Ein mieser Beruf für miese Charaktere

Ich habe ja nicht allzu viel mit Journalisten zu tun, und wenn doch, dann weiss ich auch meist bald wieder, warum das so ist: Schlecht angezogen, ungebildet, kein Benehmen. Kein Wunder, wenn sie dauernd mit PRoleten rumhängen.

Als ich auf den Medientagen war, habe ich ein paar Dinge gesagt, die nicht wirklich gut ankamen. Zum einem ungefähr, dass ich eine arme Sau wäre, wenn ich von diesem Beruf und seinen schlechter werdenden Bedingungen leben müsste. Die vierte Hilfsmacht hört es nicht gerne, wenn man sie als arme Schlucker bezeichnet. Und dann war da noch die Frage, wo das Podium in seiner Einschätzung in vier Jahren sein möchte: Ich sagte Meran, und weit weg vom Journalismus, dem ich aus der Ferne beim Niedergang zuschauen möchte. Das war nicht nett, aber ehrlich.



Aber wenn ich dann solche Abmahnirrsinmsgeschichten vom Nordkurier lese, nur weil ein Blogger über die unschönen Zustände in diesem Beruf berichtet, denke ich mir: Dem Journalismus muss man die Verkommenheit seiner Existenz noch viel deutlicher vor Augen führen. Das macht nicht irgendein versiffter Plattenkonzern, das macht ein Medium, das sich ansonsten sicher gern auf Presseprivilegien und die Pressefreiheit beruft.

Montag, 30. November 2009, 22:38, von donalphons | |comment

 
Die "vierte Hilfsmacht" werde ich mir merken. Thx.

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Versiffter Plattenkonzern
Passender Vergleich. Die ganze Logik des Geschäftsmodells dahinter ist ähnlich. Man hatte ein Vertriebsmonopol, das man nutzte, um maximale Preise beim Verkauf zu erzielen und entlohnte die Angestellten mager. Jetzt brechen die Einnahmen zusammen und wo spart man dann? Bei den Angestellten.

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Der Unterschied ist nur: Bei der Plattenindustrie wurde vor allem bei den Parasiten gespart, die im Management sassen, weil man auf Musiker nicht verzichten konnte. Bei Medien denkt man vor allem darüber nach, wieviele Parasiten man mit möglichst wenigen Journalisten durchfüttern kann.

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Nach dem Motto: Wenn ihr uns nicht kaufen wollt, dann müssen wir eben schlechter werden.

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Vom Nachholbedarf der deutschen Verlage
Nach kalifornischen Massstäben hat der Nordkurier die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt. Denn - so steht es in der NYT -: "The newspaper industry is coming to a General Motors moment — except there’s no one to bail them out."
Deshalb hier ein Modernisierungs-Schnellprimer in Form von NYT-Zitaten.
Zur Arbeitsweise: "...outsourcing Pasadena coverage to India at Pasadena Now... Indians are writing about everything from the Pasadena Christmas tree-lighting ceremony to kitchen remodeling to city debates about eliminating plastic shopping bags."
Rekrutierung: "So, he thought, “Where can I get people who can write the word for less?” ... he put an ad on Craigslist for Indian reporters and got a flood of responses... He fired his seven Pasadena staffers — including five reporters — who were making $600 to $800 a week, and now he and his wife direct six employees all over India on how to write news and features, using telephones, e-mail, press releases, Web harvesting and live video streaming from a cellphone at City Hall."
Bezahlung: “I pay per piece, just the way it was in the garment business,”... “A thousand words pays $7.50.”
Selbstverständnis: "Macpherson admits you can lose something in the translation — the Pasadena City Council Webcast that the Indian reporters now watch once missed two African-American lawmakers walking out in protest — but says the question is, how significant is it?"
Pilotfunktion: "But then in October, Dean Singleton, The Associated Press’s chairman and the head of the MediaNews Group — which counts The Pasadena Star-News, The Denver Post and The Detroit News in its stable of 54 daily newspapers — told the Southern Newspaper Publishers Association that his company was looking into outsourcing almost every aspect of publishing, including possibly having one news desk for all of his papers, “maybe even offshore.”
Um die Lesbarkeit des Produkts sicherzustellen, sollte auf den Oettinger-Vorschlag zurückgegriffen werden, den Gebrauch der deutschen Sprache einzuschränken. Sie steht einer Ausschöpfung der Optimierungspotentiale vorläufig noch im Weg. Es wäre aber zu prüfen, ob die Friedrich-Naumann-Stiftung in Honduras ihren Stipendiaten genügend Deutschkenntnisse vermittelt hat, um einen gleitenden Übergang in die Zukunft zu ermöglichen. Eventuell liesse sich so auch gewährleisten, dass Nachrichten über Vorgänge wie z. B. demonstratives Fernbleiben oppositioneller Parlamentsabgeordneter aus Anlass von Militärinterventionsbeschlüssen oder Hubschrauberlandungen auf Gebäuden in der Frankfurter City mit jener zeitlichen Distanz übermittelt werden, die ihnen erst den Wert historisch bedeutsamer Information verleiht.

