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Dienstag, 30. September 2008
Meuterei auf der CSUnty
Siegfried Schneider ging ungefähr 50 Meter von meinem Stadtpalast in die humanistische Schule (Humanismus, der Gegenteil von human, sagte man bei uns). Er wohnt allerdings nicht bei uns in der Provinzstadt, sondern in der Region des tiefschwarzen Nachbarkaffs Eichstätt. Von Eichstätt ging die Sage, dass die CSU dort auch einen Besenstiel nominieren könnte, und er würde zum Bürgermeister gewählt. Als ich im Gymnasium war, versuchten sie es dagegen mit meinem Wirtschaftslehrer, und der verlor dann doch gegen einen Sozialdemokraten. Alles andere hätte meines Erachtens ein sofortiges Strafgericht des Himmels nach sich ziehen müssen. Trotzdem ist Eichstätt so zurückgeblieben wie die Oberpfalz, so kleingeistig wie Schwaben, so beschränkt wie Mittelfranken und wäre heute noch von Schweine- und Schafzucht abhängig, gäbe es nicht nebenan die segensbringende Provinzstadt, die dem dortigen Weltkonzern die Ingenieure stellt, die dann über hirntote Eichstätter befehlen, deren einzige Hobby das sich selbst totrasen auf schlecht frisierten Automobilen und Motorrädern auf der B13 ist, gern mit einer Menge Alkohol intus - denn so ein gestandener Bayer verträgt nach den Worten unseres aktuellen Ministerpräsidenten schon einiges.
Nichts würde man aus Eichstätt weniger erwarten als einen Kultusminister, aber in Bayern war noch nie etwas normal, hier reagiert Regionalproporz und Studentenverbindungsbewusstsein schadet auch nicht, und wer aus Eichstätt kommt, in der Provinz Latein gelernt und dann wieder in Eichstätt an einer katholischen Universität war - der schafft es in der CSU auch in das Jugendnetzwerk von Edmund Stoiber, die sogenannte 94er-Gruppe. Unser Schneider aus Eichstätt (genauer aus Wettstetten hinter Etting bei Echenzell nahe Böhmfeld jenseits des Jura bei Pfünz vor Pietenfeld an der Leithen nahe Eichstätt) machte im Rahmen der 94er unter Stoiber Karriere, erst in seiner Heimatregion und dann auch im fernen München. Dort folgte er der wegen der Münchner CSU-Affäre geschassten Monika Hohlmeier als Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus nach. Die Sorte getreuer Gefolgsmann, auf die sich die Regierung Stoiber stützte und der man auch den Söder, den beckstein und den Huber verdankt.
Der talentierte Herr Schneider aus Wettstetten hinter Etting bei Echenzell nahe Böhmfeld jenseits des Jura bei Pfünz vor Pietenfeld an der Leithen nahe Eichstätt nun ist verantwortlich für das Unterrichtswesen und damit für den wahren Hauptgrund der CSU-Niederlage vom Sonntag: Der verfehlten Schulpolitik des achtstufigen Gymnasiums, das sogar die Tochter der gut situierte Nachbarn meiner Eltern an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit bringt. Bayerische Schulen waren schon immer hart, und deren Verdichtung zur Schaffung von Kanonenfutter für bayerische Allmachtsinteressen in der Globalisierung haben viele der Partei nicht verziehen. Das G8macht aus Müttern Nachhilfelehrerinnen, aus Lehrern Paukern, aus kulturellem Engagement absurde Pflichten, es macht Paukstudios reich und entlastet den Staat zum Schaden der Allgemeinbildung. Schneiders Name ist mit dem G8 zusammengeschweisst, mit dem Protest der Lehrer und der Wut gegen die da oben, die sich einen Dreck um die da unten kümmern.
Schneider war, als es letztes Jahr um den CSU-Vorsitz ging, auch weiterhin Minister unter Beckstein und obendrein Chef des CSU-Bezirks Oberbayern. Als solcher half er in der oberbayerischen Region, die eigentlich die Heimat und Erbhof des Gerolfingers Horst Seehofer ist, den Niederbayern Erwin Huber zum Parteichef wählen zu lassen. Man ahnt es, die geographische Nähe von Gerolfing, das nur ein paar Rinnsale, Felder, Kapellen und Sautröge von Wettstetten entfernt liegt, mochte nicht die Distanz überbrücken, die nun mal entsteht, wenn einer einen wohlfeilen moralischen Grund wie ein gschlampertes Berliner Verhältnis hat, um sich auf die Seite der vermeintlichen Sieger zu schlagen.
