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Samstag, 29. September 2012
Was eventuell doch gehen könnte
Tag für Tag sitze ich in meinem Cafe, meistens auf dem gleichen Platz - auf dem, von dem aus man das beste Blickfeld nach rechts und links hat. Wäre gegenüber nicht eine Drogeriekette, wäre er ideal. Da sitze ich, schaue ich und lese ich, wenn ich gerade nicht schaue. Obwohl es hier sehr viel zu schauen gibt.
Mein Zeitungshändler spricht kein Deutsch, also weiss er auch nicht, was in meiner Zeitung steht, die er verkauft, und diesmal habe ich es ihm erklärt: Eine grosse, bürgerlich-liberale Zeitung, ein wenig wie der Corriere. Ob ich viel drin schreibe? Poco. Selten, Viel online, ein Blog. Online findet man vermutlich nicht so gut, wenn man einen hübschen Eisenkiosk unter den Arkaden betreibt und überdies weiss, welche krassen italienischen Zeitschriften man dem Journalisten empfehlen kann. Online ruiniert das Geschäft. Und obwohl mir dutrchaus klar ist, dass auch meine Zeitung Auflage verliert und die Zeiten nicht rosig sind: Bewegt werde ich eher vom Schicksal meines Händlers.Es gibt drei Buchhandlungen und drei Kioske in Laufnähe, da haben das Wort "Medienkrise" und generell La Crisi eine andere Bedeutung. Die Bedeutung eben, dass an der Tür einer Bäckerei schon das Schild "Pane anti-Crisi" zu finden ist - und das Brot dann zu Preisen, die den Bäcker vielleicht auch in den Ruin treiben. Am Tag, an dem Springer vor die Hunde geht, fahre ich nach Berlin und lache seine Büttel öffentlich aus - aber mein Kioskbetreiber hat etwas anderes verdient.
Der Kiosk selbst ist so wie immer - das eigentliche Problem sind das Geld der Kunden, das nicht passende Angebot der Presse und die fehlende Zeit der Menschen. Und nachdem ich auch jeden Tag die Zeitung lese, muss ich sagen: Sie passt nicht wirklich in dieses mein Umfeld. Mal abgesehen davon, dass ich bei der Wirtschaft schlechte Laune und bei der Politik Unlust auf Deutschland bekomme, müsste das alles sehr viel cafetauglicher sein. In den besten Texten ist es das, aber die Abbruch- und Umblätterquote ist nicht nur so hoch, weil das Schicksal ab und zu Mädchen wie im ersten Bild vorübergleiten lässt. Und am Ende bleibt vom gewollt Tiefschürfenden nichts hängen, weil es nicht zur Art meiner Aufnahmebereitschaft passt. Da will etwas anderes in meinen Kopf, als ich hereinlassen möchte, oder kann. Mit dem Abstand von zwei Tagen weiss ich nur noch, dass ich den Text über mein eigentliches Fachgebiet total daneben fand, aber nur mit Mühe fällt es mir ein, wie sehr mich die Vergleiche zwischen La Tene D und Jugendstil genervt haben. Grad so, als hätte es "einen" Jugendstil oder einen Stil in La Tene D gegeben.
Ich finde die Vorstellung einer U-Bahn-Zeitung schauderhaft. Was mir aber gefallen könnte, und was der Weg sein könnte, wäre ein kluges Zwischending, ein Hybridwesen, das sich primär an Menschen in meiner Lage wendet - mit einer Stunde Zeit im Cafe - und mit dem Nimbus auftritt: Das ist das Blatt für Menschen, die sich gern klug und gewitzt unterhalten lassen. Keine Klogriffe aus pseudowissenschaftlicher Angeberei, und keine Gossigkeit wie die Welt Kompakt, das Blatt für Menschen mit Privilegien. Die Hauspostille der Entschleunigten, das Tiefe hat, aber nicht mit Dünkeln nervt. Das Blatt, das man in der U-Bahn mit sich tragen kann, um zu lügen: Ich bin gar nicht auf dem Weg in die Arbeit, ich habe jetzt erst mal Pause, auf mich wartet das Blau des Himmels und - oh! Sie haben Risottowochen! - auch und besonders, wenn es eindeutig nicht stimmt. Die Zeitung für das Portagiornale, für die mechanische Uhr, für ein Publikum, dem man möglichst wenig Anlass zum Abbruch des Lesens gibt, und das nicht aufgrund der Hektik beim Weiterblättern die Werbung gar nicht mehr erkennt. Eine Cafeblatt für Privilegierte. Das auch die Cafebesitzer wollen. Ein Blatt, das sich schamlos die verbleibende Lesezeit der Klugen unter den Nagel reisst.
