: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 8. September 2008

Problemlösung amerikanischer Art

Ich finde es ganz erstaunlich, wie wenig man momentan von den Rufen nach Privatisierung hört, wenn ein Staat wie die USA faktisch für 5.000 Milliarden Kredite meist minderwertiger Art garantiert und deren Verursacher unter seine Kontrolle stellt. Wo sind jetzt unsere Wirtschaftskapitäne, die Lobbyisten und ihre gekaufte Johurnaille, wo sind denn jetzt die SPONianer und FTDler, wo die vielen Neoliberalalas, die das wohlfeil fickbare Sprachloch für bezahlende Kreise sind, mit dem entsprechenden Aufschrei?

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Was gerade durch die Kontrollübernahme bei Fannie Mae und Freddie Mac geschieht, ist nicht die grösste Übernahme privater Fehleinschätzungen und unkalkulierbarer Risiken der Geschichte; da gab es noch andere Beispiele. Oh, es sind durch die Bank Beispiele mit fragwürdigem Ende, nehmen wir nur mal die East Indian Company, deren Versagen die Amerikaner erst ihre Unabhängigkeit "verdanken". Oder die Missisippi-Blase, deren Geldscheine hübsche Parallelen mit den US-Krediten haben. Es gibt also historische Vorbilder, und die Welt hat sie auch überstanden, mit ein paar Wirtschaftskriegen, Hungersnöten, Völkerrechtsverletzungen und anderen Dingen, die wir heute in Den Haag verhandeln würden. So gesehen sind Staaten wirklich in der Lage, durch Verstaatlichung katastrophaler Firmen und anschliessenden stärkeren Kontrollen die Folgen allzu freier Märkte festzunageln und abzufangen.



Zahlen tut, auch das ist historisch korrekt, immer die Bevölkerung und besonders gern der Teil, der sich nicht an der Zockerei beteiligt hat. Ausser der russischen Revolution von 1917/18 wüsste ich auf die Schnelle keinen wirtschaftlichen Totalschaden, bei dem man die Verantwortlichen wirklich umfassend zur Rechenschaft gezogen hätte. Und auch in den USA ist das aktuell nicht geplant.

Was dafür sorgen wird, dass die Wünsche nach einem Bailout jetzt auch von Lehman Brothers kommen werden. Bei 5 Billionen Kreditrisiken, die jetzt schon geschultert werden, wäre das nur ein Klacks. Da ist auch noch die wacklige Washington Mutual. Und Boeing und die Autoindustrie, und vielen, vielen anderen, die nicht fit für die Krise sind. Am Ende wird man feststellen, dass ein ganzen Land nicht fit für die Krise war. Und dann? Hyperinflation? Staatsbakrott? Beides? Oder ist bald der Zeitpunkt erreicht, da Kuwait, China und Luxemburg die besten Teile rausschneiden, um den Rest krepieren zu lassen?

Ein kleiner Tipp für die Partei, die einen alten Chef wieder bekommen und immer noch nicht Berliner Ritalischlucker mit fragwürdigen Fahrtenbüchern aus den Gremien peitscht: Bei der nächsten Wahl muss man sich um die internationale Konkurrenzfähigkeit Deutschlands keine gedanken mehr machen, denn die Konkurrenz geht gerade über den Jordan. Statt dessen Binnenmarkt, Reallohnzuwächse und verbesserte Inlandsnachfrage. Ausser Finanzgiftmüll und unbezahlte Rechnungen in kaputten Währungen gibt es mittelfristig bei der Globalisierung nicht mehr viel zu holen. Und wenn die Affen der Neoliberalen jetzt ob der Risikoübernahme des Staates die stinkenden Mäuler halten, halten sie vielleicht auch die Fresse, wenn sie 2009 die zum Humankapital degradierte Bevölkerung als Rettungsanker brauchen - wenn die sich unverständlicherweise nicht entschliessen sollte, die Bande a la russe abzutragen.

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Vielleicht hoffen Müntefering und Steinmeier,

dass sich Lafontaine angesichts der Neuverfilmung von "Grumpy old men" einfach totlacht, heute Nacht. Das wäre eine Erklärung. Nicht gut, aber eine Erklärung.

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