Früher war es im August.
Und in Köln. Und es war richtig voll und wichtig. Prominenz kam auch. Kein Wunder, dass Thomas Middelhoff den Umbau von Bertelsmann zum eKonzern auf der Popkomm verkündete. Papier, Siliconscheiben, Pappe, Videokasetten, das war alles nicht mehr wert, für einen kurzen Moment im August des Jahres 2000. Middelhoff wollte das Netz erobern, und Musik war der Schlüssel dazu; digital, so schnell wie das Licht, nicht materiall, billig, omnipräsent, emotional, der Türöffner.
"Haben Sie den Mut, auch Fehler zu machen und alles komplett in Frage zu stellen. Sehen sie die Chance und nicht so sehr das Risiko", rief er in die Menge der anwesenden Music-Bizzler, und alle hörten es gerne. Denn das Fiasko der New economy war nach damaliger Lesart ein versagen unfähiger junger Leute, und die grossen Konzerne würden sich jetzt daran machen, die Trümmer aufzusammeln und das grosse Geschäft zu machen.
Es war strahlend schön, in diesem August 2000. Man hatte die Medien gut ausgehalten, man war nett, man war gut drauf. Und dann sagte Middelhoff etwas, was sich bewahrheitet hat, etwas, weshalb ich ihn immer noch achte: "Die neue Technik a la Napster ist nicht mehr zu stoppen."
Ansonsten: Middelhoff hat die Risiken wirklich nicht gesehen. Das Internet ist kein Markt, sondern für die Musikinustrie das Tor zur Hölle. Und es ist noch längst nicht vorbei. Was nicht zu stoppen ist, ist nicht die Technik - was nicht zu stoppen sind, sind die Menschen dahinter.
Jetzt ist die Popkomm in Berlin angekommen. Es geht nicht mehr ums Erobern, sondern nur noch unm den möglichst geordneten Rückzug. Man baut digitale Barrikaden und rechtliche Gräben im Netz. Der Kunde ist der Feind. Es ist fast Oktober; es regnet, es ist kalt, und wenn es am Morgen doch klaren Himmel gibt, pfeift ein eisiger Wind durch die Strassen.
Die Popkomm ist da. Bald ist sie wieder weg, und die Sozialhilfeempfänger sparen weiterhin auf die neue 200 GB-Platte, für all den Krempel aus dem Netz.
"Haben Sie den Mut, auch Fehler zu machen und alles komplett in Frage zu stellen. Sehen sie die Chance und nicht so sehr das Risiko", rief er in die Menge der anwesenden Music-Bizzler, und alle hörten es gerne. Denn das Fiasko der New economy war nach damaliger Lesart ein versagen unfähiger junger Leute, und die grossen Konzerne würden sich jetzt daran machen, die Trümmer aufzusammeln und das grosse Geschäft zu machen.
Es war strahlend schön, in diesem August 2000. Man hatte die Medien gut ausgehalten, man war nett, man war gut drauf. Und dann sagte Middelhoff etwas, was sich bewahrheitet hat, etwas, weshalb ich ihn immer noch achte: "Die neue Technik a la Napster ist nicht mehr zu stoppen."
Ansonsten: Middelhoff hat die Risiken wirklich nicht gesehen. Das Internet ist kein Markt, sondern für die Musikinustrie das Tor zur Hölle. Und es ist noch längst nicht vorbei. Was nicht zu stoppen ist, ist nicht die Technik - was nicht zu stoppen sind, sind die Menschen dahinter.
Jetzt ist die Popkomm in Berlin angekommen. Es geht nicht mehr ums Erobern, sondern nur noch unm den möglichst geordneten Rückzug. Man baut digitale Barrikaden und rechtliche Gräben im Netz. Der Kunde ist der Feind. Es ist fast Oktober; es regnet, es ist kalt, und wenn es am Morgen doch klaren Himmel gibt, pfeift ein eisiger Wind durch die Strassen.
