Bergblick.

Im Norden - also dort, wo in Bayern in der Regel kein richtiger Berg ist - ist in Frankfurt ein Berg. Im vierten Stock der FAZ erkennt man ihn schemenhaft über dem, was man in Frankfurt als "Architektur" bezeichnet.



Diese leichte Verfärbung, leicht aufsteigend und dann wieder fallend, ist etwas mehr als 20 Kilometer von hier. Man muss es wissen, um sie zu erkennen. Die Alpen sind von den Jurahöhen mehr als 120 Kilometer entfernt. An Tagen wir heute sieht man sie dort weitaus besser.

Würde ich in Frankfurt arbeiten, ich würde nur aus dem Fenster starren und mir seltsame Gedanken machen. Ich erkenne an, dass viele bei uns nicht überleben würden, aber ich weiss auch: Ich würde hier nie ankommen, wo die Hügel in der falschen Richtung und die Berge eine halbe Tagesreise entfernt sind.



Tut sich hier etwas?

Nein, nicht wirklich.

Es geht weiter. Wartungsarbeiten, Planungen, Apfelstrudel für manche Mitarbeiter, ein paar gute Entwicklungen. Aber trotzdem möchte ich in 10 Jahren mein eigener Herr in Meran sein. Eine ganze Tagesreise entferrnt.

Dienstag, 22. Februar 2011, 15:02, von donalphons | |comment

 
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Don,

die Frankfodder arbeiten daran. Aus den geheimen Projektplänen der Stadtentwicklung für 2045... Abriss der leeren Bürotürme und Aufschüttung des Abraums auf dem nahe gelegenen Feldberg... Umbenennung desselben in Ackermann-Joch



:-)

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Brat mir einer'n Storch, aber auf den beiden Fotos erkenn' ich schemenhaft und auch sonst nicht das, was im Text erwähnt wird (was auch immer es sein mag). Oder aber, das ganze ist eine allegorische Zukunftsvision, und "sterngucker" hat sie wunderbar aufgedeckt? Prima.

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Vor ein paar Jahren kam ich amoris causa (Seufz, die Zeit rast unerbittlich...) mehr oder weniger regelmäßig an Frankfurt vorbei. Habs nie gemocht. Steht man am Museumsufer und guckt rüber, wünscht man sich eine große Gebäudesense oder einfach ein paar Wagenladungen TNT.
Dabei war Franckfurth mal so ein schönes Städtchen.

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Nicht neben die Stadt hinstellen! Auf die Stadt!

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Von der schönen Stadt war nach Kriegsende halt nicht mehr viel übrig. München hätte das als Stadt der Bewegung natürlich viel eher verdient gehabt. Aber falls es Sie tröstet, zaunkönig, am Römer bauen sie jetzt noch mehr Fachwerk wieder auf.

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Ich weiß, aber im Schatten fünzigstöckiger Finanzphalli tut einem das kleine Fachwerkhaus nur noch Leid.

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München war so schlimm zerstört, dass man darüber nachdachte, es aufzugeben und am Ufer des Starnberger Sees neu zu errichten. Nur hat man in München nach dem Krieg wieder aufgebaut, und weniger weggerissen.

Ansonsten war FFM in der NS-Zeit kaum weniger braun eingenommen - als ideale deutsche Reichsstadt des Mittelalters.

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Die Stadtentwicklung steht und fällt natürlich mit der Weitsicht oder Gier der örtlichen Kommunalpolitschranzen.

Hier bei uns stand bis vor einem Jahr mitten in der Stadt, nah am Dom, ein schöner Altbau. Der gehörte einem alten Ehepaar, welches im Erdgeschoß ein Kurzwarengeschäft (wo findet man sowas noch) führte. Das Ladenlokal war komplett holzvertäfelt, auf der Fassade diesen hübschen Jugendstil Jalousienkästen, die man heute nurmehr selten sieht -- alles richtig schön Denkmalwürdig. Das Ehepaar starb, kinderlos, ohne Erben, das Haus hatten Sie der Stadt vermacht. Die Stadt hats für einen saftigen siebenstelligen Betrag, so erzählt man sich, an einen Bauunternehmer (oder wars ein Immobilienmakler?) verkauft. Und urplötzlich und schwuppdiwupp war wie von Geisterhand die Baugenehmigung für den Neubau da. Das Haus wurde bis auf einen kläglichen Rest Steinfassade des Erdgeschosses komplett abgerissen. Ich hab im Schuttcontainer noch die zerbrochenen alten Bodenfliesen gesehen... Der gesichtslose Neubau hat selbstverständlich ein Geschoß mehr, Innenstadtlage, Premiummiete, Sie verstehen. Statt des Kurzwarenhandels befindet sich unten jetzt ein ein Halogenbeleuchtetes Teegeschäft mit dem Charme einer Sylter Zahnarztpraxis für Urlauber. Es ist wirklich zum Heulen.

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Die ersten Bombenangriffe auf Frankfurt gab es bereits 1940, in München, dem "Luftschutzkeller des Reiches" ging es erst im Sommer 1942 los. Deshalb gab es ja auch solche Abzählreime wie "Bomben auf Berlin, Rosen auf Wien, München wollen wir schonen, da wollen wir später wohnen".

