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Samstag, 7. Juli 2007
Empfehlung heute: Am See
trifft Poodlepop einen Sonderling, und hat dazu auch eine Illustration. Absurd ist gut.
donalphons, 01:17h
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Die Skalpe meiner Feinde - Das Danaergeschenk
Wirtschaftskriminalität im grösseren Stil ist immer auch eine Beziehungstat. Man nimmt niemandem grössere Summen ab, ohne ihn zu kennen. Jedem Vertrauensbruch geht Vertrauen voraus, zudem in unseren Fällen auch Gier, Dummheit und der Glaube, man sei zu klug, um reingelegt zu werden. Vor allem aber: Vertrauen. Und meist auch etwas Zuneigung zum Verbrecher. Wirtschaftskriminelle und Hammerhörder haben, vermute ich, den gleichen Charme, und nachdem ich erstere kenne, hoffe ich, ohne zu viel Kontakt mit zweiteren durch das Dasein zu kommen.
Wie schon erwähnt - der Herr mit der Calatrava hatte Charme. Selbst, als es eng wurde, sagte er noch mit einem freundlichen Lächeln zu einem Haifisch: "Wie kann so eine schöne Frau nur so etwas hässliches denken" - und er hatte Erfolg damit. Zumindest genug Erfolg, dass ihm die Zeit blieb, sich halbwegs geordnet zurückzuziehen. Halbwegs. Aber nicht ganz. Denn jeder Verbrecher macht auch Fehler. Niemand kann, wenn nicht gerade ein offener Kamin im Raum und eine Badewanne voller Schwefelsäure im Bad ist, alle Spuren verwischen. Niemand kann beim Auräumen des Büros alles mitnehmen. Und selbst, wenn alles schnell in Kisten landet, gibt es immer noch Spuren der Vorgeschichte. Und diese Spuren sind in der Papiertonne. Die Papiertonne ist das, was diesen Leuten dann siedend heiss in der Nacht einfällt, wenn sie am Tag dachten, sie hätten alles mitgenommen.
Und so war es auch diesmal. Es ist eine Weile her, dass ich das letzte Mal nach Disketten und Papier gestochert habe: 2002 war das, im Winter, als einem Mandanten die Core Assets einer Firma angeboten wurden, in die ein anderer Mandant investiert hatte. Nachdem diese Firma eine Woche zuvor noch bei bester Gesundheit schien, war es kaum zu verstehen, dass jetzt schon ihr Nachlass verteilt werden sollte. Es war eine Nacht voller Überraschungen, und als ich dann am nächsten in deren Büro stand, war ebenfalls alles verschwunden. Alles - bis auf eine Tüte in der Mülltonne, mit ein paar CD-Roms.
Die Auswertung wird sich diesmal noch etwas hinziehen, aber es sind ein paar Volltreffer dabei. Die Kritzelunterlage aus dem Sekretariat, Postits, und zum Nachweis, dass es auch wirklich aus diesem Büro kommt, vieles, was man kennt. Aus einer Zeit, als man sich noch gut verstand. Vor einem Jahr, als er Geburtstag hatte. Da wurde lange überlegt, was man ihm, der eigentlich alles hatte, schenken sollte. Am Ende wurde über 1stdibs aus Paris ein Tischset im Stil Napoleon III. bestellt, mit vergoldeter Bronze und Glaseinsätzen, damit es zu seinem Glastisch passen möge, und dazu ein sündhaft teurer Exception-Füller von Waterman. Der Füller war offensichtlich ein gutes Geschenk, denn den hat er mitgenommen. Das Tischset war dagegen im Müll.