Die Popkomm ist da. Bald ist sie wieder weg, und die Sozialhilfeempfänger sparen weiterhin auf die neue 200 GB-Platte, für all den Krempel aus dem Netz.
donalphons, 23:07h
Mittwoch, 29. September 2004, 23:07, von donalphons |
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mark793,
Donnerstag, 30. September 2004, 00:29
Achtung, Middelhoff
Hm, Ihre Achtung vor Mr. Middelhoff überrascht mich ein wenig. Was hat der nicht auch alles für Bullshit verzapft: E-Commerce, BOL etc. Und was hat er denn für richtige Konsequenzen gezogen aus der Erkenntnis, dass das p2p-Ding nicht mehr zu stoppen ist? OK, die Mohns haben ihn ausgebremst, vielleicht hätte er ja Napster sonst zum next big thing in Gütersloh gemacht. Aber wie schon Eugen Roth sagte: Das Bild der Welt ist immer schief - betrachtet durch den Konjunktiv...
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donalphons,
Donnerstag, 30. September 2004, 00:35
Nun, sein Scheitern war kein kleinkariertes Stümpern, sondern eine alles umfassende Katastrophe. Unter ihm mussten sich Mädchen, als rosa Törtchen verkleidet, vor Buchclubs postieren, unter ihm liessen sich Mitglieder der familie Mohn willig auf den Irrsinn Lycios ein, bis heute. Das muss man erst mal schaffen.
Spass beiseite, natürlich hätte Middelhoff, hätte man ihn gelassen, Bertelsmann in eine Katastrophe geführt. Aber ich kenne eben auch einen Fall, in dem er eines seiner Lieblingsprojekte gegen jede Vernunft und besseres Wissen gerettet hat, einfach, weil er es nicht lassen kann. Stur? Ja. Aber ich mag sowas.
Spass beiseite, natürlich hätte Middelhoff, hätte man ihn gelassen, Bertelsmann in eine Katastrophe geführt. Aber ich kenne eben auch einen Fall, in dem er eines seiner Lieblingsprojekte gegen jede Vernunft und besseres Wissen gerettet hat, einfach, weil er es nicht lassen kann. Stur? Ja. Aber ich mag sowas.
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mark793,
Donnerstag, 30. September 2004, 00:59
Besser Karstadt...als Bertelsmann
ich seh die Bilanz seiner Amtszeit auch nicht total negativ. Immerhin hat er so was wie Leben in die z.T. verschnarchte ostwestfälische Ex-Bibeldruckerei gebracht. Mal gespannt, ob er bei Karstadt-Quelle was reißen kann als AR-Vorsitzender. Wie man heute hört, ist da massives Downsizing angesagt - wie man es in der NE ja schon kennt...
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kopfherz,
Donnerstag, 30. September 2004, 01:32
stur .. nunja, wer es sich leisten kann. middelhoff konnte das. er fiel nicht, und musste auch nicht darben.
die anderen, die wegrationalisiert wurden, weil m. keinen überblick hatte, die "trübe, träge, unbewegliche masse ohne visionen", die interessiert ja nicht.
find ich nicht okay.
die anderen, die wegrationalisiert wurden, weil m. keinen überblick hatte, die "trübe, träge, unbewegliche masse ohne visionen", die interessiert ja nicht.
find ich nicht okay.
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donalphons,
Donnerstag, 30. September 2004, 01:54
Soweit ich mich erinnern kann, wurde in den Ebenen darunter auf Teufel komm raus rumstrukturiert, wie es der gerade herrschenden Meinung von Bizz & Co. entsprach. Das war nicht nur Middelhoff, das waren praktisch alle, die irgendwas zu sagen hatten. Als sie versucht haben, mit musicdownload24.de Napster Konkurrenz zu machen, haben sie einfach ein Team in Amerika gekauft, viel zu knappe Deadlines gesetzt, und prompt krachte das Ding mit Virenscannern zusammen.
Völliger Irrsinn, diese Zeit, keine Frage. Aufbauen, ohne Verstand falsch einsetzen, rote Zahlen machen, abschreiben, feuern. So war das damals. Allerdings kann ich mich auch erinnern, wie alle damals, auch die normalen Mitarbeiter, ins E-Business drängen wollten.
Völliger Irrsinn, diese Zeit, keine Frage. Aufbauen, ohne Verstand falsch einsetzen, rote Zahlen machen, abschreiben, feuern. So war das damals. Allerdings kann ich mich auch erinnern, wie alle damals, auch die normalen Mitarbeiter, ins E-Business drängen wollten.
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alan smithee,
Sonntag, 3. Oktober 2004, 15:07
Großstadtbilder
Editiert von Don Alphonso. Nach alter Dotcomtod-Manier, wie man dort eben mit solchen Dreikäsehoch-Postings umgeht. Nichts besseres zu tun? Get a life. Elsewhere.
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