: : : denn sie wissen nicht was sie tun sollen : : :

Dienstag, 11. September 2012

Warum ich keinen Wikipediaeintrag will und anderes

Weil ich eigentlich ganz gern selbst entscheide, was von mir verfügbar ist, und was nicht. Das hat ein wenig auch mit der Erfahrung mit Stalkern zu tun. Man legt sich in all den Jahren mit vielen Leuten an, aber mit den meisten fetzt man sich, und dann ist die Sache vorbei. Anderen dauernd im Internet hinterher rennen und schauen, was sie tun, ist mithin das Letzte, was mich reizt. Und schon im Streit - wenn es mir nicht allzu deutlich reingedrückt wird - interessieren mit die Lebensgeschichten und Vermögensverhältnisse solcher Leute auch nicht weiter. Mitunter kann man nicht umhin, so etwas zur Kenntnis zu nehmen, aber ich google nie Personen, mit denen ich zu tun habe. Umgekehrt gab es über all die Jahre so ein gewisses Grundrauschen an Stalkern: Wütende Unternehmer, beleidigte Journalisten, abgelehnte Wichtigtuer, psychisch Kranke, die unvermeidlichen IchwilleinkindvonDirs (allerdings nur 2, und beide mit schwerer Eso- und Judenklatsche), Neoconazis, Kollegen verschiednster Art und Neider.



Momentan ist die Qualität des Stalkings wieder sehr gering, aber das war auch schon mal anders. Da macht man automatisch die Klappe zum persönlichen Dasein wirklich dicht, legt falsche Fährten und passt auf, dass man notfalls immer einen Hebel hat. Momentan wird lediglich versucht, die Sache in Richtung "hockt weit weg und hat keinen Peil von der Realität" zu spinnen - ausgerechnet von Leuten in Berlin mit Drogenproblem. Nicht schlimm, wie gesagt, das gehört wohl ab einer gewissen Bekanntheit dazu, aber dennoch möchte ich nicht, dass konkrete Informationen zu mir irgendwo allzu leicht verfühgbar sind. Je mehr man schreibt, je mehr man um die Information herumbastelt, desto schwerer wird es für solche Leute, den Wesenskern zu erfassen. Definiert haben sie ihn, aber jetzt bräuchten sie noch die konkreten Beweise: So, wie es jetzt ist, meine ich ausrecihend schwer greifbar zu sein.

"Mag Silberkannen und Stuck und Gemälde", das ist von aussen betrachtet nicht so schlimm, wenn siche Leute darüber aufregen, die billig mieten, damit mehr Geld für ihre Drogensucht bleibt. Und wenn es so ist, kann aich auch wieder mehr über Erinnerung an die Jugend schreiben, zumal die bei mir - ruhig, eher ein wenig verkopft und ohne jeden echten Exzess - ohnehin nur rückblickend folgerichtig war. Ich bin mal in Florenz mit dem Auto an ein Tor gestossen, und eine Kugel ist herabgefallen, sowas, zum Beispiel. In der FAZ. Greifbar werde ich vermutlich dennoch kaum. So, wie es ist, mit meiner Bekanntheit, ist es auch gut. Und in Talkshows gehe ich nicht.

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Dsokavodamare

(Manchmal wäre es schön, wenn es bei Blogger.de eine Rückdatierungsfunktion gäbe. Die etwas schrägen Wach- und Schlafphasen der letzten Tage, ein Ergbenis von Heuschnupfen (?) und anderem haben jedenfalls die Einträge vom Wochenende verhindert.)

Es begann vor 10 Monaten, als ich eine ältere Dame kennenlernte. Sie war auf dem Flohmarkt von Gmund und hatte handgestrickte Socken dabei. Wirklich schöne Exemplare. Ihre Schwester habe ein altes Musterbuch aus der Zeit um 1920, und sie würde halt so nebenbei dann einfach stricken, das liefe ganz von selbst und mache ihr auch viel Freude. Leider waren die Socken dieser Marie samt und sonders zu eng für meine feschen Wadeln, und so kamen wir überein, dass d'Mare, mit meinen Körperumfängen ausgerüstet, bis zum nächsten Mal Exemplare für mich machte.

D'Mare tat das nicht, sondern stürzte beim Baumschneiden von der Leiter und brach sich die Beine.

60 Jahre lang also hatte d'Mare Socken für Familie, Bekannte und Kunden der Bergwanderei gestrickt, und dann, wenn als ich sie entdecke, passiert so etwas. Einen kleinen Betrag für die Wolle hatte ich schon anbezahlt, und der wurde dann sicher vertelefoniert, um mir das Missgeschick und den weiteren Fortgang in der Reha zu berichten. Im Frühling sagte ich dann, dass ich nach Italien fahre, und wenn es so weit ist, sollte man mich halt anrufen, ich hätte Zeit.

