Die geteilte Frau

Das schöne an den Filmen von Claude Chabrol wie dem oben genannten Werk ist, neben der Unmöglichkeit für Teenager, irgendwas zum blöd kichern zu finden, dass er einem Angehörigen des von ihm beschriebenen Bürgertums das Gefühk zu vermitteln versteht, es würde bei ihm selbst noch hübsch normal zugehen, mit den ausserehelichen Kindern über den Return von Töchterchens Tennislehrer und den alten, mit der Sekretärin durchbrennenden Gockeln und den kleinen Gesetzesverstössen in der grösseren Bekanntschaft. Man verlässt diese Filme immer bestens unterhalten, mochte die intelligenten Dialoge, die Schauspieler sind grandios, man ist gewaschen und der Pelz ist doch nicht nass, so sind wir, aber doch nicht so, wenngleich, wenn wir ehrlich sind, so ein paar zusätzliche chabroleske Momente in diesem Dasein nicht ganz schlecht wären, um die Langeweile der Provinz und die Lähmung des Banalen, die wie ein Bleideckel über allem liegen, etwas anzulupfen. Allein, es ist nett zu sehen, dass gewisse Eigenheiten dieser Schicht international, zumindest aber kontinentaleuropäisch sind. Hübsche Einrichtungsideen gibt es gratis dazu.

Die anderen, nun, die können sich dort in ihren Vorurteilen bestätigt sehen.

Donnerstag, 27. März 2008, 00:22, von donalphons | |comment

 
du meinst die "zweigeteilte frau":) ich finde aber beinahe alles an diesem film "erfunden", wenn auch auf eine intelligente art und weise. trotzdem, stilisiert ohne ende! bürgertum, für unsere generation, jetzt, funktioniert komplett anders. - z.b. sind die bürgerlichen frauen, oder deren bild, das hier zur debatte steht, nicht mehr "schön". oder jedenfalls nicht schön in _diesem_ sinne. schönheit an sich ist heute schon ein zitat. oder einfach: bürgertum ist heute viel komplizierter verlogen als das. sieh dir mal den grandiosen bürgerlich-sehnsüchtigen musicalfilm "across the universe" dazu an!

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Richtig.
Ich sollte besser nachlesen, bevor ich was schreibe.

Als ich zwischen 18 und 25 war, kannte ich ein gutes Dutzend Schnösel, die den Filmschnösel als Ideal betrachtet hätten, und ich fürchte, dass einige Herrschaften der Investorenseite auf eine unintellektuelle Art sehr viel von seinem Gegenspieler haben. Vieles kam mir nicht im mindesten überstilisiert vor, eher schmerzlich, weil ich auch das Vergnügen hatte, zwischenzeitlich der Hüter einer Person zu sein, den die Wahrheit hinter der grossbürgerlichen Fassade seiner Fassade aus der Bahn geworfen hatte, bei dem es am Ende auch um die Frage ging, wo man ihn unterbringt, um grössere Probleme und den ganz grossen Skandal zu vermeiden. Man sollte nicht übersehen, dass nach den Vorstellungen einer bekannten Dame der Gesellschaft meine Mutter bereits in meinem 10 Jahren festlegen sollte, ob ich nun Medizin oder Zahnmedizin studieren sollte, was vor allem daran scheiterte, dass meine Eltern um meine familieneigenen Psychosen, Ärzte betreffend, wussten. Aber auch heute ist es üblich, mit dem Übertritt auf das Gymnasium die Kinder, wenn möglich, in eine gewisse Richtung zu schubsen.

Ein paar Dinge gibt es hier bei uns nicht. Keinen Swingerclub für die Reichen, keine Schriftsteller. Aber die Probleme der falschen Heiraten, die Szenen, die dummen Gründe, den Hass, das alle kenne ich von hier auch. Nicht so stilsicher, ein wenig derber, und dieser Unterschied macht den Film erträglich. Es ist nicht so, zum Glück.

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Erfunden ist es nicht so ganz, denn der Film beruht auf einem wahren Fall. Wenn es auch schon eine Weile her sein muss, denn es gab darüber in den 50er-Jahren schon einen Film.

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http://en.wikipedia.org/wiki/Harry_K._Thaw

Das ist die Vorlage. Aber es ist ja nicht so, dass es heute in der sog. besseren Gesellschaft nicht auch sog. "Familientragödien" gäbe.

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