: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 2. September 2008

Alpenmästung

Ich mag meine Heimat. Trotz allem. Es gibt hier sehr viel Schönes, und das meiste, was schlecht, gemein und dumm ist, kann man bekämpfen. Bayern, nachgerade meine bayerische Provinz, ist liebenswert und zugleich eine Herausforderung. Aber es gibt etwas, das unabänderlich ist, was jeden Spätsommer ruiniert und die Tage in kaltes Blei giesst; eine Erscheinung, die der Lage am Fluss in der Tiefebene geschuldet ist und die sich unabänderlich ins Bewusstsein drängt, mit der Botschaft der langen, düsteren Zeit. Der Donaunebel. Gerade jetzt sieht es vor meinem Fenster - wo an sich eine pittoreske Sicht über die Dächer der Altstadt sein sollte - so aus:



Melancholiker fühlen sich pudelwohl, Selbstmörder schreiten jetzt wohlgemut zur Tat, und die neuen Elitessen, die gerade nach einer Wohnung suchen, bekommen einen bitterkalten Vorgeschmack auf die nächsten Jahre, da sie zwischen überzogenen Ansprüchen, schlechten Parties und einer Düsternis herumstochern, die der bekanntesten Romanfigur dieser Stadt alle Ehre macht: Frankensteins Monster wurde hier erschaffen, in einer Dachkammer hoch über der Stadt, und manche sagen, dass auch die Lage meiner Gästewohnung der Beschreibung von Shelley sehr gut entspräche. Es ist keine Lust, hier die nebligen Tage zu erdulden; früher überlegte ich, ob ich nicht vielleicht einen Urlaub herausschinden könnte. Heute jedoch nutze ich einfach das Exil in den Bergen.



Wo, wie man sagt, lange Schönwetterperioden mit Fön die grauen Tage in die Niederungen abdrängen, wo die Bäume in der Eng knallrot werden und die Farben in der Sonne gleissen, wo die Luft reinbeissblau, klar und schon italienisch ist und die Aussicht weit. Was habe ich den Nebel gehasst, als ich noch ein Kind war. Wie würde ich ihn hassen, müsste ich hier bleiben.

Edit:



Man denkt ja, dass man sowas vielleicht auch aufheben könnte und am nächsten Tag bringt, als Darstellung des Tagesprogramms, aber mei. So sah das heute beim Mittagessen aus.

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