Wo man bleiben kann - Platz 9: Berlin, Gleimstrasse
Berlin taucht in meiner Negativliste ziemlich weit vorne als Stadt auf, wo man keineswegs sein will, und schon gar nicht sein Geld versenken sollte. Geld fliesst immer zusammen, es ist sinnlos, mit Geld an Orte zu gehen, wo keines ist, und Berlin ist wirtschaftlich nur die deutsche Hauptstadt der Immobilienkreditbetrüger, der Copycat-Betreiber, der Klingeltonabzocker und der kommerziellen Blogosphäre - mit fallender Lukrativität. Da will man nicht hin, da will man nicht sein, die Strassen sind dreckig und die Alternativszene ist amoralisch wie die Kreditvollstrecker einer deutschen Grossbank. Kurz, man bekommt in Berlin den exakt gleichen kapitalistischen Dreck wie überall, nur ohne Geld, und dafür mit der Erwartungshaltung, das man die kreative, antikommerzielle Verkleidung als toll, anders und avantgardistisch erachtet. Und man kann nie wissen, ob der Typ mit Iro, der einem am Supermarkt anschnorrt, nun ein Punk ist oder ein gescheiterter Werber, der schon zwei Firmen in den Sand am Spreeufer gesetzt hat.
Berlin ist das, was zu oft auf seinen Gehwegen liegt. Nun hat es die Vorsehung mit einem makraben Scherz aber so eingerichtet, dass inmitten des Zerfalls doch noch ein paar Arbeitsplätze existieren; auf niedrigem Niveau zwar und stets von Kündigung bedroht, weil es so viele Praktis gibt; aber doch, es gibt ein paar begrenzte Chancen. Ungefähr so viele, wie in einem bayerischen 10.000-Einwohner-Kaff. Und vielleicht hat man auch nicht die in der Positivliste angegebenen 200.000 Euro, sondern nur 60.000. Und will diese Summe sicher investieren, und sich gleichzeitig am Elend erfreuen. Gibt es ja auch. In gewissen Bereichen ist Berlin wirklich billig, und deshalb hier für Liebhaber solcher Ruinenorte ein Rat, wo man noch kaufen kann, ohne zu verlieren.
Und da hätte ich einen Vorschlag, der, wie eigentlich alle meine Vorschläge, finanziell und ideell eine Randlage ausnützt: Der im Wedding liegende Gleimstrassenkiez. In den Zeiten, da uns die Mauer noch antikapitalistisch schützte, war hier der Westen zuende: Direkt östlich lag der Prenzlauer Berg, und südlich, über der Bernauer Strasse und einen der bekanntesten Teile der Mauer, lag Mitte. Heute ist dieser Bereich auf zwei Seiten eingeschlossen von den sog. Szenebezirken, auf halber Strecke zwischen dem 103 in der Castingallee und und Anna Blume, nur etwas nördlich. Man ist etwas ausserhalb, was sich sofort im Nachlassen von Schmiererei und Müll zeigt. Und doch so innerhalb, dass man überall in fünf Minuten auf dem Rad sein kann. Die Bewohner hier sind noch nicht so komplett verprenzelt, wohnen hier schon etwas länger, und geben schon etwas acht auf ihre Umgebung, in der sie auch bleiben wollen. Die Häuser sind mitunter sehr, sehr schön, es ist ruhig, und wenn es zu ruhig wird, ist man sofort "drüben".
Gleichzeitig ist dieses Viertel noch nicht durchsaniert und von Investoren erobert. Zwangsversteigerungen basieren nicht auf den Crashs der Immobilienfonds, sondern auf Tod und unerfreuliche private Umstände. Aber nicht mehr lang. Denn in gut zehn Jahren, wenn der Prenzlauer Berg eine komplette Spiesserhölle ist, wird man in den Randlagen nach Alternativen suchen. Und dann dieses bislang erschonte Eckerl bis runter zur Brunnenstrasse entdecken, aufwerten und dort nach Wohnraum suchen. Wie alle Städte ohne Aussichten wird Berlin an den Rändern eingehen, man wird sich um Mitte scharen, wo die Preise dann fallen werden - aber in den Randlagen, wo man sein möchte, werden sie, beginnend auf unserem niedrigen Niveau, eher steigen.
Wie schon erwähnt: ich würde in Berlin sowieso nichts kaufen. Null. Nada. Viel zu riskant. Aber für diese eine Ecke, die zwar Wedding ist, aber topographisch zum Wohnzimmer der Stadt gehört, für diese Strassenzüge zwischen West und Ost, nirgendwo drinnen und doch dabei, mit vielen Bäumen und günstigen Preisen - da sehe ich Hoffnung. Und Chancen für die, die dort sein müssen.
(Und nachdem Banken gewissermassen das Mahrzan des Geldanlegens sind, wird es an der Gleimstrasse schon nicht so schlimm sein.)
