Mittwoch After Work
Catherine Deneuve, nur hübscher. Semi Giselle Bündchen in Chanel. Claudia Schiffer sowieso, mindestens, wenn nicht besser, nur mit kreischender Stimme. Und überhaupt alles so clean, schlank, makellos. In Wahrheit kam hier keiner gleich nach der Arbeit her. Alle sind sie nochmal heim, schnell glattrasiert, Parfum, frische Bluse, weisses Hemd, Kragen offen, und ab zur Börse, hinten rein ins Lenbach, klar ist man angemeldet in dem dicken Buch, und dann ab ins Gedränge, Ellenbogen Richtung Bar.
Afterwork im Lenbach, immer Mittwochs, war der einzige nichtgeschäftliche Termin, wo mir jemand seine digitale Visitenkarte per Infrarot mit dem Handy schicken wollte. Sogar 2003 war es im Sommer noch so voll, dass die Party auch draussen, hinter einer Absperrung stattdfinden musste. Pflichttermin für die jungen Bankangestellten der bayerischen Börse, und für die Anwälte, die Werber, die PR-Leute und irgendwie alles, das sich die Drinks leisten konnte und eine halbwegs gute Story auf Lager hatte. Die neue, gute Story war wichtig, um was zu erzählen zu haben; wer keine Story hatte, bekam keine ordentlichen Gesprächspartner, wurde weggereicht, musste rumstehen wie nicht abgeholt. Hier lernte man schnell den 30 Sekunden Pitch der Zwischenmenschlichkeit, und wer nicht lernte, konnte zu Hause bleiben. Ziemlich viele OpenBCler machten hier ihre real life matches. Pflichttermin, wenn man in dem Geschäft bleiben wollte, um das es beim Afterwork eigentlich nicht gehen soll.
Das Problem ist das Fortschreiben der letzten guten Geschichte. Wer zu Beginn gleich zu hoch einsteigt, muss nach einem Jahr eigentlich Marktführer, Head of Irgendwas, oder vielleicht auch Partner sein. Grow or Go galt auch hier, wenn man längerfristig an jemandem interessiert war. Insofern ist es sehr angenehm, dort etwas gelogen als Berufssohn und/oder Schriftsteller aufzutreten, das allein ist ein Erfolg und bedarf keiner weiteren Entwicklung. Man kann etwas lässigere Geschichten erzählen, und die wirklich relevanten Geschichten fielen am Anfang sowieso noch unter die NDAs. Danach, nach dem Ausstieg aus dem Kern der Szene, war es egal, und die Broadway-Adresse auf meiner Visitenkarte zog immer noch. Ist ja nicht so, dass die anderen wirklich mal raus kamen in die neuen Dependancen, die ihre Firmen in Schanghai, SF oder zumindest London hochzogen. Meistens schafften sie es im Sommer noch nicht mal in die Alpen oder an den See. Too much to do.
Dafür war es eben Munich Area, einzigartig, Marsilia Antipolis konnte dagegen nicht anstinken.After Work ist eben so ein Asset, das es nur hier gibt, das hat niemand daheim, da, wo er herkommt, Pfaffenhofen, Rosenheim, Penzberg, Sulzbach, Bayreuth, oder auch mal Bielefeld oder Fulda.
Denken sie wohl immer noch. Aber die Provinz holt auf. Kopiert schamlos die hohe Business Kultur, zieht sie in die Gosse. Eine feine Website gibt es hier ebenso wenig wie ein Interieur eines Stararchitekten, es gibt aber auch diese Täschchen mit den kurzen Henkeln, Schweissbremse genannt, und die Anzüge; nur manchmal mit Schnauzbart drüber, und die Geschichten sind auch gut, wirklich, denn hier gibt es keine kranke, überflüssige Kleinst-Börse, sondern nur kerngesunden Mittelstand. Der will sein Geld ausgeben, und das wird im örtlichen Jugendfunk und an den Busstationen eifrig beworben.
Eine weitere Success Story aus der Provinz. Keine Sorge wegen der Kleidung und den Look; auch hier gibt es das übliche, halbverhungerte Business-Publikum, die Kanzleimädchen, den Nachwuchs und die Werber mit der roten Brille, wie Anfangs der 80er. Und die passenden Läden, auch für den grossstädtischen Geschmack. In denen inzwischen die Mütter der in München aus der Bahn geworfenen JungmanagerInnen Care-Pakete zusammenkaufen. Schliesslich ist bald Nikolaus.
Afterwork im Lenbach, immer Mittwochs, war der einzige nichtgeschäftliche Termin, wo mir jemand seine digitale Visitenkarte per Infrarot mit dem Handy schicken wollte. Sogar 2003 war es im Sommer noch so voll, dass die Party auch draussen, hinter einer Absperrung stattdfinden musste. Pflichttermin für die jungen Bankangestellten der bayerischen Börse, und für die Anwälte, die Werber, die PR-Leute und irgendwie alles, das sich die Drinks leisten konnte und eine halbwegs gute Story auf Lager hatte. Die neue, gute Story war wichtig, um was zu erzählen zu haben; wer keine Story hatte, bekam keine ordentlichen Gesprächspartner, wurde weggereicht, musste rumstehen wie nicht abgeholt. Hier lernte man schnell den 30 Sekunden Pitch der Zwischenmenschlichkeit, und wer nicht lernte, konnte zu Hause bleiben. Ziemlich viele OpenBCler machten hier ihre real life matches. Pflichttermin, wenn man in dem Geschäft bleiben wollte, um das es beim Afterwork eigentlich nicht gehen soll.
