Randbemerkungen, Amranddesabgrundsbemerkungen

Es gibt - mal wieder, Veteranen kennen das noch aus der New Economy - eine gewisse Selektion der Dinge, die bekannt werden, und andere Dinge, die verschwiegen werden. Dazwischen sind dann noch die Nichtinformierten wie meine Verwandtschaft, die erst heute Morgen aus der Zeitung erfahren hat, was schon vorgestern im Netz stand - dass die Volksbanken wohl auch übel von der Lehmanpleite erwischt wurden. Es gubt da Internetfeinde, die erst jetzt begreifen, wie wichtig es sein kann, sich selbst sein Wissen zusammen zu suchen. Und sich dabei nicht auf die Medien zu verlassen. Da ist nämlich gerade eine Geschichte passiert, die offensichtlich keiner gross bringen mag, die aber sehr viel über die Panik und die Beschwichtigung erzählt, die momentan den Blick auf die Wahrheit verstellen. Und das geht so:

Washington Mutual ist gestern Nacht zusammengebrochen. Seit Anfang letzter Woche verging kein Tag, da die Medien nicht Käufer für die ins Schlingern geratene Bankenkette vorstellten; ein paar Mal sollte der Deal angeblich schon fast in trockenen Tüchern sein. Was nicht in den Medien stand, waren die Rückzieher der Interessenten, nachdem die in die Bücher geschaut hatten. Und was auch nicht in den Medien stand, war der de facto Bank Run auf Washington Mutual. In weniger als 10 Öffnungstagen hatten die Anleger 10% ihrer Gelder abgezogen. 10% ist wirklich, wirklich viel, und auch an der Grenze dessen, was normale Banken auszahlen könnten. Diesen Bak Run haben die Medien der Öffentlichkeit verschwiegen.

Bloomberg jedoch hatte gestern noch eine Geschichte über die Frage, ob die Eilagensicherung FDIC eine eventuelle Pleite einer Bank wie Washington Mutual angesichts der bisherigen Verluste auffangen könnte. Die Antwort eines Analysten war alles andere als schmeichelhaft;

"The FDIC and the banking regulators are ignoring the problems, hoping they'll go away,'' he says. ``They won't."

Worauf die FDIC augenblicklich mit einem in der Form ziemlich einmaligen, wütenden Brandbrief auf Bloomberg antwortete und sagte, alles wäre prima und Bloombeeg würde die eigenen Leser mit solchen Unterstellungen schädigen:

Bloomberg reporter David Evans' piece does a serious disservice to your organization and your readers by painting a skewed picture of the FDIC insurance fund. Let me be clear: The insurance fund is in a strong financial position to weather a significant upsurge in bank failures. The FDIC has all the tools and resources necessary to meet our commitment to insured depositors, which we view as sacred."

Am Abend der gleichen Tages geht WaMu dann doch über die Wupper und wird von der Bankenaufsicht sofort an JP Morgan weiterverscheuert, für lumpige 1,9 Milliarden und Fortführung des Bankgeschäfts, weil die FDIC das Problem der Einlagensicherung mit 145 Milliarden Dollar Kosten mit ihren 45 Milliarden auf dem Konto offansichtlich doch nicht bewältigen kann.

Was sagt das über die Glaubwürdigkeit einer Institution, deren einziges Geschäftsmodell die Glaubwürdigkeit ist?

Update: Ich sehe gerade, die amerikanische Tochter der Allianz ist bei dieser Pleite durch Bonds mit 59 Millionen Dollar dabei.

Freitag, 26. September 2008, 14:06, von donalphons | |comment

 
Ich glaube, es hat durchaus Methode, dass gerade die Diskussion um die Einlagensicherung momentan immer so schnell wie möglich und mit allen Mitteln totgetreten wird. Denn es gibt nichts, was die Bankenbranche derzeit weniger gebrauchen kann. Schon die Entscheidung zur Rettung der IKB hatte ja wohl - zumindest teilweise - den Grund, dass ansonsten milliardenschwere Einlagen hätten ersetzt werden müssen. Das wissen aber wohl die wenigsten.