Menschen sind manchmal irrational. Jeder von uns weiss, was es damals gekostet hat. Aber es ist Glas, und es klirrt so schön, wenn man es zertrümmert, sowas hilft dem Plebs von den Slums bis zu den Beraterkreisen beim Stressabbau. Ich bin bekanntlich der höflichste Mensch von der Welt, aber einerseits war ich aufgrund der Umstände und der Zeit inmitten des Mülls ohnehin schon geladen, und andererseits werde ich zum Tier, wenn ich mutwillige Zerstörung sehe. Wenn es dir was bedeutet, kannst du es haben, sagte der Haifisch etwas kleinlaut angesichts der nicht wirklich erfreulichen Aussicht, dass ich ihm seine Flossen durch die Kiemen von hinten in das Maul gezogen hätte, hätte er die Schale wirklich, wie angedroht, an der Wand zerschmettert. So wäre unser Präsent beinahe zum Danaergeschenk dessen geworden, um den es eigentlich geht - fast, aber nur beinahe.
Jetzt ist es auf meinem Schreibtisch, es passt gut zum vergoldeten Leder, und zudem weitaus besser als zu dem Glasschreibtisch, an dem besagter Herr im Moment an einem Ort sitzt, der mir noch unbekannt ist. Aber das Löschpapier, mit dem ich eine Unterschrift aus dem Familien-Pelikan trockne, die ich unter eine Rechnung für die Verunschönerung seiner Tage setzen werde, liegt schon in der Schublade. Ich finde das Tischset schön, aber es ist nicht genug Skalp von meinem Feind.
Wie schon erwähnt - der Herr mit der Calatrava hatte Charme. Selbst, als es eng wurde, sagte er noch mit einem freundlichen Lächeln zu einem Haifisch: "Wie kann so eine schöne Frau nur so etwas hässliches denken" - und er hatte Erfolg damit. Zumindest genug Erfolg, dass ihm die Zeit blieb, sich halbwegs geordnet zurückzuziehen. Halbwegs. Aber nicht ganz. Denn jeder Verbrecher macht auch Fehler. Niemand kann, wenn nicht gerade ein offener Kamin im Raum und eine Badewanne voller Schwefelsäure im Bad ist, alle Spuren verwischen. Niemand kann beim Auräumen des Büros alles mitnehmen. Und selbst, wenn alles schnell in Kisten landet, gibt es immer noch Spuren der Vorgeschichte. Und diese Spuren sind in der Papiertonne. Die Papiertonne ist das, was diesen Leuten dann siedend heiss in der Nacht einfällt, wenn sie am Tag dachten, sie hätten alles mitgenommen.
Und so war es auch diesmal. Es ist eine Weile her, dass ich das letzte Mal nach Disketten und Papier gestochert habe: 2002 war das, im Winter, als einem Mandanten die Core Assets einer Firma angeboten wurden, in die ein anderer Mandant investiert hatte. Nachdem diese Firma eine Woche zuvor noch bei bester Gesundheit schien, war es kaum zu verstehen, dass jetzt schon ihr Nachlass verteilt werden sollte. Es war eine Nacht voller Überraschungen, und als ich dann am nächsten in deren Büro stand, war ebenfalls alles verschwunden. Alles - bis auf eine Tüte in der Mülltonne, mit ein paar CD-Roms.
Die Auswertung wird sich diesmal noch etwas hinziehen, aber es sind ein paar Volltreffer dabei. Die Kritzelunterlage aus dem Sekretariat, Postits, und zum Nachweis, dass es auch wirklich aus diesem Büro kommt, vieles, was man kennt. Aus einer Zeit, als man sich noch gut verstand. Vor einem Jahr, als er Geburtstag hatte. Da wurde lange überlegt, was man ihm, der eigentlich alles hatte, schenken sollte. Am Ende wurde über 1stdibs aus Paris ein Tischset im Stil Napoleon III. bestellt, mit vergoldeter Bronze und Glaseinsätzen, damit es zu seinem Glastisch passen möge, und dazu ein sündhaft teurer Exception-Füller von Waterman. Der Füller war offensichtlich ein gutes Geschenk, denn den hat er mitgenommen. Das Tischset war dagegen im Müll.
