: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Mittwoch, 10. August 2011

Strassenkampfmann

So weit, so gut. Schreiben geht wieder, denken geht wieder, ich schlafe noch sehr viel und zu lang, aber alles kommt zurück zu den gewohnten Abläufen. Inzwischen ist es mir auch wieder etwas peinlich, wenn um 10 Uhr die Paketpost kommt, und ich immer noch im Bademantel stecke, Privileg des Unwohlseins und des Umstandes, nichts wirklich Sinnvolles tun zu können. Selbst für das Bilder- und Spiegelumhängetetris bräuchte man einen klaren Kopf.



Nichts Sinnvolles ist wohl auch das Motto in England. Mit etwas Pech schaffen es ein paar Tausend entfesselter Plünderer, eine Art Vorentscheidung der politischen Konflikte des kommenden Jahres durchzusetzen; für ein paar Klamotten und Elektroartikel wird der Mehrheit vorgeführt, wie das aussieht, wenn die Jugend revoltiert. Das kann auch ganz anders sein, das hat man in Ägypten, Israel und Barcelona gesehen - aber was immer in Italien, Ungarn und anderen Ländern kommen wird, die Polizeireaktion wird auf Londoner Verhältnisse abgestellt sein. Zum Schutze der unbescholtenen Bürger natürlich. Man hat ja gesehen, wo das endet. Und vermutlich haben wir in den nächsten Tagen auch die nächste Geistesblendgranate des Übels im Innenministerium, das versuchen wird, die Scharte mit der Onlineanonymität auszuwetzen: Das muss ein Ende haben, damit man auch hier eventuelle Gewalttäter identifizieren kann.



Was ich in London ganz erstaunlich finde: Die Stadt ist Vorreiter bei der Überwachung des öffentlichen Raumes mit Videokameras. Es gibt sogar einen TV-Sender mit Bildern der Überwachung. Weite Teile der Stadt sind komplett abgedeckt, mit Schichten privater und öffentlicher Beobachtung, und die besseren Regionen gelten deshalb auch als vergleichsweise sicher. Es hat niemanden abgehalten. Man hat sich an die Kameras gewöhnt, die Krawallmacher haben eine Antwort darauf gefunden - Kapuze, gleichförmige Kleidung, eine Masse - und schon ist die Überwachung nur noch so gut wie die Überwacher dahinter. Überfordert, oder auch demotiviert von den eigenen Arbeitsbedingungen. London ist voll von privaten Wachdiensten. Genutzt hat das nicht wirklich viel. Und im Vergleich zu dem, was in Paris geschah, waren in London gar nicht mal so viele Leute unterwegs.



Was da passiert ist, ist schlimm, aber wenn man das nur ein wenig weiter denkt, sind die Schlussfolgerungen gar nicht so angenehm. Mehr Polizei, mehr Wachdienste und mehr Kameras und Überwachung, das alles hatte man in London, es hat nicht funktioniert, wenn sich nur genug Gruppen zusammenrotten und sehen, dass das System überfordert ist. Viel gehört nicht dazu, in der reichen Hauptstadt eines grossen Landes. Wer einen typischen Samstag Abend in einer Innenstadt nahe einer Disco kennt, ist jetzt aber auch nicht sonderlich überrascht. Die Anlagen dazu sind längst vorhanden, auch bei uns.

Hoffen wir mal, dass sich andere eher an Barcelona und Tel Aviv orientieren. Und die andere Seite ein Einsehen hat, bevor es keinen Respekt vor dem Staat und der Gemeinschaft mehr gibt.

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Nichts passiert

Vielleicht könnte man auch einfach mal sagen:

"Angesichts der Gesamtsituation und der Belastungen durch die Finanzkrise entstand 2010 an den Börsen eine durch nichts zu rechtfertigende Blase, die sich nun wieder auflöst. Sobald die Risiken und makroökonomischen Rahmendaten vernünftig eingepreist sind, werden sich die Kurse auf einem angemessenen Niveau wieder einpendeln."

Oder erinnert sich jemand an besondere Schlagzeilen mit "Übertreibung! Spekulation! Aktienirrsinn", als der Dax davor in die Höhe schoss? Bei 5000 bis 5500 fängt sich das alles wieder.

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