Aufschlitzen und Stechen in Weissblau
Nun ist die CSU politisch aber nicht mehr am Drücker, und neben dem schon zurückgetreten Huber und der geborenen Breissin Haderthauer und dem wackelnden Beckstein wäre Schneider als weiterer Hauptverantwortlicher des Debakels auszumachen. Machtposition hin oder her: Als Huberhelfer und G8-Schuldiger ist er eigentlich zu sehr Teil des gescheiterten Systems, als dass er beim grossen Messerstechen nicht auch dem ein oder anderen Machthungrigen ins Feitl laufen sollte - oder in den Hirschfänger oder Opas Schmeisser aus der Zeit bei der Waffen-SS oder was man sonst in der CSU gerade für die adäquaten Mittel auf der Suche nach einem Neuanfang hält.
Und nun passiert das, was typisch ist für die CSU und ihr Personal: Plötzlich spricht sich Schneider wieder vernehmlich für Seehofer aus. Und will auf seinen alten Dienstherren Stoiber, der auch wieder mitmischen will, nichts kommen lassen. Soweit ich gesehen habe, war Schneider einer der ersten, die den Kurswechsel vollzogen. Angesichts seiner Karriere sehr, sehr schnell. Vermutlich denkt sich in der CSU gerade jeder: Rette sich wer kann. Wer jetzt nicht zu Seehofer überläuft, geht mit Beckstein unter. Und das mediokre Personal der CSU, ihre auf Eigennutz und selbstbereicherung und Machterhalt ausgerichteten Machtstrukturen, lassen in dieser Situation gar nichts anderes zu. Man wird dem Huber und dem beckstein ganz schnell ein Austraghäusl hinstellen, in Berlin oder Brüssel oder Landshut, von dem sie hoffentlich nie wieder kommen und alle daran erinnern, dass sie auch dabei waren, erst unter dem Stoiber und dann unter dem Beckstein. Dann werden sie sich neu erfinden und hoffen, dass der Bayer immer noch so brunzdumm ist wie früher, und ihnen das nächste Mal nicht wieder tretenderweise das blede Gschau ins Hiarn betoniat.
Wenn sie sich da mal nicht täuschen. Im Wähler und im Wissen des Seehofers, dass er keinen von denen wird überleben lassen dürfen, um sich zu halten, wenn er der Ministerpräsident ist.
Disclosure: Der Autor hat nichts gegen Eichstätter, Neuburger, Pfaffenhofener oder gar Niederbayern und erkennt an, dass sie nichts dafür können und auch dort Leute leben müssen, wie Blogvermarkter in Berlin und der Papst in Rom.
Nichts würde man aus Eichstätt weniger erwarten als einen Kultusminister, aber in Bayern war noch nie etwas normal, hier reagiert Regionalproporz und Studentenverbindungsbewusstsein schadet auch nicht, und wer aus Eichstätt kommt, in der Provinz Latein gelernt und dann wieder in Eichstätt an einer katholischen Universität war - der schafft es in der CSU auch in das Jugendnetzwerk von Edmund Stoiber, die sogenannte 94er-Gruppe. Unser Schneider aus Eichstätt (genauer aus Wettstetten hinter Etting bei Echenzell nahe Böhmfeld jenseits des Jura bei Pfünz vor Pietenfeld an der Leithen nahe Eichstätt) machte im Rahmen der 94er unter Stoiber Karriere, erst in seiner Heimatregion und dann auch im fernen München. Dort folgte er der wegen der Münchner CSU-Affäre geschassten Monika Hohlmeier als Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus nach. Die Sorte getreuer Gefolgsmann, auf die sich die Regierung Stoiber stützte und der man auch den Söder, den beckstein und den Huber verdankt.
