: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Montag, 24. September 2012

Überland

Ich weiss offen gesagt gar nicht, ob solche Verkehrsschilder immer noch gelten.



Aber egal, man kann sonst nirgendwo parken, es liegen ja noch die Trümmer herum.



Immerhin, ein klein wenig Glückshoffnung konnte man aus dem Schutt retten.



Es hat sich kaum etwas getan, und trotzdem kommen sie immer wieder. Es gibt hier zwei Arten von Menschen, die einen meiden die Zona Rossa und die anderen gehen hin unhd verstehen es immer noch nicht.



Aber wenigstens haben sie ein Dach über dem Kopf und gleich daneben auch noch fliessend Wasser.


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Die Nike von Samothrake war nur hellenistischer Plunder

Für die Arbeit ist der Gran Premio Nuvolari übrigens sehr viel angenehmer als die Mille Miglia: Alles findet in Mantua an zwei Orten statt, es sind wenig Menschen da und auch fast überhaupt keine Schwaben, und die Piazza Sordello ist ein schönes Motiv. Bei der Mille Miglia sind manche Bereiche ja eher nicht so schön, und man muss lange warten, bis man an die Motive kommt. Man glaubt das vielleicht nicht, aber das alles ist eigentlich in einer Mittagspause entstanden.
























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Schmollen als Luxus

Ich will aber auch so einen grossen Strauss - da hilft, junge Dame, nur das langmachen und fangen und Bedenken der Folgen.



Nicht dass ich ein gefühlloses Scheusal wäre, aber solche Folgen wären gerade anderswo zu begutachten. Nicht als echte Scheidung, aber als Trennung nach langer Zeit, und ich habe damit nichts zu tun. Ich bin weg. Man kommt mir nicht nach. Und ich werde den Teufel tun und diesmal sagen, dass hier genug Platz wäre. Ich habe andere Sorgen. Ich hätte dafür auch keine Zeit. Und ich habe mit mir selbst genug zu tun.



Das ist hier wie Israel während der Intifada 2, man kann es sich aussuchen. Bleibt man in Mantua, ist alles so wie immer. Es gab einen gewissen Einbruch im Juni, aber danach hat sich alles stabilisiert. Die Literaturtage haben damals hektisch das Progrann ergänzt, um es den Ereignissen anzupassen; vermutlich waren sie dann selbst überrascht, wie wenig das Im September noch eine Rolle spielen würde. Man muss nur über den Po fahren, wo viele junge Menschen, die in Mantua leben, eigentlich herkommen, und schon sieht es anders aus. Verflucht anders.



Aber die letzten Stösse waren klar drüben auf der anderen Seite, in Mantua hat man das Thema abgehakt und einen Einkaufsabend verlängert. Drunten in Moglia ist dagegen mal wieder ein Solidaritätskonzert; eine Sache von Moglia, kein Thema hier, und auch nicht in Reggio, wo sie eigene Probleme haben. Die Finanzkrise ist nur in Deutschland mal wieder ein paar Tage vergessen, es herrscht in den Medien Ruhe, hier ist und bleibt sie das Thema. Die Erde ist ruhig, aber die Steuerbehörde. Und die Sache mit den Renten, Und die Immobiliensteuer. Und die generelle Unsicherheit. Berlusconi sagte, die Cafes seien doch voll, aber das ist nicht das Thema. Das Thema ist, was konsumiert wird, und da sehe ich nach all den Jahren schon den Unterschied.



Ich bin in der Zona Rossa teilweise nicht allein unterwegs, was ganz praktisch ist, ich werde nicht, wie im Juni, laufend von der Polizei angehalten. Man kommt dann leichter in Kontakt, man muss nicht Leute auf Verdacht auf der Strasse anquatschen, die Geschichten kommen einfach so. Zwischen Mirandola und Concordia zum Beispiel ist eine grosse Nekropole, da kommen die Toten wieder aus den überirdische Gräbern, weil die Mauern eingestürzt sind. Die Toten hält es nicht in ihren Betonkammern und die Lebenden wissen nicht, wo sie jetzt ihre neuen Toten hintun sollen. Ich fahre für solche Geschichten jeden Tag 80, 100 Kilometer, und wenn ich wieder in Mantua bin, weiss ich auch, warum das hier klingt, als käme es aus einem anderen Land: Das erträgt man nicht dauernd.



Weil es auch eine grosse, übergeordnete Frage stellt: Wie fragil dieses Leben und diese Zivilisation ist. Über dem Po ist nicht alles in Trümmern, nur manches, und aussenrum ist eine der reichsten Gegenden Europas, aber es hilft auch nur begrenzt weiter. Eine Woche in Moglia wohnen, das wäre vielleicht die Erfahrung, die mir noch fehlt - was sind schon 7 Tage, die Menschen hier schauen seit 4 Monaten zu, wie die Kulturpflanzen hinter den Gittern verdorren und das Gras und Unkraut aus dem Asphalt bricht. Aber ich bin in der privilegierten Lage des Journalisten. Manche glauben, dass wir umsonst in Museen können, und manche nutzen das auch aus. Das einzige Privileg, das mir wichtig ist, ist zu wissen: Am Abend bin ich wieder in Mantua, wo sie alle Normalität spielen wollen.

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