Menschen sind manchmal irrational. Jeder von uns weiss, was es damals gekostet hat. Aber es ist Glas, und es klirrt so schön, wenn man es zertrümmert, sowas hilft dem Plebs von den Slums bis zu den Beraterkreisen beim Stressabbau. Ich bin bekanntlich der höflichste Mensch von der Welt, aber einerseits war ich aufgrund der Umstände und der Zeit inmitten des Mülls ohnehin schon geladen, und andererseits werde ich zum Tier, wenn ich mutwillige Zerstörung sehe. Wenn es dir was bedeutet, kannst du es haben, sagte der Haifisch etwas kleinlaut angesichts der nicht wirklich erfreulichen Aussicht, dass ich ihm seine Flossen durch die Kiemen von hinten in das Maul gezogen hätte, hätte er die Schale wirklich, wie angedroht, an der Wand zerschmettert. So wäre unser Präsent beinahe zum Danaergeschenk dessen geworden, um den es eigentlich geht - fast, aber nur beinahe.
Jetzt ist es auf meinem Schreibtisch, es passt gut zum vergoldeten Leder, und zudem weitaus besser als zu dem Glasschreibtisch, an dem besagter Herr im Moment an einem Ort sitzt, der mir noch unbekannt ist. Aber das Löschpapier, mit dem ich eine Unterschrift aus dem Familien-Pelikan trockne, die ich unter eine Rechnung für die Verunschönerung seiner Tage setzen werde, liegt schon in der Schublade. Ich finde das Tischset schön, aber es ist nicht genug Skalp von meinem Feind.
donalphons, 18:14h
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Hat schon was
Sich selbst im Radio hören und dann Lust auf die Gniocchi mit Vierkäsefüllung vom Markt bekommen, über die man gerade gesprochen hat. Es gibt Speisen, die einem erst nach Stunden das Sättigungsgefühl mitteilen; das ist hier robust anders, jeder Bissen schlägt wie ein Ziegelstein auf und lässt einen keine Sekunde im Unklaren, was man gerade tut.
Auch nett: Nach dem Schlusswort mit dem prognostizierten Niedergang der real existierenden klassischen Journalismusvortäuschung zu lesen, wie einer der grössten Verlage nach dem Arschtritt in Frankreich den Weg allen dummen Fleisches ins Digitale antritt:
"Im Geschäft mit gedruckten Medien würden erst einmal keine neuen Titel im In- und Ausland geplant. Jetzt setze der Konzern auf Onlinemedien, etwa in China."
(http://www.ftd.de/technik/medien_internet/222571.html?nv=nlt)
Ob die das auch den Anfängern der hauseigenen Journalistendarstellerschule beibringen? Zum Dessert dann die Überlegung, dass Mecom die Süddeutsche schlucken wird, und der Weg der Bild zur Gratispostille. Nur logisch, eigentlich: Print ist nicht tot, aber mit der gleichen Dummheit, mit der sie das Internet mal wieder ruinieren wollen, machen sie auch ihre Zeitungen kaputt.
Auch nett: Nach dem Schlusswort mit dem prognostizierten Niedergang der real existierenden klassischen Journalismusvortäuschung zu lesen, wie einer der grössten Verlage nach dem Arschtritt in Frankreich den Weg allen dummen Fleisches ins Digitale antritt:
"Im Geschäft mit gedruckten Medien würden erst einmal keine neuen Titel im In- und Ausland geplant. Jetzt setze der Konzern auf Onlinemedien, etwa in China."
(http://www.ftd.de/technik/medien_internet/222571.html?nv=nlt)
Ob die das auch den Anfängern der hauseigenen Journalistendarstellerschule beibringen? Zum Dessert dann die Überlegung, dass Mecom die Süddeutsche schlucken wird, und der Weg der Bild zur Gratispostille. Nur logisch, eigentlich: Print ist nicht tot, aber mit der gleichen Dummheit, mit der sie das Internet mal wieder ruinieren wollen, machen sie auch ihre Zeitungen kaputt.
donalphons, 12:39h
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