: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Samstag, 29. März 2008

Journalistenanfragen

sind oft nicht besonders kreativ, und inzwischen zähle ich drei Bitten zu erklären, warum ich vom Berliner Werber- und PR-Kongress re_publica nicht halte.

Zuerst mal: Es ist ein Werber- und PR-Kongress, veranstaltet von ein paar Typen, die letztes Jahr mit dem Thema Vermarktung trotz grosser Sprüche (angeblich sechsstellige Jahresumsätze nach einem halben Jahr) und diverser Lügen auf die Schnauze gefallen sind. Auf den versprochenen Relaunch von Adical warten wir jetzt seit Monaten, statt dessen wollen die Werber, Politikmarketingleute und PRler jetzt whitewashing betreiben. Veranstalter und viele Gäste haben mit "kritischer Masse" exakt so viel zu tun, wie Zumwinkel mit Steuerehrlichkeit. Dass im Programm einige Leute ihre wenig erfreuliche Tätigkeit schönlügen, bringt mich zur Überzeugung, dass Herr Haeusler und Herr Beckedahl bitte andere verarschen mögen. Und bevor ich mir vom Niggemeier Einlassungen zum Qualitätsjournalismus anhöre, würde ich eher zum Online-Chef von Vanity Fair gehen und mir erzählen lassen, wie der real existierende Niggemeier das mit der angeblichen Übernahme von Kress gerichtsverwertbar übergeigt hat.

Nur weil mein Strom aus der Steckdose kommt, muss ich nicht auf einem Kongress der Atomlobby. Nur weil ich zwei Blogs betreibe, muss ich nicht auf einen Kongress mit denen, die das Thema für ihre Belange ausschlachten wollen - übrigens mit weitaus weniger Chancen als die Verlängerung der Reaktorlaufzeiten in Deutschland. Haeusler und Co. sind meines Erachtens scharf darauf, sich als Vorreiter einer bewegung zu zeigen, die glücklicherweise sehr viel grösser als schimmlige Hallen un Berlin-Mitte ist, und die zum Glück keine unkritische Planung von denen nötig hat, um ihnen beizeiten das zu sagen, was sie sich anzuhören haben. Wenn Haeusler und Co. einen Funken Anstand hätten, würden sie mal erzählen, was während der Yahookampagne in unserer netten Blogosphäre alles so hintenrum gelaufen ist - jede Wette, dass sie es nicht tun.

Also: Berlin - ein paar hundert Leute, die eine ähnliche Software benutzen - ein paar hundert Selbstvermarkter, Werber, PR in eigener Sache, Networking und die Häppchen sollen auch scheisse sein. Ich würde noch nicht mal hingehen, um dort Rabbatz zu machen, jede Anwesenheit, jede Kritik würde einem System helfen, das ausserhalb der Kalkscheune längst keiner mehr ernst nimmt. Das keine kritische Masse ist, sondern eine Ansammlung von Leuten, die auf allen Ebenen längst die Initiative, etwas anders und besser zu machen, verloren haben. Re:publica08 ist wie Founders Forum 2001, das Treffen am Bahnsteig des abgefahrenen Zuges.

So:



So sind die drauf. Das Netz und seine Möglichkeit sind ein Geschenk wie das Wetter heute am See, grandios, voller Möglichkeiten und atemberaubend schön, und nächstes Wochenende werden sie bi diesem traumhaften Wetter nichts mitbekommen, statt dessen im Schlamm nach Fressbarem suchen und die Betrachter mit ihren hochgerekten Rektalausgängen indignieren. Die grosse Vermarktungsshow der üblichen Namen, Medienpartner und Freundeskreise. Die einen, wenn man doch aufkreuzt, gerne als kritisches Element vorführen und damit so tun, als wäre der Auflauf noch etwas kontroverser als der Volkskongress der KP China.

Und so:



So möchte ich es haben. Ich denke, dieses Bild drückt alles aus, was hektische Pseudountergrundmessen in Berlin nicht sind, und die Leute auf dem Steg, die tun das, was das Internet ermöglicht. Der Kommunikationskanal, auf den es ankommt, ist trotzdem da. Ich, jeder kann tun und sagen, was wichtig ist. Das hat letztes Jahr ganz famos funktioniert, das wird auch 2008 klappen. Dazu muss ich keinen Eintritt zahlen und meine Intelligenz mit Partnerworkshops der Telekomiker, die wegen Magenta mal die Feinde mancher Organisatoren waren, beleidigen lassen.

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