: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 3. März 2008

Das Ende von Bayern wie man es kannte

oder besser, zu kennen glaubte. Das war der gestrige Tag. Denn Kommunalwahlen in Bayern erledigte man früher mit dem Kirchgang in einem Aufwasch, wählte, was zu wählen war, und damit war die Staatspartei für 6 Jahre wieder einzementiert. Wenn ein komplett inkompetenter Schwachkopf wie mein früherer Wirtschaftslehrer mit neoliberalen Thesen bei den Bauern in seinem Kaff trotz karrieregeiler CSU-Mitgliedschaft nicht gewählt wurde, war es eine Sensation, und der Staatsfunk rückte an und fragte die Wähler, wie um GOTTES WILLEN sie denn sowas tun könnten. Denn damals galt: Wer was werden will, geht in die CSU, und wer was aufs Maul will, kann zu einer anderen Partei gehen.



Die Politik dieser Partei in der Provinzstadt ist absolut nicht meines, ich hasse diese Bagage aus tiefstem Herzen, die können richtig machen, was sie wollen, es sind Schwarze und damit ist es schlecht. Nulla spes in partem. Aber andere sehen das normalerweise anders, und in der Provinzstadt kann man eh nichts falsch machen: Es gibt zu viele Jobs, zu viel Geld, zu viel zufriedene Leute und eine Dominanz der Partei in allen Gliedern und Gruppen, die soweit geht, dass sich ein Oberer besoffen das Bein vor dem Laden seiner türkischstämmigen Geliebten ramponiert und damit in der ebenso schwarzen Zeitung landet, weil´s halt nicht zu verschweigen war. Der Vater einer Exfreundin konnte mit 3,5 Promille beim Ausparken drei Autos ruinieren und die Polizei tätlich angreifen, und wurde trotzdem im Vorort als Bürgermeister bestätigt. So war das hier.

Und jetzt passiert in der fortschrittlichsten, reichsten, arbeitslosenlosen Kleinmetropole, die nicht mehr weiss wohin mit dem Geld, hier noch ein Museum und da noch ein Jazzfest und die Umweltvereine kriegen auch noch was, in einer Stadt, die das beste Beispiel für erfolgreiche schwarze Politik in Bayern sein könnte, und die über Jahrzehnte nichts ausser einer schwarzen, satten Mehrheit kannte, folgendes:

7% Verlust für die Staatspartei. Und sie hat ganz klar die Mehrheit im Stadtrat verfehlt. Man sitzt vor den Wahlgraphiken am Bildschirm, zuerst verschwindet die 55%-Line, dann sogar die 50%-Linie, am Ende sind es 45-x für die Staatspartei, ein mit nichts, absolut nichts begründbares und unfassbares Debakel. Rauchverbot, achtstufiges Gymnasium und Bankenskandal sind ganz sicher nicht hier zu verantworten, die neue Sparkasse ist zwar hübsch wie die Innenansicht eines Staatspartei-Abgeordnetendarmes und der Aufmarschplatz davor schreit nach unseeligen Zeiten, a wengal gmiatlicher könnte das alles hier sein und ein wenig den bayerischen Charma hat man auf dem Weg zur Weltspitze verloren, aber das allein kann es nicht sein.

Es sieht vielmehr so aus, als würde der Bayer als ein solcher langsam begreifen, dass er die gar nicht wählen muss. Und dass da noch ein paar andere sind, die auch nicht schlecht sind. Freie Wähler, Linke und Grüne sind hier die ganz grossen Gewinner. Auch das sind Klientelparteien, die Gesichter vorn dran schauen genauso kretinös aus wie die bei den Schwarzen, aber die haben auch begriffen, wie man den Wählern kommen muss. Grün, liberal, nicht korrupt oder gar sozialistisch, aber auf bayerisch, des gehd pfeigrod. Da kann die Staatspartei noch so viele Glückskekse von meinem türkischen Gemüsehändler verteilen lassen, da hilft es auch nichts, wenn sich die Parteielite hier und in Preussen gschlamperte Verhältnisse besorgt - diese neue Offenheit vertreibt nur die klerikalen Ultras.

Es ist einfach an vielen Orten nicht mehr sie Staatspartei. Als Staatspartei stand sie für den Staat, aber mit 45-x muss die sich mal fragen, für was sie sonst noch steht. Und was sie ausser Bigotterie, Vetternwirtschaft und Postenschacher sonst noch kann. Wenig. Und das merken die Leute. Zum Entsetzen der Staatspartei. Und zu meiner grossen, aber erfreuten Überraschung.

SCHLEICHTS EICH, IHA BRUNDSKACHEN!

... link (14 Kommentare)   ... comment


Bayern verrückt

Woanders wäre es eine grausame Pleite für die SPD: Aber hier in der jahrzehntelang tiefstschwarzen Provinz liegt sie immer noch bei ca. 19%. Die Linke kommt dank bekannter Bundestagsabngeordneter auf über 5%. Das wichtigste aber: Die CSU bleibt hier deutlich unter 50% und hat im Stadtrat keine Mehrheit. Über 5 % Verlust. Unglaublich. Weitere Nachrichten: Die Hölle friert gerade zu, Schweine können fliegen und die Adicalgewinne sprudeln.

... link (1 Kommentar)   ... comment