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Freitag, 8. Juni 2012
Die Putztruppe
Und plötzlich ist viel Polizei da. Leute mit offiziellen Ansteckern und Funkgeräten und Schuhen, wie man sie hier nicht tragen kann. Nicht von hier. Zu gut angezogen. Die Lieferwägen zu neu und glänzend. Die Leute von hier sind alle aus den Wohnungen gezwungen worden, und jetzt im Lager, nur mit ein paar Koffern. Die sehen nach zwei Wochen Camp nicht mehr so aus. Sie würden in der absolute verbotenen Zone auch keine weissen Hemden tragen. Die ganze Stadt ist leer. Keiner mehr da, ausser den Tieren. Die neuen Leute teilen Teams ein, befehlen, verteilen Aufgaben, klären eine Route durch die tote Stadt. gehen rein, und machen sie hübsch, säubern die Steinhaufen. TV-Teams bringen sich in Stellung. Der Präsident kommt, und seine Leute sind schon am Abend vorher fertig. Mirandolo ist tot, aber sauber, der Dreck davor wird noch verstaut und weggebracht. Dann kann der Präsident kommen.
In den Camps sagen sie, es hätte halt gedauert, bis die Teams geplant hätten, wie die Bilder aussehen sollten. Die Hiesigen sind noch entsetzt, aber auch schon misstrauisch. Sie haben gesehen, wie die kamerateams gingen, und jetzt wieder kommen, aber nicht wegen ihnen und ihrer Geschichten. Die Putztruppen haben neue Schilder dabei, auf denen steht, dass die Stadt auferstehen wird. Es soll wirken, als hätten es die Hiesigen gemacht, aber die Hiesigen haben nicht mal neues Band, um ihre Läden abzusperren. Die Putztruppe macht einfach, was und wo sie will. Die Putztruppe ist der Herrscher der Stadt. Alle anderen sind im Lager.
Immer öfter höre ich das Wort. Jetzt, da sie wissen, dss sie den ganzen heissen Sommer im Lager sein werden, weil es einfach nicht anders geht, wenn sie nicht weg können, taucht es auf. L'Aquila. Sie haben Angst, dass sie hier zwischen den Schnellstrassen und Bahnstrecken zu den reichen Städten in den fünf, sechs am schlimmsten betroffenen Orten einfach vergessen werden. So viel wäre zu tun. Aber die Putztruppe hat allein schon zwei Wochen gebraucht, die Stadt nur für den Durchmarsch des Präsidenten und der Regionalpoloitiker zu sichern, die man in den Lagern nicht oft sieht. Monti dagegen steht vor einem Misstrauensvotum und ist in Rom. Der Staat hat andere Sorgen, wegen Spanien und der Banken. L'Aquila, sagen sie hier, könnte das hier werden, wenn die Putztruppe weg ist, und nur das Plakat bleibt. In L'Aquila war es auch so.
In den Camps sagen sie, es hätte halt gedauert, bis die Teams geplant hätten, wie die Bilder aussehen sollten. Die Hiesigen sind noch entsetzt, aber auch schon misstrauisch. Sie haben gesehen, wie die kamerateams gingen, und jetzt wieder kommen, aber nicht wegen ihnen und ihrer Geschichten. Die Putztruppen haben neue Schilder dabei, auf denen steht, dass die Stadt auferstehen wird. Es soll wirken, als hätten es die Hiesigen gemacht, aber die Hiesigen haben nicht mal neues Band, um ihre Läden abzusperren. Die Putztruppe macht einfach, was und wo sie will. Die Putztruppe ist der Herrscher der Stadt. Alle anderen sind im Lager.
Immer öfter höre ich das Wort. Jetzt, da sie wissen, dss sie den ganzen heissen Sommer im Lager sein werden, weil es einfach nicht anders geht, wenn sie nicht weg können, taucht es auf. L'Aquila. Sie haben Angst, dass sie hier zwischen den Schnellstrassen und Bahnstrecken zu den reichen Städten in den fünf, sechs am schlimmsten betroffenen Orten einfach vergessen werden. So viel wäre zu tun. Aber die Putztruppe hat allein schon zwei Wochen gebraucht, die Stadt nur für den Durchmarsch des Präsidenten und der Regionalpoloitiker zu sichern, die man in den Lagern nicht oft sieht. Monti dagegen steht vor einem Misstrauensvotum und ist in Rom. Der Staat hat andere Sorgen, wegen Spanien und der Banken. L'Aquila, sagen sie hier, könnte das hier werden, wenn die Putztruppe weg ist, und nur das Plakat bleibt. In L'Aquila war es auch so.
donalphons, 22:45h
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Grotesk
Die meisten kennen das vielleicht. Das Telefon klingelt, man sieht die Nummer, und ahnt, dass die anrufende Person, die an sich durchaus gute Seiten und Qualitäten hat, nun mal ihre miese Laune rauslassen möchte. Ganz grosses Theater.
