Es gab eine Zeit in München,

zu der man froh sein konnte, wenn man nach den Semesterferien noch alle Studies beisammen hatte. Bis Sommer 2001 saugte die New Economy die Leute vom Studienplatz weg hinein in die Business Hölle, aus der sie dann als Studienabbrecher mit vollem Kleiderschrank und leerem Konto in die Arbeitslosigkeit ausgespuckt wurden. Dafür gab es viele Gründe; sie hiessen Business 2.0, Tomorrow Focus, Quam, falls das noch jemandem ein Begriff ist.

Dann brach die Zeit an, in der man die Haare wieder verwuschelter trug, die Perlenkettenträgerinnen das Studium wieder ruhiger angingen, und viele auf die Idee kamen, dass Internet ja doch nicht so wichtig ist und PR viel interessanter sein kann. Manche gaben die Karriereträume auch ganz auf, weil es ja egal war, ob man als Leistungsträger oder als freier Kreativer keinen Job bekam; lieber den Vormittag im Cafe sitzen als im Arbeitsamt oder bei Qualifizierungsmassnahmen in staatlich überbezahlten Software-Akademien mit Zewa-WischundWeg-Diplom.

Nachdem der Vormittag im Cafe für normale Studentinnen in München praktisch unfinanzierbar ist, setzte an dieser Bruchstelle die Entscheidung ein, München zu verlassen. Sie sagten, in Berlin wäre alles soo viel billiger, die Leute wären offener, es würde viel mehr passieren, und überhaupt sahen sie bald so aus wie Felicitas Woll, die die Figur des Landeis Lolle in "Berlin Berlin" gibt. Spätenstens, wenn sie dann Ringel-T-Shirts trugen, war klar, dass es nicht mehr lange gut gehen würde. Jeden Vorabend wurden die immer gleichen Botschaften in die Köpfe gedroschen: Berlin Berlin ist so viel besser, kreativer, jeden Tag eine neue Chance, jeder Tag ein neues Glück, ausserdem viele Freaks, Schwangerschaften, auch etwas lesbischer Sex und all das Gefühlsleben, das sie sonst nicht haben, zumal in München, wo es eigentlich nur 2 Alternativen gibt: Freund oder Freiwild, beides übrigens nicht wirklich spannend.



Fanden sie. Und zogen nach Berlin, fühlten sich wie Lolle und versuchten, das alles irgendwie nachzuspielen. In der Kastanienallee gibt es noch hunderte dieser Lolle-Darstellerinnen; die, die früher kamen, kellnern für die, die jetzt erst anreisen. Manchmal läuft auch ein Rastaman an ihnen vorbei, der leise Haschisch murmelt, und dann fühlen sie sich sehr grossstädtisch, übersehen den Hundehaufen, den es im Film natürlich nicht gibt, werden an der Kasse betrogen, kochen auf ihrem schlecht gewarteten Gasherd und essen die Nudeln aus dem Topf mit dem einzigen Löffel, den sie in der Mikrobenzucht ihres Waschbeckens finden konnten. Nein, so war das nicht im Film, und so wird es auch nie mehr sein, denn die ARD hat ein Einsehen und stellt die Propagandaausstrahlungen für die Reichshauptstadt ein.

Und die Hauptdarstellerin zieht in die Provinz, nach Stuttgart Stuttgart, wo die Bevölkerung wohlhabend und die Selbstmordrate niedrig ist. Gar nicht so dumm, die Darstellerin. Tübinger Zahnarzttöchter müssen sich jetzt neue Illusionen suchen.

Mittwoch, 3. November 2004, 11:58, von donalphons | |comment

 
Jawollingen
Endlich sagst mal einer. Berlin gehört in die Tonne getreten, diese übergroße bankrotte Kaff. Den Potsdamer Platz ausgraben und nach München rüberschiffen, sonst gibts in der Stadt ja nichts interessantes.

Das Siegestor ist sowieso schöner als das Brandenburger Tor.

Bei meinem letzten Urlaub musste ich eine Woche lang jeden Abend mit einem Sozialarbeiterpaar aus Berlin am Tisch sitzen. Das dabei erlittene Trauma habe ich bis heute noch nicht verarbeitet.

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*Ahem* Wenn man, wie ich, alle paar Wochen mit dem Auto vom Zwnagsexil Berlin in die Heimat München fährt, merkt man leider schnell, dass die schlechteren Viertel Berlins für grosse Teile dieses Landes repräsentativer sind, als so ziemlich alles bei uns in Bayern.

