Einladung zum Alptraum
Business Plan Wettbewerb 2004/5. Aus irgendwelchen undefinierbaren Gründen bin ich immer noch im Verteiler, und ja, ich habe mich schon dreimal abgemeldet. Das Thema ist nicht tot, es ist schon in Verwesung. Früher waren die Events ganz nett, aber heute ist es nur noch lächerlich. Ein paar Studenten, und Dutzende von subalternen Angestellten von Kanzleien, Beratern und PR-Dienstleistern, die sich hier erste Kontakte, Mail-Adressen und Business-Cards aus dem Farbdrucker mit Perforierung verschaffen sollen. Restbestände der New Economy, die immer noch an ein Leben auf der Überholspur glauben. Jamba hat es doch auch geschafft, werden sie auf dem Podium sagen, und auch sonst gibt es genügend Anzeichen für die Besserung, es gibt neue emerging markets, man muss antizyklisch denken, und besser vergessen, dass das während der letzten 4 Jahre auch schon oft gesagt wurde. Von denen, die es damals hörten, ist aber längst keiner mehr da.
Nein, sie sind nicht pleite, wie fast die gesamten Alumnis von 1999 bis 2001. Sie haben einfach kein Geld bekommen, und so klug, dass sie inzwischen um die Notwendigkeit von Brennstoff für das Rasen auf der Überholspur wissen, sind die Überlebenden inzwischen geworden. Learning bei Verrecking. The early Bird gets the poisioned worm. Das Geld liegt auf der Strasse, die VCs müssen wieder investieren, und 90% Pleiten oder Walking Dead sind eingepreist. Willkommen bei der Totentanzpolonaise im Vorloft der Hölle, nur drei Finanzierungsstufen bis zum Exit, so oder so....
Vielleicht sollte ich doch hingehen.
Nein, sie sind nicht pleite, wie fast die gesamten Alumnis von 1999 bis 2001. Sie haben einfach kein Geld bekommen, und so klug, dass sie inzwischen um die Notwendigkeit von Brennstoff für das Rasen auf der Überholspur wissen, sind die Überlebenden inzwischen geworden. Learning bei Verrecking. The early Bird gets the poisioned worm. Das Geld liegt auf der Strasse, die VCs müssen wieder investieren, und 90% Pleiten oder Walking Dead sind eingepreist. Willkommen bei der Totentanzpolonaise im Vorloft der Hölle, nur drei Finanzierungsstufen bis zum Exit, so oder so....
Vielleicht sollte ich doch hingehen.
donalphons, 13:17h
Montag, 1. November 2004, 13:17, von donalphons |
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slowburn,
Montag, 1. November 2004, 15:16
Hab die Einladung auch bekommen, werd aber sicher nicht hingehen. Die Selbstüberschätzung und -beweihräucherung war schon beim letzten "social gathering" nicht zu ertragen.
Lustig am Rande: es sind wieder deutlich mehr Hardware-Menschen da, als noch vor ein paar Jahren.
Lustig am Rande: es sind wieder deutlich mehr Hardware-Menschen da, als noch vor ein paar Jahren.
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donalphons,
Montag, 1. November 2004, 15:47
Ja, und Mediziner und Machinenbau - grauslig. Was wird nur aus all den armen Koks-Dealern?
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pathologe,
Montag, 1. November 2004, 15:41
Positiv denken...
... ohne positiv zu handeln.
Nett, dass trotzdem diese Events noch stattfinden. Fast wie die Schneeballsysteme: "Sie brauchen nur ein wenig zu warten und andere zu motivieren, dann geht das wie von alleine!". Warum erinnert mich das an Telekom-Aktien? Oder T-Online?
Der Markt ist verlaufen für Start-Ups, oder zumindest überschaubar winzig geworden. Die, die dort noch hingehen, denen kann man wahrscheinlich auch Rheumadecken auf einer Kaffeefahrt verkaufen...
Nett, dass trotzdem diese Events noch stattfinden. Fast wie die Schneeballsysteme: "Sie brauchen nur ein wenig zu warten und andere zu motivieren, dann geht das wie von alleine!". Warum erinnert mich das an Telekom-Aktien? Oder T-Online?
Der Markt ist verlaufen für Start-Ups, oder zumindest überschaubar winzig geworden. Die, die dort noch hingehen, denen kann man wahrscheinlich auch Rheumadecken auf einer Kaffeefahrt verkaufen...
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donalphons,
Montag, 1. November 2004, 15:50
Aber irgendwo müssen die VCs doch ihre Management Fees abfeiern, da kommen schon ein paar Kilometer mit dem Jaguar zusammen.