Natürlich geht man trotzdem ran, immer diese dummen Vorahnungen, eigentlich ist sie ja gar nicht so - und dann ist es prompt schlimmer. Irgendwas passt nicht, irgendwo ist der Wurm drin, und das ist die Gelegenheit, jetzt mal richtig aufzudrehen. Hier weiss sie, dass sie es kann, am anderen Ende ist ja ein netter, höflicher Mensch.
Und man denkt dann so bei sich: Ein Ausweg muss her. Ich packe dieses Gekreiche nicht mehr. Manchmal ist es noch übler, da gibt es keinen Auswegm die schlechte Laune ist nicht nur am Telefon, sondern auch in Persona m Anmarsch. Das ist dann doppelt schlecht. Man weiss, was kommen wird, aber so ist es halt. Und mit so einem Gefühl bin ich nach Quingentole gefahren. Ich wusste, was ich sehen würde.
Ein Jahr harte Arbeit, ehrenamtlich, freiwillig, mit dem Ziel, Kultur in die Provinz zu bekommen, zerstört. Da hilft keine Kirchenkollekte und kein Sponsor, das ist nun mal so, wie es ist, und schlimmer. Sicher, das Theater ist faschistisch im Stil, aber gut erhalten, mal von der Bühne abgesehen, und sie wollten nette Dinge tun.
Die Betroffenen sind erfreulicherweise aber gar nicht so wie das, das ab und zu angerufen hat, um Tage zu ruinieren mit schlechter Laune. Sie sind optimistisch und kämpferisch und machen weiter, und fast schäme ich mich, weil ich, nun, ich könnte auch anders, mich zwingt ja keiner, ich könnte genauso an den Gardasee, alle anderen werden vom Erdbeben unterjocht, ich bin freiwillig hier, ein Tourist der Katastrophe, den sie irgendwann wieder abziehen werden, und der nicht helfen kann, das alles aus dem Dreck zu ziehen. Aber ich kann schreiben.
Und dann sagt der Sindaco, ich sei ja interessiert an solchen Sachen. Ob ich vielleicht die Fresken von Giulio Romano sehen möchte? Die zeigen sie nicht dauernd her, das geht gar nicht, da müsste man noch viel machen, aber das hier ist nicht nur das Rathaus, sondern auch die Villa, die sie zum Palazzo del Te dazu hatten, auch von Giulo Romano ausgemalt, weiss nur keiner, oder nur wenige, und wenn ich will - natürlich will ich. Ich habe mit dem Schlimmsten gerechnet, es war vielleicht noch etwas schlimmer als gedacht, und dann diese Überraschung.
Es mag seltsam klingen, dieser Tag war, Kilometer für Kilometer, als würde mir jemand einen schweren Gegenstand auf den Kopf schlagen. Ich habe 1500 Bilder, davon herzeigen würde ich vielleicht die Hälfte, die andere, bedaure, ich will nicht, dass man dieses Land so sieht. Es ist schon schlimm genug. Aber dort oben, allein, bei den tanzenden Nymphen und Faunen, das war vielleicht auch der schönste Tag des Jahres. Trotz allem. Weil der Tag schlimmer war, als ich es mir vorstellen konnte, und doch so viel schöner, als ich je geahnt hätte.
Natürlich geht man trotzdem ran, immer diese dummen Vorahnungen, eigentlich ist sie ja gar nicht so - und dann ist es prompt schlimmer. Irgendwas passt nicht, irgendwo ist der Wurm drin, und das ist die Gelegenheit, jetzt mal richtig aufzudrehen. Hier weiss sie, dass sie es kann, am anderen Ende ist ja ein netter, höflicher Mensch.
Und man denkt dann so bei sich: Ein Ausweg muss her. Ich packe dieses Gekreiche nicht mehr. Manchmal ist es noch übler, da gibt es keinen Auswegm die schlechte Laune ist nicht nur am Telefon, sondern auch in Persona m Anmarsch. Das ist dann doppelt schlecht. Man weiss, was kommen wird, aber so ist es halt. Und mit so einem Gefühl bin ich nach Quingentole gefahren. Ich wusste, was ich sehen würde.
Ein Jahr harte Arbeit, ehrenamtlich, freiwillig, mit dem Ziel, Kultur in die Provinz zu bekommen, zerstört. Da hilft keine Kirchenkollekte und kein Sponsor, das ist nun mal so, wie es ist, und schlimmer. Sicher, das Theater ist faschistisch im Stil, aber gut erhalten, mal von der Bühne abgesehen, und sie wollten nette Dinge tun.