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naja
dann rate mal, warum nicht nur in den 20ern des letzten Jahrhunderts sondern auch heute wieder eine Reihe von Menschen, die in Berlin arbeiten, in Hamburg leben?

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Sueddeutschland?
Eher nein danke!
Allerdings glaube ich nicht das Berlin wirklich Repraesentativ fuer den Rest von D stehen kann.
Denn in Stuttgart / FFM / Mannheim / Kiel / Hamburg / Muenchen / Koeln / Duesseldorf / Gruss-Umstadt / Darmstadt / wasweissichfuereinkaff haette ich schon laengst meinen Job gefunden, der mich aus UK zurueck nach D bringt. Eher die Situation Ostdeutschlands findet sich hier wieder.
Aber auch wenn ich nicht aussehe wie Lolle, nicht aussehen will wie Lolle, und mir die soziale Realitaet in Berlin durchaus bewusst ist, ich werde einen Deibel tun und wieder in so ein fieses Kaff wie FFM ziehen.
Denn kulturell hat Berlin nunmal mehr zu bieten, das kann der Don drehen wie er will. Und damit meine ich NICHT den Potsdamer Platz!
Dann schon eher Leipzig, Dresden oder Berlin. Denn eines tut dem traumatisierten Wessi mal ganz gut: von seinem hohen Ross absteigen!

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Keine Sorge, ich schaue mir auch schon den Schlamm sehr genau an, den Dreck, den Niedergang, der der Legende zufolge der fette Hunmus für Kultur sein soll - ich glaub´s ja eher nicht...

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Und da haben wir's wieder ...
... Ansichten eines Menschen der aus der Voyeur-Position vermeintlich von oben herab urteilt was kultur ist und was nicht. Tut mir leid Don, aber ich denke grade Du solltest dich von dem hohen Ross runterholen in der Beziehung.
Kultur als Gesamtheit der kuenstlerischen (ob trivial oder nicht) Ausdrucksformen einer Volksgemeinschaft ist eben nicht nur Rolf-Benz und Pinakothek. Wobei man sich vom Standpunkt Theater, Oper und Museen in Berlin ja nun wirklich nicht Beschweren kann. Wenn mir meine Zeit hier in London, der mit Sicherheit groessten und kommerziellsten Stadt Europas eines gezeigt hat, dann wie sehr kulturelles Leben auch von Moeglichkeiten lebt.
Und Berlin macht das Schaffen von Kultur jenseits der Bedingungslosen Vermarktung moeglich wie bisher keine Stadt die ich gesehen habe. Keine Mondmieten fuer Gallerie-Platz. Keine Probleme seine Kunst/Musik zu praesentieren ohne gleich das Hemd ausgezogen zu bekommen. Und die Ergebnisse profitieren davon. Und auch vom Standpunkt des Nachtlebens, das ich doch durchaus mit zur Kultur zaehle (Don mag da anderer Ansicht sein) habe ich selten eine so entspannte Situation erlebt.
Schimpf es ruhig Dreck. Wohl eine Frage des persoenlichen Standpunktes.

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Ich schimpfe nicht im Geringsten - ich beschreibe nur die Erbärmlichkeit, das ist alles.

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ach, diese ewige romantisierung alles vermeintlich subkulturellen.

ffm ist scheißteuer, ffm hat nur wenige nischen, man muß hier zäh sein und wirklich was wollen und durchsetzen gegen das geld. dann geht das auch.

<zynisch dahergerotzt>wenn mich was nervt, dann das hätscheln jeglichen überzüchteten kulturpflänzchens, das im kuscheligkulturellen berlin vielleicht ne chance hat, sonst aber nirgendwo eine sau interessiert. hier schon gar nicht.</zynisch dahergerotzt>

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@andrea

<ehrlich>
Wenn mich was nervt dann ist es die Grossmannssucht der "Meinmetropole" aka. "Mainhattan" die der hessischen doch eher entspannten Seele eine Hektik entgegensetzt die in ganz deutschland Ihresgleichen sucht und am allerbesten mit London Central vergleichbar ist, allerdings auf viel niedrigerem Niveau.
Und in FFM ist das Leben nunmal nicht angenehm wenn man unter 35 ist. Habe lange genug da gelebt, nach meiner Flucht aus dem Odenwald.
</ehrlich>


@ Don

Beschreiben und Bewerten trifft es besser. Denn deine Wertung ist unverkennbar, und vor allem sehr sehr subjektiv.