Berlin ist das, was zu oft auf seinen Gehwegen liegt. Nun hat es die Vorsehung mit einem makraben Scherz aber so eingerichtet, dass inmitten des Zerfalls doch noch ein paar Arbeitsplätze existieren; auf niedrigem Niveau zwar und stets von Kündigung bedroht, weil es so viele Praktis gibt; aber doch, es gibt ein paar begrenzte Chancen. Ungefähr so viele, wie in einem bayerischen 10.000-Einwohner-Kaff. Und vielleicht hat man auch nicht die in der Positivliste angegebenen 200.000 Euro, sondern nur 60.000. Und will diese Summe sicher investieren, und sich gleichzeitig am Elend erfreuen. Gibt es ja auch. In gewissen Bereichen ist Berlin wirklich billig, und deshalb hier für Liebhaber solcher Ruinenorte ein Rat, wo man noch kaufen kann, ohne zu verlieren.
Und da hätte ich einen Vorschlag, der, wie eigentlich alle meine Vorschläge, finanziell und ideell eine Randlage ausnützt: Der im Wedding liegende Gleimstrassenkiez. In den Zeiten, da uns die Mauer noch antikapitalistisch schützte, war hier der Westen zuende: Direkt östlich lag der Prenzlauer Berg, und südlich, über der Bernauer Strasse und einen der bekanntesten Teile der Mauer, lag Mitte. Heute ist dieser Bereich auf zwei Seiten eingeschlossen von den sog. Szenebezirken, auf halber Strecke zwischen dem 103 in der Castingallee und und Anna Blume, nur etwas nördlich. Man ist etwas ausserhalb, was sich sofort im Nachlassen von Schmiererei und Müll zeigt. Und doch so innerhalb, dass man überall in fünf Minuten auf dem Rad sein kann. Die Bewohner hier sind noch nicht so komplett verprenzelt, wohnen hier schon etwas länger, und geben schon etwas acht auf ihre Umgebung, in der sie auch bleiben wollen. Die Häuser sind mitunter sehr, sehr schön, es ist ruhig, und wenn es zu ruhig wird, ist man sofort "drüben".
Gleichzeitig ist dieses Viertel noch nicht durchsaniert und von Investoren erobert. Zwangsversteigerungen basieren nicht auf den Crashs der Immobilienfonds, sondern auf Tod und unerfreuliche private Umstände. Aber nicht mehr lang. Denn in gut zehn Jahren, wenn der Prenzlauer Berg eine komplette Spiesserhölle ist, wird man in den Randlagen nach Alternativen suchen. Und dann dieses bislang erschonte Eckerl bis runter zur Brunnenstrasse entdecken, aufwerten und dort nach Wohnraum suchen. Wie alle Städte ohne Aussichten wird Berlin an den Rändern eingehen, man wird sich um Mitte scharen, wo die Preise dann fallen werden - aber in den Randlagen, wo man sein möchte, werden sie, beginnend auf unserem niedrigen Niveau, eher steigen.
Wie schon erwähnt: ich würde in Berlin sowieso nichts kaufen. Null. Nada. Viel zu riskant. Aber für diese eine Ecke, die zwar Wedding ist, aber topographisch zum Wohnzimmer der Stadt gehört, für diese Strassenzüge zwischen West und Ost, nirgendwo drinnen und doch dabei, mit vielen Bäumen und günstigen Preisen - da sehe ich Hoffnung. Und Chancen für die, die dort sein müssen.
(Und nachdem Banken gewissermassen das Mahrzan des Geldanlegens sind, wird es an der Gleimstrasse schon nicht so schlimm sein.)
donalphons, 13:35h
Dienstag, 12. Februar 2008, 13:35, von donalphons |
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jochen hoff,
Dienstag, 12. Februar 2008, 14:09
Eh nä. Nie nich.
Ich hab in dem Kiez zwei Kinder groß gezogen. Nein Danke. Nicht einmal bei 60.000 Euro Zuzahlung. Das Gebiet wird sicherlich Ziel der Falschberliner vom Prenzelberg werden. Keine Frage. Aber es ist nicht das Berlin der Berliner.
Charlottenburg, Wilmersdorf. Alte schöne Häuser, bezahlbar von dauerhaftem Wert. Das ist Berlin. Da sollte man hin, da kann man bleiben.
Die Ränder von Berlin waren nie Berlin. Sie waren immer nur Rand. Sie werden auch nicht eingehen. Sie existieren als Rand. Irgendwo muss man doch die Grenzschilder befestigen.
Charlottenburg, Wilmersdorf. Alte schöne Häuser, bezahlbar von dauerhaftem Wert. Das ist Berlin. Da sollte man hin, da kann man bleiben.
Die Ränder von Berlin waren nie Berlin. Sie waren immer nur Rand. Sie werden auch nicht eingehen. Sie existieren als Rand. Irgendwo muss man doch die Grenzschilder befestigen.
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donalphons,
Dienstag, 12. Februar 2008, 14:18
Oh, dass ich nur über Singles schreibe, oder lockere Paare, ist schon klar. Kinder würde ich sowieso nie in Berlin aufziehen wollen.