Die Betroffenen sind erfreulicherweise aber gar nicht so wie das, das ab und zu angerufen hat, um Tage zu ruinieren mit schlechter Laune. Sie sind optimistisch und kämpferisch und machen weiter, und fast schäme ich mich, weil ich, nun, ich könnte auch anders, mich zwingt ja keiner, ich könnte genauso an den Gardasee, alle anderen werden vom Erdbeben unterjocht, ich bin freiwillig hier, ein Tourist der Katastrophe, den sie irgendwann wieder abziehen werden, und der nicht helfen kann, das alles aus dem Dreck zu ziehen. Aber ich kann schreiben.
Und dann sagt der Sindaco, ich sei ja interessiert an solchen Sachen. Ob ich vielleicht die Fresken von Giulio Romano sehen möchte? Die zeigen sie nicht dauernd her, das geht gar nicht, da müsste man noch viel machen, aber das hier ist nicht nur das Rathaus, sondern auch die Villa, die sie zum Palazzo del Te dazu hatten, auch von Giulo Romano ausgemalt, weiss nur keiner, oder nur wenige, und wenn ich will - natürlich will ich. Ich habe mit dem Schlimmsten gerechnet, es war vielleicht noch etwas schlimmer als gedacht, und dann diese Überraschung.
Es mag seltsam klingen, dieser Tag war, Kilometer für Kilometer, als würde mir jemand einen schweren Gegenstand auf den Kopf schlagen. Ich habe 1500 Bilder, davon herzeigen würde ich vielleicht die Hälfte, die andere, bedaure, ich will nicht, dass man dieses Land so sieht. Es ist schon schlimm genug. Aber dort oben, allein, bei den tanzenden Nymphen und Faunen, das war vielleicht auch der schönste Tag des Jahres. Trotz allem. Weil der Tag schlimmer war, als ich es mir vorstellen konnte, und doch so viel schöner, als ich je geahnt hätte.
donalphons, 21:44h
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vorrun.de/naus/deutsch.html
Buffering 99%
donalphons, 20:16h
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Abholhilfe gesucht
An das Ministerium für Entwicklung und Wirtschaftliche Freundenzuarbeit.
Sehr geehrte Damen und Herren,
aufgrund meiner besten Bezihungen zu Ihrer Partei (häufig schreibe ich über Ihr im Piratenvorstand zwischengeparktes Machtzerstörungsinstrument genannt Schramm) möchte ich Sie hiermit ersuchen, im persönlichen Freundeskreis von BND, MAD, STASInachfolgeorganisationen im Bundeskanzleramt und der hessizilianischen Landesregierung nach Möglichkeiten zu suchen, mein für den Gepäckträger etwas zu sperriges Umberto Dei aus Italien nach Deutschland zu bringen.
Dem Abholenden würde ich dann auch noch eine Liste von Besorgungen bei Bacchi in der Via Orefici sowie im Ca' da Trifulin mitgeben, die sich aber auch auf dem Mercato Contandino, immer am Samstag, erledigen lassen würden. Als Dankeschön gibt es ein persönliches Dankeschön!
Das geht alles ganz locker und ich brauche auch keine Auftragsmorde, atomwaffenfähigen U-Boote oder Koffer von den Saudis.
Mit besten Grüssen, Ihr
Don Alphonso vom Orden der tretenden Pedalritter
P.S.: 1400 lumpige Dollar für 9m² Teppich im Blöde-Touristen-Tarif? Ist das ein Industrieteppichboden? Boah. Arme S. Und arme Hunde, die darauf schlafen müssen!
Sehr geehrte Damen und Herren,
aufgrund meiner besten Bezihungen zu Ihrer Partei (häufig schreibe ich über Ihr im Piratenvorstand zwischengeparktes Machtzerstörungsinstrument genannt Schramm) möchte ich Sie hiermit ersuchen, im persönlichen Freundeskreis von BND, MAD, STASInachfolgeorganisationen im Bundeskanzleramt und der hessizilianischen Landesregierung nach Möglichkeiten zu suchen, mein für den Gepäckträger etwas zu sperriges Umberto Dei aus Italien nach Deutschland zu bringen.
Dem Abholenden würde ich dann auch noch eine Liste von Besorgungen bei Bacchi in der Via Orefici sowie im Ca' da Trifulin mitgeben, die sich aber auch auf dem Mercato Contandino, immer am Samstag, erledigen lassen würden. Als Dankeschön gibt es ein persönliches Dankeschön!
Das geht alles ganz locker und ich brauche auch keine Auftragsmorde, atomwaffenfähigen U-Boote oder Koffer von den Saudis.
Mit besten Grüssen, Ihr
Don Alphonso vom Orden der tretenden Pedalritter
P.S.: 1400 lumpige Dollar für 9m² Teppich im Blöde-Touristen-Tarif? Ist das ein Industrieteppichboden? Boah. Arme S. Und arme Hunde, die darauf schlafen müssen!
donalphons, 20:12h
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