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So einen großen Unterschied zwischen Plattenfirmen und Verlagen sehe ich gar nicht. Vielleicht wurde bei den Plattenfirmen ein wenig am Wasserkopf gespart, aber besonders hat man doch bei den Künstlern gespart. Weniger bei den alten Etablierten, denn die braucht man ja noch. Nein, man baut keinen Nachwuchs mehr auf. Man versucht mit wenig Geld schnell über dümmliche Fernsehformate Figuren aufzubauen, aber einen echten Nachwuchs, der erstmal aufgebaut werden muss, da will man kein Geld mehr reinstecken. Nur noch das schnelle Geld zählt, da Plattenfirmen heute auch nur noch eines von diversen Cost Centern großen Konzerne sind. Langfristigkeit zählt da nicht, wo nur auf die nächsten Quartalszahlen geschielt wird. Viele heute bekannte Gruppen (z.B. Genesis) hätten in der heutigen Zeit als Newcomer keine Chance mehr, weil sie in ihrer Entstehungszeit viele Jahre brauchten, bevor sie wirklich mal finanziell erfolgreich waren.
Ähnlich bei Zeitungen, die keinen Qualitätsjournalismus mehr vorhalten. Oder Buchverlagen, die lieber den alten Etablierten mit Fanbase Zucker reinblasen und jungem Nachwuchs kaum Chancen einräumen.

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In Ansätzen wurde das ja schon probiert:

http://www. spiegel.de/wirtschaft/0,1518,388614,00.html

Warum Outsourcing in andere Länder bei Leistungen von Journalisten, Textern, Webdesignern und anderen Dienstleistungen nicht läuft? Weil es im Inland immer Leute gibt, die es noch billiger machen. Wenn das Honorar mal wieder gekürzt wird, stöhnen die freien Journalisten zwar auf, trotzden wird weiter gearbeitet.

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Tjaha, wie gut, dass man bei der FAZ so gerne Gesellschaftsnachrichten vom Tegernsee liest, die man nur schreiben kann, wenn man da hineingeboren wurde. Und da gibt es keine Inder.

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Trotzdem halte ich das für zukunftsträchtig, jedenfalls für viele journalistische Felder. Je mehr Pressekonferenzen und Events im Internet übertragen werden, desto unwichtiger wird es für Journalisten, real vor Ort zu sein. Wenn selbst Gemeinderäte ihre Sitzungen ins Internet streamen, dann kann auch der Bericht in der Ukraine zusammengestöpselt werden. Schlechter als der derzeitige Lokaljournalismus wird das kaum sein.

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ich denke, wenn alle zusammen die Qualität runterfahren, dann kann man die Leute auch daran gewöhnen. Und Journalisten sind nun mal bis zum letzten Schnaufer bereit, sich unterzuordnen. Berufskrankheit.

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meine exchefin (pr-oletin) sagt immer so in etwa: "die redaktionen sind alle unterbesetzt, die freuen sich über jeden scheiß, hauptsache es ist eine story, mit der sie leute für dumm verkaufen können und die sie nichts kostet. da müssten die sich ja sonst die mühe machen und einen praktikanten einstellen."

vielleicht werden journalisten ja aussterben. dafür gibt es dann diese stillschweigenden abkommen zwischen pr-oleten und redaktionen, zuliefern auf bestellung und maul halten, anderer name drunter und fertig. dieses jahr haben wir sogar die blöd geknackt, die sich ja zunächst vehement gegen unsere beiträge gewehrt hatte, immerhin, was mich eine zeitlang heimlich freute.

das rad ist eben leider schon erfunden, man kann es auch nicht aufhalten. das bonhoeffersche in-die-speichen-fallen kostet immer den kopf, oder zumindest geld und nerven wegen so einem erpresserschreiben.

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Das traurigste an der Geschichte ist, dass der Blogger abgemahnt wurde, weil er seine Informationen aus diesem Münchner Wurstblatt bezogen hat!

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Überschrift trotzdem falsch
Es gibt trotz allem Journalisten mit Charakter, die versuchen, einen integren Job zu machen. Gerade die sind von der jetzigen Situation in einer Weise betroffen, die einfach nur tragisch ist. Häme nach dem Motto: "Ich bin finanziell unabhängig und Ihr seid alles Nutten" ist da fehl am Platz.
Die moralische Verkommenheit gibt es ja mehr auf der Chef-Ebene, dort, wo Überschriften formuliert werden und über die Abmahnungen entschieden wird.

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