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donalphons,
Dienstag, 12. Februar 2008, 15:12
Man hört, in gewissen Berliner Kreisen bevorzuge man die Jesuitenschulen.
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strappato,
Dienstag, 12. Februar 2008, 15:41
Schöneberg. Kann man sein Kind wenigstens aufs Franzöische Gymnasium schicken. Meine Bekannten, die in Mitte wohnen bevorzugen die John F. Kennedy School, ist eine ganz schöne Reise jeden Tag.
Problem in Berlin: Berlin und Brandenburg haben Gymnasium erst ab der 7. Klasse. Die wenigen Schulen und Internate, die ab der 5. Klasse Gymnasium anbieten, sind begehrt. Auch ein Tipp: Evangelisches Gymnasium der Hoffbauer-Stiftung Potsdam – Hermannswerder. musischer/künstlerischer Schwerpunkt.
Problem in Berlin: Berlin und Brandenburg haben Gymnasium erst ab der 7. Klasse. Die wenigen Schulen und Internate, die ab der 5. Klasse Gymnasium anbieten, sind begehrt. Auch ein Tipp: Evangelisches Gymnasium der Hoffbauer-Stiftung Potsdam – Hermannswerder. musischer/künstlerischer Schwerpunkt.
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weltenweiser,
Dienstag, 12. Februar 2008, 15:13
Die Gegend ist aber
nun wirklich kein Geheimtipp mehr. wohnen will ich dort trotzdem nicht. Genauso wenig wie in Mitte.
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donalphons,
Dienstag, 12. Februar 2008, 15:20
Nein, natürlich nicht. Das geht hier auch eher um die frage, wo kann man, wenn man will. Geheimtipps haben meist die schlechte Eigenschaft, sehr, sehr lange Geheimtipps zu bleiben - siehe Neukölln. Das sind Beispiele für meines Erachtens sichere Parkplätze für Geld mit akzeptabler Wertsteigerungschance bei gleichzeitigem Nutzen.
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donalphons,
Dienstag, 12. Februar 2008, 18:38
Wie sagt nicht der Tagesspiegel so schön?
"Magen-Darm-Epidemie erreicht in Berlin Höchststand"
Bald haben wir wieder TBC.
Bald haben wir wieder TBC.
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donalphons,
Dienstag, 12. Februar 2008, 22:24
Stimmt auch wieder.
Da kommt zusammen, was zusammen gehört.
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avantgarde,
Dienstag, 12. Februar 2008, 22:13
Die Römer haben schon im wesentlichen
die Grenzen zwischen Zivilisation und Barbarei gezogen
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itha,
Mittwoch, 13. Februar 2008, 00:17
ich fürchte, der wedding wird es machen. allerdings nur bestimmte teile vom wedding, besonders der teil, der an tiergarten grenzt. teile vom gleim-kiez auch, jedenfalls der teil, der mit altbaubestand gesegnet ist. ich glaube, ich kenne die straßenzüge, die don meint. es kommt auch darauf an, wie viel zeit man hat. wenn man heute als 20-jähriger was im gleim kauft, hat man sicher im vorruhestandsalter eine gute rendite. wenn es den vorruhestand dann noch gibt. grundsätzlich geht aufgrund fortschreitender urbanisierung in den nächsten zwei bis drei dekaden in der city noch so einiges. was gar nicht geht, und auch in absehbarer frist nicht gehen wird, ist der speckgürtel. da haben viele sehr verloren, zumal jetzt die dazu passenden neunziger-jahre-ehen gerade alle ihre halbwertszeit erreichen und entsprechend veräußert und zwangsversteigert wird.
richtig ist: charlottenburg, wilmersdorf, steglitz (teile), friedenau, zehlendorf bleiben stabil. sehr problematisch weiterhin sind der südosten, teltow und spandau.
richtig ist: charlottenburg, wilmersdorf, steglitz (teile), friedenau, zehlendorf bleiben stabil. sehr problematisch weiterhin sind der südosten, teltow und spandau.
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donalphons,
Mittwoch, 13. Februar 2008, 12:24
Solche Anlagen gewinnen immer durch den Vergleich. Wenn die bayernLB jetzt schon davon redet, Verluste aus dem Eigenkapital zu decken, um so die Sparkassen und den Staat dazu zu zwingen, das ganze praktisch zu bezahlen, ist ziemlich klar, wo es gerade nicht sinnvoll ist, sein Geld zu lassen. Im Vergleich dazu sind die sozialen Nichtstandards von 2030 eher irrelevant, die Entscheidung über Wohl und Wehe des Besitzes findet jetzt statt.
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franz.brandtwein,
Mittwoch, 13. Februar 2008, 14:24
Berlin, Berlin, Berlin ... ich kann es echt nicht mehr hoeren, das ganze Thema ist so langweilig und tot ... kann man da nicht einfach pietaetvoll drueber schweigen?
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