Der Rest wird - nun, man wird sehen.
Mein Zeitungshändler spricht kein Deutsch, also weiss er auch nicht, was in meiner Zeitung steht, die er verkauft, und diesmal habe ich es ihm erklärt: Eine grosse, bürgerlich-liberale Zeitung, ein wenig wie der Corriere. Ob ich viel drin schreibe? Poco. Selten, Viel online, ein Blog. Online findet man vermutlich nicht so gut, wenn man einen hübschen Eisenkiosk unter den Arkaden betreibt und überdies weiss, welche krassen italienischen Zeitschriften man dem Journalisten empfehlen kann. Online ruiniert das Geschäft. Und obwohl mir dutrchaus klar ist, dass auch meine Zeitung Auflage verliert und die Zeiten nicht rosig sind: Bewegt werde ich eher vom Schicksal meines Händlers.Es gibt drei Buchhandlungen und drei Kioske in Laufnähe, da haben das Wort "Medienkrise" und generell La Crisi eine andere Bedeutung. Die Bedeutung eben, dass an der Tür einer Bäckerei schon das Schild "Pane anti-Crisi" zu finden ist - und das Brot dann zu Preisen, die den Bäcker vielleicht auch in den Ruin treiben. Am Tag, an dem Springer vor die Hunde geht, fahre ich nach Berlin und lache seine Büttel öffentlich aus - aber mein Kioskbetreiber hat etwas anderes verdient.
Der Kiosk selbst ist so wie immer - das eigentliche Problem sind das Geld der Kunden, das nicht passende Angebot der Presse und die fehlende Zeit der Menschen. Und nachdem ich auch jeden Tag die Zeitung lese, muss ich sagen: Sie passt nicht wirklich in dieses mein Umfeld. Mal abgesehen davon, dass ich bei der Wirtschaft schlechte Laune und bei der Politik Unlust auf Deutschland bekomme, müsste das alles sehr viel cafetauglicher sein. In den besten Texten ist es das, aber die Abbruch- und Umblätterquote ist nicht nur so hoch, weil das Schicksal ab und zu Mädchen wie im ersten Bild vorübergleiten lässt. Und am Ende bleibt vom gewollt Tiefschürfenden nichts hängen, weil es nicht zur Art meiner Aufnahmebereitschaft passt. Da will etwas anderes in meinen Kopf, als ich hereinlassen möchte, oder kann. Mit dem Abstand von zwei Tagen weiss ich nur noch, dass ich den Text über mein eigentliches Fachgebiet total daneben fand, aber nur mit Mühe fällt es mir ein, wie sehr mich die Vergleiche zwischen La Tene D und Jugendstil genervt haben. Grad so, als hätte es "einen" Jugendstil oder einen Stil in La Tene D gegeben.
Ich finde die Vorstellung einer U-Bahn-Zeitung schauderhaft. Was mir aber gefallen könnte, und was der Weg sein könnte, wäre ein kluges Zwischending, ein Hybridwesen, das sich primär an Menschen in meiner Lage wendet - mit einer Stunde Zeit im Cafe - und mit dem Nimbus auftritt: Das ist das Blatt für Menschen, die sich gern klug und gewitzt unterhalten lassen. Keine Klogriffe aus pseudowissenschaftlicher Angeberei, und keine Gossigkeit wie die Welt Kompakt, das Blatt für Menschen mit Privilegien. Die Hauspostille der Entschleunigten, das Tiefe hat, aber nicht mit Dünkeln nervt. Das Blatt, das man in der U-Bahn mit sich tragen kann, um zu lügen: Ich bin gar nicht auf dem Weg in die Arbeit, ich habe jetzt erst mal Pause, auf mich wartet das Blau des Himmels und - oh! Sie haben Risottowochen! - auch und besonders, wenn es eindeutig nicht stimmt. Die Zeitung für das Portagiornale, für die mechanische Uhr, für ein Publikum, dem man möglichst wenig Anlass zum Abbruch des Lesens gibt, und das nicht aufgrund der Hektik beim Weiterblättern die Werbung gar nicht mehr erkennt. Eine Cafeblatt für Privilegierte. Das auch die Cafebesitzer wollen. Ein Blatt, das sich schamlos die verbleibende Lesezeit der Klugen unter den Nagel reisst.
Der Rest wird - nun, man wird sehen.
donalphons, 01:57h
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Warum Männer keinen Handtaschentick haben
Weil sie praktisch veranlagt sind und grosse Handtaschen aus Blech mit Motorisierung bevorzugen. Dann aber auch gern in Cremweiss und mit Chromschmuck. Nur eben ein wenig grösser.
donalphons, 01:36h
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