: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 21. März 2008

Sehr zu empfehlen - Schenk mir, gib mir, werbe mich

Es gibt nicht viel, was ich mir freiwillig in den Briefkasten stecken lasse; neben sehr viel Zwang - das grottenschlechte Gemeindeblatt etwa, Müll und den wenigen Benachrichtigungen meiner schmalen Restbesitztümer auf der Bank meines Misstrauens - ist das die World of Interiors, die ich auch empfehlen kann, obwohl sie aus dem Hause Conde Nast stammt. Heute jedenfalls, in der Aprilausgabe, war noch etwas im Umschlag:



Eine Farbenskala von Farrow & Ball, auf gutem Papier lichtecht gedruckt und einzeln eingeklebt, mit Beschreibungen, wie sie nur Briten vermögen: Dead Salmon statt Beige, Breakfeast Room Green statt Lindgrün und, dankenswerter Weise, Cinder Rose für das Kirschyogurthelend, in dem ich versehentlich mein kleines Vorzimmer gestrichen habe. Cinder Rose klingt gleich viel besser.

Neben dem Briefkasten war auch der sehnlichst erwartete Stuck, mit dem ich die Schachtelräume meines neuen Heims menschenwürdig zu gestalten denke, und zumindest eine Wand in einem grünlich-braunen Hellbeige wäre nicht schlecht. Die Farbe nennt sich dann auch bloggerfeundlich "Cat´s Paw".

So geht Werbung. Alles andere ist nur ädiekelhaft.

... link (4 Kommentare)   ... comment


Warum ich Werber verabscheue

Ich habe gestern abend einen neuen Telefonanschluss beantragt. Ich schloss die Verwendung meiner Daten für Werbezwecke aus, ich untersagte den Eintrag in Telefonbücher und verwahrte mich gegen die inverse Suche bei der Auskunft. Das ist die Zukunft. Das Telefon ist das Einfallstor für Diebe, Kriminelle, Abzocker und Abschaum, den man nicht sehen will. Das ist der Grund, warum ich so wenig Telefon wie möglich haben möchte. Es geht keinen was an, ausser meine Freunde. Denen kann ich die Nummer sagen. Aber die Vorstellung, dass irgendwelche Callcenterdreckschweine meine Daten ausgraben, analysieren, ein Profil machen und mich dann an meinem neuen Wohnsitz mit ihrem Schmutz belästigen, ist keine erfreuliche.

Das ist, historisch betrachtet, eher seltsam. Mein Urgrossvater war ein sehr fortschrittlicher Mensch, der jede technische Neuerung begeistert begrüsste und sich schon in jungen Jahren wenig Freunde bei seinem Radsportverein machte, als er dort mit dem ersten Motorrad aufkreuzte. Meine Grossmutter hatte - bittschön, tiefstes Bayern in den späten 20er Jahren - kaum Probleme, von ihm auch so ein Knatterding zu bekommen. Elektrifizierung und fliessendes Wasser war hier schnellstens installiert, und mit der unausgereiften Technik von damals habe ich bis heute zu kämpfen. Fernsprecher und das Fräulein vom Amt waren ebenfalls sehr früh vorhanden, und man war stolz, eine Telefonnummer zu haben.

Als meine Eltern dann zusammenkamen, war die Beantragung des eigenen Anschlusses eine der ersten Tätigkeiten, und das Telefonbuch dieses Jahres haben sie mit Stolz aufbewahrt. Im Telefonbuch stehen bedeutete, dass man wer ist. Man hatte damit auch keine Probleme, denn es war Usus, Bekannte nur zwischen 9 und 12 und 14 und 19 Uhr anzurufen. Wer einen nicht kannte, rief nicht an. Warum auch. Man war sich ja nicht vorgestellt worden. Das Telefon machte alles einfacher, aber nichts schwerer. Es war eine gute Verbindung.

Heute ist es Belästigung, eine Konsumterrormaschine. Weniger, weil Leute auch mal spät anrufen, sondern vor allem wegen all der Callcenter- und Maschinenansagen. Ich kenne Leute, die einfach nicht mehr an das Telefon gehen, wenn sie die Rufnummer nicht erkennen. Ich kenne andere, die zurückrufen, wenn sie einen auf den Anrufbeantworter hören, aber nie rangehen. Das Telefon ist vom Freund zum Einfallstor der anderen, der Ungewollten, der Feinde geworden. Es hat aufgehört, ein Privileg zu sein, und wurde zum Mittel derer, die kein Nein, keine verschlossene Tür und keinen Papiermüll für ihr Gebrülle akzeptieren.

Ich bin der Meinung, dass Werbung jenseits der Produktinformation generell verboten und unter Strafe gestellt werden sollte. Zumal der Übergang von Werbung zu Betrug längst fliessend ist, und die, die es schamlos betreiben, kein Recht haben sollten, von unserer Gesellschaft zu profitieren. Eigentlich habe ich ein Recht, meinen Namen im Telefonbuch zu lesen. Ich und meine Freunde, wir haben ein Recht zu kommunizieren, ohne wegen der Belästiger Sorgen haben zu müssen. Die haben kein Recht, das für meine Zwecke zu missbrauchen. Schliesslich rufe ich auch nicht bei diesem Abschaum an und verlange, dass sie mir mein Konto füllen, mein Klo sauberlecken und mir ein Bleirohr zu schenken, falls ich mal Nachts am Medienhafen in Düsseldorf allein unterwegs sein sollte.

... link (14 Kommentare)   ... comment


Empfehlung heute - Einen luxuriösen Gedanken

findet man zum Thema Geld bei Tristesse Deluxe.

(Und ich sitze hier und kann nicht raus, weil ich auf den Stuck warte, der nicht kommen will)

... link (5 Kommentare)   ... comment