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Ich erspare Dir jetzt ein Bild der beiden Männer vor meinem Fenster, die sich eine Fluppe über dem Sixpack Bier teilen. Gestern waren es noch drei, aber der dritte hat fast die ganze Flaschen Korn alleine gesoffen und wurde vom Sanitäter geholt. Sie sind direkt am Rand meiner Anlage; die ist anders, aber schon an der Mauer häufen sich Flaschen und Scherben.

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wo ist sie denn...
diese berühmte Kreativität in Berlin? Bis auf ganz, ganz wenige Nischen (Spoken Word vielleicht) kann ich da nichts grandioses erkennen. Und den so genannten kreativen Unternehmen, die nach Berlin gegangen sind, ist das meistens auch nicht bekommen.
Nach allem, was ich so von Leuten aus der Musikszene höre (ja, auch von Indies), hat beispielsweise Universal und Sony der Umzug fast die gesamte Kreativität gekostet.

Andrea hat schon Recht: Nur wer sich auch auf härterem Pflaster durchsetzt, bringt was zu Stande...

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@ Don
Jau, ich habe auch im wedding gewohnt, weiss ich alles.
Nur: Verwechsel nicht Fassade und soziale Wirklichkeit in Sueddeutschland. Ok, vielleicht kann man in Muenchen nicht so viele Penner auf der Strasse sehen. Oder vor dem Fenster. Aber vergiss nicht das Berlin 4 mal so viele Einwohner hat. Und Vergiss nicht das z.B. in FFM, einem der am meisten "business-like" Staedte in D die groesste offene Crack und Heroin-Szene von Deutschland existiert, ich auf meinem Weg zur Berufsschule immer ueber Crackleichen staksen musste um aus der Strassenbahn zu kommen.
Ausserdem: Schau Dir mal East-London an. Da haste noch ganz andere Gestalten am Start.
Aber das ist ein Effekt der auch zum Grossteil von der Einwohnerzahl getragen wird.
Noch schlimmer als n paar Penner im Fenster oder das ganz normale Berliner Proll-Volk ist die Sueddeutsche Tendenz zur Schoenfaerberei. Bei uns im Odenwald, wo ich meine Jugend verbrigen durfte, war immer alles schoen aufgeraeumt, der Rasen gemaeht, die Hecke in Ordnung. Und als sich das Maedchen von gegenueber die Pulsadern aufgeschnitten hatte oder einige meiner Freunde angefangen haben sich Heroin zu ballern da hat das kaum jemanden interessiert. Nein, Hauptsache die Nachbarn reden nicht schlecht. Schoenen Dank!
Ich denke das viele, die in aehnlichen Gegenden aufgewachsen sind wie ich und daran zerbrochen sind, durchaus eine Zeit in der Stadt haetten gebrauchen koennen. Und grade diejenigen die alternativere Lebensvorstellungen hatten und aufgrund von Sueddeutsch/Biedermeier/Dorfleben und dem ewigen Konflikt in sich mit Ihrer Umwelt einfach das Nachsehen hatten, grade denen haette ich eine Zeit in einer Grossstadt gewuenscht in der es nunmal zu einem gewissen Teil auch egal ist ob man auf der Treppe hockt und saeuft oder eben was anderes macht.

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Ach so, ja, Provinz, da, wo ich auch herkomme, Luxusbiedermeier mit Doppelgarage und Katze auf Parmaschinken. Ja, hat seine Nachteile, kurzfristig betrachtet, ja, bei uns gab es eine richtige Clique mit VoneinemderwenigenHochhäuserspringen als Freizeitgestaltung, bis auf einen, der es coram publicam vom Baugerüst in der Fussgängerzone machte. Wird hier auch nicht als lauschiges Plätzchen beschrieben, sondern als nett eingerichtetes Antechambre zur gleichen Hölle, vor deren Haupteingang die grossen, dunklen Wartesääle der grossen Städte (ausser dem Sonderfall der Munich Area) liegen.

Und wegen FFM: Der Drogenstrich hat in Liquide ein Extra-Kapitel, Folge einer nicht allzu angenehm verlaufenen Reportage über das angeblich so dolle Frankfurter Drogenkonzept.

