Lange nach dem Krieg

Im Jahr 2000 und 2001 gab es einen hässlichen und mit allen Mitteln ausgetragenen Konflikt zwischen mir und einer Allianz, in der Mitarbeiter einer öffentlichen Institution, einer privat finanzierten Tochter und ein externes Startup versuchten, aus einem non-profit-Projekt einen Goldesel zu machen. Das Startup hatte grosse Pläne mit dem Projekt, als Plattform zur Selbstdarstellung und gleichzeitig als Contentlieferant. Auf der anderen Seite standen ein paar wenige Leute, ein Gewerkschaftler, zwei Teilhaber am Projekt, meine Person und eine Anwaltskanzlei, die es in sich hatte. Die Gegenseite wusste zwar in groben Zügen, wer ich war und was ich damals getan habe, aber sie haben es unterschätzt.

Es wurde eine sehr bittere Schlacht; bitter vor allem deshalb, weil sie vollkommen überflüssig war. Damals war absehbar, dass die Weltherrschaftsträume des Startups unrealistisch waren. Die formaljuristisch übermächtigen Verflechtungen der Gegenseite konnten nicht verhindern, dass ich gezielt interne Informationen sammelte, und die Schäbigkeit des Business Plans den eventuell Einsichtigen der Allianz dargelegt habe. Aber die Gier und die Dummheit waren stärker als jeder Nachweis, dass das Startup keinerlei Basis für sein geplantes Geschäft hatte. Das Internet, da waren sie sich sicher, werde alle anderen Medien und Geschäftsmodelle in wenigen Jahren vernichtet haben.

Neben den üblichen juristischen Kniffen ging ich dann anders vor - ich gab gewissen Leute gewisse Hinweise, dass man sich Geschäftsbeziehungen mit dem Startup gut überlegen sollte. Die Firma, auf die das Startup seine Hoffnungen im Vertrieb setzt, ging schnell pleite. Den Rest besorgte die drohende Veröffentlichung einiger Vorgänge innerhalb des Startups, was die gegnerische Koalition zum Einsturz brachte.

Der Krieg ging mit einem Kompromiss zu Ende, der die andere Seite das Gesicht wahren liess. Sie wurden nicht unbedingt klüger; die unbelehrbare Elite-Absolventin, die das ganze geplant hatte, versuchte sich nach dem erzwungenen Ende der Allianz im Bereich Charity Aktionen. Das ging aufgrund von grössenwahnsinnigen Dimensionen so gründlich schief, dass sie und der im Kern Verantwortliche ihren Hut nehmen mussten, um die Verantwortlichen in der öffentlichen Institution dahinter zu schützen. Man kann, und das war die Lehre aus der Geschichte, ein erfolgreiches Projekt nach jahrelanger Arbeit mit einer einzigen Marketing-Aktion an den Abgrund bringen.

Die Elite-Absolventin wurde schwanger und heiratete, und ihr Chef ... keine Ahnung, vergessen, uninteressant, vorbei, bis gestern, als eine Mail kam. Inzwischen ist er selbstständig und hat einen kleinen Papierladen in der tiefsten Provinz übernommen, wo er Kugelschreiber, Büromaterial und die Bildzeitung verkauft.

Und ich? Nichts, eigentlich. Keine Genugtuung, kein Mitleid, nur ein Gefühl der Leere. Die New Economy hat wie eine Bombe Lebensentwürfe zertrümmert, so viele meiner früheren Gegner sind durch ihr eigenes Versagen für die nächsten Jahre, vielleicht sogar für ihr Leben ausser Gefecht. Was sie von 1998 bis 2002 gemacht haben, im grossen, geplanten Vernichtungskrieg der New Economy, wird noch lang an ihnen kleben. Die alte Wirtschaft kennt keine Entversagerisierung. Höchstens Zwangsarbeit ganz unten in den Strukturen.

Also, Ladenbesitzer in der Provinz... Ruhe in Frieden, das ist alles, was mir dazu einfällt.

Freitag, 20. August 2004, 17:10, von donalphons | |comment

 
Manager vs. Ladenbesitzer
Dieses Beratergeschäft erinnert mich manchmal wirklich an die Medicine Shows des Wilden Westens. Dabei sehnt man sich oft nur einfach nach einer ehrlichen kleinen Ranch ... Keine Präsentationen auf Vorschulniveau mehr. Keine wochenlang abgestimmten und verwässerten Abschlussberichte. Kein politisches Rumgeeiere über Entscheidungen. Die meisten Manager in den Konzernen sind ihren Drehstuhl nicht wert auf dem sie sitzen. Aufgestiegene Kleinbürger. Ohne Stil. Ohne Mut. Ohne Charakter.

Also ich hätt' gerne einen Waschsalon. Oder einen Käsestand auf dem Hamburger Isemarkt. Einfache Einnahmeüberschussrechnung.

So gesehen, gibt es Tage, da beneide ich einen Ladenbesitzer in der Provinz.

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Der hatte alle Möglichkeiten, die man sich vorstellen kann. Sogar die Politik stand hinter seinem Konzept, fast alles, fast jeder. Ein Überzeugungstäter, der nach langem Jobhoppen als Apparatschik glaubte, jetzt plötzlich das ganz grosse Rad drehen zu können. Für dieses Ziel wurde umgegründet, rechtlich getrickst, und von den Partnern rechtliche Dienstleistungen genommen. Keine Limits, keine Kontrolle, und wenn die das nicht über alle Masse ausgenutzt hätten, hätten sie sogar gewonnen. Ihre Masslosigkeit hat mir die Waffe und die Kugeln in die Hand gedrückt.

Wie wär´s mit dem hier? http://rebellmarkt.blogger.de/stories/92393/

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Story 92393: Meine Rede. Anscheinend die geheime Sehnsucht von uns allen ;)

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Ich habe hier noch ein herzzerreissendes Bild eines Waschsalons am Rosenthaler Platz, mit einer hübschen, gedankenverlorenen Blondine im fenster - soll ich es posten?

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Oh, bitte, ja ...

[Langsam mache ich, glaube ich, noch einen Special-Interest-Waschsalon-Blog auf]

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Kommt gleich (vorne)

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Früher war ja der geheime Wunsch immer eine Kneipe aufzumachen. Kein Wunder, dass Deutschland in der Krise ist. Hinter dem Tresen müsste man ja arbeiten, der Waschsalon läuft alleine... ;-)

Hella, die vor 20 Jahren schon mal einen Heiligabend im Waschsalon verbracht hat (Martin-Luther-Str. Ecke Hohensatufenstr.).

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Und der Kaffee kommt aus dem Automaten....

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