Der Anruf kam am Samstag. D'Mare sei soweit wieder hergestellt, dass sie die Socken gemacht hätte, und auch noch Strickjacken, von denen ich doch damals so geschwärmt hätte, und jetzt sei man auch wieder in Gmund und ob ich Zeit hätte.

Zu allem sonstigen Elend der abgesagten Italienradeltour hatte ich natürlich keine Zeit für gar nichts, ich bin im Moment schwer am rotieren, und nach Gmund kann ich sicher nicht fahren. Dachte ich. Aber dann wendete sich ein Schicksalsteil zum Guten und etwas anderes klappte doch, und zwei andere Verschiebnungen später sass ich im Auto und war unterwegs.







D'Mare hat ganze Arbeit rund um meine Wadl geleistet.

Das um so mehr, als die einen von der Leiter und die anderen vom Radl fallen; ich habe noch andere sehr geschätzte Socken, wahre Zuneigungsgaben, und ein Paar ist gerade voll mit Blut in der Wäsche.

Aber d'Mare hatte natürlich auch noch mehr, denn in dem Musterbuch von 1920 gibt es zu den Socken auch noch eine passende Wollweste mit dem gleichen Motiv, und weil ich so lange warten musste und noch so viel Wolle da war, hat sie halt noch ein paar Jacken gemacht. Darunter eine, von der sie dachte, sie würde mir passen, so nach Beschreibung durch ihre Schwester, die von einer "bayerischen Statur" sprach. Sie passte auch, wenn ich einen Pullover darunter trage. Und 6 Kasknödel. Mit Rahmsosse und Pfifferlingen.

Ich bin ja nicht so arg begeistert von der Neigung meiner Heimat, mich mit Krallen aufzunehmen und in eine Welt von Loden und Tracht zu schleppen, aber das Musterbuch - und bitte, ich schwöre, ich habe ihrer Schwester KEIN Wort über meine Leidenschaft für Engländer in den Bergen und historischen Rodelsport erzählt - erwähnte nun, dass sich diese Art Kleidung, von den Bergbewohnern zwar erfunden, besonders in der Schweiz bei den dort Sport treibenden Briten grösster Beliebtheit erfreue. Nein sagen wäre wirklich schwierig gewesen.







Ich bin dann natürlich prompt in die Berge, wie sich das gehört, und zwar mit blutgetränkter Hose, Rennrad und ansonsten neu im Stil von 1920 ausstaffiert.

Also, mit dem, was ich halt auf einmal tragen kann.

Weil die Weste, die habe ich auch genommen, schliesslich wird es bei uns in den Bergen jetzt schon früh kalt. Aber das kann man nicht zusammen tragen. Das ist wirklich viel Wolle, und sie ist schwer. Und gut winddicht. Aber auch atmungsaktiv, wie man heute sagt. Mir kam ein Blutender entgegen, mit einem türkisgrünen T-Shirt und der Aufschrift I <3 Pop. Ich finde ja, es ist nicht egal, wie man am Berg stirbt. Wenn dann schon g'scheid und richtig und nicht in unangemessener Freizeitkleidung. Trotzdem habe ich natürlich meine Hilfe angeboten, aber der Mann schleppte sich allein weiter zum Auto. Ja, der Aufstieg zur Sonnbergalm, der hat es besonders so um 1100 Höhenmeter in sich. Wildromantisch, steil, gnadenlos.







Ach so, der Hut. ja, also das war a so, da hat man mich genötigt, den auch noch zu probieren. Das ist das Blöde an der Sache: Das Sach steht mir noch nicht mal sonderlich schlecht. Knickerbocker und eine vierläufige Elefantenbüchse neben dem Rucksack, und ich könnte mich aufmachen und Bergmastodone erlegen. Und wenn ich wiederkäme, würde man in Kreuth feiern, weil dann für das nächste Jahr genug Elefantenfleisch für die Touristen da wäre.

Was?

Gibt es nicht in den Bergen?

So ein Schmarrn. Aber ich bin nun mal Stadtbewohner, das geht ganz langsam mit der Verbayerung, Schritt für Schritt und d'Mare wird noch viel stricken müssen.







Hier reden schon alle vom Winter und der Brennholzbeschaffung. So schnell, so früh, aber tatsächlich, da ist so etwas in der Luft, und daran erkennt der Landbursch, dass es Zeit wird. Ich nicht, aber die Schwester von da Mare meint, dass die es jetzt meint, in den geborstenen Knochen zu fühlen, entlang der Nägel, die drin stecken. Aber die Hände, die häkeln und stricken wie eh und je. Der nächste Auftrag ist schon draussen.

Ein Rodeltrikot. Mit Banderole über die Brust

Aufschrift: "The Davos Tea & Bobsleigh Society of 1898"

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