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@ pascalo

och weiß nicht. ich bin ja unter 35 und find's nicht übel hier. gut, ein stadthaus in edinburgh tät's toppen, aber bis dahin bleib ich erstmal.
und laß mich auch vom potsdamer platz nicht überzeugen. berlin hat so eine tendenz zum klotzig-groben, die mir nicht taugt.

und ich laß mir sowieso von niemand was erzählen, der nicht weiß, wie man "bembel" korrekt buchstabiert ;-)

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@andreaffm
Vom Potsdamer Platz lass ich mich nur zu einem überzeugen: In die Ecke brechen! Eine der Ecken die lieber ein Feld geblieben wären denke ich.

Und Bäääämbelsche wolle noigepetz soi, dos des kloar is!

Nein, im Ernst, ich habe Frankfurt immer eher als Platz zum arbeiten denn als Platz zum Leben empfunden, aber der Äppler am Mainufer gehört zu meinen guten Erinnerungen.

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Wie völlig anders
war es da in meinem Bezugsrahmen, der sich zwischen der mittleren Universitätsstadt, dem Tor zur Welt und der Stadt des Prinzen abspielte: Nach den Semesterferien waren alle wieder da, zehn Jahre lang, denn so lange dauerte das Studium, das nicht Ausbildung war, sondern Lebensform. Wer nicht Medizin, Jura oder Lehramt studiert hatte, ging nach dem Studium zu Bosch ans Band, um die Berechtigung für Leistungen der Bundesanstalt für Arbeit zu erlangen. Dann gab es drei Möglichkeiten: Umschulung zur Krankengymnastin oder zum Buchhändler, einfach von der Stütze leben oder dieses Lebensmodell: 4 Jahre ABM, 2 Jahre arbeitslos, 4 Jahre ABM usw. bis zur Verrentung.

Ich musste mir nichts davon antun, über eine mir auf den Leib geschneiderte PR-Stelle und ein Intermezzo als freier Investigativjournalist führte mich mein Weg in eine Tripelexistenz als Journalist, Dozent und Doktorand. Aus der Lebenslang-Boheme-Gesellschaft herauskataputiert habe ich mich via New Economy, und inzwischen bin ich etabliert, was mir ohne die NE nie gelungen wäre. Die werten Kommilitonen haben unterschiedliche Wege genommen, aber so ein Schicksal wie die gescheiterte Redakteurin, die im Callcenter jobbt oder der Thekenmann in der Szenekneipe sind eher die Regel als die Ausnahme.

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Ost-West-Nord-Süd
@ Pascalo: Sehe ich auch so. Eine morbide Stadt mit hohem Kulturlevel, das ist Berlin. Und definitiv nicht Westen, eher ist so ein alter Kulturrraum Mitteleuropa, zu dem Ostelbien ebenso gehörte wie Tschechien und Niederösterreich wieder am Entstehen. München ist ja schön zum Weißwurschtessen und Biertrinken, aber dort leben? Igitt.

Und Weltstädte sind doch tendenziell, Paris und Moskau mal außen vor, eher Hafenstädte.

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Wirtschaftlich!
Da gebe ich dir 100% recht.
Muenchen hat mir noch nichtmal zum Biertrinken und Weisswurstessen gefallen. Das kommt bei mir noch hinter FFM und Mainufer + Baembelsche

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Gemütliche Orte
Und davor kommt noch die längste Theke der Welt.

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München gefällt vielen nicht, aber die, die dort sind, mögen es - das macht die dortige positive Grundstimmung aus. Die Berliner sind dagegen von "mögen weil dort leben müssen" und "tief drinnen wissen dass es in Wahrheit ein mieses Slum ist" zerissen, und entsprechend stinkig, neidisch und unhöflich.

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Na ja
Gibt es Berliner, die von dort sind? Und fühlen Zugroaste sich in München wohl oder nur die Einheimischen? Stimmt schon, dass bayerische Grantligkeit weniger nervt als preußische Aggressivität. Aber mir passiert es auch in Berlin, dass ich mitten in der U-Bahn von Wildfremden angequatscht werde und mitten in der interessantesten Kommunikation bin. Passiert mir im Süden eher in Baden als in Bayern. Und ich fühle mich im kühlen Dreieck auch ganz wohl.

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Der Unterschied ist: Neumünchner werden akkulturiert, Neuberliner werden dagegen passend gemacht.

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Noch ein Zitat
Kurt Krömer sagte einst im lokalen Hörfunk: "Für mich ist Berlin Mitte ein Mann in weissem Anzug, der nachts um vier über die Strasse läuft und 'Latte Macchiato' ruft".

