Gute 30 Jahre danach

hätte man gerne wieder solche Zustände, wild, revolutionär, anders. Vielleicht auch mit Sex, der noch etwas abenteurlich und verrucht ist. Am besten auf einem Fell vor dem Kamin, langhaarig, zottelig, Körpersaft schluckend. Nicht mehr das glatte Stäbchenparkett des frühen Jahrzehnts, auf dem Sex allein schon wegen der Härte des Bodens eine schnelle Angelegenheit wurde, aber Zeit war damals Mangelware, ich mein, hey, ficken können wir auch noch wenn wir tot sind oder den IPO geschafft haben. Gerade letzte Woche traf ich einen noch aktiven Vorstand, der meinte, wenn er einen Exit hinbekommen würde, dannn würde er sich erst mal eine Nacht im Bordell verrammeln.

Aber diese Zeiten sind vorbei. Und so eine Nacht im Bordell ist heutzutage nicht mehr finanzierbar, zumindest nicht mehr für das hart arbeiten hart feiern Publikum von damals. Also besinnt man sich auf heimische Werte und findet es schick, wenn solche verruchten Felle doch wieder zu kaufen sind.



Denn Zeit hat zumindest ein Partner im Moment ohnehin genug, da ist wieder Platz für etwas Phantasien. Und das wilde Leben vielleicht, und dazu noch eine DVD von Russ Meyer. Tal der Superhexen ist mal was anderes als die ruinenübersähte Silicon Alley, die den Alltag ausmacht.

Und wenn der Saft sein natürliches Ziel erreicht, kann man auf dem Fell das neue Buch der ehemaligen Popliteraten Sven Lager und Elke naters lesen. Das heisst "Durst Hunger Müde", beschriebt das Kinderhaben als glücklichen Zustand und hat auch so ein poppiges, oranges Blowup-Titelbild, das sich auf dem Fell blendend macht.

Jeder Revolution endet auf dem Fell.

Samstag, 25. September 2004, 23:52, von donalphons | |comment

 
hey, ich glaub' den "aktiven" vorstand samt verzweifelung kenne ich..

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Tolle Bekannte hast Du dann, ich muss schon sagen... ich habe ihn nur zufällig kennengelernt.

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kennen und Bekanntschaft sind zwei völlig unterschiedliche Dinge...

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mit fliessenden Grenzen, entlang des Stroms der Körperflüsigkeiten.

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na, ich glaub, so "aktiv" war er dann auch wieder nicht. eher enttäuschend. hofft wohl noch auf die stimulierende wirkung seines exits...

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Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Deshalb gehe ich jetzt auch aus.

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Zeitgeist
Also, ich habe so einen verruchten Flokati gerade erst 2001 ausgemustert, der war seit den 70ern in Betrieb. Nur mal so.

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@ Che

Dass du einen original Flokati hast, habe ich irgendwie geahnt. Hast du auch noch Reispapier-Lampen rumhängen?

Das ist halt der Unterschied: Wir älteren wissen, was Kult, Design und zeitlos ist, auch ohne ein Label oder die Unterschrift des Designers.

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Reispapier-Lampen
@ Hella: Nicht mehr. Aber das war auch noch gar nicht so lange her. Und mein wohnungsinterner Rotlicht-Bezirk funktionierte mit einem Absperrungskegel von ner Baustelle, in dem eine Glühbirne steckte.

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