: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Freitag, 7. März 2008

Und was ich schon lange mal sagen wollte,

und was mir gestern auch wieder eingefallen ist, weil da so ein ungewaschen creative Filmfondsheini mit deutschen Produktionen war:

Hört endlich auf, bescheuerte Berlinkommödien mit Herzschmerz, Ossiwessi und Armundsexy Spreeblickbalkon zu drehen. Das kann man vielleicht in der Bergmannstrasse planen und bei Plattenfirmenlofts verorten, man kann die Strassen rund um Prenzlplätze vorstellen und die handlungen aufschreiben, bei denen am happy Ende abgelutschte Medienprojekte der typischen Tariffeinde und Praktificker stehen, aber:

"Reality bites" wurde schon mal gedreht. Die drittklassigen Jena- und Janaschnitten sind nicht Frau Ryder, das Gebumsficke blonder Mädizöpfchen mit DJarbeitslosSuffschluck als moderne Version von Backfischchens Softporntraum, euer Courts-Mahler-Betagedöhns, das ich bin jetzt in Berlin und erlebe das grosse Abenteuer - das alles interessiert im Westen keine alte Sau. Das will hier keiner sehen. Oder lesen. Deshalb ist das auch immer, immer eine Pleite. Das juckt euch in Berlin, da könnt ihr Werbung bei Adical schalten und Eure Kotzfresse bei den Lutschern von Watschberlin panieren lassen, aber bitte nicht mehr auf 35 Millimeter die Invasion von Regionen versuchen, wo ihr in etwa so asozial ankommt, wie ihr seid. Beschafft Euch endlich ein Meer und einen Spiegel 10 Meter über dem Springerhochhaus, dazu ne ordentliche Hepathitis, aber verschont den Rest der Republik endlich mit euren Pseudo-Off-Culture-Scheiss, wenn es euch im Kern nur um das Abzocken von Subventionen geht. Mit so einem Vertriebsdeppen im Vormünchner Schlosssaal kommt sowas nämlich etwas schräg rüber.

Ohne dass es jemand ausser euch und eurem verfilzten Asipack - hier noch ein Scriptgirl und da noch ein Creative irgendwas - sehen möchte. Hier ist der Westen. Hier gibt es noch ein Bewusstsein für Körperhygiene. Hier ist eure private Deathzone.

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Schotter

Wenn man den Parkplatz von Schloss Schleissheim verlässt, erklingen die Reifen in diesem einzigartigen, leisen Knirschen, an dem der Kundige zusammen mit dem Fehlen jeglicher Schlaglöcher auch mit geschlossenen Augen die Auffahrt zu einer besseren Immobilie erkennt. Ich mag dieses Geräusch. Es säuselt von Sorglosigkeit, es erzählt nette Geschichten und ist der Ansicht, dass man auch noch ein wenig bleiben, ganz sicher aber bald wiederkommen sollte. Das schönste, weil nicht ganz eintönige Knirschen hat übrigens die Schlossauffahrt in Pommersfelden, aber Schleissheim ist auch nicht schlecht. Es ist sehr angenehm, wenn man nach Stunden des Vermögensverwaltungspalavers die Sinne mit diesem Knirschen verwöhnen lassen kann.

Darunter leidet ein wenig die Achtsamkeit; ein Unfall ist deshalb noch nicht zu erwarten, aber der Blick in den Rückspiegel - schliesslich befinden wir uns auf der Schlossauffahrt - ist nicht mehr so wichtig. Ja, da ist so ein silberner Stadtgeländewagen, ja, er macht Druck, die Fahrerin hat es eilig, aber da vorne muss sie auch halten, denn da kommt einer raus, eine alte Dame, der lasse ich gerne den Vortritt, als Kavalier der Strasse und der Schlossauffahrt, ich bremse, schaue in der Rückspiegel, dass mir die Dränglerin nicht reinknallt. Prompt fährt der Wagen hinter mir auf, und während ich noch denke, was das eigentlich für eine Verkleidung oben auf dem Dach ist, silbern und flach, tritt die Vermögensverwaltungskraft auf die Bremse, die Verkleidung löst sich, nimmt über die Motorhaube fliegend eine flache, rechteckige Form an, prallt von hinten auf den Kühler, erhebt sich wieder und landet mit einem feinen Knirschen auf dem edlen Auffahrtsschotter ungefähr da, wo der Auspuff meiner Barchetta sein sollte. Die alte Dame bedankt sich artig, und ich fahre ihr nach, denn die junge Frau hinter mir braucht jetzt sicher etwas Platz, um an ihr Eigentum zu kommen. Ich bin ja nicht so. Eigentlich bin ich der höflichste Mensch von der Welt.



Und wirklich froh, in den Tagen danach wieder ein vernünftiges Frühstück zu bekommen, allein, ohne beim Kauen von der seite angesprochen zu werden, ohne schnell geschluckten, viel zu abgestandenen Tee aus Thermoskannen und kommerziellem Business-Porzellan, das viel dicker ist und unzerstörbarer als Notebooks, die auf den Dächern dicker Vermögensverwaler-SUVs vergessen werden, wie es in der einzigartigen Munich Area ab und zu passieren kann.

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