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Wer hier von Berlin erzählt, kennt Berlin doch gar nicht. Genau wie die "Berliner Autoren", die alle Mitte der 90er Jahre angereist sind. Berlin ist riesig. Jeder kann sich da seine eigene Provinzstadt schneidern und glücklich sein - oder seiner Kritik und Berlin-Depression frönen. Ich habe 15 Jahre in Berlin gelebt, vor und nach dem Mauerfall. In Tempelhof, Neukölln-Rixdorf, aber auch in Grophiusstadt und Steglitz. Wenn man hier liest, hat man den Eindruck, Berlin bestände nur aus der Kastanienallee, Wedding, Mitte, Prenzlauer Berg und Kreuzberg. Berlin ist zwar dreckig und "slummig" aber zum grössten Teil genauso normal und langweilig wie Stuttgart, München oder Köln. Wenn man das "B" am Nummernschild hat, mag man sich besser fühlen, aber das ist das gleiche, künstliche Gefühl, das uns die Werbung beim Kauf bestimmter Brands eintrichtern will.

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Friedrichshain vergessen?
> Kastanienallee, Wedding, Mitte, Prenzlauer Berg und
> Kreuzberg......

Du hast das hippe Friedrichshain vergessen. Vor 3 Jahren hatte ich dort sanierte 123 qm fuer 700,- warm. Ein Freundschaftspreis koennte man meinen, wenn man aktuelle Angebote studiert:-) Das feine am Hain waren die mit Deutschlandfahnen bespickten Hundehaufen.

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Jaja, ich fahr ja gleich los.

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@hella
Hmm, ich habe ja eher den Wedding im Sinn gehabt, aber egal ...

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Ich finde Deine Beschreibungen zutreffend, soweit sie gehen. Aber Du könntest ja mal mit mehr Liebe an die Sache rangehen.
Die Häuser am Potsdammer Platz, nur so als Beispiel, haben die schönsten Fassaden der Welt. Schon klar, dagegen läßt sich einwenden, dass die Natursteine für diese Stadt zu teuer sind. Eigentlich für jede Stadt der Welt, angesichts des Elends überall, usw. Und, ja, Hochhäuser sind sowieso eine Sünde, usw, aber schön sind sie.
Mit München ist Berlin natürlich nicht zu vergleichen. Die beiden Städte spielen in verschieden Ligen. München ist die Landeshauptstadt Bayerns, und genau das.

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also "die schönsten Fassaden der Welt" finde ich recht gewagt.

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uRPS -Ich wollte sowieso gleich knipsen fahren - schon mal das Beisheom-Center bei Regen gesehen? Die Mercedes-Dependance bei Nebel? Dann runter zum Landwehrkanal, vorbei an monmotonen Quarees?

Seit dem 1. M;ai 1945 wurde zwar mehr umbauter Raum hergestellt, schöner hat es Berlin aber nicht gemacht.

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Viertelweis
Wenn ich mir Lichterfelde, Zehlendorf oder das Wannseeufer anschaue, finde ich das feister, gediegener und bourgeoiser als München oder Ingolstadt. Wedding, SO 36 oder Friedrichshain (das ich eigentlich nur mit brennenden Barrikaden und nicht im Normalzustand kenne) sind slummiger als fast alles in Deutschland, aber es gibt auch Ecken in Ludwigshafen, Magdeburg oder Bitterfeld (und auch in Gelsenkirchen), die das noch toppen, von Stralsund mal ganz zu schweigen. Außerdem gibt es keine Berliner: Da heißt es "ick komm aus Kreuzberg, ick komm aus´m Wedding" etc., Leute aus Charlottenburg werden bereits wie Marsianer behandelt. Jeder Stadtbezirk hat seine eigene Szene mit dem Selbstverständnis, eine eigene Stadt zu bewohnen. Vergleichbares kenne ich in diesem Ausmaß eigentlich nur aus Kairo mit den Substädten Gizeh, Gezira, Alt-Kairo, Khan el Chalili, Imbaba, Memphis, Heliopolis und Gebel Mukatam.

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Ich kann Dir mal Ecken von München oder Ingolstadt zeigen, gegen die stinkt bestenfalls noch Schwanenwerder an - nur ist das in Süddeutschland selbst erworben und in aller Regel nie "arisiert".

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Bei Gelegenheit
..gerne, wenn ich mal runterkomm. Dazu fiele mir jetzt spontan auch noch Krailling ein.

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