In Frankfurt war bei Kriegsende die Hälfte der Einwohner obdachlos, mehr als die Hälfte der Wohnungen zerstört. Von den über 1000 Fachwerkhäusern in der Altstadt stand nur noch ein einziges. Dass dort nicht nach alten Plänen wieder aufgebaut wurde, lag daran, dass sich die Modernisierer durchsetzten - schon Ernst Nay plante in den 1920ern, die Altstadt abzureißen, die Nazis wollten sie ebenfalls niedermachen, galt sie doch als Hochburg der Kommunisten.

Den Unsinn mit der autogerechten Stadt hat es anderswo auch im großen Stile gegeben (in Mainz haben sie deshalb ein barockes Bischofspalais abgerissen, dass den Krieg überstanden hatte - da steht jetzt ein Parkhaus). Über das Gebiet zwischen Dom und Römer wurde in Frankfurt noch lange gezankt. Und dass in Frankfurt mehr Hochhäuser stehen als in München dürfte auch an den politischen Weichenstellungen in der Nachkriegszeit liegen - statt Bundeshauptstadt wurde Frankfurt eben Sitz der Deutschen Bundesbank und folglich Finanzplatz. Und Banken lieben es protzig.

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Don,

ich habe 1974 mein Studienpraktikum in München gemacht und am Starnberger Bahnhof gewohnt. Wenn ich morgens in die Dachauer Straße einbog, fuhr ich erstmal Kilometer an Ruinen histor. ehem. Verwaltungsgebäude vorbei, noch mit den Einschusslöchern aus dem WWII.

München bzw. Bayer hatte das verdammte Glück, zu der Zeit, als sich in Frankfurt schon die Abrissbagger durch's Westend arbeiteten, eines der "armen Bundesländer" gewesen zu sein... Penzlberg des Südens... dort bauen?... war damals nur was für Zocker :-)

Ich seh schon, das gute Leben hat Euch Boazen offenbar vergessen lassen, dass ausgerechnet Bayern die ersten 2 Jahrzehnte der BRD die Solidarität bspw. von Nordrhein-Westfalens in Anspruch genommen hat. Nur mal so am Rande... schliesslich ist die Basis für München's (Bayerns) Strukturwandel von der Bergbauernstadt zum Industriestandort... Stichwort BMW... durch eine (braunsoßige) Familie Quandt (aus meinem dummen Städtchen) überhaupt erst möglich geworden.

Ich empfehle mal das Buch "Politik gegen Autofahrer" von Theo Romahn zulesen, über völlig falsche Annahmen in den 60er und noch 70er Jahren über die prognostizierte Entwicklung der Einwohnerzahlen in Deutschen Großstädten. Damals gingen die Stadtplaner noch von einem ZUwachs auf 1,2 Mio. Bewohnern in Ffm bis 2000 aus.

Von daher hatten Städte wie München und auch andere, Gelegenheit aus den Fehlern u.a. von Frankfurt zu lernen. Mir hat's genützt. So als schlechter Sohn aus gutem Hause und aus dem prosperierenden Mainhatten, konnte ich Anfang der 70er als arrogantes Porschloch in München richtig auf die K.... hauen, während gleichaltrige Münchener Studienfreunde Abends auf der Leopoldstr. im Dachkämmerlein für japanische Touris schnellfabrizierte Kunst vertickerten.

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In Frankfurt hat man Hochhäuser hingestellt. Nicht schön, aber wenigestens was großes und beeindruckendes.

Allemal besser als in Hamburg, wo Fleete zugeschüttet wurden, Straßenschneisen planiert und ganze Stadtviertel, wie etwas am Alten Steinweg, platt gemacht worden sind, nur weil die Stadtplaner es konnten.

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@ sterngucker:

Laut dieser Aufstellung des Bundesfinanzministeriums (1950-1994) zahlt Bayern sogar erst seit 1989 was ein, hat also sehr viel länger als nur zwei Jahrzehnte lang kassiert.

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Ups, dann hat der Don sich also während seiner Studienzeit und womöglich sogar auf Kosten steuerzahlender, hessischer SdG einen schönen Lenz gemacht..?

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...wenn ich von diesem Berg im Nord(west)en Frankfurts auf Frankfurt runtergucke, sehe ich die FAZ nicht, noch nicht einmal "on a clear day"... (vgl.: "On a clear day you can see General Motors" )
Das macht aber rein gar nichts, denn das einzige, was ich von der FAZ sehen will, steckt jeden Morgen um 5:00 Uhr in meinem Birefkasten auf dem Berg... et ca suffit.

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...die Stadt Frankfurt hingegen sehe ich schon, und die skyline macht sich schön... aber auch auf diese schauen wir vom Berg aus immer noch runter und nicht rauf...

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In Frankfurt konnte ich bis jetzt über 40 Jahre meines Lebens ganz gut verbringen, habe sogar Heimatgefühle entwickelt, spreche den Dialekt und kann alle Partien des führenden Fußballvereins auswendig nacherzählen.

Ob mir das in einem Donaukaff mit Autofabrik und Raffinerie gelungen wäre? Wohl kaum. Die A9 ist dreispurig und früher gab es da Mal eine Raffinerie beim Vorbeifahren zu sehen. Die Hopfengärten der Holledau sind interessanter, da kann man sich noch was drunter vorstellen, was das mal werden könnte.

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