Der talentierte Herr Schneider aus Wettstetten hinter Etting bei Echenzell nahe Böhmfeld jenseits des Jura bei Pfünz vor Pietenfeld an der Leithen nahe Eichstätt nun ist verantwortlich für das Unterrichtswesen und damit für den wahren Hauptgrund der CSU-Niederlage vom Sonntag: Der verfehlten Schulpolitik des achtstufigen Gymnasiums, das sogar die Tochter der gut situierte Nachbarn meiner Eltern an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit bringt. Bayerische Schulen waren schon immer hart, und deren Verdichtung zur Schaffung von Kanonenfutter für bayerische Allmachtsinteressen in der Globalisierung haben viele der Partei nicht verziehen. Das G8macht aus Müttern Nachhilfelehrerinnen, aus Lehrern Paukern, aus kulturellem Engagement absurde Pflichten, es macht Paukstudios reich und entlastet den Staat zum Schaden der Allgemeinbildung. Schneiders Name ist mit dem G8 zusammengeschweisst, mit dem Protest der Lehrer und der Wut gegen die da oben, die sich einen Dreck um die da unten kümmern.
Schneider war, als es letztes Jahr um den CSU-Vorsitz ging, auch weiterhin Minister unter Beckstein und obendrein Chef des CSU-Bezirks Oberbayern. Als solcher half er in der oberbayerischen Region, die eigentlich die Heimat und Erbhof des Gerolfingers Horst Seehofer ist, den Niederbayern Erwin Huber zum Parteichef wählen zu lassen. Man ahnt es, die geographische Nähe von Gerolfing, das nur ein paar Rinnsale, Felder, Kapellen und Sautröge von Wettstetten entfernt liegt, mochte nicht die Distanz überbrücken, die nun mal entsteht, wenn einer einen wohlfeilen moralischen Grund wie ein gschlampertes Berliner Verhältnis hat, um sich auf die Seite der vermeintlichen Sieger zu schlagen.
Aufschlitzen und Stechen in Weissblau
Nun ist die CSU politisch aber nicht mehr am Drücker, und neben dem schon zurückgetreten Huber und der geborenen Breissin Haderthauer und dem wackelnden Beckstein wäre Schneider als weiterer Hauptverantwortlicher des Debakels auszumachen. Machtposition hin oder her: Als Huberhelfer und G8-Schuldiger ist er eigentlich zu sehr Teil des gescheiterten Systems, als dass er beim grossen Messerstechen nicht auch dem ein oder anderen Machthungrigen ins Feitl laufen sollte - oder in den Hirschfänger oder Opas Schmeisser aus der Zeit bei der Waffen-SS oder was man sonst in der CSU gerade für die adäquaten Mittel auf der Suche nach einem Neuanfang hält.
Und nun passiert das, was typisch ist für die CSU und ihr Personal: Plötzlich spricht sich Schneider wieder vernehmlich für Seehofer aus. Und will auf seinen alten Dienstherren Stoiber, der auch wieder mitmischen will, nichts kommen lassen. Soweit ich gesehen habe, war Schneider einer der ersten, die den Kurswechsel vollzogen. Angesichts seiner Karriere sehr, sehr schnell. Vermutlich denkt sich in der CSU gerade jeder: Rette sich wer kann. Wer jetzt nicht zu Seehofer überläuft, geht mit Beckstein unter. Und das mediokre Personal der CSU, ihre auf Eigennutz und selbstbereicherung und Machterhalt ausgerichteten Machtstrukturen, lassen in dieser Situation gar nichts anderes zu. Man wird dem Huber und dem beckstein ganz schnell ein Austraghäusl hinstellen, in Berlin oder Brüssel oder Landshut, von dem sie hoffentlich nie wieder kommen und alle daran erinnern, dass sie auch dabei waren, erst unter dem Stoiber und dann unter dem Beckstein. Dann werden sie sich neu erfinden und hoffen, dass der Bayer immer noch so brunzdumm ist wie früher, und ihnen das nächste Mal nicht wieder tretenderweise das blede Gschau ins Hiarn betoniat.
Wenn sie sich da mal nicht täuschen. Im Wähler und im Wissen des Seehofers, dass er keinen von denen wird überleben lassen dürfen, um sich zu halten, wenn er der Ministerpräsident ist.
Disclosure: Der Autor hat nichts gegen Eichstätter, Neuburger, Pfaffenhofener oder gar Niederbayern und erkennt an, dass sie nichts dafür können und auch dort Leute leben müssen, wie Blogvermarkter in Berlin und der Papst in Rom.
donalphons, 20:06h
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