicht, und es ist weder ein Verdienst noch eine Ehre. Es geht auch ohne den Tanztee mit den Erynnen im Separee der Erinnerung.
Daheim sind sie alle so glatt, da sind keine Narben, keine Grate, keine Brüche, das Leben fliesst in engen Bahnen und alles, was nicht direkt den Lauf kreuzt, existiert nicht wirklich. Der Schmerz, das Unglück entzündet sich am Nichts, banal und leer sind alle Konflikte derer, die nie ahnen werden, wie es ist, hinter der Mülltonne jemanden mit der Spritze zu sehen, und die Testosteronstinker, die darüber hinwegsteigen auf der Suche nach einem weniger auffälligen, mit Sperma füllbaren, vielleicht risikoloseren Zerfallsprodukt unserer Gesellschaft. Daheim kennen sie auch nicht die Schüsse und das Tablettenproblem, das langsame Abgleiten in die Katastrophe, sie kennen nur die paar kleinen Skandale, und wann immer ich zurück komme von den Boulevards der realen Alpträume zu den traumlosen Schläfern, fühle ich mich unendlich alt und durchgeprügelt, ohne dass mich je ein Schlag wirklich getroffen hätte, denn es sind nur meine Alpträume und nicht die Realität derer, die darin vorkommen. Es ist manchmal nur eine Kreuzung im vorderen Orient, ein Wald in Ostbayern, drei Blocks in Frankfurt am Fuss der Türme oder eine noch immer nicht gelöschte Website, die von denen erzählt, deren Tod die Schläfer nie verstanden haben und auch nicht verstehen wollten. Und wahrscheinlich längst vergessen haben. Warum auch nicht. Sie waren nicht dabei, sie kennen es nicht, und es ist weder ein Verdienst noch eine Ehre. Es geht auch ohne den Tanztee mit den Erynnen im Separee der Erinnerung.
donalphons, 19:19h
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Jetzt aber her mit den Kronleuchtern!
Die werden nun nicht mehr am Nollendorfplatz gebraucht: Die Party-AG Goya erlebt nach allen Schrecken des Krieges jetzt ihre finale Entdärmung und wird definitiv geschlossen - kein Weiterbetrieb, keine 2. Chance, und das Insolvenzgeld vom Arbeitsamt ist damit auch durchgebracht, die Mitarbeiter wurden gekündigt. Vielleicht macht jetzt wieder ein Pornokino in den Räumen auf. Bayern sollten allerdings nicht hochmütig auf Berlin herabblicken: Kaum weniger schnell platzen auch in der immer noch einzigartigen Munich Area ähnlich grosse Träume von den vergnügungssüchtigen Kunden.
donalphons, 13:33h
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