: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 30. August 2011

Wenn der Vater mit dem Sohne ohne die Mutter

Das Schöne an dieser Region ist, dass man zwar durchaus mal Schnee im August haben kann. Aber dafür gibt es dann auch Tage, an denen die Sonne diesen Schnee wieder wegbrennt, während sie anderswo erst gar nicht zum Vorschein kommt. Und wenn ich mich recht erinnere, gab es hier eigentlich noch jeden Hochsommer so einen kurzen Wintereinbruch mit anschliessendem Neusommer.



Ich finde es auch ganz angenehm, am Strand zu sitzen,. vor mich hin zu rösten und in der Ferne das funkelnde Weiss zu sehen. Manche essen im Sommer Eis, ich schaue mir gerne Schneeflächen an. Und wenn ich nicht gerade Probleme mit einer Sehne hätte, wäre ich da auch hochgerannt. Geht gerade leider nicht. Was geht, ist an den See gehen und dort liegen bleiben. Immerhin, es hätte auch schlimmer kommen können. Mit Sehnen soll man nicht spassen. Und mit dem Schicksal auch nicht, wenn es vorbei kommt.



Es gibt Leute, auch in meiner Bucht, die wohlgefällig solchen Schicksalen nachschauen. Nachdem sich gerade in meinem Umfeld wieder ein Scheidungsdrama abspielt (wie es eigentlich dauernd die letzten sieben Jahre Scheidungsdramen gibt, aus denen alle Schulschönheiten bis auf drei mit dem grossen "Wieder zu haben"-Schild hervorgegangen sind), blicke ich dagegen etwas skeptisch. Zumal hier am See mit hohem Freizeitwert schon gewisse Geschehnisse ins Auge fallen, selbst wenn sie nicht so offenkundig wie Kinderwägen sind: Die Väter und Mütter mit Kindern ohne Mütter und Väter. Das kommt mitunter ganz adrett daher, auf Mountainbikes und mit Helm, Freizeit, Sport, Abenteuer, und vor allem: Nicht selten.



Es ist der Sommer der Bücher, denn drei Frauen, deren Schreiben ich sehr schätze, haben Sachbücher verwirklicht: Das erste behandelt die Frage der Vorteile der Kinderlosigkeit, das Dtitte das Recht, sich die Diätterror zu widersetzen, was ich ja auch als Commandante Crasso di Panza di Lago di Bonzo erfolgreich tue, hier mal mein heutiges, mittleres Abendessen:



Und das Mittlere stammt von einer Journalistin, die sich kritisch mit der Patchworkfamilie auseinander setzt. Das liegt hier gerade vor. Da fällt einem schon auf, wie viele Teilfamilien hier in der Ferienzeit rumlaufen. Gerade, weil es auch viel Kontrast gibt. Es sind ja auch Einheimische hier, die gerade ein Haus gebaut oder gekauft haben, und ganz anders auftreten. Geschlossen. Vereint. Mit Trachtenjanker auch für die Tochter. Aber diese erkennbaren Tagestouristen, die in Halbfamilienstärke kommen - man sieht sie oft. Man wird den Verdacht nicht los. Man ahnt.



Man sieht manchmal auch die Blicke. Der MTB-Papa oben kam der Spaziermama unten entgegen und blickte so. Ich kann das schlecht beschreiben ausser "Ich will nie in die Lage kommen so blicken zu müssen". Und ich dachte so bei mir, dass Patchwork natürlich ein Elend ist, das Elend, das einem bei allen anderen Elenden eben so bleibt. Aber vielleicht auch eine Chance, wenn die Familientrümmer schon in der Ferienzeit alle an den See kommen: Das sind ja nicht die Ärmsten und Schlechtesten. Sehr sicher aber auch die Suchenden und irgndwo Unzufriedenen. Vielleicht könnte man ja im Internet so eine Registierungsstelle... so wie früher eine Kurzeitung, die ja ohnehin mein Ideal der Medienproduktion ist. Also, so eine Art Liste im Netz von anwesenden Halbfamilien, Aufenthaltsort, Vermögensreste, Schuldenstand, offene Rechnungen mit dem alten Partner, Interessen, Hausstandreste... und dann einen Algoridmus oder wie das heisst, der die besten Paare zusammenführt und sagt: Trefft Euch doch mal am Strand und probiert ungezwungen, wie es geht.



Das könnte viel Folgeelend vermeiden, und würde sich bei der Nähe der Scheidungsmetropole München - und vor allem angesichts der dortigen Geschiedenenqualität - eventuell lohnen. Sicher, das alles ist ein Graus, aber wenn man schon mit dem Elend der Menschen Geld verdient, dann doch so, dass sie mehr davon als einen teuren Scheidungsanwalt haben. Und um den Nachschub muss man sich keine Sorgen machen, so wie verrückt die jungen Frauen heute auf pompöse Hochzeiten sind.

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Der Kulturwandel beginnt im Kleinen

Als Archäologe schaut man ein wenig genauer hin, wenn etwas zu verschwinden droht: Weiss man doch, dass mit der veränderten Sachkultur oft auch ein Mentalitätswechsel einhergeht. Das muss bei vielen Aspekten der Gegenwart nicht mehr stimmern - der technische Übergang vom Röhren-TV zum Flachbildschirm ist ein enormer Sprung, aber keine inhaltliche Veränderung der darin lebenden Verblödung - aber in anderen Bereichen kann man durchaus den Niedergang ganzer Mentalitäten an Dingen festmachen. So beispielsweise am veränderten Sortiment eines Ladens in Sterzing, der jetzt statt handgemachter Tischdecken Handtaschen und Gürtel anbietet. Sowas passt natürlich prima in die FAZ:

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