: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 17. März 2008

Real Life 16.03.08 - Umziehen mit Iris

Unberührt, wie die Königin der Vernichtung, sitzt Iris inmitten der Zerstörungszone, die vor zwei Tagen noch deine Wohnung war, und überlegt, ob die Fruchtbombe zu ihrer aktuellen Diät passt. Du kriechst vor ihr auf den Knien und fragst dich, wo bitte die 12. Tasse des Hutschenreutherservices geblieben ist. Der fehlende12. Teelöffel hat ein süsses Geheimnis, die Tasse jedoch ist lediglich verschlampt, durch das viele auf und ab von Gästen zur Terasse, in die Gästewohnung und wieder hinunter in einem der 5 möglichen Aufbewahrungsorte für Geschirr versteckt. Es ist zum Durchdrehen.

Don? Ich nehme vielleicht doch lieber ein Stück Apfelkuchen.

Da ist sie. Auf dem Tisch. Vor Iris. Du lächelst sie mit all der Müdigkeit an, die das Umziehen mit sich bringt. Dafür, dass du das Blut von Häusersammlern in dir hast, ziehst du extrem ungern um. Eine schlechte Kombination.



Ich hasse umziehen, sagst du.

ich auch, gibt Iris freimütig zu, und nimmt dann doch ein Stück Fruchtbombe, weil die neu kreiert wurde und gesünder aussieht, als sie eigentlich ist.

Wie hast du es eigentlich gemacht, als du bei deinem Exmann ausgezogen bist?

Überhaupt nicht. Ich habe den Wagen mitgenommen, und die Kleider. Den Rest habe ich machen lassen. Nach dem Prozess... weisst du, das muss ich dir jetzt mal sagen: Wenn du nachher den Staub abgewischt hast, in der Dusche warst und wieder was ordentliches anziehst, mit der Wohnung am See und all den Dingen hier dort im Schrank, und ich kann einfach kommen ohne Verpflichtung, Beziehung, Streit, Ärger, Drama, ich glaube, das wird besser als alles, was ich von der Ehe hatte. Ich finde es gut, dass du umziehst. Und nicht heiratest.

Ich auch. Sagst du, und überlegst, ob ihr Mann damals nicht bei all dem Streit und der Aufmerksamkeit auch ein klein wenig Glück durch den Verlust dieser Seelenlosigkeit in seinem Schlafzimmer hatte, als der grosse Aufruhr des spektakulären Scheidungsprozesses die Fundamente des gesellschaftlichen Lebens der kleinen Stadt zerstörte.

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Für zwei lumpige Dollar

Ich habe keine Ahnung, warum manche denken, es könnte die Märkte beruhigen, wenn J.P. Morgan Chase die angeschlagene Bank Bear Stearns für 2 Dollar pro Aktie übernimmt. Theoretisch, denn praktisch läuft es über einen Aktientausch. Jahreshoch für Bear Stearns war 170 Dollar, letzten Freitag Morgen waren es noch 54 Dollar. Das ist zwischen 96 und 98,8% Verlust für alle, die drin waren. Und wenn die damit angesetzten 236 Millionen Dollar der faktische Restwert von Bear Stearns sind, würde mich mal interessieren

- was die anderen Banken eigentlich noch wert sein wollen und
- was der am Freitag noch recht bullishe Kollege Statler dazu von der Puppenempore aus zu sagen hat.

Denn sagen wir es deutlich: J.P. Morgan erklärt den Laden faktisch für pleite, und die New Yorker Notenbank garantiert mit 30 Milliarden Dollar für deren Verbindlichkeiten. Selbst nach meinen von Tätigkeiten in der New Economy und gegen den grauen Kapitalmarkt geprägten Massstäben, die eigentlich durch krassestes Versagen des Marktes geeicht schienen, ist das nur eines:

Kompletter Irrsinn. Auf dem halben Weg zu Maos grossem Sprung nach vorne und Stalins Fünfjahresplan.

[Edit: Und die Fed senkt die Zinsen für Banken um 25 Basispunkte. Übersetzt sagen sie den Banken: Ihr seit mausetot, aber solange wir noch leben, 5 Tage oder länger, lassen Euch nicht sterben.]

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