Lieber hackt man ewig auf der KfW und ihrer misslichen Überweisung rum. Das lenkt von anderen Dingen ab.

Im Grunde genommen war die Einlagensicherung schon immer ein höchst wackliges Gebilde. Ich kann allerdings auch verstehen, dass selbst manche Journalisten, die das durchschauen, es nicht so deutlich schreiben. Man ist sich halt im Stillen darüber einig, das Thema klein zu halten.

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Die Einlagensicherung funktioniert
wenn eine Bank pleite geht.

Bei einer fundamentalen Bankenkrise ist sie sofort am Ende

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Auch in normalen Zeiten würde sie zusammenbrechen, wenn eine große Bank pleite geht. Sie ist in der Vergangenheit ja regelmäßig schon an den Rand ihrer Kapazitäten geraten, wenn eine kleinere Bank über die Wupper ging. Deutsche Großbanken haben durchaus Einlagen von um die 100 Mrd. Euro. Und die freiwillige Einlagensicherung sieht vor, dass so gut wie alles ersetzt wird. Das scheint mir bei einem solchen Betrag schlicht nicht machbar zu sein. Das liegt auch daran, dass die Pleite einer Großbank sogar dann, wenn wirtschaftlich ansonsten alles in Ordnung wäre, die anderen Großbanken enorm in Mitleidenschaft ziehen würde, weil die Institute so stark miteinander verflochten sind. Infolgedessen hätten die anderen Banken wiederum noch weniger Mittel, um den Fonds aufzufüllen.

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Schätze eine "große" Bank war da gar nicht vorgesehen

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Nein. Man ging wohl davon aus, dass der Staat in diesem Fall eingreifen würde.

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UDSSA - Hintergrundwissen
Die Gegenargumentation der FDIC ist m.E. durchaus stichhaltig. Man sollte auch bedenken, dass dieser Einlagensicherungsfond nicht jede Einlage absichert, sondern nur in einer Höhe von maximal 100.000,- Dollar (sog. "Peanuts"), bzw. im Fall geschickt verteilter Depots max. 250.000,- Dollar pro Person.

Der FDIC geht nicht so schnell pleite, denn er verfügt mit seiner Möglichkeit, die Prämien der zwangsversicherten Banken zu erhöhen, über eine Wunderwaffe. In den Worten der FDIC:
Our ability to raise premiums essentially means that the capital of the entire banking industry – that's $1.3 trillion – is available for support.
(Verstaatlichungsnews aus der Welt des Stalinismus-Hayekismus)

Angemerkt: Um den deutschen Privatbanken Unannehmlichkeiten wegen dem Konkurs der Privatbank IKB zu erparen, haben Merkel/Glos/Steinbrück einfach mal eben 11 Milliarden Euro Steuergelder rausgehauen, den Laden verstaatlicht, anschließend wieder zu Vorzugskonditionen re-privatisiert, und zwischendurch als Bauernopfer Ingrid Matthäus-Meier aus der KfW gekickt.

So hat das real regierende Schwarzgelb auf Kosten der Steuerzahler seine Probleme gelöst. Ich bin mir nicht sicher, ob die deutsche Politik verantwortungsvoller mit der Bankenkrise umgeht als die kriminellen Berufsirren der UDSSA-Regierung..

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nassim taleb fragt in seinem schwarzen schwan, wieso investment-und andere banker eigentlich "aussehen wie birnen in schwarzen anzügen, weißen hemden und roten kravatten" (übersetzung in der aktuellen "wirtschaftswoche" aus dem gedächtnis zitiert), i.e. langweilig und sicherheitseinflößend. der grund: weil sie etwas verkaufen, von dem sie selbst ahnen, wie unsicher es ist, und dieses wissen vor den kunden verbergen müssen. mir fiel auch dazu ein: in den besseren spielhallen ist das personal ebenfalls stets sehr förmlich gekleidet.

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