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malakay,
Montag, 1. November 2004, 15:50
"Mein Swimmingpool, reicht von Casablanca bis ...
nach Istanbul, das ist ein Mordsmodul" singen die Ärzte in "Ich bin reich".
So einen großen Swimmingpool will ich zwar nicht. Wer soll denn den saubermachen?
Also ich würd schon ganz gerne auf der Überholspur leben. Wenn du mir sagst wie ich das machen kann, dann brauche ich dieses Jahr nicht hingehen. Wenn nicht, muss ich wohl wieder vorbeischauen.
Übrigens habens die "vr solutions" auch geschafft, denen geht es recht gut.
So einen großen Swimmingpool will ich zwar nicht. Wer soll denn den saubermachen?
Also ich würd schon ganz gerne auf der Überholspur leben. Wenn du mir sagst wie ich das machen kann, dann brauche ich dieses Jahr nicht hingehen. Wenn nicht, muss ich wohl wieder vorbeischauen.
Übrigens habens die "vr solutions" auch geschafft, denen geht es recht gut.
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donalphons,
Montag, 1. November 2004, 16:15
Jaja, meine Studenten lesen "Liquide" auch eher als Gebrauchsanweisung denn als Warnung. Und die Maschine braucht frisches Fleisch. Wie auch immer, wer 1999 bis 2001 nicht dabei oder zu jung war, hat kaum mehr versäumt als ein Landser, der nicht in Stalingrad war.
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che2001,
Montag, 1. November 2004, 16:23
Frage des Standpunkts
Ich habe diese Zeit trotz allem genossen. Aber wir haben im Gegensatz zu den Allermeisten ja auch die Formen korrekten Sozialverhaltens gewahrt und uns gegenseitig aus der Scheiße geholfen, als die Party vorüber war. Und naseweise Studenten krähen schon wieder, es habe am mangelnden Controlling gelegen. Also, daran lag es sicher nicht. Unser Controller wusste von Anfang an, dass das Geld nicht reichen würde, und er sagte es jedem. Die wollen heute alle schon nicht mehr glauben, dass die NE ein einziger organisierter Betrug (einschließlich Selbstbetrug) war. Lustig finde ich die Firmenkontaktmessen der Unis. Hach, diese jungen Studis müssen doch vor Hoffnung verrückt sein.
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donalphons,
Montag, 1. November 2004, 16:54
Es sagt ihnen ja auch keiner, wie es damals wirklich war, und wichtiger, was die Mechanismen des Betriebs sind. Aber die muss man selbst erlebenm, sonst glaubt man es nicht, und wenn man sie erlabt hat, ist es schon zu spät, das Wissen anzuwenden.
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hella,
Montag, 1. November 2004, 19:51
Da muss ich immer wieder auch an einige "Unternehmer-Blogs" denken. Optimimus pur. Man kann es schaffen, wenn man bloss will und hart arbeitet. Netzwerken ist das halbe Geschäft. Werbung mit kleinem Budget. Success-Stories. Man muss nur die Marktnische finden. Win-Win-Situation. Zweitklassige Berater muss man hinterher teuer bezahlen. Mit Unternehmensblogs zum Erfolg. bla bla bla bla bla
Das gegenseitige auf die Schulter klopfen und das gemeinsame Rezitieren der Erfolgsregeln erinnern mich manchmal an religiöse Gruppierungen.
Das gegenseitige auf die Schulter klopfen und das gemeinsame Rezitieren der Erfolgsregeln erinnern mich manchmal an religiöse Gruppierungen.
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donalphons,
Montag, 1. November 2004, 23:05
Nun, was sollen sie sonst tun? Bloggen ist billig, senkt ihre Markteintrittskosten, sie sind vorne dran haben ihre Freunde, die das gut finden. Gar nicht so einfach, sowas ansonsten in diesen Zeiten zu finden.
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malakay,
Mittwoch, 3. November 2004, 12:31
Geld! Geld!
Das ich mir weh tu, wenn ich von der Autobahnbrücke springe, weiß ich auch ohne es selbst auszuprobieren. Es gibt also Situationen, die kann man nachvollziehen, ohne dass man dabei war :-)
Die meisten StartUps sind Opfer ihrer eigenen Gier geworden. Für einen Betrug gehören braucht man immer zwei: Den Betrogenen und den Betrüger.
"New Economy" gabs schon früher: Kolonialisten in Amerika, Goldrausch am Klondike, Eisenbahnaktien in der Gründerzeit.
Die Blasenpioniere hätten ihr Schicksal also in einem guten Geschichtsbuch nachlesen können.
Ich hab als Schüler damals 4.000 Euro in Aktien angelegt, für die ich jetzt 1.300 Euro bekommen habe. Das waren meine Ersparnisse damals, also mein ganzes Hab und Gut. Schön blöd. Ich dacht wie alle anderen, morgen sinds schon 8.000 Euro. Hätte es halt besser wissen müssen.