Das Problem ist das Fortschreiben der letzten guten Geschichte. Wer zu Beginn gleich zu hoch einsteigt, muss nach einem Jahr eigentlich Marktführer, Head of Irgendwas, oder vielleicht auch Partner sein. Grow or Go galt auch hier, wenn man längerfristig an jemandem interessiert war. Insofern ist es sehr angenehm, dort etwas gelogen als Berufssohn und/oder Schriftsteller aufzutreten, das allein ist ein Erfolg und bedarf keiner weiteren Entwicklung. Man kann etwas lässigere Geschichten erzählen, und die wirklich relevanten Geschichten fielen am Anfang sowieso noch unter die NDAs. Danach, nach dem Ausstieg aus dem Kern der Szene, war es egal, und die Broadway-Adresse auf meiner Visitenkarte zog immer noch. Ist ja nicht so, dass die anderen wirklich mal raus kamen in die neuen Dependancen, die ihre Firmen in Schanghai, SF oder zumindest London hochzogen. Meistens schafften sie es im Sommer noch nicht mal in die Alpen oder an den See. Too much to do.
Dafür war es eben Munich Area, einzigartig, Marsilia Antipolis konnte dagegen nicht anstinken.After Work ist eben so ein Asset, das es nur hier gibt, das hat niemand daheim, da, wo er herkommt, Pfaffenhofen, Rosenheim, Penzberg, Sulzbach, Bayreuth, oder auch mal Bielefeld oder Fulda.
Denken sie wohl immer noch. Aber die Provinz holt auf. Kopiert schamlos die hohe Business Kultur, zieht sie in die Gosse. Eine feine Website gibt es hier ebenso wenig wie ein Interieur eines Stararchitekten, es gibt aber auch diese Täschchen mit den kurzen Henkeln, Schweissbremse genannt, und die Anzüge; nur manchmal mit Schnauzbart drüber, und die Geschichten sind auch gut, wirklich, denn hier gibt es keine kranke, überflüssige Kleinst-Börse, sondern nur kerngesunden Mittelstand. Der will sein Geld ausgeben, und das wird im örtlichen Jugendfunk und an den Busstationen eifrig beworben.
Eine weitere Success Story aus der Provinz. Keine Sorge wegen der Kleidung und den Look; auch hier gibt es das übliche, halbverhungerte Business-Publikum, die Kanzleimädchen, den Nachwuchs und die Werber mit der roten Brille, wie Anfangs der 80er. Und die passenden Läden, auch für den grossstädtischen Geschmack. In denen inzwischen die Mütter der in München aus der Bahn geworfenen JungmanagerInnen Care-Pakete zusammenkaufen. Schliesslich ist bald Nikolaus.
donalphons, 19:23h
Mittwoch, 17. November 2004, 19:23, von donalphons |
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pathologe,
Mittwoch, 17. November 2004, 20:02
After work
Ich kenn das aus London. Nach der Arbeit wird noch mal schnell ein Bierchen gezischt, dann ab nach Hause.
Direkt nach der Arbeit. Kein "Ich bin wichtig" Getue, einfach nur Smalltalk. Man kann von den Engländern halten, was man will, das haben sie allerdings im Griff. Auf einem weit besseren Niveau als hier in D.
Direkt nach der Arbeit. Kein "Ich bin wichtig" Getue, einfach nur Smalltalk. Man kann von den Engländern halten, was man will, das haben sie allerdings im Griff. Auf einem weit besseren Niveau als hier in D.
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donalphons,
Mittwoch, 17. November 2004, 20:17
Na, dann sei froh, dass Du die Münchner Version nicht kennst.
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che2001,
Donnerstag, 18. November 2004, 10:14
Ausgegebenem Anlass
Guckstu hier: https://www.openbc.com/cgi-bin/forum.fpl?op=showarticles&id=163577&articleid=163595#163595
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pascalo,
Donnerstag, 18. November 2004, 17:18
@ pathologe
Das nennt sich aber nicht "Party" sondern "Pint".
Die einzige "After-Work-Party" auf die ich gehen werde ist wenn Freitags oder Samstags so lange Ueberstunden geschrubbt hab das ich nachts um 3 in den Klub rausche um mich besinnungslos zu saufen.
Die einzige "After-Work-Party" auf die ich gehen werde ist wenn Freitags oder Samstags so lange Ueberstunden geschrubbt hab das ich nachts um 3 in den Klub rausche um mich besinnungslos zu saufen.
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donalphons,
Donnerstag, 18. November 2004, 17:27
In diesem Fall ist "After Work" dann nicht "before Work", sondern "Before Koma". So soll es sein.
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hockeystick,
Donnerstag, 18. November 2004, 12:01
die feine Webseite von "jour-fix.de"
ist nett, und die Flash-Animation von "jour fix" ist eindrucksvoll. Umso ulkiger ist dadurch der Rechtschreibfehler - gemeint ist wohl ein "jour fixe". Hat mit fixen übrigens nichts zu tun - oder doch?
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donalphons,
Donnerstag, 18. November 2004, 17:24
In den damaligen Mails von aufgeklärteren Zeitgenossen stand immer "Jour Ficks".
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oswald,
Donnerstag, 18. November 2004, 14:43
CD
Ich stelle mir gerade vor, wie Catherine Deneuve mit münchener Dialekt eine Party veredelt. Das versteht man in Bayern unter höchster Eleganz. Und äh, trägt sie Dirndl?
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donalphons,
Donnerstag, 18. November 2004, 17:25
München ist in dieser Ecke alles andere Bayern. Bayern ist nur die Kulisse für die Internationale der Versager und Hingerleider.
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