Die meisten StartUps sind Opfer ihrer eigenen Gier geworden. Für einen Betrug gehören braucht man immer zwei: Den Betrogenen und den Betrüger.
"New Economy" gabs schon früher: Kolonialisten in Amerika, Goldrausch am Klondike, Eisenbahnaktien in der Gründerzeit.
Die Blasenpioniere hätten ihr Schicksal also in einem guten Geschichtsbuch nachlesen können.
Ich hab als Schüler damals 4.000 Euro in Aktien angelegt, für die ich jetzt 1.300 Euro bekommen habe. Das waren meine Ersparnisse damals, also mein ganzes Hab und Gut. Schön blöd. Ich dacht wie alle anderen, morgen sinds schon 8.000 Euro. Hätte es halt besser wissen müssen.
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donalphons,
Mittwoch, 3. November 2004, 12:45
VC hat mit "Wirtschaft" nichts zu tun. Es ist so: Die stellen Dir ein Fluzeug hin, füllen es mit Nitroglycerin und sagen: Flieg. Du willst nicht zu Fuss gehen, also steigst Du ein. Wenn es Dich nicht sofort zerreisst, musst Du durch einen Abgrund, der hinter Dir explodiert, und rechts und links sind nur ein paar Zentimeter zur Wand. Alle paar Minten detoniert jemand, fuckegal nur ein Konkurrent weniger, aber Du kommst durch. Am Anfang ist es die Hölle, Du versuchst nur am Leben zu bleiben. Nach einer Weile glaubst Du, dass Du das Spiel heraus hast, und fängst an, mit den Flügeln zu wackeln. Ey, Du bist gut Mann, Du lebst, wo die Competition draufegt, und Du glaubst, dass Du es unter Kontrolle hast. Du fängst an, den Paranoia-Geschwindigkeits-Cocktail zu lieben, das Brüllen des Motors,und die Funken, wenn Du der Wand zu nahe kommst. Du wirst nie nach oben wegziehen, in das unendliche Blau der Alternativen, Du bleibst unten im Abgrund, Du fliegst bis zuletzt, Du lässt das Steuer nicht los, und am Ende bist Du ein verkohlter Haufen selbstüberschätzter Freakscheisse ganz unten in einem ausgebrannten Wrack, das Dein beschissenes Leben ist und die goldene Zukunft werden sollte, aber das Steuer hattest Du bis zum letzten Moment in der Hand, und Du warst gut, aber auch die Besten haben keine Chance, oder eine, die bei 1:1000 liegt.
VC ist die Hölle. Es gibt nichts, was mit VC vergleichbar wäre, zumindest nicht hier in Deutschland. Ich weiss nicht, was die Zukunft ist, aber ich war in der Vergangenheit im innersten Kern des Systems, und ich weiss, wie die Zukunft hoffentlich nicht sein wird.
VC ist die Hölle. Es gibt nichts, was mit VC vergleichbar wäre, zumindest nicht hier in Deutschland. Ich weiss nicht, was die Zukunft ist, aber ich war in der Vergangenheit im innersten Kern des Systems, und ich weiss, wie die Zukunft hoffentlich nicht sein wird.
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malakay,
Mittwoch, 3. November 2004, 14:40
Einmal ist keinmal
Stehen die Fakten zu deinen Andeutungen in deinem Buch? Dann schreib ichs mir nämlich auf meinen Wunschzettel.
Wenn du kokst, kannst du deinen Dealer auch nicht dafür verklagen, dass er dir den Stoff besorgt.
Aber deine Kritik ist sicher berechtigt. Ich werds mir zu Herzen nehmen, wenn ich den Steuerknüppel mal in die Hand kriege.
Wenn du kokst, kannst du deinen Dealer auch nicht dafür verklagen, dass er dir den Stoff besorgt.
Aber deine Kritik ist sicher berechtigt. Ich werds mir zu Herzen nehmen, wenn ich den Steuerknüppel mal in die Hand kriege.
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donalphons,
Mittwoch, 3. November 2004, 15:01
Das Buch ist ein Roman, da wurde von zwei Kanzleien alles getan, um keine Fakten drin stehen zun lassen, ich hatte keine Lust auf Prozesse. Ich würde eher sagen, es ist von kulturhistorischem Interesse, wenn man was über den Moment erfahren will, als alles schwarz wurde. Es war nicht so wie im Buch, aber es könnte so gewesen sein...
Und mach Dir keine Illusionen, wenn man am Knüppel ist, hat man für Vorsicht keine Zeit.
Und mach Dir keine Illusionen, wenn man am Knüppel ist, hat man für Vorsicht keine Zeit.
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